ßandbucfi
der
ForHi^inentdidt
Drifte BuKage
2
MAX HUEBER
THIS BOOK BELONGED TO W I L F R I D E. HILEY
Digitized by the Internet Archive
in 2009 with funding from
NCSU Libraries
Iittp://www.arcliive.org/details/liandbucliderforst02lore
ßandbudi der Forstwissenschaft
begründet uon Professor Dr. Culsco Lorey
Dritte, perbesserte und erweiterte Auflage
in Verbindung mit
Profellor Dr. 3. u o n B a u e r in Wien (Ausgabe B) - Profetior R. B e d* in Ctiarandt - Proieilor Dr. W. Borgmann in Cliarandt - Profelior Dr. Büsgen in Bann.-ITlünden - 6erichfsrat Profelfor Dr. e. D i ck e I in Berlin (Ausgabe A) - forltamtmann Dr. V. D i e t e r i di in Stuttgart - Pro- feiior Dr. K. £ (k tt e i n in Eberswalde — Profeitor Dr. Hl. G n d r e s in mündien - Seti. Bofrat Profeüor Dr. E. fromme in Giemen - Forltdirel^tor a. D. Dr. B. p o n F ü r !t in Aichaffenburg
- Bofrat Proieilor Dr. A. Ritter won Suttenberg in Wien - Profelfor Dr. B. B a u s r a t ti in Karlsrutie - Profeüor Dr. Hl. Bei big in Karlsruhe - Forftmeifter Dr. 5. 3 a n 1^ a in ITlariabrunn
- ©eh. Bofrat Profelfor Dr. li. K I e i n in Karlsruhe - Profeffor Dr. U. IIl ü 1 1 e r in Karlsruhe - Rittergutsbeiitjer B. u o n S ü 1 i [ di in Poitel - Dozent Dr. 3. S di m i d t in Wien - Geh. Re= gierungsrat Profelfor Dr. A. S di w a p p a di in Gberswalde - ITlinilterialrat Profelfor F. W a n g in Wien - Regierungsdirektor Dr. (i. Wappes in Speyer - Profeffor Dr. B. W e b e r in Sieben
herausgegeben uon
Dr. Christof V?agner,
0. Professor der Forstwissenschaft an der Universität Tübingen.
3n Pier Bänden.
Zweiter Band Produktionslehre.
mit 49 .Abbildungen im Cext und zwei farbigen Cafein.
Cübingen
Verlag der 5. [laupp'fchen Budihandlung
1912.
Produküonslehre.
Hn Verbindung mit
R. Beck, B. Fürlt, F. Wang, 6. 3anka, \), Dieterich, 3. Schmidt
tierausgegeben
von
Christof Wagner.
IHil 49 Abbildungen im Cext und zwei Farbigen Cafeln.
-=*Si«=-
CObingen
Verlag der B. liaupp'Idien Budihandlung 1912.
Copyright 1912 by H. Laupp'sche Buchhandlung, Tübingen.
Druck von H. Laupp jr in Tübingen.
Inhaltsübersicht des zweiten Bandes
(Abschnitt VI— IX).
VI. Waldbau.
Von Tuisko Lorey.
Für die dritte Auflage bearbeitet von R. B e c 1<.
Seite
Literatur 1
Einleitung: Begriff, Zwecke und Ziele, Hilfsfächer, Einteilung ... 2
ErsterAbschnitt:DasBestandesmaterial . . . 4
Holzarten .............. 4
Waldbauliche Eigenschaften der Holzarten ........ 4
I. Standortsansprüche. . . . . . . . . 4
A. Lage und Klima. Allgemeines Klima; örtliches Klima 5. Meereshöhe 7. Neigungsrichtung 7. Neigungswinkel 8. Oberflächengestal- tung 8.
B. Boden, insbes. physikalische Eigenschaften desselben 8. Feuchtig- keit 10. Gründigkeit 10. Bindigkeit 10.
II. Entwickelungs- und Wuohsverhältnisse des ein-
zelnenBaumes . . . . 11
Keimung 11. Wurzelsystem 11. Höhenentwicklung 12. Verhalten gegen Beschädigungen 13. Fruktifikation 13.
III. VerhaltenderHolzartenim Bestand . . . . 15
A. Einfluß der Holzarten auf den Boden 13
B. Verhalten der Holzarten unter einander. Gemischte Bestände 19
Allgemeines 19. Allgemeine Regeln für die Anlage gemischter Bestände 22. Spezielle Regeln 24. (Schattenhölzer untereinander 24. Schatten- und Lichthölzer 25. Lichthölzer untereinander 26.)
C. Holzartenwechsel .......... 27
Einführung ausländischer Holzarten 28.
IV. Wirtschaftliche Bedeutung der Holzarten . . 32
Massen- und Werterzeugung 32. Arbeitsgelegenheit 35. Ver- halten gegen den Standort 35. Wirtschaftseinrichtung 35. Nebennutzungen 35. Widerstandsfähigkeit gegen Gefahren 36. besondere örtliche Anforderungen 36.
ZweiterAbschnitt:DieBetriebsarten 36
Vorbemerkungen ............. 36
Erstes Kapitel: Uebersicht und allgemeine Würdigung
derGrundformen . . . . . . . . . 38
I. UebersichtanGrundformen . . . . . . 38
A. Hochwaldformen .......... 38
Vorverjüngungsbetriebe: Plenterbetrieb 38. Plenterschlag- betrieb 39. Schirmschlagbetrieb 40. Saumschlagbetrieb 40. — Nachverjüngungsbetriebe: Kahlschlagbetrieb 41. Kahlschlag mit Randbesamung 41.
B. .\usschlagholzbetriebe ......... 42
C. Mittelwaldbetrieb 42
II. WürdigungderGrundformcn . . . . . 43
Vorbemerkungen .......... 43
A. Hochwald ........... 44
Plenterbetrieb 45. Plenterschlagbetrieb 46. Schirmschlagbetrieb 47. Saumschlagbetrieb 47. Kahlschlagbetrieb 48. Kahlschlag mit Randbesaraung 49.
VI
Inhaltsübersicht des zweiten Bandes.
egründung
B. Ausschlagwald (Niederwald, Kopfholzbetrieb, Schneitelholzbetrieb).
C. Mittelwald
Zweites Kapitel: Modifikationen der Grundformen,
Zwischen- und Uebergangsformen. Besondere Fälle
A. Hochwald (Femelartiger Hochwaldbetrieb, Ueberhaltbetrieb, zwei- hiebiger Hochwaldbetrieb, Unterbau- und Lichtwuchsbetrieb)
B. Nieder- und Mittelwald ........
C. Haupt- und Nebennulzungsbetriebe (Waldfeldbau, Hackwald- wirtschaft) .......
Drittes Kapitel: B e t r i e b s u lu w a n d 1 u n g e n I. Allgemeines ........
II. Umwandlungen innerhalb des Hochwaldbetriebes III. Hochwald in Nieder- oder Mittelwald IV. Nieder- oder Mittelwald in Hochwald
Dritter Abschnitt: Die Bestandesbegründung
Erstes Kapitel: .\llgemeine Gesichtspunkte 1. Arten der Begründung und ihre wirtschaftliche Bedeutung
A. Arten .
B. Wahl der Art der Bestandesbegründung
C. Historisches ......
II. Reihenfolge der Kulturen ....
Zweites Kapitel: Natürliche Bestandesb
A. durch Samen .....
I. Kahlschlag mit Randbesamung II. Mutterbäume auf der Verjüngungsfläche
Allgeraeines 68. Verjüngung im Schirraschlagbetrieb 71 (Vorbereitungsstadium 71. Samenschlag 73. Auslichtungs Stadium 74). Femelschlagbetrieb 75. Saumschlagbetrieb 77 Femelbetrieb 78.
B. Durch Ausschlag
I. Niederwald
(Eichenniederwald 80. Kastanienniederwald, Robinien- niederwald 81. Erlenniederwald, Weidenniederwald 82) II. Kopfholzbelrieb .........
III. Schneitelholzbetrieb ........
Drittes Kapitel: Künstliche Bestandsbegründung Vorbemerkungen, Arten der Begründung und Wahl zwischen Saat und Pflanzung Erster Teil: Herstellung eines kulturfähigen Wald- bodens. Urbarmachung
I. Behandlung von Sümpfen ........
II. Flugsand (Binnensand 90, Dünensand 91) .... .
III. Baseneisenstein und Orlstein ........
IV. Heideböden
V. Unfruchtbarer Humus .
VI. Moore .
ZweiterTeihSaat
I. Allgemeines (A. Verschiedene Arten der Saat; B. Wirtschaftliche Bedeutung der Saatarten) ........
II. Das Saatmaterial ..........
Beschaffung des Samens (Selbstgewinnung, Naturalabgabe) Ernte und .Aufbewahrung .......
Prüfung der Samengüte (Echtheit, Reinheit, Größe und Be- schaffenheit, Keimzahl und Keimungsenergie, Keimprobe) Keimbett ...........
Vorbemerkungen ..........
Herstellung eines guten Keimbettes (Entfernung eines hinderlichen
Bodenüberzuges, Bodenlockcrung 110. Vollsaat 110. Stellenweise
Saat 111. Herbeischaffen von Kulturerde)
IV. Die Aussaat ....
A. Saalzeit ....
B. Erforderliche Samenmenge
C. Beförderung der Keimung
D. Die einzelnen Saatmethoden
E. Unterbringen und Bedecken des Samens
F. Pflege der Saatkulturen ....
A. B. C.
III. Das
Seite 50 51
52 55
56 57 57 58 59 59
61
61 61 61 62 65 66 66 67 67 68
79
79
83 84 84 84
88 88 90 92 94 97 98 100
100 101 101 105
105 109 109
109 112 112 113 114 115 116 117
Inhaltsübersicht des zweiten Bandes.
VII
Dritter Teil: Pflanzung
I.
II.
B.
Das
A.
B.
III. IV.
.\llgemeinc3 .....
Ä. Arten der Pflanzung
Wirtschaftliehe Bedeutung Pflanzeninaterial Erforderliche Eigenschaften Arten der Pflanzenbeschaffung C. Forstgartenbelrieb, insbes.:
1. Arten der Forstgärten 121. 2. Wahl des Platzes 122 3. Bodenbearbeitung und Verbesserung 123. 4. Einteilung und innere Einrichtung 126. 5. Aussaat im Forstgarten 126. 6. Pflanzbeete im Forstgarten. Vorschulen 127. 7. Schutz und Pflege der Saat- und Pflanzbeete 129. Pflanzenbeschaffung bei den einzelnen Holzarten Ausheben, Beschneiden, Transport, .aufbewahren d. Pflanzen Herrichtung der Kullurfläche . Vollzug der Pflanzung ....
A. Pflanzzeit ......
Herstellung geregelter Pflanzverbände Pflanzenmenge und Pflanzweite Pflanzverfahren ....
Ballenpflanzen, ballenlose Pflanzen (gew Zungen, Spalt- oder Klemmptlanzungen, Obenaufpflanzungen Stecklinge, Setzstangen. Schutz und Pflege der Pflanzkulturen ......
Viertes Kapitel: Betriebsarten und Bestandesbegrün- dungbeideneinzelnenHolzarten I. Laubhölzer
Buche 140. Eiche 143. Hornbaum 145. Esche, Ahorn, Ulme 146. Erle, Linde, Birke 147. Robinie, Edelkastanie, Pappel, Weiden 148. Prunus-, Pirus-, Sorbus-.\rten, Unterhölzer 149. Nadelhölzer
Tanne 149. Fichte 152. Kiefer 154. Schwarzkiefer, Weymouthskiefer, Berg-, Pech- und Bankskiefer 156. Lärche 157. GemischteBestände. .
DieBestandeserziehung
D. E.
B.
c.
D.
öhnliche Hackpflan-
V.
II.
III.
Räumung von Ueber-
Vierter Abschnitt:
Vorbemerkungen ......
Erstes Kapitel: Auszugshauungen
hältern
Zweites Kapitel: Reinig ungs hiebe (.\usläuterungen)
I. .\ushieb von Vorwüchsen .........
II. Ausjätungen (Ausläuterungen) ........
Drittes Kapitel: Durch forstungen
I. Begriff
Zweck .............
Grundsätze bei der .\usführung ........
A. Beginn 169. B. Stärke des Eingriffes und Wiederholung 170. C. Besondere .\rten 176. (Hecks freie Durcliforstung, dänische Durch- forstung, Hochdurchforstung, Kulissendurchforstung, Borgmanns Lichtwuchsdurchforstung, Borggreves Plenterdurchforstung.) Durchführung im Walde ........
Veranschlagung, Holzauszeichnung, Hiebsführung
Viertes Kapitel: Unterbau und Licht wuchsbetrieb Vorbemerkungen ...........
I. Unterbau insbesondere ........
A. .\llgemeine Gesichtspunkte ......
B. Bedingende Momente (die zu unterbauende Holzart, die einzubrin gende Holzart, die spezielle .\ufgabe des Unterstandes, der Boden die Zeit des Unterbaues, .\usführung)
C. Besondere Fälle des Unterbaues . II. Lichtungsbetrieb insbesondere
A. .\llgemeine Gesichtspunkte .
B. Bedingende Momente (der Bestand, der besondere Wirtschaftszweck, Beginn, Maß der Lichtung, wiederholte Lichtung, Unterbau)
II. III.
IV.
Seito 118 118 118 118 119 119 120 121
131 132 133 134 134 134 135 136
139
140 140
149 157
158
158
159 160 160 162 164 164 165 169
180
181 181 181 181
183 185 185 185
186'
VIII Inhallsübersicht des zweiten Bandes.
C. Spezielle Fälle des Lichtungsbetriebes 188 (der zweialterige Hoch- wald Burckhardts, der modifizierte Buchenhochwaldbetrieb von V. Seebach, die Homburgsche Nutzholzwirtschaft, Wageners Licht- wuchsbetrieb, Mayrs Kleinbestandswald mit Erziehungsverjüngung,
Vogls Lichtwuchsbetrieb) igg
D. Würdigung der Lichtungsbetriebe . . . . . . igi
Fünftes Kapitel: Die Antastungen. . . . . . . 193
L Zweck (Erziehung guter Nutzstämme, Förderung des Unterwuchses.Mate-
rialanfall) ............. 193
IL Erfolg 195
A. Art der Ausführung (Ort der Abtrennung der Aeste, Instrumente, Ausführung, Behandlung der Wundfläche) 195
B. Zeit der Aufastung 196
C. Ausdehnung der Astung 196
D. Kosten ............ i96
Sechstes KapiteLDieBodenpflege . . . . . . 197
Erhaltung des Bodens, Erhaltung der Bodenlockerheit, Erhaltung der Boden- frische (1. Bewässerung, 2. Entwässerung), Erhaltung bezw. Verbesserung des Humusvorrates und des Nährstoffgehaltes {Forstdüngung) 197.
TU. Forstschutz.
Von Hermann Fürst.
Mit 2 farbigen Tafeln.
Einleitung: Begi-iff, Begrenzung, Einteilung 202
Erster Abschnitt: Gefährdung durch menschliche
Handlungen 203
1. Sicherung der Waldgrenzen, Vermarkung ........ 204
2. Schutz der Waldprodukte, Forstfrevel und deren Verhütung .... 206
3. Waldbrände, Entstehung, Art des Auftretens, Vorbeugungsmaßregeln 209. Löschung 210 ............. 208
4. Schutz gegen Rauchschäden .......... 211
Zweiter Abschnitt: Gefährdung durch die organi- sch eNatur 212
1. Gefährdung durch Tiere. Bezeichnung dieser ..... 212
A.SchädlicheSäugetiere 213
a) Haustiere; Weidetiere 213. Schweine 216 ...... 213
b) Jagdbares Wild. Rotwild 216. Dam- und Rehwild 219. Schwarzwild
219. Hasen und Kaninchen 219 ....... 216
c) Die kleinen Nagetiere: Mäuse 220. Eichhörnchen und Schläfer 221 . 220
B. Schädlich eVögel 222
C. Schädliche Insekten. Die Forstinsekten im allgemeinen. Lebens- weise 224. Verbreitung und Vermehrung 225. Die nützlichen Forstinsekten
226. Mittel der Abwehr 227. Größe des Schadens 228. Einteilung 228 . 223 a) Nadelholz-Insekten. Käfer. Die Borkenkäfer im allge- meinen. Vorbeugung und Vertilgung 231. Einteilung 232. Fiohten- borkenkäfer 232. Kiefernborkenkäfer 234. Sechszähnige Fichten- borkenkäfer 234. Tannenborkenkäfer 234. Zweizähnige Kiefernborken- käfer 235. Nutzholzborkenkäfer 235. Kiefernmarkkäfer 236. Sonstige Bastkäfer 238 229
Rüsselkäfer. Große braune Rüsselkäfer 239. M'eiDpunktierter Rüsselkäfer 242. Sonstige Rüsselkäfer 243 239
Maikäfer ........... 244
Schmetterlinge. Kiefernspinner 246. Nonne 249. Föhren- Eule 251. Föhrenspanner 252. Kieferntriebwickler 253. Harzgallen- wickler 254. Fichtenrindenwickler 254. Fichtennestwickler 254. Lärchenmotte 255 .......... 246
Sonstige schädliche Insekten. Kiefernblattwespe 255. Gespinstblattwespen 257. Maulwurfsgrille 257 .... 255
Inhaltsübersicht des zweiten Bandes.
IX
Seite
b) L a u b h 0 1 z - I n s e li t e n. Käfer. Laiibholzborkonkäter 258. Bockliäfer 259. Rüsselkäfer 259. Prachtkäfer 210. Blattkäfer 260. Spanische Fliege 261 258
Schmetterlinge. Buchenspinner 261. Prozessionsspinner 262. Sonstige Spinner 263. Frostspanner 264. Eichenwickler 265 . 261
c) Deformitäten-Erzeuger. Auf Nadelholz 266. Auf Laub- holz 266 265
2. Gcfährdungdurch Gewächse. . . . . . . . 267
Forstunkräuter. Auftreten, Nachteile 267. Arten 268. .\bwehr 268. Schraa- rotzergeW'ächse 269.
Dritter Abschnitt: Gefährdung durch die anorga- nisch eNatur . . . . . . . . . . 269
a) Frost. Winterfrost, Frostreis 270. Spätfrost 271. Frühfrost 272. Barfrost 272 269
b) Hitze. Wirkung, Vorbeugung 27,S. Rindenbrand 2 74 273
c) Atmosphärische Niederschläge. Fließendes Wasser 274. Nässe 275. Schnee 276. Beschädigung und Vorbeugung 277. Duft und Rauhreif 278. Hagel 279 274
d) Blitzschlag 279
e) Winde und Stürme. Schaden durch diese 280. Größe der Gefahr 281. Vorbeugung 282. Loshiebe 282 280
Vierter Abschnitt: Krankheiten der Holzgewächse 283 Begriff, Ursachen 283. Wundfäule 284. Gipfeldürre 285. Schütte 286. Erkrankun- gen durch Pilze 287. Buchenkeimlingspilz 287. Eichenmehltau 288. Fichtennadelrost
288. Hallimasch 288. Wurzelschwamm 289. Eichenwurzeltöter 289. Löcherpilze
289. Lärchenkrebs 290. Tannenpilz 290. Kiefernbaumschwamm 290 . . . 283
VIII. Die Wildbach- und Lawineuverbauung.
Von Ferdinand Wang.
Mit 41 Abbildungen.
Einleitung
.A. Die Wildbach verbauung
§ 2. Die Charakteristik und Einteilung der Wildbäche § 3. Die Einteilung des Bachverlautes § 4. Das Herkommen des Geschiebes . § 5. Die Ursachen der Wildbachverheerungen § 6. Die Systeme der Wildbachverbauung .
§ 7. Die allgemeinen Regeln für den Bau und die Erhaltung der W verbauungen .......
§ 8. Die technischen Mittel der Wildl)achverbauung Die Ouerbauten .....
a. Die Talsperren ....
b. Die Grundschwellen Die Parallelbauten .... Die Schalenbauten .... Die Entwässerungsanlagen Die Lehnenbindungen .... Die Schuttkegelsicherungen .
1.
9. 10.
§ 11.
6-
Die Berasung und .Aufforstung Die besonderen Verbauungssysteme
1. Das System nach Jenny
2. Das System nach Schindler . Das Regulierungssystem nach Wolf Das System nach Seeling Das System nach Serrazanetti
wirtschaftlichen Maßnahmen .
3.
4.
5.
Die
DieLawinenverbauung.
§ 12. Die Ursachen und die Einteilung der Lawinen
ildbach-
292 292 292 296 299 301 302
308 310 310 311 318 322 324 325 327 328 329 329 329 329 330 330 330 330
331 331
X Inhaltsübersicht des zweiten Bandes.
Seite
§ 13. Die Lawinenverbauung ........... 333
§ 14. Mittel zum Abbaue der Lawinen im .\nbruchgebiete ..... 333
1. Allgemeines ............ 333
2. Die Verpfählungen •■•....... 334
3. Die Schneebrücken und Schneefänge ....... 335
4. Die .Aufforstungen .......... 339
§ 15. Die Lawinenbauten, die eine Ableitung der Lawinen bezwecken oder ausschließ- lich zum Schutze einzelner Objekte errichtet werden ..... 340
§ 16. Die Lawinenstatistik 341
IX. Die Forstbenntzung.
A. Die technischen Eigenschaften der Hölzer.
Von
Wilhelm Franz Exner.
Für die 3. .\uflage bearbeitet von G. J a n k a. Mit 3 Abbildungen.
Einleitung 342
§ 1. .Allgemeine Gesichtspunkte 342. § 2. Geschichte und Literatur der älteren Holzuntersuchungen 343. § 3. Holzuntersuchungen von Chevandier und W e r t h e i ra 348. § 4. Holzuntersuchungen von Dr. H. Nördlinger 350. § 5. Holzuntersuchungen des letzten halben Jahrhunderts 351. § 6. Holzunter- suchungen in technologischer, botanischer und anatomischer Richtung 353. § 7. Vor- bemerkungen zu den technischen Holzuntersuchungen 356. § 8. Gliederung des Stoffes 356.
I. AeußereErscheinung 357
1. § 9. Farbe des Holzes 357
2. § 10. Glanz des Holzes 364
3. § 11. Feinheit 365
4. § 12. Textur, Zeichnung, Flader, Maser ........ 366
5. § 13. Geruch des Holzes 369
II. MateriellerZustanddesHoIzes 370
§ 14. Substanz des Holzes nach den physikalischen Eigenschaften 370.
1. § 15. Dichte oder spezifisches Gewicht (Raumgewicht) des Holzes . . 371
2. § 16. Der Wassergehalt 374
3. § 17. \'olumsveränderlichkeit .......... 377
4. § 18. Folgen der Hygroskopizität und Volumsveränderlichkeit . . . 381
III. Mechanisch-technischeEigensc haften . . . 383 1. § 19. Elastizität und Festigkeit 383
§ 20. Definitionen der Elastizitäts- und Festigkeitslehre 384. § 21. Die ver- schiedenen -Arten der Elastizität und Festigkeit 385. § 22. Formeln zur Be- rechnung der Elastizitäts- und Festigkeitskoeffizienten 386. § 23. Material- Prüfungsmaschinen 387. § 24. .Allgemeiner internationaler Arbeitsplan für Holzuntersuchungen 389. § 25. Uebersicht der neueren Holzuntersuchungen 391. § 26. Versuchsresultate von Mikolaschek 391. § 27. Versuchsresultate von Jenny 395. § 28. Versuchsresultate über Rotbuchenholz von Exner 397. § 29. Versuchsresultate über Ailanthusholz von Lauboeck 399. § 30. Versuchsresultate über den Einfluß der Fällungszeit auf din Dauer des Fichtenholzes von E. H a r t i g 400. § 31. Versuchsresultate von T e t - m a j e r 402. § 32. Versuchsresultate über den Einfluß des Standortes und der Fällzeit auf die Elastizität und Festigkeit des Fichten- und Kiefernholzes von Bauschinger 407. § 33. Versuchsresultate über die Veränderung der Festigkeit des Nadelholzes nach dem Fällen von Bauschinger 411. § 34. Versuchsresultate über die Elastizität und Festigkeit verschiedener Nadel- hölzer von Bauschinger 412. § 35. Veisuchsresultate von R u d e 1 o t f 414. § 36. Versuchsresultate von Schwappach 416. § 37. Versuchs- resultate über die Elastizität und Festigkeit des Fichtenholzes von J a n k a 418. § 38. Untersuchungen über die Qualität des Eschenholzes von J an k a 425. § 39. Untersuchungen über die Druckfestigkeit von im Wasser ausgelaugten Hölzern von J a n k a 427.
Inhaltsübersicht des zweiten Bandes. XI
Seite
2. § 40. Biegsamkeit und Zähigkeit 427
§ 41. Bestimmung der Biegsamkeit, Zähigkeit und Sprödigkeit und Bruch- erscheinungen bei der Biegeprobe 429.
3. § 42. Warnfähigkeit 431. § 43. Erfahrungen über Zähigkeit des Holzes 432.
4. § 44. Spaltbarkeit 432
5. § 45. Härte des Holzes 436
Schlußbemerkung 441
B. Die Hauptnutzung. (Ernte, Verwertung und Aufbewahrung von Holz und Rinde.)
Von
Hermann Stoetzer.
Für die 3. Auflage bearbeitet von C. W a g n e r.
Mit 5 Abbildungen.
Einleitung 443
I. Verwendung des Holzes und der Rinde (§ 1 — 15) . . 444
Nutzholz und Brennholz, Verwendungsarten des Nutzholzes 445. Bauholz 445. Holzarten des Hochbaus 448. Buche als Bauholz 449. Schiffsbauholz 450. Gruben- holz 452. Erd-, Brücken- und Wasserbau 454. Spaltholz 458. Verwendung in Schreinerei, Glaser- und Wagnergewerbe 460. Schnitzerei und Spielwarenfabrika- tion 463. Papierfabrikation 463. Holzverbrauch in der Landwirtschaft 465. Brennholz 466. Holzverwendung nach Holzarten und Sortimenten 467. Verwen- dung der Rinde 469. Eichenschälbetrieb 470.
II. Gewinnung des Holzes und der Rinde (§ 16 — 21) . . 472
Der Fällungsplan 472. Die Fällungszeit 473. Art des Holzhauereibetriebs und An- weisung der Holzhauer 475. Der Fällungsbetrieb 478. (Rodung 478. Rodewerkzeuge 479. Fällung mit Axt und Säge 482. Konstruktion der Waldsägen 482. Fällaxt und Spaltaxt 484. Fallrichtung 485.) Ausformung und Sortierung der Hölzer 486. Stock- . holzgewinnung 490. Nutzung der Rinde 492.
III. Verwertung der Fällungsergebnisse (§ 22 — 26) . 496 Schlagaufnahme 496. Numerierung 497. Kubierung 498. Verkaufsarten 500. Bildung von Holztaxen 503. Ausführung der Forstproduktenverkäufe 507. Beför- derung des Holzabsatzes 510.
IV. Aufbewahrung von Hölzern (§ 27) 512
Aufbewahrung von Holz durch die Verwaltung 512. Holzgärten 512. Aufstapelung
von Hölzern 513.
C. Die Nebennutzungen im Walde.
Von
Viktor Dieterich.
Einleitung 514
I. Die Nutzung der Nebenerzeugnisse vom stehenden
Holz 515
1. Die Baum fruchte (Holzsämereien) ........ 515
a) Die ökonomischen Gesichtspunkte ........ 515
b) Die Technik der Samenernte usf. . . . . . . . . 517
Die Ernte der Baumfrüchte im allgemeinen 517. Die Gewinnung der Nadelholzsamen 520. Klengergebnisse 523. .Aufbewahrung der Holz- samen 524.
2. Sonstige Bestandteile des stehenden Holzes . . . 526
Futterlaub 526. .\st- und Schneitelstreu 527. Sonstiges 527.
XII
Inhaltsübersicht des zweiten Bandes.
3. Die Abfallstoffedesstehenden Holzes
Raff- und Leseholz
Laub- und Nadclstreunutzung .........
Bedeutung und Wert der .... 528. Statik der .... 532. Maß und Art
der zulässigen Nutzung 537.
II. Die Nutzung der Nebenerzeugnisse des Wald- bodens.
1. Die pflanzlichen Nebenerzeugnisse .
Allgemeines .........
Streustoffe {Moosstreu, Unkräuterstreu) ....
Futterstoffe (Grasnutzung, Waldweide) ....
Sonstige Gewächse (Seegras, Beeren und Pilze)
Der Waldfeldbau
2. MineralischeNebennutzungen
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D. Forstlich-Chemisclie Technologie.
Von
Franz SchwackhöJer.
Für die 3. Auflage bearbeitet von J. Schmidt.
I. Die chemische Zusammensetzung des Holzes, der
Rindeunddes Korkes, sowiederGallen . . . 552
a) H olz 552
Chemischer Bestand desselben 552. Lignin 553. Zellulose, Eigenschaften, Umwandlungsprodukte derselben etc. 553. Holzsaft 556. Wassergehalt des Holzes 557. Organische Bestandteile des Holzsaftes 558. Mineralstoffe des- selben 560.
b) Rinde 561
Gerbrinden 562. Rindenbestandteile 563.
c) Kork (Gewinnung, Eigenschaften und Verwendung) ..... 564 d)GallenundK noppern 565
II. KonservierungdesHolzes 566
Allgemeines 566. Konservierungsmethoden 567. Das Trocknen 567. Das Aus- laugen 569. Das Dämpfen 569. Die Umhüllung 570. (Das Polieren 570. Der Anstrich 570. Das Ankohlen 572.) Imprägnierungsmittel 572. Imprägnierungsmethoden 576. Schlußbemerkungen zur Imprägnierung 581.
III. Zellulose- und Holzstoff-Fabrikation . . .582 Allgemeines 582. Rohmaterial 583. Prozeduren der Zellulosefabrikation 583. Natronverfahren 584. Sulfitverfahren 586. Elektrochemisches Verfahren 589. Abwässer der Zellulosefabrikation 589. Ausbeute, Beschaffenheit und Verwendung
der Zellulose 591. Holzstoffgewinnung 592.
IV. TrockeneDestillationdesHolzes 594
Allgemeines 594. Verkohlungsmethoden 595. Meilerköhlerei 596. Beurteilung der- selben 604. Verkohlung in Oefen 606. Verkohlung in Retorten 607. Produkte der Holzdestillation 609. (Holzkohle 609. Holzessig 611. Holzteer 613.) Verkohlung von Holzabfällen 615.
V. HolzalsHeizmaterial 616
Allgemeines über den Heizwert der Brennmaterialien 616. Heizwert des Holzes im Vergleich mit den fossilen Brennstoffen 618.
VI. DiePottasche-Fabrikation 619
VII. Die Harze, deren Gewinnung und Verarbeitung 621 Vorkommen, Entstehung und allgemeine Charakteristik der Harze 621. Harz- gewinnung 624. (Allgemeines 624. Schwarzföhren-Harzung 625. Strandkiefer- Harzung 627. Fichten-Harzung 628. Harzung nach Dr. Mayr 628. Lärchen-Harzung
629.) Verarbeitung der Harze 629. Harzprodukte 631. (Terpentinöl 631. Kolopho- nium 631. Brauerpech 631. Harzöle 632.)
Sachregister zum II. Band 635
VI.
W a 1 d b a u.
Von Tuisko Lorey.
Für die 3. Auflage bearbeitet von R. B e C k.
Literatur: a) Das ganze Gebiet behandelnde Werke: Hartig, G. L., Anweisung zur Holzzueht für Förster, 1. Aufl. 1791, 7. .\un. 1818. — C o t t a, H., An- weisung zum Waldbau, 1. Xuü. 1817, 9. Aufl. (ed. H. v. Cotla) 1865. — Pfeil, Die deutsche Holzzucht, 1860. — Gwinner, H. W., Der Waldbau, 1. Aufl. 1834, 4. .\ufl. (ed. Dengler) 1858. — Stumpf, C, Anleitung zum Waldbau, 1. Aufl. 1849, 4. .\ufl. 1870. — H e y e r, C, Der Waldbau, 1. Aufl. 1854, 5. Aufl. (ed. R. Heß) 2 Tle. 1906/09. — Burckhardt, H., Säen und Pflanzen, 1. .\ufl. 1855, 6. .\ufl. (ed. A. Burckhardt) 1893. — G a y e r, K., Der Waldbau, 1. .\ufl. 1880, 4. .\ufl. 1898. — Perona, Selvicoltura, 1880. — Fischbach, Praktische Forstwirtschaft 1880. — Wagen er, G., Der Waldbau und seine Fortbildung, 1884. — N e y, C, Die Lehre vom Waldbau, 1885. — B o r g g r e v e, B., Die Holzzucht,
1. .\ufl. 1885, 2. Aufl. 1891. — Weise, W., Leitfaden für den Waldbau, 1. Aufl. 1888, 3. Aufl. 1903. — M a y r, H., Waldbau auf naturgesetzlicher Grundlage, 1909. — D i t t m a r, Wald- bau. 1910. — Schlich, W., SylvicuUure, 3. ed. 1904. — Wagner, C, Die Grundlagen der räumlichen Ordnung im Walde, Tübingen 1907, 2. Aufl. 1911. — b) S p e z i a 1 s c h r i f- t e n, u. a. : H e y e r, G., Verhallen der Waldbäume gegen Licht und Schatten, 1852. — Heß, R., Eigenschatten und \erhalten der Holzarten, 1. Aufl. 1883, 3. Aufl. 1905. — Beil, A., Forstwirtschaftl. Kulturwerkzeuge, 1846. — Jäger, J. P. E. L., Das Forstkulturwesen, 1. Aufl. 1850, 3. Aufl. 1874. — v. B u t t 1 a r, R., Forstkultur-Verfahren, 1853. — v. M a n- teuf fei, H. E., Hügelpflanzung der Laub- und Nadelhölzer, 1. .\ufl. 1855, 3. Aufl. 1865.
— V. Ale mann, F. A., Ueber Forstkulturwesen, 1. Aufl. 1851, 3. Aufl. 1884. — U r f f, L'eber Forstkulturen, 1885. — Fürst, H. Die Pflanzenzucht im Walde, 1882, 4. Aufl. 1907.
— Homburg, Die Nutzholzwirtschaft im geregelten Hochwald-Ueberhaltbetrieb, 1878,
2. Aufl. 1890. — Brünings, Der Anbau der Hochmoore, 1881. — Fürst, H., Plänter- wald oder schlagweiser Hochwald, 1885. — G a y e r, K. Der gemischte Wald, 1886. — Krähe, Rationelle Korbweidenkultur, 5. Aufl. 1897. — Brecher, .\us dem .\uen-Mittelwalde, 1886.
— Kraft, G., Beiträge zur Lehre von den Durchforstungen, Schlagstellungen und Lichtungs- hieben, 1884. — Derselbe, Beiträge zur Durchforstungs- und Lichtungsfrage, 1889. — Kautsch, Beiträge zur Frage der Weißtannenwirtschaft, 1895. — Hamm, T., Der Aus- schlagwald, 1896. — Boden, Die Lärche, 1899. — Gerhardt, P., Handbuch des deut- schen Dünenbaus, 1900. — S c h w a p p a c h, A., Anbauversuche mit fremdländisclien Holz- arten, 1901. — B 0 o t h J., Die Einfülirung ausländischer Holzarten in Preußen, 1903. — M a y r, H., Fremdländische Wald- und Parkbäume für Europa, 1906. — G o d b e r s e n, Kiefer, 1904. — Kern, E., Erfahrungen im Korbweidenbau, 1904. — J a n k o w s k y, R., Begründung naturgemäßer Hochwaldbestände, 3. Aufl. 1904. — F r ö m b 1 i n g, C., Buchen- hochwaldbetrieb, 1908. — E r d m a n n, F., Die Heideaufforstung, 1904. — R e u ß, H., Die forstliche Bestandsbegründunir, 1907. — Metzger, Dänische Geräte zur Bodenbearbeitung, 1906 und 1908. — G. K. S p i t z e n b e r g. Die Spitzenberg'schen Kullurinstrumente, 2. Auü. 1898. — C. R. Heck, Freie Durchforst ung, 1904. — M i c li a e 1 i f , Gute Bestandspflege und Starkholzzucht, 1907. — D ü e s b e r g, R., Der Wald als Erzielier, 1910.
"y. Haudb. d. Forstwiss. 3. Aufl. II. 1
2 VI. L 0 r e y, Waldliaii.
Einleitung: Begriff, Zwecke und Ziele, Hilfsfächer, Einteilung.
§1. Begriff, Zwecke und Ziele. Der Waldbau oder die Bestandes- zuclit befaßt sicli mit der Begründung und Erziehung der Bestände. Alle waldbau- liclien Maßnahmen bezwecken die Schaffung von solchen Holzbeständen, welche dem Wirtschaftszweck möglichst vollkommen entsprechen. Diesen bezeichnet der Wald- besitzer, sein Wille ist maßgebend; in der Regel wird tunlichst hoher Wert der Holzbestände angestrebt, gegeben in der Ertragsleistung. Der Wert und damit das Ziel der Wirtschaft kann dabei in verschiedener Weise bestimmt werden, näruHrh entweder als absolut liöchstmöglicher Ernteertrag auf gegebener Waldbodenfläche oder als relativ, d. h. im \'ergleich zu dem Aufwand, höchst mögliche Produktions- leistung. Welcher Gesichtspunkt maßgebend sein soll, ist von Fall zu Fall zu be- stinunen. Im allgemeinen ist die höchste Rentabilität das Ziel jeder rationellen W irt- schaft; jene zu bemessen, ist Sache der forstlichen Statik. Da der Ertrag und somit jede Entscheidung, welche die Statik treffen kann, in erster Linie vom Preise der Produkte abhängt, so darf im Wirtschaftswalde unter allen Umständen nur markt- fähige Ware erzogen werden.
Von anderen als wirtschaftliehen Werten wird hier abgesehen, weil die Fälle, in welchen solche, wie z. B. Gewährung ästhetischer Genüsse (Parkanlagen etc.), erstrebt werden, doch nur als Ausnahmen zu betrachten sind. Von besonderen waldbaidiclien Vorkehrungen aus Rücksichten des Schutzes (Klima, Boden etc.) wird gelegentlich die Rede sein. — Die Defi- nierung des Waldbaus als ,,Forstproduktenzucht" (C. Heyer) oder ,, Holzzucht" (G. L. Hartig, l'fcil, Borggreve) ist hier ersetzt durch ,, Bestandeszucht". Einerseits schien es nicht angezeigt, (he Aufgabe des Waldbaus auf die Anzucht sämtlicher Nebennulzungen, insbesondere derjeni- gen auszudehnen, welche, wie Wild, Torf, Wiesengras, landwirtschaftliche Clewächse usw., nicht Teile des Bestandes sind, während andererseits die Beselu-änkung auf das Holz eine zu enge Umgrenzung darstellt, da solche Nebennutzungen, welche, wie Lohrinde, Futterla\ib, Mast, event. Gras auf .Mähplatten usw., an die betreffenden Bestände gebunden sind, dann im Waldbau eine Stelle finden sollten, wenn sie irgendwelche besondere, die Bpstandesbegrün- ilung oder -erziehung beeinflussende wirtschaftliche \orkehrungen veranlassen.
In der Waldbaulehre sind alle Operationen vorzutragen, welche, je nach Lage der konkreten Lmstände, zum Ziel führen können; dabei sind die allgemeinen Gründ<>, welche für oder gegen die einzelnen Möglichkeiten sprechen, zu entwickeln. Der wald- baulichen Praxis bleibt es dann überlassen, imter den jeweils gegebenen besonderen Verhältnissen zur Erreichung des erstrebten Zieles aus der Zahl der möglichen Wege denjenigen auszuwählen, welcher in bezug auf die Faktoren: Raschheit und Sicherheit des Erfolgs und Kostenaufwand die günstigste Kombination darbietet. Die Modi- fikationen der dem Waldbau gestellten Aufgaben und der zu ilu-er Lösung verfügbaren Mittel sind äußerst mannigfaltig. Elieser Vielgestaltigkeit der Fälle gegenüber gibt es keine unbedingt besten waldbaulichen Maßregeln, sondern jede der letzteren kann unter bestimmt umgrenzten ^'oraussetzungen ihre Berechtigung haben. Was am einen Orte bewährt ist, kann unter veränderten Bedingungen an einem andern Orte weniger gut, ja schlecht sein und darum durch eine abweichende Behandlung er- setzt werden müssen. Die fast unbeschränkte ^'ielheit der \'erschiebungen, welche sich in dem Zusammenwirken der bei der Beurteilung der Fälle hauptsächlich ent- scheidenden Elemente, wie Standort, Holzart, Absatzverhältnisse usw. ergeben, schließt die einseitige Bevorzugung einer bestimmten Richtung von vornherein aus. Man kann die Zahl der als wirtschaftlich berechtigt anzuerkennenden Möglichkeiten verkleinern, dai-f jedoch niemals so weit gehen, daß in dem derart verengerten Rahmen nicht mehr alle im Walde wirklich vorkommenden Fälle Platz finden.
Verbietet nun auch jene Mannigfaltigkeit der Umstände die strikte Anwendung jeder Schablone im Waldbau, so müssen do<ii, wie s(dK)n nben angedeutet wurde,
Begriff, Zwecke und Ziele. § 2. 'g
gewisse, allgemein leitende Ziele für ilie forstliche Produktion aufgestellt werden. .Ausgangspunkt für alle Envägung ist hierbei zunächst der Standort. Durch diesen ist — wenn man v(in absolut besten Böden und Lagen absieht, welche auch kaum je in groÜer Ausdehnung dem Forstwirtschaftsbetrieb überwiesen sind — inuner nur eine beschränkte Reihe von waldbaulichen Möglichkeiten bedingt, unter denen man zu wählen hat. Die Entscheidung wird durch die im übrigen zu beachtenden Momente (Wert der Produkte, Absatzgelegenhoit, Gewälnamg gewisser Nebennutzungen, Ar- beitsgelegenheit usw.) begründet. So kann z. B. für viele Standorte als waldbaulich möglich, bezw. mit gleicher Aussicht auf Erfolg ausführbar, die Anzucht der Buche mit eingesprengten Eichen, Eschen, Ahornen und andererseits etwa der Fichte oder Tanne, beides unter mehrfacher .Modifikation bezüglich des Verfahrens im einzelnen (Art der Bestandsbegründung, des Durchforstungsbetriebs usw.) in Frage kommen. Die Entscheidung liegt dann außerhalb des Waldbaus. Der letztere zeigt, zunächst unabhängig von anderen Rücksichten, wie man auf einer Waldbodenfläche, eventuell in verschiedener Weise, Bestände schaffen kann. Auf Grund statischer Untersu- chungen, welche alle konkurrierenden Momente, insbesondere auch die volkswirt- schaftlichen, bei der Begutachtung einbeziehen müssen, erhalten dann die wald- baulichen Operationen jeweils ein örtlich und zeitlich modifiziertes Gepräge. Je nachdem der spezielle Wirtschaftszweck ein verschiedener ist, erstehen in der Folge, durch die Kunst des Wirtschafters, auch unter gleichen äußeren Bedingungen ganz verschiedene Bestandesbilder.
Daß alles, was erreicht werden soll, mit möglichst geringem Aufwand erreicht werde, ist oberster Wirtschaftsgrundsatz. Daraus folgt, daß nicht nur die direkten Ausgaben, natürlich inuner unter der Voraussetzung eines genügenden Erfolgs, auf ein geringstes Maß beschränkt werden müssen, sondern namentlich auch, daß an Zeit möglichst zu sparen ist. .Jede Abkürzung der Umtriebszeit ist im allgemeinen ein Gewinn in dem Sinne, daß alle wirtschaftlichen Maßnahmen, welche uns ohne unver- hältnismäßige Kostenmehrung gestatten, die erforderliche Menge an Produkten von bestimmter Beschaffenheit (z. B. Nutzholzstämme einer gewissen Stärke) in k ü r- z e s t e r Zeit zu erziehen, vor anderen den \'orzug verdienen, um so mehr, als da- durch auch die für das Einzeljahr des Umtriebs verfügbare Fläche entsprechend größer ausfällt.
Das Bestreben, den Produktionsaufwand im ganzen und im einzelnen tunlichst herabzumindern, schließt überdies auch die Forderung sorgfältigster Schonung des Bodenkapitals ein. Unsere waldbauliche Arbeit muß die Erhaltung und womöglich Mehrung derjenigen Eigenschaften des Bodens, von welchen dessen Leistungsfähig- keit abhängt, gewährleisten. In dieser Erwägung bietet sich für die Beurteilung der einzelnen wirtschaftlichen Operationen sowie ganzer Betriebsarten ein bisher nicht berülirter, überaus wichtiger Maßstab dar: die Nachhaltigkeit der Waldwirtschaft ist wesentlich davon abhängig, daß der einzelne Bestand keinenfalls mehr als die Zin- sen des Bodenkapitals, nicht aber Teile des letzteren selbst für sich beansprucht. Ja man sieht sich sehr häufig vor die Aufgabe gestellt, vor allem eine Besserung des Bodenproduktionsvermögens durch richtig gewählte und durchgeführte waldbauliche Operationen zu bewirken, auch wenn dadurch unter Umständen erhebliche Aus- gaben veranlaßt werden. Immerhin ist die Bodenpflege stets nur Mittel zum Zweck, und -Aufwendungen in dieser Riclitung sind nur so lange zu rechtfertigen, als sie sich in dem höheren Wert der demnächst und in der Zukunft erwachsenden Bestände belohnt machen.
§ 2. Hilfsfächer, Einteilung: Diejenigen Disziplinen, deren Kenntnis
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4 N I. L 0 r c y. Waldbau.
der Waldbau voraussetzen muß, die also füglich als Hilfsfächer desselben bezeichnet werden können, sind Standortslehre, bezw. Bodenkunde und Klimatologie, sowie die Forstbotanik, einschließlich Physiologie und Biologie der Holzgewächse. Das Gesamtgebiet des Waldbaus läßt sich folgendermaßen einteilen: I. Das Bestandesmaterial ; II. die Betriebsarten ; III. die Bestandesbegründung; IV. die Bestandeserziehung.
Erster Abschnitt. Das B e s t a n d e s III a t e r i a 1.
§ 3. In diesem Abschnitte ist im wesentlichen die Wahl der geeignetsten Holz- art zu besprechen und damit eine wichtige \'orfrage für alle waldbauliche Tätigkeit zu erledigen.
Die waldbaulich wichtigeren Holzarten sind:
a) Laubhölzer: Rotbuche, Fagus silvatica, — Stieleiche, Quercus pe- dunculata, — Traubeneiche, Quercus sessiliflora, — Roteiche, Quercus i'ubra, — Kastanie, Castanea vesca, — Hainbuche (Weißbuche, Hagebuche, Hornbaum), Car- pinus betulus, — Rüster, Rusche oder Ulme, Ulmus (effusa, campestris und mon- tana), — Esche, Fraxinus excelsior, — Weißesche, Fraxinus alba, — Ahorn, Acer (pseudoplatanus, platanoides, campestre), — Erle, Alnus (glutinosa. incana, viridis),
— Birke, Betula (verrucosa, pubescens), — Sorbus-Arten, z. B. die \'ogelbeere, S. aucuparia; Eisbeere, S. torminalis; Mehlbeere, S. Aria, — Linde, Tilia (parvifolia und grandifolia), — Falsche Akazie, Robinia Pseudacacia, — Zitterpappel (Aspe), Populus tremula, und sonstige Pappeln, wie P. alba, nigra, canadensis, — Weide, Salix (caprea, fragilis, amygdalina, acutifolia, alba, viminalis, daphnoides, purpurea),
— Walnuß, Juglans (nigra, cinerea), — Hickory, Carya alba.
b) Nadelhölzer: Weißtanne (Edeltanne), Abies pectinata, — Fichte, Picea excelsa, — Sitkafichte, Picea sitchensis, — Weißfichte, Picea alba, — Stech- fichte, Picea pungens, — gemeine Kiefer (Föhre, Forle, Forche), Pinus silvestris,
— Schwarzkiefer, Pinus Laricio austriaca (syn, nigricans) und Pin. Laricio Poire- tiana (syn. corsicana), — Bergkiefer (Legföhre), Pinus montana, — Zürbelkiefer (Arve), Pinus Cembra, — Weymouthskiefer, Pinus Strobus, — Bankskiefer, Pinus Banksiana, — Pechkiefer, Pinus rigida, — Lärche, Larix europaea, — Japanische Lärche, Larix leptolepis, — Douglasie, Pseudotsuga douglasii, und Ps. glauca, — Law- sonszypresse, Chamaecyparis Lawsoniana, — Riesenlebensbaum, Thuja gigantea.
Bestimmend bei der Wahl der Holzart sind die w a 1 d b a u 1 i c li e n E i g e n- sc haften, sowie die wirtschaftliche Bedeutung der einzelnen Art .
^^' a 1 d b a u 1 i c n e Eigenschaften der Holzarten.
Sie kommen zum Ausdruck in den Standortsansprüchen, in den Entwicklungs- und Wuchsverhältnissen des einzelnen Baumes und im \'erhalten der Holzart im Bestand,
I, S t a n d o r t s a n s p r ü c h e,
§ 4, Mit S t a n dort bezeichnet man die Gesamtheit der durch Lage und Boden bedingten Einwirkungen, unter denen eine Holzart lebt. Die Beziehungen im einzelnen, welche zwischen Standort und Holzart bestehen, sind in diesem Handbuche im wesentlichen in der Standortslehre, sowie zum Teil in der Forstbotanik (s. dort) erörtert. Es handelt sich dabei hinsichtlich der Lage um die allgemeine geogra- phische Lage, sowie um die durch Meereshöhe. Xeigungsrichtung und Neigungswinkel,
Das Bestandesmatciial. § 5. 5
Bodenausfonnung und Uiiigebung dos W'aldortcs nälicr uinsclinebene örtliche Lage. Der Boden wird durch seine Nährkraft, d. li. durch seine chemische Zusam- mensetzung und weiterhin dunMi seine physikaHschen Eigenschaften nach Wert und Güte bestimmt.
\"om Standpunkte des Waldbaues aus möclite in Ergänzung der vorausgehenden Abschnitte Standortslehre und Forstbotanik des Handbuchs auf folgendes noch besonders hingewiesen werden.
A. Lage und Klima.
g 5. Das Entscheidende für die Existenz von Baum und Wald ist die in ihren Hauptzügen von der geographischen Breite und Länge, von der Meereshöhe und von der Entfernung zum Meere näher bestimmte Lage, und zwar nicht deshalb, weil hin und wieder auch die Bodeneigenschaften mittelbar oder unmittelbar von ihr beein- flußt werden, sondern weil von iiir die das Pflanzenleben in erster Linie bedingen- den klimatischen \'erhältnisse abhängen. Der Boden kommt, sofern es sich nicht um Böden handelt, die aus geognostischen oder anderen Gründen an der unteren Grenze der Ertragsfähigkeit stehen, erst in zweiter Linie, namentlich bei Klima- gleichheit, als bestimmender Faktor in Betracht.
So erklärt es sich, daß manche Holzarten, eben weil sie an bestimmte Lagen, d. h. an bestimmte klimatische ^'erhältnisse gebunden sind, im Waldbau eine weit weniger ausgedehnte Verwendung finden, als sie ihnen zugestanden werden könnte und wegen ihres wirtschaftlichen ^^'ertes auch gern eingeräumt werden würde, wenn allein die Bodenansprüche maßgebend wären.
Die mit der Lage wechselnden, die Verteilung und Ausformung der Waldregio- nen regelnden Klimafaktoren sind Wärme (mittlere Jahrestemperatur), Luftfeuchtig- keit, Niederschlagsmenge, sowie Länge und Intensität der Frostperiode (Eintreten des ersten und letzten Frostes, tiefster Kältegrad), ^'on ihnen hängen zunächst Dasein und Charakter des Waldes, in gegebenem Waldgebiete aber auch der Erfolg der wirtschaftlichen Tätigkeit im Walde ab.
Wird als Maßstab für die W ä r m e a n s p r ü c h e der Holzarten der Durch- schnittswert der Hauptvegetationszeit unserer nördlichen Halbkugel, d. i. Mai bis August, benutzt, so ist nach M a y r eine Durclischnittstemperatur (Viermonatstem- peratur = Tetratherme) von mindestens 10° Bedingung für Ansiedelung und Ent- wicklung von Wald, d. h. von Bäumen, die höher als 8 m werden.
In bezug auf den zweiten, für die \\'aldbildung unbedingt notwendigen Faktor, die Feuchtigkeit, hält M a y r Waldansiedelung auf natürlichem Wege überall dort für ausgeschlossen, wo während der Hauptvegetationszeit weniger als 50 mm Regen fallen, gleichgültig, ob der Feuchtigkeitsgehalt der Luft hier hoch oder niedrig ist. Die Luftfeuchtigkeit spielt erst in jenen Länderstrichen eine Rolle, wo während der 4 Sommermonate zwischen 50 und 100 mm Regen fallen, insofern hier Waldbildung unterbleibt, wenn die Luftfeuchtigkeit während der Hauptvegetationszeit unter oO% herabsinkt. In Gebieten mit mehr als 100 mm Regen nimmt der Einfluß der Luft- feuchtigkeit in dem Maße wieder ab, in dem die Niederschlagsmenge zunimmt. Bei 70% Luftfeuchtigkeit und 100 mm Regenmenge kann jede Holzart gedeihen; ein Mehr von Feuchtigkeit sichert nur die natürliche und künstliche Verjüngung.
Je luftfeuchter und reicher an Niederschlägen ein \^'aldgebiet ist, um so mühe- loser und erfolgreicher sind alle unsere auf \'erjüngung und Erziehung gerichteten waldbaulichen Maßnahmen. Feuchte Luft stumpft die extremen Temperaturgrade ab und verringert damit die Frostgefahr, während umgekehrt trockne Luft zu rasche-
6 \ I. L o r c y, Waldbau.
rer Ahkühluns: und größeren Temperatursrhwankungen hinneigt. Das niederschlags- reiclie und in bezug auf Luftfeuchtigkeit gk>ichmäßigere Küsten- oder insulare Küma erleichtert deshalb, sofern nicht der Wind hier als störender Faktor auftritt, die Waldbildung und Waldbehandlung weit melir als das Inlandskliina rnit seinen Ex- tremen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die gegen Frost und Dürre empfind- lichen Holzarten gedeihen z. B. in Deutschland im Osten weniger gut als im Westen, weil Luftfeuchtigkeit imd \^'ärme hier in westöstlicher Piichtung abnehmen. .le weiter der Einfluß der durch ^^'inde von der See aus landeinwärts getragenen Feuchtigkeit reicht, um so günstiger gestalten sich die Verhältnisse für den Pflanzenwuchs im Innern der Kontinente. Sonst finden sich hier dem Küstenklima analoge ^'erhältnisse nur in den mit Wald bedeckten Gebirgen, wo vermehrte Niederscidäge und eine konstante höhere Luftfeuchtigkeit der Waldbildung gleich förderlich sind wie im Küstengelände.
In ihrer Gesamtheit bestimmen die klimatischen Standortsfaktoren das nach Norden bezw. oben von der Kältegrenze, nach Süden bezw. unten von der Wärme- grenze umschlossene natürliche \'erbreitungsgebiet einer jeden Holzart. Je nach den Ansprüchen an das Klima gruppieren sich die Holzgewächse nach Gattung und Art, so zwar, daß gleichen Klimazonen Bäume mit gleichen oder ähnlichen biologischen Eigenschaften entsprechen. Da mit der südlicheren Lage der einzelnen Klimazone die von ihr gebotene mittlere Wärmemenge zunimmt, sehen wir hier mehr Baumgattungen an der Waldbildung beteiligt als in den nördlicheren Zonen. Die Zahl der Gattungen und Arten ninuut von Süden nach Norden zu ab. Infolgedessen werden die \\'ald- bilder nach Norden zu einheitlicher und einförmiger, während der Süden Holzarten mit weiter auseinander liegenden Ansprüchen und ferneren verwandtschaftlichen Be- ziehungen zum Nebeneinanderleben befähigt. Die in horizontaler Hinsicht, gewisser- maßen im Grundriß, beim Durchwandern verschiedener Klimazonen von Süden nacli Norden bemerkbare Erscheinung des Zurücktretens und allmähliclien \'erschwindens der einzelnen wärmebedürftigeren Holzarten wiederholt sich im Kleinen, im .\ufriß, beim Besteigen jedes höheren Gebirges. Die ^^'aldtypen, die uns im Süden in den höheren Erhebungen entgegentreten, finden wir in um so tieferen Lagen, schließlich in der Ebene, je mehr wir uns nach Norden bewegen.
Nach der vom Klima bedingten Anordnung der Baumarten unterscheidet Ma yr 6 Waldzonen: die tropische Zone (Palmetum), die subtropische der immergrünen Eichen und Lorbeerbäume (Lauretum), die gemäßigt warme des winterkahlen Laub- waldes in ihrer wärmeren und kühleren Hälfte (Castanetum und Fagetum), die ge- mäßigt kühle der Fichten, Tannen und Lärchen (Picetum, Abietum oder Laricetum) und die kühle Zone der Krummhölzer und Halbbäume (.^Ipinetum oder Polaretum). ^'om deutschen bezw. mitteleuropäischen \\'aldgebiete gehört der größte Teil dem Fagetum und der Region der Nadelhölzer an.
Es ist ohne weiteres klar, daß die Einreihung einer jeden Holzart in die ihr zu- kommende Waldzone diejenige Grundlage für Anbau und Erziehung aller Holzarten ist, ohne deren Beachtung eine erfolgreiche Waldwirtschaft nicht denkbar ist. In- nerhalb ihrer Waldzone und zwar im mittleren Teile ihres ursprünglichen natürlichen Verbreitungsgebietes muß die einzelne Holzart die ihr zusagendsten klimatischen Verhältnisse und damit die \'orbedingungen zu höchsten Massen- und\\ertsleistungen finden.
Sowohl in diesem Teile, dem klimatischen Optimum, wie überhaupt im ge- samten natürlichen \'erbreitungsgebiet einer Holzart sind nun aber die wichtigsten Klimafaktoren: Wärme, Luftfeuchtigkeit, Licht,-^^■ind u. s. f. nicht überall gleiche.
Das Bestandesniaterial. § 5. 7
Vieliaelii- vci-iiia"r die so«:, ö r l 1 i r h e I. a i,' e dfii der allgemeinen geographischen Lage eigentinnlichen Klimaeharakter wesentlirli y.u beeinflussen. Dies führt dann zum Entstehen eines auf größerem oder kleinerem Gebiete herrsclienden sog. ört- lichen K 1 i m a s. l'nd dieses wiederum hat zur Folge, daß das Auftreten einer llfilzart iniierlialli ilires Verbreitungsgebietes kein einheitliches und gleichmäßiges ist, sondern um so verschiedenartiger sich gestaltet, je größer die von der Geländeaus- formung geschaffenen Lnterschiede in der Meereshöhe, der Exposition, Abdaciiung und Oberflächengestaltung der einzelnen Standorte sind.
1. Die Meeres höhe beeinflußt zunächst die Temperatur, die Feuchtigkeit der Luft und die Niederschlagsmenge und führt in den höheren Lagen zu einer Ver- stärkung der durch Frost, Schnee und \\'inde der Baumvegetation zugefügten Schä- den. Diese schädigenden klimatischen Einflüsse werden im Forstschutz (s. dort) näher besprochen. Hier sei nur ergänzend nochmals darauf hingewiesen, daß das verschiedene Wärmebedürfnis die Holzarten veranlaßt, verschiedene Regionen der absoluten Höhe aufzusuchen. Daß die oberen Grenzen des Vorkommens der ein- zelnen Holzarten in den verschiedenen Gebirgen hierbei nicht immer die gleichen sind, sondern mehr oder weniger auffällige \'erschiebungen in den Höhenzonen derselben Holzart vorkommen, wird angesichts der \"erscliiedenartigkeit in der Massenerhebung und Ausformung der Gebirge leicht verständlich.
In den oberen Regionen der höheren Gebirge ist eine geregelte Forstwirtschaft nicht mehr möglich. Kälte, Schnee, Sturm und Abnahme der Feuchtigkeit ver- hindern hier die Bildung geschlossener Bestände und halten den Baumwuchs mehr und mehr auf, sodaß schließlich nur Kriech- und Krüppelformen den Wald an seine vertikale Grenze begleiten.
2. N e i g u n g s r i c h t u n g , Exposition, d.h. Neigung eines Bodens gegen die Himmelsgegend. Da cet. par. der Einfluß der Sonne auf eine ^^'ald- bodenfläche durch sie bedingt ist, so kommt die \'erschiedenheit der Exposition zunächst in entsprechender Verschiedenheit der Erwärmungsverhältnisse zum Aus- druck. Tatsächlich macht sich aber in den mittleren Höhenlagen der Unterschied der einzelnen Expositionen besonders hinsichtlich des Feuchtigkeitsgrades bemerklich. Infolge der direkten, intensiveren Erwärmung durch die Sonne sind die Süd- und Südwestlagen im allgemeinen weniger feucht als die Nord- und Nordostseiten. Die Böden in ersteren sind trockener; die Holzpflanzen werden überdies zu energischerer Blattverdunstung gereizt, so daß diejenigen, welche in den genannten Beziehungen anspruchsvoller sind, von den Süd- und Südwesthängen fern bleiben.
Recht empfindlich ist in dieser Hinsicht z. B. die Weißtanne, welche gern die nörd- lichen und östlichen Lagen einnimmt, während das Umsetzen der Exposition nach Süd und West oft sofort durch das .\uftreten der Kiefer charakterisiert ist ').
Die Bestandesverjüngung wird, sowohl was Wahl der Methode als auch Ausfüh- rung im einzelnen anlangt, durch die angedeuteten Wirkungen der Exposition oft wesentlich beeinflußt; dazu kommt die Beziehung der Exposition zu Windgefahr, Schneedruck und Frost. In höheren Gebirgslagen muß bezüglich des Gedeihens der Holzarten, von einer gewissen Grenze an, der meist größeren Wärme der Süd- und Westseiten das unmittelbar entscheidende Wort zugestanden werden, während feuch- tere Luft, bedeutendere Niederscldagsmengen usw. dort den Faktor Feuchtigkeit ia seiner Beziehung zur E.xposition zurücktreten lassen. So kommt es, daß hier die nach Süden, Südwesten und Südosten geneigten (Sommer-)Hänge höher hinauf
1) S. die bezügliclien Mitteilungen des Forstmeisters Graf von L' c x k ü 1 1 aus dem würll. Schwarzwaldtorste Neuenbürg^ Monatsciuift für Tor^t- und Jagdwesen, Januar 1877.
g - VI. L o r e y, Waldbau.
bewaldet sind als die nördlichen, nordöstlichen und nordwestlichen Expositionen (Winterhänge), die ihrerseits wieder in den Vor- und Mittelgebirgen bevorzugt wer- den. Im höheren Gebirge steigt die einzelne Holzart an den Südseiten unter Um- ständen 200 bis 500 m höher als an den Nordseiten.
3. Neigungswinkel, Abdachung, I n k 1 i n a t i o n, d. h. Neigung des Bodens gegen die Horizontale. Im allgemeinen bilden, sofern ein gewisses Maß der Steilheit nicht überschritten wird, auch bedeutendere Neigungen kein Hindernis der Holzkultur, wenn auch Bestandesbegründung und -erziehung, sowie namentlich auch die Ernte und der Transport der Forstprodukte in steileren Lagen oft mit erhöhten Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Stärker geneigte Hänge sind vielfach trockener und flachgründig, sind Bodenrutschungen ausgesetzt und bedingen dadurch häufig besondere Aufmerksamkeit bei der Wahl der Betriebsart und der Ver- jüngungsmethode. Andererseits treten Versumpfungen mehr in ebenen Lagen auf. Die Grenzen der landwirtschaftlichen Bodenbenutzung und der Waldwirtschaft sind an vielen Stellen hauptsächlicli durch den Abdachungsgrad gezogen.
4. Oberflächengestaltung: Dabei kommt in Betracht der durch die Bodenausformung im großen geschaffene orographische Charakter einer Gegend, sowie die verschiedenartige Gestaltung der Bodenoberfläche im einzelnen. In ersterer Beziehung ist besonders die Verteilung von Land und Wasser, sowie die Gebirgs- bildung von Bedeutung: Massengebirge im Gegensatz zu Kettengebirgen mit zahl- reichen Einzelzügen, Anordnung der Täler, Wechsel der Expositionen, isolierte Berg- kuppen, Hochplateaus usw. sind zu beachten. Innerhalb dieser, den Gesamtcharakter ausdrückenden Unterschiede, welche die waldbaulichen Maßregeln oft ganz direkt beeinflussen (z. B. bei der Wahl der Holzart), treten dann bei der Beurteilung von Detailfragen die teilweise sehr greifbaren Verschiedenheiten im einzelnen in Kraft, wie insbesondere das Vorkommen von Mulden, welche meist infolge größerer Feuchtig- keit und Tiefgründigkeit wesentlich besseren Holzwuchs erzeugen, aber als Tieflagen auch zu Frösten Anlaß geben können, ferner von Steilhängen, flachen Rücken usw. Die meisten dieser großen und kleinen Unterschiede in der Oberflächengestaltung werden auch insofern wichtig, als von ihnen der größere oder geringere Schutz eines Waldortes durch seine Umgebung abhängt. Es ist klar, wie der Verlauf der Höhenzüge, wie einzelne Berge die Wirkung der Winde auf hinterliegendes Gelände modifizieren, wie die Sturmgefahr durch die Richtung der Täler und Höhen be- einflußt wird, wie größere Wasserflächen bei dem Auftreten von Frösten, Duft- und Eisbruch mitwirken können. Zu allen solchen Umständen, die sich teils aus größei-er Entfernung, teils aus der Nähe fühlbar machen, tritt dann der Einfluß des unmittelbar benachbarten Geländes mit seiner Bestockung (vorliegende höhere Holz- bestände oder Kahlfläche — junge Kultur, Wiese, Feld — in ihren Beziehungen zu Winden, Randverdämmung usw.).
B. Boden, insbesondere physikalische Eigenschaften desselben.
§ 6. Als solche gelten Feuchtigkeit, Gründigkeit und Bindigkeit.
Fast alle unsere Holzarten zeigen da das beste Gedeihen, wo keine jener Eigen- schaften in einem ihrer Extreme vorhanden ist; weder Nässe, noch Trockenheit, weder Festigkeit noch Lockerheit kann, sobald ein bestimmtes Maß überschritten wird, als zuträglich bezeichnet werden. Hinsichtlich der Gründigkeit ist allerdings im allge- meinen nur das eine Extrem, die Flachgründigkeit einer freudigen Entwickelung oft hinderlich, während Tiefgründigkeit nur in den seltenen Fällen einmal nachteilig wer- den kann, wenn sie, — sei es, weil die atmosphärischen Niederschläge zu rasch in den
Das Bcstandcjinalerial. § 6. 9
Boden einsinken, sei es, weil ein Heran Idringen des Grundwassers aus der Tiefe bis zum Wurzelraum nicht mehr stattfindet, — Trockenheit zur Folge hat. Eine gewisse mittlere Beschaffenheit des Bodens ist also im großen und ganzen die zuträglichste und bietet, da sie fast alle Holzarten wenigstens zuläßt, in waldbaulicher Beziehung dem Wirtschafter den weitesten Spielraum. Freilich zeigen nicht entfernt alle oder auch nur eine Mehrheit unserer Holzarten bei der nämlichen mittleren Bodenbeschaffenheit gleich gute Entwickelung; ihre .Vnspriiche und demgemäß ihr Gedeilien sind mannig- fach abgestuft. Ausgeschlossen aber ist auf diesen Böden mittlerer Eigenschaften im allgemeinen keine Holzart. In solchem Falle wird dann die Auswahl einer be- stimmten Holzart wesentlich durch ihr Verhalten im Bestand, sowie durch ihre wirtschaftliche Bedeutung bedingt, während überall, wo irgend welche Extreme der Bodenbeschaffenheit vorliegen, diese bei der Entscheidtmg über die anzubauende Holzart in erster Linie maßgebend werden. Die Zahl der Möglichkeiten ist dann meist eine sehr beschränkte.
Es ist bekannt, daß und inwieweit der Humus geeignet ist, die physikalischen Eigenschaften des Bodens zu modifizieren, indem er zwischen den Extremen ver- mittelt, insbesondere einem lockeren Boden mehr Bindigkeit, einem festen größere Lockerheit gewährt, durch bedeutende Wasseraufnahme und wasserhaltende Kraft die Feuchtigkeit reguliert, als schlechter Wärmeleiter ausgleichend wirkt und durch Koh- lensäure-Entwickelung den mineralischen Boden aufschließt. Als absolute Bedingung für die Waldvegetation kann er, sofern im übrigen der Boden die nötigen mineralischen Nährstoffe sowie die erforderlichen physikalischen Eigenschaften besitzt, nicht ange- sehen werden. Immerhin leuchtet ein, daß die waldbauliche Tätigkeit auf ununter- brochene, reichliche Humusbildung abheben muß. Dabei handelt es sich aber durch- aus nicht um Anhäufung größerer Streumassen, sondern vor allem um einen regelmäßi- gen normalen Fortgang der Streuzersetzung und der Mengung der Zersetzungsstoffe mit dem mineralischen Boden.
Im einzelnen sind die Ansprüche der Holzarten an den Boden außerordentlich verschieden. Erwägt man überdies, daß auch für das Gedeihen einer b e s t i m m- t e n Holzart nicht ein durchweg gleichbleibendes Maß der verschiedenen Boden- eigenschaften gefordert wird, sondern, namentlich durch verschiedene Lage bedingte Schwankungen zulässig sind, so erhellt, daß eine Charakteristik der Holzarten nach ihren Bodenansprüchen nur ganz im allgemeinen und in großem Zuge möglich ist. Sie kann auch mehr nur in der Weise erfolgen, daß die Grenze angedeutet wird, unter welche bezüglich der einzelnen Bodeneigenschaft nicht herunter-, bezw. über welche nicht hinaufgegangen werden darf, nicht aber kann man etwa innerhalb dieser Grenzen ein bestimmtes Maß als jeweilig absolut bestes bezeichnen. Dies ist schon durch die große Zahl zusammenwirkender Faktoren ausgeschlossen. Es gilt hier das gleiche wie bei der vorerwähnten Lage. Die spezielle Einwirkung der einen oder der anderen Gruppe von Produktionsfaktoren läßt sich um so weniger leicht feststellen, als in vielen Fällen Ungunst der Lage durch vorteilhafte Bodenbeschaffenheit, wenn nicht ausge- glichen, so doch in ihrem ertragsmindernden Einfluß abgeschwächt wird. Zu be- achten ist, daß aus dem tatsächlichen Vorkommen einer Holzart nicht ohne weiteres auf deren Wohlbefinden Schlüsse gezogen werden können. Anbaufähigkeit und Anbau- würdigkeit sind sehr zu unterscheiden; für jede Holzart gibt es eben ein Optimum ihres \'orkommens, an welches sich Zonen geringerer Leistung anschließen. Bei der Beurteilung des waldbaulichen Wertes einer Holzart entscheidet überhaupt das Ver- halten der Holzart im Bestand viel mehr als die Entwickelung des Einzelbaumes. Die besten Standorte werden natürlich zunächst von den begehrlichsten Holzarten in
10 VI. L 0 r c y, Waldbau.
Besclilag genommen, so daß sicli weniger anspruchsvolle vielfach mit geringeren Böden und schlechteren Lagen begnügen müssen, obwohl auch sie gern an dem Genuß der besseren Standorte teilnehmen würden (z. B. die gem. Kiefer).
§ 7. 1) Feuchtigkeit: Ausgehend von der überaus wichtigen Rolle, welche dem Wasser in der Pflanzen-Ernährung zukommt, und von der daraus folgenden und durch die Tatsachen allseits bestärkten Ueberzeugung, daß jede Holzart unter sonst gleichen Verhältnissen auf frischem Boden besser gedeiht als auf trockenem, muß man sorgsame Bodenpflege im Sinne der Wassererhaltung als eine unabweisbare Forderung hinstellen. Was in dieser Hinsicht zu beachten und vorzukehren ist, wird späterhin berührt werden.
Für trockenen Boden taugen noch die gemeine Kiefer und die gemeine Birke, Bet. verrucosa, die Robinie und eventuell einzelne Pappeln und Weiden. Einen mindestens feuchten, wenn nicht nassen Boden verlangt z. B. die Schwarzerle, die Ruchbirke, Bet. pubescens; auf solchem gedeihen ferner viele Weiden, auch woiil Vogelbeere und Krummholzkiefer. Stagnierende Nässe bedingt fast immer eine mehr oder minder zweifelhafte Entwickelung, während fließendes oder nur vorübergehend stagnierendes Wasser auch im Ueberschuß kein Hindernis guten Wachstums ist, wie die Weiden an Bach- und Flußufern und die üppige Entwickelung bes. der Stieleichen, Eschen, Uhnen in zeitweise überschwemmten Auewaldungen beweisen. Selbst die Rotbuche findet sich da und dort in Inundationsgebieten nicht selten. Fraxinus america soll sich (nach Brecher) hier besser bewähren als Frax. excelsior; Carya alba, Robi- nie und Lärche haben sich nach Ueberschwemmungen gut gehalten. Zeitiumkl, namentlicli Dauer etc. der Ueberschwemmung sind dabei aber von Einfluß.
Weitaus die meisten unserer Holzarten meiden die Extreme und befinden sich nur auf frischen, höchstens feuchten Böden wohl, mit der Abstufung, daß man einen nur frischen Boden für die in der Uebersicht zu Eingang dieses Abschnittes genann- ten Nadelhölzer, sowie für Eiche, Buche, Ahorn, Linde, einen feuchteren dagegen für Esche, Erle, Ulme, Pappeln und Weiden vorziehen wird. Auch von den Aus- ländern, mit welchen Anbauversuche gemacht werden, scheinen die meisten einen nur frischen Boden zu lieben.
2) Gründigkeit. Man versteht darunter die Mächtigkeit der von den ^^'ur- zeln durchdi'ingbaren Bodenschicht. Flachgründige, d. h. nur bis 30 cm tiefe Böden sind oft, insbesondere an Hängen, zugleich trocken, seltener, bei undurchlassendem Untergrund, in ebener Lage, zu naß und in beiden Fällen meist von geringer Er- tragsfähigkeit. Hiervon abgesehen aber müssen sie dem Gedeihen derjenigen Holz- arten hinderlich sein, welche ein tiefgehendes Wurzelsystem haben, namentlich dann, wenn letzteres durch eine stark ausgebildete Pfahlwurzel charakterisiert ist, welche sich, auf einem festen, unzerklüfteten Untergrund aufsitzend, nicht normal entwickeln kann. Aus diesem Grunde taugen z. B. Eiche, Esche, L^lme, Linde und auch die Tanne nicht auf einen flachgründigen Boden, während sich die Fichte mit ihren flachstreichenden Wurzeln daselbst noch gut zurechtfindet. Auch Buche, Birke u. a, sind von einem nicht gründigen Boden keineswegs ganz ausgeschlossen. Immerhin sind auch für Holzarten, welche ihre Wurzeln in der Regel nicht weit in die Tiefe senken, mitteltiefgründige (30 — 60 cm tiefe) und noch besser tiefgründige, über 60 cm tiefe Böden wegen ihres meist besseren Feuchtigkeitszustandes entschieden vorzu- ziehen. Flachgründigkeit macht sich fast immer durch geringes Höhenwachstum be- merklich. Man vergleiche hierzu auch die Bemerkungen zu § 8, 2, S. 12.
3) Bindigkeit: ^^on dem Grade derselben ist die Entwickelung der Holz- bestände insofern beeinflußt, als mit ihr die Ausbildung der feinen Saugwurzeln, die
Das Bcstandesmaterial. § 8. W
Standfestigkeit der Bäume, sowie der Feuclitigkeitsgelialt und die Üurcldüfluiig des Bodens in Beziehung stellen. I >ie Extreme (einerseits strenger Tonboden, bald zu naß und kalt, bald zu hart und rissig, wenn trocken, andererseits Flugsand) sind in jedem Falle nachteilig. Zu den Holzarten, für deren normale I^eistung ein lockerer Boden gefordert werden muß, gehören z. B, Ulme, Esche, Kastanie, Erle, Robinie, von den Nadelhölzern Kiefer, Douglasie; die meisten andern zeigen auf einem Boden von mittlerem Biiidiirkeitsgrad voll befriedigendes, zum Teil sogar ihr bestes Gedeihen.
II. E n t w i c k c 1 u n g s - und W u c h s v e r h ä 1 1 n i s s e des einzelnen
Bau m e s.
§ 8. Da es sich hier nicht um eine botanische Charakteristik, sondern um die bei waldbaulichen Maßnahmen besonders zu beachtenden, bezw. zu verwertenden Eigenheiten in der Entwickclung der einzelnen Holzarten handelt, so sind diese, unter Voraussetzung normaler \'erhältnisse, vorab also eines geeigneten Standortes, hauptsächlich nur im Hinblick auf folgende Fragen zu untersuchen:
1) Wie vollzieht sich die Keimung? Bleiben die Kotyledonen unter der Erde oder werden sie mit heran fgenonunen? — 2) Wie sieht das Wurzelsystem aus? — 3) Ist die Holzart in der .lugend rasch- oder langsamwüchsig? Welchen \'erlauf nimmt überhaupt ihre Höhenentwickelung absolut und im Vergleich zu derjenigen anderer Holzarten? — 4) Wie verhält sich die Holzart gegen Beschädigungen aller Art? Ist sie insbesondere in ihrer Jugend gegen Frost und Hitze empfindlich? ist sie dem Schneedruck und der Sturmgefahr besonders ausgesetzt? — 5) Wann be- ginnt sie regelmäßig zu fruktifizieren? in welchem Umfange darf auf ^^'iederkelu• waldbaulich verwendbai-er .Masten gerechnet werden?
Auf die meisten der vorstehenden Fragen geben die Abschnitte Forstbotanik und Forstschutz des Handbuches Antwort, so daß wir uns hier auf eine Gruppie- rung der Hauptholzarten nach den vorgenannten Gesiclitspunkten, sowie auf einige ergänzende Bemerkungen beschränken können:
1) Keimung: Die Kotyledonen bleiben unter der Erde bei der Eiche, Roß- kastanie, Kastanie, Hasel, .Juglans und Carya, während die übrigen Laubhölzer, sowie die Nadelhölzer oberirdisch (epigäisch) keimen, d. h. ihre Keimblätter über den Bo- den erheben. Die Durchdrinsrung der über dem Samen lagernden Bodenschicht be- deutet Leistung einer mechanischen Arbeit, die um so größer ist, je umfangreicher die Kotyledonen sind und je dicker, bindiger und schwerer die über dem Samen lagernde Erdschicht ist. Bei den unterirdisch (hypogäisch) keimenden Holzarten: Eiche, Kastanie usw. kann die Bedeckung des Samens entsprechend stärker sein. Vergl. hierzu § 57. E.
2) W u r z e 1 s y s t e m: Holzarten mit weitverzweigtem Wurzelsystem bean- spruchen damit einen größeren Nahrungsraum, sind aber u. U. auch auf ärmerem, trockenerem Boden noch zuwachskräftig (Akkommodationsfähigkeit von^^'eidenarten). Durch Bäume mit flachstreichenden Wurzeln wird zunächst nur die obere Boden- schicht, von solchen mit tiefgehenden Wurzeln werden entsprechend tiefer liegende Schichten behufs Nahrungsaufnahme in Anspruch genommen; erstere kömien auf flachgründigem Boden, wo letztere versagen, eher noch gedeihen. Holzarten mit tief- gehender Pfahlwurzel, dann besonders auch solche mit mehreren starken, tiefeindrin- genden Wurzelsträngen sind standfester als solche mit flachstreichenden Wurzeln.
Nach Bau und Habitus des Wurzelsystems unserer Holzgewächse unterscheidet
M. B ü s g e n 1) das lang auslaufende, durch dicke, spärlich verzweigte Würzelchen
1) Studien über die Wurzelsystemc einiger dikotyler Holzpflanzen. Flui'a 95. Bd. S. 58.
22 ^ I- L 0 r e y, Waldbau.
ausgezeichnete Extensivsystem und das Intensivsystem, bei welchem die letzten Aus- zweigungen geringere Dicke haben, aber mit sehr viel mehr Faserwürzelchen besetzt sind als beim Extensivsystem. Durch diese verschiedene \'erteilung der Wurzel- substanz im Boden werden Unterschiede in der ^lethode der Ausnutzung desselben, speziell in der Wasserversorgung bedingt. Extensive Wurzelsysteme finden sich bei Holzgewächsen, die wenigstens zum Teil feuchten Klimaten und Standorten ange- hören, z. B. bei der Esche, und scheinen mehr für Wirtschaft mit reichlichem Was- servorrat geeignet, Intensivsysteme, wie sie z. B. die Buche zeigt, hingegen sind der Ausnutzung kleinerer Wassermengen, d. h. periodisch trockenen Standorten angepaßt.
Als Holzarten mit tiefgehenden Wurzeln sind zu nennen: Eiche, Ulme, Esche, Ahoi'n (besonders Acer pseudoplatanus), Kastanie, Schwarzerle, Linde, auch Weiß- tanne, Kiefer, Weymouthskiefer, Lärche. \'on den genannten haben manche eine bis in höheres Alter kräftig entwickelte Pfahlwurzel, wie z. B. Eiche, Kastanie, wäh- rend bei anderen, wie Erle, Lärche, früher oder später das Wachstum der Pfahlwurzel nachläßt, dagegen mehrere schräg in den Boden eindringende starke Seitenwurzeln (,, Herzwurzeln") das Gerüst des Wurzelsystems bilden.
Flachstreichende Wurzeln haben Birke, Robinie, Pappeln und Weiden, sowie Fichte, während andere Holzarten, wie Buche, Hainbuche, Weißerle, eine Mittelstel- lung einnehmen. Abgesehen von den unzweideutig ausgeprägten Extremen ist diese, wie überhaupt jede ähnliche Abgrenzung, angesichts der zahlreichen Uebergänge keine sichere, zumal auch bei der gleichen Holzart je nach der Bodenbeschaffenheit oft auffällige ^'erschiedenheiten und vielfache Uebergänge vorkommen. Namentlich ist die Bildung einer ausgeprägten Pfahlwurzel nicht bei allen, eine solche von Haus aus aufweisenden Holzarten in gleicher Weise Bedingung einer guten Entwickelung (Eiche), sondern unter Umständen (Tanne auf weniger gründigen Böden) kann eine starke eigentliche Pfahlwurzel durch kräftigere Entwickelung seitlicher Wurzeln er- setzt werden.
3) H ö h e n e n t w i c k e 1 u n g 1) : Für viele waldbauliche Fragen (Erzielung genügenden Bestandesschlusses und damit guter Bodendeckung, Schädigung durch Wild, Weidevieh, Frost usw.) ist namentlich die Jugendentwickelung der Holzarten entscheidend. Einzelne machen schon in den ersten Lebensjahren bedeutende Längs- triebe, während andere erst nach einer Reihe von .Jahren mit einer energischeren Höhenentwickelung beginnen. Unter Zugrundelegung des Jugendwachstums teilt man die Holzarten in rasch- und langsamwüchsige ein und rechnet zu den letzteren: Buche, Hainbuche, Tanne, wogegen man Erle, Birke, Robinie, Esche, Ahorn, Kasta- nie, Pappeln, Weiden, die meisten Pinus-Arten und die Lärche als raschwüchsig be- zeichnen und endlich den Ulmen, Linden, Pirus- und Sorbus-Arten, sowie der Fichte eine mittlere Stellung einräumen muß. Doch auch hier finden sich von Fall zu Fall, d. h. nach Standort, Witterung, Behandlung usw. mancherlei \'erschiebungen. Nach der Bodenzusammensetzung z. B. kann sich die Skala der Schnellwüchsigkeit der Holzarten während der ersten Jugendjahre hin und wieder geradezu umkehren. Eine ziemlich rasche, vielfach aber bald nachlassende Jugendentwicklung zeigen auch unsere beiden einheimischen Eichenarten. Wie überhaupt in ihrem biologischen Verhalten finden sich aber auch in der Wuchsenergie merkbare Unterschiede bei ihnen: der Traubeneiche wird ziemlich allgemein rascherer Wuchs und längeres An-
1) Ueber die Art der Errrittelung des Höhenzuwachsganges ist die Holzmeßkunde von v. Guttenberg in diesem Handbuche zu vergleichen. Daselbst finden sich überdies die Enlwickelungsgeselze nach dem dcrmaJigen Stand unserer Kenntnis zusammengestellt. — Auf die Frage der Bedeutung des Hühenwachstums bei Anlegung gemischter Bestände wird nocli zu- rückgekommen werden.
Das Bestandesmaterial. § 8. 13
dauern kräftiger Hölieiientwickeluiig ziieikaniit. Mil zunehmendem Alter ändert sicli bei vielen Holzarten das Höhenwachstum. Die in der Jugend langsam wüchsigen Holzarten, Buche, Tanne. Ficlite fangen, zusagende Boden- und Standortsverliäit- nisse vorausgesetzt, mit Eintritt des Bestandsschlusses an, kräftige Höhentriebe zu schieben, während umgekehrt das Höhenwachstum der ii|i der Jugend raschwüchsigen Arten um so früher und um so intensiver naciizulassen pflegt, je weniger der Stand- ort ihren Ansprüchen genügt. Der bei den einzelnen Holzarten verschiedene Zeit- punkt dieses Nachlassens verdient namentlich beim Zusammenordnen derselben im Mischbestande sorgfältige Beachtung.
Endlich ist, wenn auch weniger für eigeullicli waldbauliche Maßnahmen, als im Hinblick auf die Rentabilität des Betriebs (Haubarkeitserträge), die absolute Höhe, welche überhaupt erreicht wird, von Bedeutung. In dieser Hinsicht stehen die Na- delhölzer (Tanne und Fichte bis zu 40 Meter und mehr) im allgemeinen den Laub- hölzern voran. Entscheidend ist hierbei nicht sowohl die Höhe einzelner besonders gut entwickelter Exemplare, als vielmehr die mittlere Höhe haubarer Bestände. Es verdient volle Aufmerksamkeit des Wirtschafters, daß der Höhemvuchs zwar in erster Linie eine Funktion der Bodengüte, zum Teil aber auch ein Produkt der Bestands- erziehung ist. Alle im freieren Stand zu baldiger Kronenabwölbung und Kronenaus- breitung und damit zur Kurzschaftigkeit hinneigenden Holzarten, d. i. die Mehr- zahl unserer Laubhölzer, ganz besonders die Buche und Stieleiche, müssen durch Erziehung in engem \'erbande während der Jugend- und schwachen Stangenholzperiode gezwungen werden, dem ihnen zunächst nur von oben gebotenen Lichte entgegen- zuwachsen, um auf diese Weise die von der Nutzholzwirtschaft geforderte größere astreine Schaftlänge zu erzeugen.
4) Verhalten der Holzarten gegen Beschädigungen. Wild-, ^^'eidevieh-, sowie Insektenschäden kommen insofern in Betracht, als sie (wie Rüs- selkäferfraß in Kulturen. Maikäferschaden. Auftreten gewisser Schmetterlinge u. a.) auf die waldbaulichen Anordnungen einen bestimmten Einfluß ausüben. Immerhin werden unsere wirtschaftlichen Entschließungen häufiger und stärker durch das A'erhalten der \^■aldbäume gegen Frost und Hitze, gegen Schneeschaden und Sturm bedingt.
Hinsichtlich dieser Gefahren und der sie bedingenden Momente wird auf den Forstschutz verwiesen. Hier soll nur hervorgehoben werden, daß eine in bezug auf ihre Massen- und Wertserträge, sowie ihr \'erlialten gegen den Boden usw.. vielleicht weniger geschätzte Holzart gerade durch ihre Unempfindlichkeit gegen Frost und Hitze für gewisse konkrete Fälle eine besondere Bedeutung erlangen kann, in dem sie empfindlichere Holzarten endweder ganz vertritt oder ilmen als wirksames Schutzholz (Mischung. Voranbau) beigesellt wird. Beispiele: Hainbuche statt der Rotbuche zum Unterbau auf feuchten Stellen, Kiefer als Schutz- und Treibholz für Eiche. Birkenvoranbau in Frostlöchern. Ebenso können manche Holzarten wegen besonderer Gefährdung (z. B. Fichte in Sturmlagen) örtlich von unseren Erwägungen bezüglich der Wahl der Holzart ausgeschlossen erscheinen.
5) Fruktifikation: Soweit die Bestandesbegründung durch Pflanzung stattfindet, ist der Waldbau mit seinen Operationen von dem Eintritt guter Samen- jahre nur in mäßigem Umfange abhängig. Einmal läßt sich, was an Pflänzlingen nicht aus Schlägen entnonunen werden kann, sondern besondere Anzucht erheischt, aus verhältnismäßig kleinen Mengen des betreffenden Samens erzielen, so daß auch in samenarmen Jahren oft wenigstens dieses geringe Quantum brauchbaren Samens zu erlangen ist. und zum andern kann im Falle reichlicher Mast meist für mehrere
14 VI. L o r e y, Waldbau.
Jahre vorgesorgt werden, weil man bei der Pflanzung nicht immer gerade auf ein ganz bestimmtes Alter der Pflänzlinge angewiesen ist. Dagegen ist die Kultur durch Saat in weit erheblicherem Maße, sowie die natürliche Samen- Verjüngung voll- ständig an die Masten gebunden, und es ist, namentlich für das regelmäßige Fort- schreiten der Wirtschaft im größeren nachhaltigen Betriebe, oft von wesentlichem Einfluß, ob und in welchen Zwischenräumen Samenjahre in genügender Art wieder- kehren (vergl. den Abschnitt über Bestandesbegründung).
Man kann zwar für Saaten (Nadelhölzer) unter Umständen auch noch einige Jahre alten Samen verwenden, überdies den Samen, wenn den Anforderungen der Zucht- wahl dabei nicht entgegengetreten wird, aus weiter Ferne herbeischaffen, aber diese Behelfe fehlen bei der Naturbesamung. Wenn nun letztere auch bei allen Holzarten stattfindet, so ist der Wirtschaftsbetrieb im großen doch meist nur bei Tanne und Buche, sowie vielfach bei Fichte, da und dort auch bei Eiche, Esche, Ahorn und Kiefer auf Naturverjüngung begründet. Die Benutzung natürlicher Ansamung von Eiche, Esche, Ahorn usw. wird, weil sie vielfach nicht nur als erwünschte Ergänzung der künstlichen Kultur erscheint, sondern letztere geradezu überflüssig machen kann, neuerdings mit Recht vielenorts in größerem Umfange angestrebt. In erster Linie kommen für unsere Frage Tanne, Fichte und Buche, event. Kiefer und Eiche in Be- tracht, da Holzarten wie Esche und Ahorn, dann auch Hainbuche und Birke meist sehr regelmäßig Samen tragen oder doch nur selten gänzlich versagen. Obwohl schon vom ausgehenden Stangenholzalter an oft bedeutendere Masten vorkommen, und zwar auf schlechterem Standort gewöhnlich früher als auf besserem, wird ihre regelmäßige Wiederkehr meist erst von einem späteren EnLwickelungsstadium an beobachtet, welches demgemäß als volle Mannbarkeit bezeichnet werden kann. Erst wenn diese eingetreten ist, läßt sich die ^'erjüngung mit Sicherheit leiten.
Man kann rechnen*), daß bei der Tanne etwa vom 70. — 80. Jahre an in mildem Klima alle 3, in rauherem alle 5 — 7 Jahre eine reichliche Mast eintritt; bei der Fichte geschieht dies vom 60. Jahre an (mit entsprechenden, örtlich allgemein, sowie durch die mehr zufälligen Einflüsse der Jahreswitterung bedingten Schwankungen auf- und abwärts) durchschnittlich alle 5 Jahre. Die gemeine Kiefer fruktifiziert früher und oft auch reichlicher, so daß etwa vom 40. Jahre an in je 3jährigen Perioden auf eine genügende Samenmenge zu zählen ist. Buchensamenjahre, wenn auch eigentliche Vollmasten selten sind, doch, je nach Oertlichkeit, vom 70. — 80. Jahre an alle 5 — 10 Jahre. Aehnlich wie die Buche (im ganzen wohl etwas günstiger) verhalten sich die Eichen, doch bewegt sich die Buche mehr in Extremen, während bei Eichen Haib- und Sprengmasten häufiger sind.
Von besonderem Einfluß auf die Samenentwickelung sind der allgemeine Cha- rakter des Klimas und die Witterungsverhältnisse des einzelnen .lahres. Die Frukti- fikation beginnt, von der nicht unbedeutenden Beeinflussung durch die spezifische \'er- anlagung des Einzelindividuums abgesehen, im allgemeinen um so früher, je wärmer das Klima ist. Die Samenjahre treten nach Häufigkeit und Ergiebigkeit zurück, je nördlicher bezw. höher der in Frage kommende Standort liegt. In der Einflußsphäre der Jahreswitterung spielen naßkalte Sommer, ganz besonders aber Spätfröste, welche die Blüten vernichten, eine große Rolle. Warme Sommer wirken fördernd und stei- gern die Fruktifikation bei Eiche im gleichen, bei Buche im folgenden Jahre. Außer- dem wirkt auch das Licht auf die Anlage und Ausbildung der Blütenknospen anre- gend ein. Die späte Mannbarkeit und geringe Fruktifikation unserer gleichaltrigen
1) Vergl. u. a. H e ß, ,,Die Eigenschaften und das forstliche Verhallen der wichtigeren . . Holzarten", woselbst in Anmerl<uiigen die öpezialliteratur nachgewiesen ist.
Das Beslandesniaterial. § 9. J5
Bestände hängt nfl niclit zum weuifislea mil der anjjstliclieii l^rhaltuii^ des vollen Be- standsschlusses zusammen ; vergl. Zweck und Bedeutung der ^'o^•bel•eitungsschläge. § -iO.
III. \" 0 r li a 1 t e n der Holzarten im Bestand.
Da es der Waldbau fast ausnahmslos iiiclit mit Einzelbäumen, sondern mit Be- ständen, d. li. mit einer \'iellieit irgendwie zusannaengeordnetcr Individuen zu tun hat, so ist die Würdigung der einzelnen Holzarten recht eigeullicli ilunh deren \er- halten im Bestände, beim Zusammenleben mit Individuen der gleichen oder anderer Art bedingt. Dabei ist jenes \'erhalten hauptsächlich nach zwei Richtungen hin zu be- gutachten; nämlich es fragt sich: 1) welchen Einfluß äußert die Holzart im Bestand auf den Boden; der sie trägt? und "2) was leistet der Bestand als solcher für die Zwecke der Wirtschaft?
A. Einfluß der Holzarten auf den Boden.
!; 9. Der Bestand, welcher dem Boden bestimmte Beträge an Nährstoffen entzieht und ihn dadurch ärmer macht, soll hierfür durch diejenigen Substanzen, welche die Holzgewächse zur Streudecke und somit demnächst zur Humusbildung beitragen, also in erster Linie durch den jährlichen Blatt- und Nadelabfall, durch Blüten- und Fruchtteile, Zweige etc. soweit möglich Ersatz leisten. Außerdem soll durch das Kro- nendach des Bestandes die Einwirkung von Sonne und ^^"ind in solchem Maße vom Boden fern gehalten werden, daß diesem hierdurch das gehörige Maß von Feuchtig- keit, sowie vor allem ein normal verlaufender stetiger Gang der Humusbildung ge- .sichert, die Streudecke im wesentlichen bewahrt und zugleich die Entwickelung zu massenhafter Forstunkräuter hintangehalten werde. Diese Wirkungen sollen vom Kro- nendach ausgehen, d. h. von der Gesamtheit aller Baumkronen, welche sich über einer bestimmten Fläche befinden. Die nach Holzart und Lebensbedingungen überaus ver- schiedene Ausgestaltung der einzelnen Krone ist — von der gegenseitigen Beeinflussung der Individuen und der Wirkung wirtschaftlicher Maßnahmen abgesehen — allgemein bedingt durch die der Holzart eigene Art der Ast- und Zweigbildung, durch Größe, Gestalt, Anordnung, Menge, Dauer der Blätter und Nadeln. In den weitaus meisten Fällen — außer auf besonders kräftigen bezw. feuchten Böden, deren Erschöpfung in bezug auf Mineralstoffe und Wassergehalt nicht zu fürchten ist — leistet in den voran- gedeuteten Richtungen nur ein gut geschlossenes Kronendach Genügendes, wobei allerdings vielfach das Ideal nicht darin besteht, daß die einzelnen Kronen sich in gleicher Höhe gewissermaßen zu einer einzigen Etage zusammenfügen. Der Erhaltung und Pflege der Bodenkraft ist es oft weit förderlicher, wenn an Stelle eines gleich- mäßig geschlossenen Kranendaches Einzelbäume und Gruppen verschiedensten Alters und damit verschiedenster Höhe und Ausformung den Raum über dem Boden derart mit Aesten und Zweigen anfüllen, daß die zur Zersetzung der Streu notwendige \^'ärme in genügendem Maße dem Boden zugeführt wird. Jedenfalls aber ist zur Herstellung jenes Schutzdaches über dem Boden, sowie zur Rücklieferung einer hinreichenden Menge an hunmsbildenden Substanzen auf der Flächeneinheit eine gewisse, mit dem Alter des Bestandes wechselnde Anzahl von Holzpflanzen erforderlich, welche genügend nahe zusammenstehen und deren Kronen in sich entsprechend dicht sind. Na- mentlich in höherem Alter, wenn der einzelne Baum einen größeren Standraum ein- nimmt, ist die Beschaffenheit der Einzelkrone für die Intensität des Bodenschutzes bedingend. In der Jugend fällt ja zweifellos die auf gegebener Fläche sich vorfin- dende Zahl der Individuen am meisten ins Gewicht, aber mit fortschreitender Ent-
16 \l. L 0 r e y, Waldbau.
•Wickelung (zunehmender natürlicher und künstliciier Bestandesreinigung) tritt diesem Moment der Einfluß der einzelnen Krone mehr und mehr als gleichwertig zur Seite. Nun verhalten sich aber unsere Holzarten in Beziehung auf die Ausbildung ihrer Kronen außerordentlich verschieden. Zwar besitzen nicht bloß diejenigen, welche sich auch im Alter noch durch dichte Kronen auszeichnen, sondern auch viele von denen, bei welchen dies nicht der Fall ist, in der Jugend reichliche Belaubung oder Benadelung; aber mit zunehmendem Alter lichten sich die Kronen mehr und mehr aus. Sie rücken überdies (infolge Absterbens der unteren Aeste) immer weiter vom Boden in die Höhe. Durch die sowohl im Boden als im Kronenraume stattfindende seitliche Beengung gehen ferner viele Individuen ein, so daß durch dies alles bald früher bald später (nach Holzart, Standortsverhältnissen usw.) eine oft sehr weitgehende Un- terbrechung des Kronenschlusses eintritt, eine Lichtstellung, die sich durch Ueber- kleidung des Bodens mit Unkräutern, durch zu rasche oder auch durch unvollkom- mene Humuszersetzung, Austrocknung etc. bemerkbar macht. Da im allgemeinen der Waldboden in seiner Produktionsfähigkeit hierdurch geschädigt wird, so muß für dauernden Kronenschirm gesorgt werden. Dies geschieht am einfachsten, indem man überhaupt nur solche Holzarten in die Bestände bringt, deren Kronendach sich bis ins höhere Alter gut geschlossen erhält. Zu diesen gehören Tanne und Buche, dann auch die Fichte. Sie sind vor allen anderen berufen, die Hauptmasse des Waldes zu bilden, und können, richtige Bestandespflege vorausgesetzt, ohne Gefährdung der Bodenkraft in reinen Beständen auftreten, d. h. solchen, die nur aus E.xem- plaren der nämlichen Holzart zusammengesetzt sind.
Sache einer zweckmäßigen Bestandeserziehung (s. dort vierter Abschnitt) aber ist es, darauf zu halten, daß man mit der Bevorzugung reiner Bestände der genannten Holzarten im Dienste der Bodenpflege nicht aus einem Extrem ins andere fällt. Mit vollem Rechte nämlich beschuldigt man das bis in die neueste Zeit herrschende Dogma von der Erhaltung des dauernden vollen Bestandsschlusses in den Fichten-, Buchen- und Tannenbeständen, daß mit ihm nicht in allen Fällen eine Förderung, sondern oft genug eine Verminderung der Bodengüte und eine Erschwerung der Waldbegründung, namentlich der natürlichen, herbeigeführt werde. In den durch Kahlschlagbetrieb oder schlagweise Naturverjüngung geschaffenen gleichaltrigen, also gleichwüchsigen imd dauernd in Dichtschluß erhaltenen reinen Beständen von Fichte, Buche und Tanne lagern sich, wie die Erfahrung lehrt, beim Vorhandensein ungünstiger Verwe- sungsbedingungen, d. i. in Lagen mit niederer Temperatur, bei Ueberschuß oder Mangel an Feuchtigkeit oder bei mangelndem Kalkgehalt des Bodens, leicht pflanz- liche Reste in Gestalt mehr oder minder mächtiger Streuschichten ab. Man nennt solche meist dicht gelagerte, wenig oder nicht zersetzte Streumassen Trockentorf (früher Rohhumus). Sie haben sowohl in chemischer wie physikalischer Hinsicht eine ungünstige Veränderung des Waldbudens zur Folge und sind für Boden und Bestand überwiegend schädlich. Wie im vorangehenden Abschnitt ,, Forstliche Stand- ortslehre" näher ausgeführt ist, verursachen stärkere Trocken torf schichten, zumal auf den Sandböden, das Entstehen von Ortstein, veranlassen Auslaugung der lös- lichen Mineralstoffe, führen zur Versauerung und Verdichtung des Bodens, min- dern seine Durchlüftbarkeit und beeinträchtigen das für die normale \'ei-wesung aller organischen Reste außerordentlich wichtige Tierleben im Boden, sowie die für die \'erwesungsvorgänge gleich wichtige Bakterienflora, kurz, sie machen den Boden, wie man zu sagen pflegt, krank. Die sauren Zersetzungsprodukte, die in den reinen Schattenholzbeständen überall dort entstehen, wo infolge Erhaltung dauernden Dicht- schlusses die Bedingungen zum raschen Fortgang der ^"erwesung fehlen, führen na-
Das Bestandesmaterial. § 9. 17
mentlicK bei Buche i), Fichte und Tanne '^) zum Versagen der Naturverjüngung. Ilirer Bildung kann nur dadurch vorjicbougt werden, daß durch entsprechende und namenlhch frühzeitigere Sclihißuntcrhrechung für hinreichenden Wärme- und Luft- zutritt zum Boden und damit für Förderung der Venhmstung und Streu Zersetzung Vorsorge getroffen \\^ird.
Holzarten, die sich später licht stellen, werden, um der oben genannten Gefahr der Bodenverunkrautung zu entgehen, entwedei in so niedrigen Umtrieben bewirt- schaftet, daß bei der Aberntung des Bestandes die für den Bodenzustand bedenkliche Lichtung noch nicht eingetreten ist, oder es muß, wenn man sie älter werden lassen will, im Zeitpunkte der beginnenden Auslichtung durch besondere Maßnahmen (Un- terbau) für Bodenschutz gesorgt werden.
Die mehrerwähnten Holzarten Tanne, Buche und Fichte werden im Verein mit einigen Nebenholzarten als schattenertragende oder kurz Schatten- holzarten bezeichnet, weil man die Dichtigkeit ihrer Krone, welche wesentlich darauf beruht, daß Blätter bezw. Nadeln im Innern derselben sich noch längere Zeit hindurch lebend erhalten, als einen Beweis höheren Schattenerträgnisses ansieht. Im Gegensatz hierzu steht das Verhalten anderer Holzarten, deren Kronen sich bald lichten, indem die von den äußeren Blatt- bezw. Nadelschichten umschatteten Organe im Kroneninnern nicht mehr lebensfähig bleiben. Diese Holzarten werden deshalb I i c h t b e d ü r f t i g oder kurz Lichthölzer genannt.
Die schon seit mehr als einem Jalirhundert gebräuchliche Einteilung der Holzarten in Licht- und Schattenhölzer gründet sich auf das eben angedeutete verschiedene Verhalten, das sich zeigt, wenn man Bestände der einzelnen Holzarten während ihrer Entwicklung sich selbst überläßt. Den Holzarten wohnt in der Tat eine verschiedene Lichtempfindlichkeit inne; sie sind auf einen verschiedenen Lichtgenuß, auf ein verschiedenes Minimum desselben abgestimmt. Der Lichtbedarf der einzelnen Holzart und die mit ihm zusammenhängende Fähigkeit, Beschattung zu ertragen, sind aber keine absolute und unabänderliche Größen, sondern wechseln mit den Standortsverhältnissen, der geographischen Breite, der Meeres- höhe, dem Alter, der Jahreszeit und dem Entwicklungsstadium des Einzelindividuums. In- folgedessen ist es allerdings nicht angängig, die in einem heranwachsenden Bestände sich abspielenden Vorgänge der Bestandesausscheidung, d. h. des allmählichen Unterdrückt- werdens und .\bslerbens einer größeren oder geringeren Anzahl von Individuen und das Tempo dieses Vorganges lediglich unter Zugrundelegung der Lichtempfindlichkeit und des wechselnden Lichtgenusses zu betrachten. Hierbei spielen vielmehr Klima, Bodengüte und namentlich Bodenfrische als mitwirkende Faktoren eine wesentliche Rolle. Der Lichtan- spruch einer Holzart ist um so größer, ihr Schattenerträgnis mithin um so geringer, je kühler, schlechter oder trockner der Standort ist. Auf gutem, namentlich frischen Boden oder in war- mem Klima verträgt eine unter mittleren Verhältnissen auf ein hohes Lichtgenußminimum angewiesene Holzart, d. h. eine Lichtholzart, so viel Beschattung, daß sie ihren Lichtholz- charakter fast zu leugnen scheint, und umgekehrt verlangt eine Schattenholzart in Stand- ortsverhältnissen, die an der unteren Grenze ihrer Ansprüche liegen, auf trockenem, armen Bo- den oder in nördlicheren bezw. höheren, kühlen Lagen so viel Licht, daß sie kaum mehr als Schattenholzart bezeichnet werden kann. Diese noch keineswegs hinreichend geklärten Wech- selbeziehungen zwischen Lichtgenuß und Standort sind mehrfach, neuerdings wieder für F r i c k e ') Veranlassung gewesen, alltägliche Erscheinungen des Waldbaues, wie ungenü- gende Entwicklung des Jungwuchses im Halbschatten oder unter dem Schirm älterer Bäume, Wiederverschwinden des Aufsclilages und dergl. nicht auf Lichtmangel, sondern auf mangelnde Bodenfeuchtigkeit infolge Konkurrenz seitens der Wurzeln der älteren Bäume zurückzuführen. So richtig und wertvoll der von Fricke gelieferte Nachweis der Mitwirkung dieser Wurzel- konkurrenz beim Gedeihen beschatteten Jungwuchses auch ist, so wenig berechtigt ist die hieraus abgeleitete Folgerung, daß die übliche Einteilung der Holzarten in Licht- und Schat- tenholzarten sich nicht halten lasse und wissenschaftlich nicht begründet sei. Die mehr oder minder ausgeprägte Fähigkeit unserer Holzarten, unter sonst gleichen Verhältnissen mehr oder weniger Schatten zu ertragen, bleibt als Tatsache bestehen. Sie bedarf aller-
1) Vgl. hierzu: C. F r ö ni b 1 i n g. Der Buchenhochwaldbetrieb. Berlin 1908.
2) H. St oll, Das Versagen der Weißtannenverjüngung im mittleren Murgtale. Naturwiss. Ztschr. f. Forst- und Landwirtschaft 1909, S. 351.
3) Fricke, „Licht- und Schattenholzartcn", ein wissenschaftlich nicht begründetes Dogma. Z. i. d. ges. Forstw. 1904, S. 315.
Handb. d. Forstwiss. 3. Aufl. II. A
18 VI. L 0 r e y , Waldbau.
dings noch der .Aufhellung hinsichtlich ihrer anscheinend sehr engen und nur schwer zu iso- lierenden Beziehungen zu den Faktoren der Bodengüte bezw. der Bodenfrische.
Als extreme Repräsentanten der Lichthölzer können Lärche und Birke gelten; sie zeichnen sich vor allen andern durch ihre besonders dünne Krone aus. Zwischen den beiden genannten Extremen, den absoluten Schattenhölzern Eibe, Tanne und Buche und den Lichthölzern Birke und Lärche, schalten sich in mannigfacher Ab- stufung die übrigen Holzarten ein. Keiner unserer Waldbäume liebt oder bedarf den Schatten, abgesehen von der .Jugendzeit, in welcher vielen von ihnen Schutz gegen Frost und Hitze gewährt werden muß. Das letztere aber kann im großen Forstbetrieb meist nur durch das Kronendach eines Schutzbestandes geschehen, ist also mit Beschattung verknüpft. Alle Holzarten entwickeln sich vielmehr kräf- tiger in der Lichtstellung.
Tanne und Buche brauchen in der Jugend Schutz gegen Frost und Hitze und ertragen die Beschattung, die Tanne aber länger und intensiver als die Buche. Weit weniger schutz- bedürftig, zumal gegen Sonnenbestrahlung, ist die junge Fichte; ihr Schattenerträgnis ist entschieden geringer als dasjenige der Buche. Immerhin muß man die Fichte, so lange nur die zwei großen Gruppen: Schatten- und Lichthölzer gebildet werden, den Schattenhölzern zuzählen. Mit ihr konkurriert allenfalls in bezug auf die Fähigkeit, l Schatten zu ertragen, die Weymouthskiefer, von Laubhölzern vielleicht die Hainbuche. Alle anderen Holzarten sind als Jungwüchse sofort sehr dankbar für vollen Lichtgenuß und erhalten sich unter dem Schatten von Oberständern im allgemeinen nur dann einige Zeit wuchskräftig, wenn das, was ihnen im Schatten an atmosphärischen Niederschlägen (Regen, Tau etc.) abgeht, durch Boden- frische, feuchte Luft, gute Ernährung reichlich ersetzt wird. Hin und wieder bezeichnet man diejenigen Holzarten, die in der Mitte zwischen ausgesprochenen Lichthölzern und ebensolchen Schattenhölzern stehen, und hinsichtlich ihres Schattenerträgnisses in der Jugend oft auch mehr den Schattenhölzern nahekommen, als Halbschattenholzarten. Je nach den Standortsverhältnissen steigert sich das Lichtbedürfnis dieser Holzarten früher oder später bis zu dem der typischen Lichthölzer. — Von dem Verhalten in der ersten Jugend ist dasjenige während der weitern Entwickelung des Bestandes zu unterscheiden. Das kriti- sche Alter, in welchem sich die größere oder geringere Fähigkeit einer Holzart, dichte und damit reine Bestände dauernd zu bilden, deutlich ausspricht, ist gemeinhin die Zeit des be- ginnenden Stangenholzes. Außer bei Lärche und Birke tritt die Sorge um den Bodenschutz im reinen Bestände einer Lichtholzart meist erst von jenem Zeitpunkte ab an uns heran; ja in Beständen mancher lichtkroniger Nadelhölzer, wie z. B. der Kiefer, kann man sich dieser Sorge oft noch weiterhin, bis ins mittlere, ja höhere Stangenholzalter entschlagen, sofern eine dichte Moosdecke den Boden überkleidet und ihm den erforderlichen Schutz (Feuchtigkeit etc.) gewährt.
Von verschiedenen Schriftstellern sind die Holzarten in bezug auf ihre Fähigkeil, Schat- ten zu ertragen, bezw. sich im geschlossenen Bestände zu hallen, klassifiziert worden'). Die von ihnen aufgestellte Skala stimmt nicht in allen Einzelheiten überein. Dies kann auch nicht anders sein, denn die Beobachtungsgebiete, welchen die betreffenden Bücher entstammen, sind sehr verschieden; immerhin treffen die Abweichungen zumeist nur die eine mittlere Stellung einnehmenden Holzarten. Manche Verschiebung ist auch rein lokaler Natur, durch die Eigenart des Standorts bedingt-), Ueberdies ist, wie oben erwähnt, die exakte komparative Beobach- tung äußerst schwierig, weil meist viele Faktoren gleichzeitig wirksam sind. Zu den Schatten- hölzern zählt man allgemein: Eibe, Buche, Tanne, Fichte, Douglasie, Schierlingstanne, zu den Lichthölzern: Lärche, Birke, Eiche, Kiefer, Pappel, Weide; zu den Halbschaltenhölzern: .\horn, Esche, Ulme, Erle, Linde, Weymouthskiefer, Robinie Zu beachten ist, daß zu den ziemlich viel Schalten ertragenden Holzarten die Weymouthskiefer gehört, welche sowohl dadurch wie auch durch ihre Raschwüchsigkeit für manche Spezialfälle waldbaulicher Arbeit, wie z. B. Aus- pflanzen von Schneebruchlücken, allen Wegen usw. besonders geeignet erscheinen kann. Ferner sei nochmals betont, daß die Fichte keineswegs der Buche und noch weniger der Tanne gleich- geordnet werden darf.
Tatsächlich kommen auch von andern Holzarten, als der Tanne, Buche und Fichte, ausgedehnte reine Bestände vor; diese sind dann aber entweder Kinder der Not oder in besonders günstigen Verhältnissen, sehr oft auch in eigenartigen wirt-
1) Vergl. u. a. G. H e y e r, Verhalten der Waldbäume gegen Licht und Schatten, 1852. — v. F i s c h b a c h, „Forstwissenschaft", 4. Aufl. 1886, S. 5. — K r a f t in AUg. F.- u. J.-Ztg. von 1878, S. 164. — G a y e r, „Waldbau", 4. Aufl. S. 31 ff.
2) In dieser Beziehung macht z. B. G a y e r auf die erhöhten Lichtansprüche bei kur- zer Vegetationsdauer (Gebirg, Norden), dann auf den Einfluß der örtlichen Lichtintensität, die Wirkung häufiger Nebel usw. aufmerksam.
Das Bestandesmaterial. § 10. jg
schaftlichen Bedingungen begründet. Alle diese Umstände können die theoretisch als Ausnahme zu betrachtende Bildung reiner Bestände durch Lichtholzarten ge- gebenenfalls geradezu als Regel erscheinen lassen. So findet sich, um das prägnanteste Beispiel herauszugreifen, die Kiefer auf weiten Flächen in reinen Beständen, und zwar zumeist auf Böden, welche für andere, anspruchsvollere Holzarten nicht mehr taugen, wo man also, um überhaupt Wald zu haben, mit der Kiefer im reinen Be- stand zufrieden sein muß. Man befindet sich hier in einer Zwangslage, aus der man eben niemals herauskommen kann. So lange solche Bestände noch jung und gut geschlossen sind, ist die Leistung der Kiefer auch in Rücksicht auf die Bodenkraft eine befriedigende. Die Fälle, in welchen Lichtholzarten, wie gerade nicht selten die Kiefer, aus wirtschaftlichen (Rentabilitäts-)Gründen rein angebaut werden, sind für unsere Frage zunächst weniger von Interesse. Es mögen nur noch Schwarz- kiefer (Wiener Wald), Krummholzkiefer (Hochgebirg, Moore), Erle (nasse Partien), sodann Esche, Eiche (auf kräftigen Böden der Flußniederungen, doch hier meist mit einem Unterholz) als Beispiele dafür aufgeführt werden, daß unter besonderen Umständen Lichthölzer, zumal solche, welche eine mehr mittlere Stellung ein- nehmen, in reinen Beständen vorkommen. Ueberdies ist der Eichenschälwald als typische Form besonders zu erwähnen, bei welcher der niedrige Umtrieb ent- scheidend ist. — Anbau von Schutzbeständen (aus Birke, Kiefer), sowie Anzucht von reinen Beständen (etwa der Eiche) in der Absicht, sie später zu unterbauen, kommen als nicht dauernd beizubehaltende reine Bestände hier nicht weiter in Be- tracht.
B. Verhalten der Holzarten untereinander. Gemischte Bestände').
§ 10. 1. A 1 1 g e m e i n e s. Da, wie wir gesehen haben, nur eine ziemlich kleine Anzahl von Holzarten geeignet ist, für sich allein, d. h. in reinem Bestände, dem Boden den erforderlichen Schutz zu gewähren, da sich aber gerade unter den übrigen, den Lichthölzern, eine Reihe unserer wertvollsten, für die vielseitigsten Verwendungszwecke gesuchten Nutzhölzer befinden, auf deren An- und Nachzucht nicht verzichtet werden kann, so müssen sich den reinen Beständen ,,g e m i s c h t e" zugesellen, d. h. solche, welche aus Individuen zweier oder mehrerer Holzarten zu- sammengesetzt sind, wobei dann die Lichthölzer derart mit Schattenhölzern zu- sammengebracht werden sollen, daß letztere die Sorge für den Bodenschutz in der Hauptsache übernehmen, während jene, in der Minderzahl, ohne besonderen Nach- teil für die Bodenkraft mitwachsen. Die Lichthölzer tragen ja auch ihrerseits, wenn auch in mehr odei weniger bescheidenem Maße, zum Bodenschutz bei, so daß eine geeignete Zusammenordnung von Licht- und Schattenhölzern vollkommen genügt, um die Produktionskraft eines Waldortes dauernd zu sichern. Die zwei großen Gruppen Licht- und Schattenhölzer gestatten folgende drei Arten von Mischungen: a) Schattenhölzer untereinander, b) Schatten- mit Lichthölzern, c) Lichthölzer untereinander. Außerdem sind bezüglich der Mischungen Unterschiede dahin zu machen, ob sie bleibend oder vorübergehend sind, ob die einzelnen Holzarten gleichzeitig oder zu verschiedener Zeit auf die Fläche kommen, ob sie demnach gleichalt oder ungleichaltrig sind, endlich ob eine regelmäßige (reihen-, streifen-, bandweise) oder unregelmäßige, mehr gruppen- oder horstweise Verteilung der ein- zelnen Holzarten beliebt wird, oder aber ob ein Grundbestand mit Exemplaren einer anderen Holzart in einzelständiger Anordnung der letzteren durchstellt ist. a) Beispiele vorübergehender Mischungen: 1) Anzucht von Scliutz-
1) Vergl. Carl H e y e r, „Beiträge zur Forstwissenschaft" II. Hell, 1847, S. l ff.
2«
20 ^ I- Lorey, Waldbau.
beständen: Birke, Lärche oder Kiefer auf Blößen behufä Nachzuclit von Tanne, Fichte oder Buche; Kiefer in üntermischung mit Eiche, um letztere durch Seitenschutz gegen Frost zu sichern; — 2) Milanzucht einer Holzart, welche i ine frühe Zwischennutzung abwerfen soll, z. B. Fichte (Weihnachtsbäume!) in Pflanzkulturen zwischen ausländischen Hölzern (Douglas- tanne). — b) Beispiele ungleichzeitiger Mischungen: 1) Voranbau eines Schutzbestandes, nachfolgendes Einbringen der Hauptholzart; 2) Unterbau von Lichthölzern (Eiche) mit Schattenhölzern. — c) Beispiele ungleich alteriger Mischun- gen sind unter a und b einbegriffen
Die Entscheidung darüber, ob reine oder gemischte Bestände herangezogen werden sollen, wird, wenn zwingende waldbauliche Momente nicht vorliegen, in letzter Linie von der Rentabilität getroffen. Sofern eine Anzahl kaum entbehr- licher Holzarten im reinen Bestand nicht oder wenigstens nicht in hohem Umtriebe ohne Gefährdung der Bodenkraft erzogen werden können, sind, wie bereits hervor- gehoben wurde, Mischbestände eine unabweisbare Notwendigkeit. Es könnte sich aber weiterhin die Erwägung aufdrängen, ob nicht auch solche Holzarten, welche vermöge ihres dichten Kronenschlusses zu reinen Beständen taugen, wegen be- sonderer Vorzüge der Mischbestände allgemein besser in Untermischung mit andern Holzarten angebaut werden, ob also die Begründung gemischter Bestände nicht ganz allgemein als Regel hingestellt werden soll. Solcher Vorzüge passend gemischter Bestände werden in der Tat mehrere angeführt i), und zwar wird neben der schon genannten Möglichkeit der Starkholzerziehung von Licht- hölzern in der Hauptsache folgendes zugunsten der Mischbestände geltend gemacht: a) Gemischte Bestände gewähren größeren Schutz gegen gewisse Gefahren, indem die einzelnen Mischholzarten in verschiedenem Maße (manche eventuell gar nicht) bedroht sind und dadurch für den Bestand im ganzen eine höhere durchschnittliche Widerstandsfähigkeit entsteht. Wenn letztere auch nicht selten nur mittelbar der Mischung, zunächst jedoch der durch sie ermöglichten kräftigeren Kronenent- wicklung, besserer Gesundheit im allgemeinen usw. zu verdanken ist, so bedeutet doch in sehr vielen Fällen schon die Verschiedenheit der Holzarten an sich eine größere Sicherheit für den Bestand. Beispiele: Mischung von Laubholz mit Nadel- holz als Schutz gegen Feuer, Pilze und Insekten, desgleichen gegen Schneedruck; flach- und tiefwurzelnde Holzarten bilden unter Umständen einen sturmsichereren Bestand als flaclnvurzelnde allein; frostharte und -empfindliche Holzarten in Mi- schung zum Schutz der letzteren usw. — b) Gemischte Bestände ,. können" die Holzmassenproduktion steigern. Allgemein ließe sich dieser Satz vielleicht aus den verschiedenen Bodenansprüchen der Holzarten, aus der Verschiedenheit ihrer Wur- zelbildung (flach- und tiefwurzelnde), ihrer Kronenform, namentlich aber aus den besseren Bodeneigenschaften, welche Lichtliölzern im Grundbestande von Schatten- hölzern zu gute kommen usw., ableiten. Es wird aber gut sein, wenn man sich solcher allgemeiner Folgerung gegenüber zunächst skeptisch verhält und das Er- gebnis einer größeren Anzahl einwandfreier komparativer Untersuchungen abwartet. Einige Erhebungen, welche den in Frage stehenden Vorzug gemischter Bestände bestätigen, liegen zwar vor, aber nur in beschränkter ZahP), längst noch nicht ge- nügend, um alle einschlagenden Beziehungen mit Bestimmtheit nachzuweisen. An- dererseits haben z. B. neuere Untersuchungen, welche die württembergische forstliche Versuchsstation in Fichten-Buchen-Mischbeständen angestellt hat, um deren Wuchs- leistung im Vergleich zu derjenigen reiner Fichten- und reiner Buchenbestände zu erfahren, durchaus keine Ueberlegenheit, sondern teilweise sogar ein nicht uner-
1) Vergl. Carl Heyer daselbst S. 32 ff.
2) Carl H e y e r a. a. O. S. 35 ff. — Bergmann, Grundzüge der Geschichte und Wirtschaft der Kgl. Oberförsterei Eberswalde, 1905, S. 26.
Das Bestandesmalorial. § 10. 21
liebliches Zurückbleiben der Mischbcstiinde ergeben i). Zur vollen Klärung der Frage sind noch zahlreiche Aufnahmen nötig. So wäre z. B. auch hinsichtlich einiger, in größerer Ausdehnung vorkomincnder Nadclholzmischungen, wie Tanne und Kiefer, Tanne und Fichte, Tanne, Fichte und Kiefer (Schwarzwald, Vogesen), welche offenbar Gutes leisten, der zahlenmäßige Vergleich ihrer Massenproduktion mit derjenigen reiner Bestände jener Holzarten auf gleichem Standort noch durch ausgedehnte Untersuchungen zu führen. Nadelhölzer, wie Kchte, Kiefer, Tanne, bilden, in Buchen eingesprengt, erfahrungsgemäß oft besonders bedeutende Dimen- sionen heraus. Daß übrigens eine Mehrproduktion, wenn sie insgesamt eintritt, wohl wesentlich auf freiere Kronenentwickelung einzelner sclineller wüchsiger Bäume im Mischbestande zurückzuführen sein dürfte, während eine Wachstumssteigerung in gleichalterigen, gleichhohen Beständen durch die Mischung allein kaum oder doch nur in beschränktem Maße verursacht werden möchte, hat Wagener^) her- vorgehoben. Der den Mischbeständen in Verbindung mit der Massensteigerung vielfach noch nachgerühmte Vorzug der Wertsteigerung trifft jedenfalls noch weni- ger zu als der höherer Massenerträge. Der einzelne, in Mischung mit einem Schat- tenholz astrein und vollholzig erwachsene Lichtholzstamm kann für sich allein be- trachtet sehr wohl eine Wertssteigerung im Vergleich zum gleichalten Stamm des reinen Lichtholzbestandes erkennen lassen, der Gesamtwertsertrag des Mischbestan- des bleibt deshalb nach den vorliegenden Erfahrungen hinter dem Gesamtwerts- ertrag des reinen Bestandes zurück. In finanzieller Hinsicht sind die Mischbestände zweifellos minderwertiger als die reinen Bestände. — c) Gemischte Bestände dienen zur ^'erminderung der Betriebsklassen. Dies geschieht einmal dadurch, daß sie eine einheitliche Schlagordnung (normale Altersstufenfolge) gestatten, wo sonst, wenn man von jeder Holzart jährlich einen Ertrag haben möchte, ebensoviele selbstän- dige Schlagordnungen nötig wären, als Holzarten vorhanden sind (bei kleiner Ge- samtfläche insbesondere ganz undurchführbar); sodann dadurch, daß innerhalb gewisser Grenzen ein Ausgleich der Umtriebszeiten im Mischbestande möglich er- scheint; Verschiedenheit der Umtriebszeit wäre sonst ein zwingender Grund für Aus- scheidung besonderer Betriebsklassen der einzelnen Holzarten. Beispiele: Kiefer, für sich mit SOjährigem, Buche, für sich mit 120jährigem Umtrieb zu behandeln, lassen sich unter Umständen in der Mischung, in welcher ein besserer Bodenschutz und Bestandesschluß als im reinen Kiefernbestand bewahrt bleibt, zu einem mitt- leren Umtrieb von 100 Jahren vereinigen. Es kommt hinzu, daß manche Holzarten gar nicht in solcher Masse auf dem Markte begehrt werden, als daß es sich lohnen würde, durch reine Bestände den Bedarf nachaltig decken zu wollen, während man sie andererseits doch im Handelsverkehr nicht ganz entbehren kann (Ahorn, Linde, Eisbeere usw.). — d) Die Mischung verschiedener Holzarten kann ein Mittel bieten zur Herbeiführung rascli und regelmäßig verlaufender Streuzersetzung, die im Gegensatz zur Anhäufung von mehr oder weniger toten Humusmassen nur er- wünscht ist. Denn die Art der Zersetzung (Umfang, Raschheit derselben) ist beim Laub bezw. den Nadeln verschiedener Holzarten eine wesentlich verschiedene, und es leuchtet ein, wie günstig es wirken kann, wenn leicht und rasch zersetzbare Streu- mengen zu widerstandsfähigeren hinzutreten. Leicht zersetzbar ist z. B. das Laub von Esche, Ahorn, Hainbuche, sind die Nadeln von Weymouthskiefer und Dougla- sie. Besonders vorteilhaft ist im Hinblick auf die normale Zersetzung der Streu
1) Vergl. L o r e y , Mischbestände aus Fichte und Buche. Allg. Forst- und Jagd-Ztg. 1902, S. 41.
2) Vergl. W a g e n e r , „Waldbau", S. 141 ff.
22 VI. L o r e y , Waldbau.
die Mischung von Laubholz (Buche) mit Fichte oder Tanne. Die mit der Lockerung des Kronendaches durch das winterkahle Laubholz in Verbindung stehende stärkere Einwirkung der Atmosphärilien auf die Streudecke führt, von den Vorteilen der Mi- schung der Streu ganz abgesehen, zu rascherer Zersetzung des Pflanzenabfalles. — e) Gemischte Bestände tragen unzweifelhaft zur Verschönerung der Gegend bei.
Diesen Vorzügen stehen aber doch manche nicht unerhebliche Bedenken gegenüber: a) Selbst wenn wirklich allgemein die Mischung eine Massen produk- tionssteigerung bedingen würde, müßte von ihr abgesehen werden, falls die Gesamt- Werts erzeugung des Bestands dadurch eine beschränktere würde, daß gering- wertige Holzarten (z. B. Buche) einen Teil der Stellen einnehmen, an welchen höherwertige (Nutzhölzer, wie Fichte, Tanne etc.) stehen könnten. Es ist freilich in vielen Fällen fraglich, ob diejenige Holzart, welche heute die vorteilhafteste ist, dauernd den Vorzug verdienen wird, oder ob ihr nicht eine andere in Zukunft den Rang ablaufen wird. Im allgemeinen wird aber jedenfalls das Nutzholz dem Brenn- holz überlegen bleiben, so daß es recht wohl verständlich ist, wenn man sich insbe- sondere gegen eine erhebliche Beimischung der Buche zu schattenertragenden Nadelhölzern (Tanne, Fichte) ablehnend verhält. — b) Gemischte Bestände ver- ursachen, in Absicht auf Forsteinrichtung, Bestandesbegründung und -erziehung, Holzernte usw. manche Wirtschaftserschwerung, während umgekehrt reine Bestände sämtliche waldbaulichen Operationen, ganz besonders die in Mischbeständen hoch- wiclitigen Erziehungsmaßnahmen vereinfachen, die Erntearbeiten, die Abgabe und den Transport des Holzes erleichtern und nach der betriebstechnischen Seite viel bequemer sind. Wohl hauptsächlich aus letzterem Grunde, der aber, selbst wenn die Tatsache an sich richtig ist, niemals für die Wahl des Wirtschaftsverfahrens allein entscheidend sein darf, finden sich gemischte Bestände längst noch nicht oder längst nicht mehr in der für sie von einer Mehrzahl von Forstwirten gewünsch- ten Verbreitung. Daß reine Bestände dann, wenn die eine Holzart örtlich un- zweifelhaft die tauglichste, bezw. vorteilhafteste ist, den Vorzug verdienen, bedarf keiner nochmaligen Hervorhebung.
In solchen gemischten Beständen, in denen zwei oder mehrere Holzarten nicht zu annähernd gleichen Teilen vertreten sind, sondern eine Holzart entschieden überwiegt, bildet diese, die wohl auch als die herrschende bezeichnet wird, den sog. Grundbestand, während die anderen Holzarten als beigesellte oder Neben- holzarten erscheinen. Diese Unterscheidung bezieht sich zunächst nur auf Häu- figkeit des Vorkommens im Bestände. An Wertsleistung und damit auch an Be- deutung für den Effekt der Wirtschaft ist die beigesellte, in der Minderheit vorhan- dene Holzart nicht selten der den Grundbestand bildenden überlegen, so daß sie eigentlich zur führenden, zur Hauptholzart wird. Insbesondere gilt dies von den Mischungen der Rotbuche mit Nutzhölzern.
!iü',2) Allgemeine Regeln für die Anlage gemischter Be- stände.
§ 11. Voraussetzung ist, daß die Holzarten an sich für den betreffenden Stand- ort passen.
a) Den Grundbestand der Mischung muß eine schattenertragende Holzart bilden, d. h. eine solche, welche in dem in § 9 angegebenen Sinne die Bodenkraft erhält. — b) Werden Schattenhölzer miteinander gemischt, so müssen sie entweder gleichen Höhenwachstumsgang haben, oder es muß die langsamer wüchsige einen Vorsprung besitzen oder durch wirtschaftliche Maßregeln (Freihieb) geschützt wer- den. Bei allen Mischungen ist natürlich die relative Beteiligung der verschiedenen
Das BeslandesiiiaUM-ial. § 11. 03
Holzarten von Belang. Es ist z. B. sehr viel leichter, eine geringere Zahl von Exem- plaren der rascher wüchsigen Fichte im Buchengrundbestande hoch zu bringen als umgekehrt wenige Buchen im Fichtengrundbestande. — c) Schattenhölzer und Lichthölzer taugen nur dann zu einer Mischung, wenn die letzteren dauernd die ersteren überragen, was dann geschieht, wenn sie entweder rascher in die Höhe gehen als die Schattenhölzer oder, im Falle gleicher oder gar geringerer Höhenent- wickelung, einen entsprechenden Altersvorsprung vor diesen haben.
Zur Erläuterung der Sätze b und c sei darauf hingewiesen, daß keine einzige Holzart — auch die Schattenhölzer nicht — bei andauernder Ueberschirmung sich gut zu entwickeln vermag. Mindestens muß der Gipfel schirnifrei sein, d. h. frei zum Luftraum hinautschauen, ohne daß die .^este von Nachbarn über ihn hereinragen. Wenn auch ausgesprochene Schatten- hölzer, wie in erster Linie die Tanne, selbst durch eine länger dauernde, mehr oder minder intensive Beschirmung noch nicht geradezu zum Absterben gebracht werden, so ist ihr Wuchs doch unter solchen Verhältnissen ein kümmerlicher. Dabei finden sich naturgemäß nach Holz- art, Beschaffenheit des Individuums, .\lter, Standörtlichkeit, Maß und Zeitdauer der Ueber- schattung usw. die mannigfaltigsten Abstufungen. Lichthölzer sind in dieser Hinsicht sehr viel empfindlicher. Dies liegt schon im Begriff des Lichtholzes. Bei extremen Lichthölzern (Lärche) genügt es zur freudigen Entwickelung keineswegs, wenn ihr Gipfel freien Himmels- raum über sich hat, sondern sie verlangen dazu auch, daß ihre Krone, oder doch wenigstens deren oberer Teil, seitlich nicht beengt ist. Im allgemeinen sind die einzelnen Holzarten in dieser Hinsicht um so anspruchsvoller, je größer ihr Lichtbedürfnis ist. Jedenfalls ist dieses verschiedene Verhalten bei der Frage nach der Mischungsmöglichkeit in erster Linie zu be- achten. Die Möglichkeit der Mischung ist auch wesentlich von dem relativen Höhenwachs tum der Holzarten abhängig, d. h. davon, wie sich durchschnittlich die Höhenentwickelung einer Holzart zu derjenigen einer anderen Holzart vollzieht. Jede Holzart hat ihre (namentlich durch den Beginn des raschen Ansteigens, sowie durch die Lage des Wendepunktes in der Jugend und dann des Kulminationspunktes im späteren .'Mter) besonders charakterisierte Höhenkurve. Die absoluten Werte der Ordinalen ändern sich innerhalb der nämlichen Holzart nach dem Standort, der Waldbehandlung usw., während das relative Verhalten, trotz der mit wechselnder Standortsgüte sich verschiebenden Lagerung der charakteristischen Kurven punkte, namentlich des Maximums, doch ungefähr das gleiche bleibt (cfr. IL 3 dieses Abschnit- tes S. 12). Wird eine Holzart von einer anderen überwachsen, so wird sie dadurch meist (Be- schattung, Entzug der Niederschläge etc.) geschädigt, kann jedoch auch, vorübergehend wenigstens, (durch Schutz gegen Frost, Hitze) in ihrer Entwickelung gefördert werden, letzteres aber nur, wenn die überwachsende Holzart nicht zu massenhaft beigemengt und nicht zu dicht- kronig ist, weil anderenfalls die schädigenden Einflüsse überwiegen. Ueberdies ist ein solcher Schutz meist nur in der Jugend von Belang. Namentlich wenn gleichzeitige, bezw. gleichalterige Mischungen beliebt werden, ist in erster Linie die Höhenentwickelung im jugendlichen Alter entscheidend. Eine Licht holzart verträgt, wie schon angeführt wurde, dauernde Ueberwach- sung in keinem Falle, am allerwenigsten durch eine Schattenholzart, während umgekehrt der lockere Kronenschirm nicht zu zahlreicher Lichthölzer (wie Lärche, Birke) einem Schatten- holz die normale Entwickelung nicht notw-endig benimmt. Seitenlicht (Bestandesränder, Steil- hänge) wirkt modifizierend.
d) Lichtbedürftige Holzarten sind zu dauernden Mischungen nicht zu ver- binden. Folgt aus a. Ausnahmen ergeben sich in den nämlichen Fällen, in welchen auch reine Bestände aus Lichthölzern unbeanstandet bleiben (cfr. S. 19). — e)'Die Mischung kann, je nach Umständen, eine gruppen- und horstweise oder eine Einzel- mischung sein.
Man spricht von Einzelmischung, wenn Einzelexemplare verschiedener Holzarten in der Zusammenordnung zum Bestand mit einander abwechseln oder die E.xemplare einer Holzart einzeln in dem durch eine andere Holzart gebildeten Grundbestande eingesprengt sind. Treten dagegen die einzelnen Holzarten in einer Mehrzahl von Exemplaren zusammen, bilden also für sich Gruppen oder (bei größerer Flächenausdehnung dieser Verbände) Horste, und setzen dann im wesentlichen solche Verbände je der gleichen Holzart in .Abwechselung die Bestände zusammen, so hat man die gruppen- oder horstweise Mischung. Gruppe und Horst gehen ineinander über; eine für alle Fälle bestimmte Größe der Fläche als Grenze für beide läßt sich nicht angeben. Man könnte, wenigstens bei Lichthölzern, vielleicht die Gruppe im Gegensatz zum Horste dann noch als gegeben ansehen, wenn im Alter der beginnenden natürlichen Lichtstellung vom umgebenden Bestandesrand her noch eine für den Boden genügende Beeinflussung {Laubabfall, Beschattung) bis zur Mitte der betr. Fläche hin statt- findet, während man einen Horst hat, sobald die bodenschützende Wirkung des Grundbestan- des sich nicht mehr auf die ganze Fläche erstreckt.
24 VI.
Eine allgrcmein bindende Regel soll in Beziehung auf die Unterscheidung ad e nicht aufgestellt werden. Heyers Waldbau verlangt im allgemeinen (5. .\ufl. S. 53) Einzelmischung, während viele neuere Waldbauschriften (z. B. Gay er)') mehr für gruppen- und horstweise Mischung eintreten. Bei Beantwortung der Frage, ob man reine oder gemischte Bestände vor sich habe, also bei der Definierung dieser beiden Bestandesarten, muß grundsätzlich daran fest- gehalten werden, daß ein Mischbestand im strengen Sinne des Wortes eigentlich nur dann vorlie- gen würde, wenn durchgängig in obigem Sinne Einzelmischung vorhanden wäre. Bestände, in welchen in der Hauptsache Einzelbäume, bezw. an deren Stelle auch wohl kleine Gruppen (Trupps) der verschiedenen Holzarten in Untermischung stehen, finden sich z. B. bei Tanne und Fichte. So oft eine Lichtholzart mit in Konkurrenz tritt, ist das Verhalten in der Regel so, daß man einen mehr oder minder zusammenhängenden Grundbestand der Schattenhölzer hat, in welchem die Lichthölzer verteilt sind, und nun kommt es darauf an, ob diese Verteilung (künst- lich oder durch die Natur) so bewirkt ist, daß die Individuen der Lichtholzarl zumeist in Gruppen und Horsten zusammenstehen oder als Einzelexemplare auftreten. Horste, ja selbst Gruppen (also kleine Horste) einer beigesellten Holzart sind, genau genommen, nichts anderes als reine Bestände, mithin treffen für sie a priori alle die für solche geltenden Sätze zu, nur dadurch modifiziert, daß von den Rändern des Horsts her der Einfluß des umgebenden Holzes sich auf eine gewisse Erstreckung hin geltend macht. Namentlich wäre ein größerer Horst aus Lichthölzern zunächst ebenso bedenklich, wie ein reiner Bestand aus solchen. Diese und die weitere Erwägung, daß eine gegenseitige Beeinflussung der Mischhölzer im Sinne der Stamm- pflege nur dann möglich ist, wenn die Individuen der verschiedenen Arten miteinander in Konkurrenz treten, führt zu Einzelmischung. .\ber es ist zu beachten, daß letztere die Bestandes- erziehung erschwert, indem man die einzeln eingesprengten Beiholzarten nicht so leicht im Auge behalten kann, als dies bei horstweiser Anordnung derselben möglich ist -). Die Lichthölzer werden im vorgeschritteneren -\lter von den Schattenhölzern immer mehr oder weniger be- drängt. Hat man Lichtholzgruppen und -Horste, so haben nur die Randstämme derselben den Kampf zu bestehen, während die Bäume in deren Innerem sich nur mit ihresgleichen abfinden müssen. Sofort aber ist zu erwägen, ob der bodenschützende Einfluß des umgebenden Grund- bestandes sich bis in die Mitte der betr. Fläche erstreckt, oder ob nicht für letztere noch beson- dere Mittel zur Bewahrung der Bodenkraft (Unterbau) erforderlich werden. Die kleinere Gruppe kann solcher Maßnahmen wohl entraten; aber sobald man mit Horsten operiert, löst sich das Ganze unzweifelhaft in einen Komplex aus einzelnen reinen Beständen auf, für welche nur an den Rändern die Bedingungen des Mischbestandes noch als vorhanden eingeräumt werden können. Die ganze Frage wird eigentlich vom Standort entschieden. Man sollte — soweit sich dies mit der Uebersichtlichkeit der Wirtschaft, einem Betrieb in großem Zuge, der manchen Vorteil bietet, verträgt — grundsätzlich auf jedem (kleinen oder großen) Waldbodenteil diejenige Holz- art erziehen, welche für ihn am besten paßt, bezw. auf ihm am besten rentiert. Freie Wahl hätte man hiernach also nur auf Böden, welche durchgängig gleichartig sind und mehrere Holz- arten zulassen. Hier kann man mischen oder (Schattenhölzer) rein anbauen, man kann Einzel- mischung oder horstweise Anordung wählen, und hier wäre die Einzelmischung im allge- meinen vorzuziehen. In sehr vielen Fällen, und vorab fast stets im Hügelland und Gebirg, also wohl auf dem größeren Teil unserer gesamten Waldbodenfläche, wechselt aber die Standorts- güte, oft innerhalb der einzelnen Waldableilung (Mulden, Rücken etc.). Will man auch nicht jeden einzelnen kleinen Unterschied berücksichtigen, so muß doch eine sorgfältige Begutachtung der Bodenproduktionsfähigkeit in dem Maße gefordert werden, daß man nicht größere in sich nicht gleichartige Flächenteile gleichwohl mit Gewalt als einheitliche Ganze bewirtschaftet, sondern bessere Partien den anspruchsvolleren Holzarten (z. B. tiefgründige, frische Böden der Eiche) zuweist, diese dagegen von geringeren Partien (steinigen, trockenen Köpfen usw.) fern hält. Wie weit man bei solcher Ausscheidung ins Detail arbeiten soll, läßt sich nicht allgemein bestimmen. Jedenfalls aber geht dadurch die Einheitlichkeit des Bestandes innerhalb des einzelnen Waldteiles verloren und der Gesamtbestand gestaltet sich zu einer An- zahl von Einzelbeständen, die in sich gleichartig (reine Bestände, event. mit Unterbau), aber auch wieder Mischbestände sein können. Es kann sich im einzelnen naturgemäß eine größere oder geringere Mannigfaltigkeit ergeben, je nachdem man der einen oder anderen der dabei auftretenden Erwägungen (sorgsamste Ausnutzung jeder kleinen Bodenverschiedenheit einer- seits, oder Vereinheitlichung der Wirtschaft und \ereinfachung der Forsteinrichtung anderer- seits etc.) das größere Gewicht beimißt. In den meisten Fällen wird Vermeidung der Extreme im Interesse der Wirtschaft (wenigstens bei großem Waldbesitz) gelegen sein.
3) Spezielle Regeln:
§ 12) a) S c h a 1 1 e n h ö 1 z e r unter einander:
1) T a n n e und Fichte: Die Tanne, in der Jugend langsamer wüchsig, wird von
1) G a y e r, „Maldbau" und dessen ,,Der gemischte Wald, seine Begründung und Pflege, insbes. durch Horst- und Gruppenwirtschaft", 1886.
2) Durch regelmäßige \'erteilung etwa in Reihen oder dergl. läßt sich übrigens manchmal, wenn auch keineswegs immer, helfen.
Das Bestandesinalerial. S 12. 25
der Kiclilc übcrlioll, koiuml aber wieder nach, falls die Ficlitc niciil zu zahlreich. Selir Rute Miscliung ') , die bei nalürlieher N'erjüiiguiif,' \vie<ler erscheint, wenn durch Heduküon der Fichten auf eine geringere Zahl, sodann durch IJunkelhaltcn des Samenschlags (so daß der Fichtenanflug zunächst wieder vergehl, während sich die Tanne hält) die Tanne vorerst begün- stigt wird. Die hin und wieder angewendete regelmäßige reihenweise Mischung führt gemein- hin zu keinem befriedigenden Hesultal. ebensowenig wie die regelmäßige Einzelmischung. Die Tanne wird in solchen Mischungen, namentlich dann, wenn der Boden den von ihr gestellten höheren Ansprüchen in bezug auf Nährkraft und Tiefgründigkeit nicht entspricht, von der Fichte von Jugend auf überwachsen und bleibt, wenn ihr nicht ganz energisch zu Hilfe ge- kommen wird, sitzen. — 2) Tanne und Buche: Die größere Nutzfähigkeit der Tanne verlangt besondere Rücksichtnahme auf diese Holzart; sie soll herrschende Holzart sein und ist, naniontlich auf der Buche behagendem Standort, in der Jugend vor der Buche zu schüt- zen. Bei der \erjüngung ist zunächst nur auf Tanne zu wirtschaften und erst, weim deren Nachwuchs gesichert ist, die für die junge Buche nötige lichtere Stellung zu geben. Größere Sicherheit der mit Buche durchstellten Tannenbestände gegen Stürme! — 3) Buche mit Fichte: .\uch hier ist die Buche an sich die minderwertige Holzart. Sie wird von der Fichte bald überholt und bei reichlicher Beinuschung derselben in eine mehr untergeordnete Stellung gedrängt. Will man die Buche gleichwertig erhalten (wozu aber meist kein Grund vorliegen dürfte), so muß sie an Zahl überwiegen. Im allgemeinen wird es, auch mit Rücksicht auf den Boden etc., genügen, wenn die Buche in der Zusammenordnung mit Tanne oder Fichte oder mit beiden etwa V« — Vs der Bestandesmasse ausmacht und zwar mehr in Gestalt eines Zwischen- und Füllholzes, weniger als herrschender Stamm. Tritt die Buche aber nicht herr- schend, sondern mehr nur als bodenpflegendes Füllholz auf, so bereitet die Verjüngung solcher Bestände, vorausgesetzt, daß die Mischung in dem genannten Nerhällnis auch in dem neuen Bestände beibehalten werden soll, meist große Schwierigkeiten und endet vielfach mit dem Ergebnis, daß an Stelle des ehemaligen Mischbestandes ein reiner Fichten- bezw. Tannenbestand tritt, dem nur auf künstlichem Wege (durch Unterbau oder Saat) die gewünschte Durch- sprengung mit Buche verschafft werden kann. — 4) Tanne, Fichte und Buche: Treffliche Mischung, wenn Tanne und Fichte überwiegen. Wo die Buchenbrennholzpreise besonders hoch stehen, oder sich für Buchennutzholzverwendung ausnahmsweise günstige Ge- legenheit bietet, kann man der Buche in der Mischung selbstredend mehr Raum gönnen. Bei der ^'erjüngung entscheidet, falls die Mischung erhalten bleiben soll, zunächst wieder die für die Tanne geeignete dunkle Schlagstellung.
b) Schatten- und Lichthölzer:
1. T a n n e als Grundbestand: Charakteristisch ist, daß die Tanne anfänglich von allen Lichthölzern überw'achsen wird, ihnen (namentlich den Laubhölzern) aber im Stangenholzalter (früher oder später) vielfach wieder nachkommt, ja viele von ihnen erheblich überwächst. Gleichalterige Mischungen der Tanne mit lichtbedürftigen Laubhölzern, wie Eiche, Esche, Ahorn finden sich in den Haupttannengebieten von Natur kaum anders als so, daß diese Holz- arten einzeln da und dort eingesprengt sind, oder so, daß die gleichzeitig beigesellte Buche ge- wissermaßen die Vermittelung übernimmt. Jene Mischung planmäßig herbeizuführen, liegt meist kein Grund vor. — Dagegen kann sich wirtschaftlich sehr empfehlen ') die Mischung der Tanne mit der Kiefer, welch letztere Holzart den höheren Tannenumtrieb meist trefflich aus- hält und dabei besonders wertvolle Stämme herausbildet. — Tanne mit Lärche insofern be- denklich, als es im geschlossenen Bestände oft nicht gelingt, der lichtbedürftigen Lärche, welche selbst seitliche Bedrängung übelnimmt, den erforderlichen Vorsprung dauernd zu wahren. — Tanne und Birke nur insolange zulässig, als die vorwüchsige Birke die Gipfel der Tanne nicht beschädigt (event. Schneitelung der Birke).
2. F i c h t e als Grundbestand: Die Fichte verhält sich im allgemeinen ähnlich wie die Tanne, geht nur von vornherein rascher in die Höhe und bedarf deshalb in der Jugend nicht in dem Maße, wie die Tanne, der Unterstützung im Ivampt mit anderen Holzarten. F'ichte mit Kiefer meist gut. Bei gleichzeitiger Mischung der Fichte und Kiefer muß aber, falls man nicht denmächst einen Kiefernbestand mit Fichtenunterwuchs haben will, die Fichte an Zahl beträchtlich vorherrschen. Je nach dem Standort ist die Gefahr für die Fichte größer oder geringer (auf trockenen Böden bleibt die Fichte rascher zurück). Die von der Kiefer nicht völlig unterdrückten Fichten holen aufbesseren Böden die Kiefer später wieder ein, zumal bei erhöhtem Lichtgenuß, wie z. B. infolge Schneebruch*. Bislang völlig zurückgebliebene Fichten erweisen sich dann oft noch als sehr entwickelungsfähig, indem sie in die entstandenen Lücken einwach- sen. Bei reihenweiser oder Einzelmischung von Fichte und Kiefer ist darauf zu achten, daß auf Böden, die das Hochwerden der Fichte nicht erwarten lassen und ihr von vornherein die Rolle als Bodenschutzholz zuweisen, die Kiefer in hinreichend engem Verband erzogen wird, da sonst die über die Fichten hinauswachsenden Kiefern ästige Sperrwüchse werden. — Fichte mit
1) Z. B. in vielen Revieren des Schwarzwaldes. Die Mischung ist daselbst meist eine grup- pen- und horstweise, wie dies durch den Gang der N'erjüngung bedingt ist.
2) Z. B. Oberförsterei Wasselnheim — Elsaß.
26 VI. Lorey, Waldbau.
Lärche meist noch weit zweifelhafter wie Tanne mit Lärche, weil die Fichte der Lärche rascher nachdrängt. Bei räumlicherer Bestandesstellung und im Genüsse reichlichen Seitenlichtes (höhere Gebirgslagen, steile Hänge) gelingt es der Lärche eher, ja bisweilen sehr gut, sich zu behaupten, insbesondere, wenn sie der Fichte reichlich beigesellt ist. — Fichte mit Birke, wie Tanne mit Birke. — Desgleichen Fichte mit Eiche, Esche, Ahorn, Ulme etc. Will man, um in einem Fichtengebiet genügende Mengen von Eichenholz zu erziehen, etwa Fichte und Eiche in Mischbeständen haben, so empfiehlt sich Einbringen der Eiche in Horsten bezw. flächen- weise Sonderung. Bei reihenweiser oder Einzelmischung wird die Eiche meist früher oder später von der Fichte totgedrückt. Diese Mischung empfiehlt sich nach vielen übereinstim- menden Erfahrungen gar nicht. Ebensowenig ist der Unterbau älterer Eichenbestände mit Fichte zu empfehlen: auf nicht sehr frischen Böden führt der Fichtenunterwuchs zur Zopf- dürre und Zuwachsrückgang der Eichen.
3. Buche als Grundbestand: Die Buche ist für die meisten lichtkronigen Laubhölzer die gegebene, ebenso aber auch für Kiefer und Lärche eine treffliche Mischholzart, welche durch ihre schirmende Krone und ihren Laubabfall auf den Boden in hervorragendem Maße günstig wirkt. Nur muß man sorgen, daß die Lichthölzer, falls sie nicht entschieden rascher wüchsig sind als die Buche, von letzterer nicht bedrängt (seitliche Beengung der Krone ist oft schon verderblich) oder gar überwachsen werden. In Untermischung mit der Buche zieht man die Halbschattenhölzer Hainbuche, Linde am besten. Sodann werden Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Aspe etc., vor allem aber die Eiche zweckmäßig mit der Buche zusammengebracht. Ahorn kann in der Jugend recht vordringlich werden und ist dann, wenn die Buche nicht zu sehr zurück- treten soll, zu reduzieren; Esche und Ulme in großer Zahl sind (wegen des besonders wert- vollen Holzes) meist nur erwünscht. Der Mischung der Buche mit Esche und Ahorn kommt örtlich (z. B. in der schwäbischen Alb) besondere Wichtigkeit zu. Birke und .\spe dürfen mit Rücksicht auf Bodenschutz und Massenproduktion nicht in größerer Menge und jedenfalls nicht in größeren Gruppen oder gar Horsten vorkommen. — Von hervorragender Bedeutung ist die Mischung der Buche und Eiche, und zwar handelt es sich hier zunächst um (wenigstens annähernd) gleichalterige Mischung (Unterbau der Eiche ist später, § 84 besprochen). Ob Eiche oder Buche vorwüchsig ist, läßt sich zwar nicht ganz allgemein angeben '), doch ist in dieser Hinsicht der schon S. 13 berührte Unterschied zwischen Stieleiche und Traubeneiche zu beachten; der, ausweislich zahlreicher Beobachtungen^), mehr Schatten und Seitendruck ertragenden, anspruchsloseren, schnellwüchsigeren und durch bessere Schaftbildung (vielleicht infolge der kräftigeren Endknospe) gekennzeichneten Traubeneiche wird die Konkurrenz mit der Buche leichter. Nach den Erfahrungen im Solling ^) hält die Traubeneiche im rascheren Wachstum aus und bleibt infolgedessen im gleichalterigen Buchengrundbestande mitherrschend, die Stieleiche vermag auf gutem Boden wohl in der ersten Jugend mit der Buche Schritt zu hal- ten, unterliegt aber bald. Immerhin wird, wie auch im Spessart zu beobachten ist, auch die Trau- beneiche im Stangenholzalter von der Buche oft eingeholt und so hart bedrängt, daß einzeln stehende Exemplare sich im umgebenden Buchenbestande nur zu halten vermögen, wenn ihnen durch Freihieb seitens der Wirtschaft ausgiebigste Hilfe gewährt wird. Letztere muß schon im Gertenholzalter einsetzen und durch alle Lebensalter des Bestandes andauern: eine im großen Betrieb sehr weitgehende Forderung, welcher nicht ohne oft beträchtliche Kosten, jedenfalls aber nur bei größter Aufmerksamkeit und Ausdauer des Wirtschaftspersonals genügt werden kann. Horstweises Einbringen der Eiche (Horste von beträchtlicherem Umfang am meisten empfohlen) in Gestalt des Vorbaus (am besten durch Saat), so daß die Eiche einen ent- sprechenden Höhenvorsprung hat, sichert deren Heraufwachsen inmitten des später sich ringsum einstellenden Buchenaufschlags; man kommt dann aber, wie schon oben S. 24 betont wurde, zu reinen Beständen, welche demnächst unterbaut werden müssen ').
c) Lichthölzer unter einander.
Besondere Fälle sind z. B. Birke, Eiche etc. eingesprengt in die Kiefernbestände auf Sand- böden, wo man sich, um überhaupt etwas Laubholz zu erziehen, mit dieser an sich zweifel- haften Mischung begnügen muß. Sodann: Erle mit Esche, auch Birke (bes. Betula pubescens) etc. auf nassen Standorten; Eiche mit Ulme, Esche, Erle, Pappel u. a. auf den fruchtbaren, tiefgründigen Böden der Flußniederungen usf.
Die ehemals häufigere Mischung zweier Lichthölzer, die von Kiefer und Eiche, die durch das Vorkommen guter Eichen auf hinreichend frischen und tiefgründigen, mineralisch nicht zu armen Kiefernstandorten gewissermaßen legRimiert sind, kann dort, wo der Boden eine befriedigende Entwicklung der Eiche gewährleistet, besser ersetzt werden durch die Mischung
1) Ed. H e y e r (cfr. u. a. Zeitschrift f. Forst- u. Jagdwesen, Novbr. 1886) führt das tat- sächlich oft raschere in die Höhewachsen der Eichen gegenüber der Buche auf die geringere Empfindlichkeit der Eiche gegen Frost, bezw. das bessere Ueberwinden der Frostschäden zurück; in frostfreier Lage (Nord-, Westhänge) sei die Buche in der Jugend vorwüchsig.
2) Cfr. u. a. N e y in „Aus dem Walde" Nr. 49 von 1899.
3) Verhdlgn. d. Hils-SoUing Forstvereins. 27. Vers. 1890, S. 10 ff.
4) Vergl. Gay er, „Die neue Wirtschaftsrichtung in den Staatswaldungen des Spes- sarts", 1884.
Das Bestandesmaterial. § 13. 27
der Eiclic mit einem dann zweifellos auch cnlwicklunfjbfäliigen ScliaLlenholz. AuS ausgespro- chenem Kiefernboden aber, wo die Eiche die ihr nötigen Bodenverhältnisse nicht findet und deshalb von der Kiefer leicht überwachsen wird, hat diese Mischung ebensowenig Berechtigung wie die auf eine totale Verkennung der Lärchennatur schließen lassende Mischung der Kiefer mit der Lärche. — Auch die hier und da aus .Ausbesserungen lückiger Eichcnkulturen hervor- gegangene Mischung von Eiche und Lärche hat meist zu keinem anderen Ergebnis als zu früh- zeitig zurückgehenden und verunkrautenden Beständen geführt.
Alle Erfahrungen mit Mischungen von Lichlholzarten unter sich weisen darauf hin, daß solche Mischungen nur auf den besten und auf den schlechtesten Böden zulässig sind. Auf den ersteren findet sich der notwendige Bodenschutz meist von selbst in Gestalt von Strauchwerk und Unterholz (Auewaldungen) ein oder kann durch Unterbau eines Schattenholzes geschaffen werden; auf den letzteren, wo meist sowieso nur Lichthölzer, Kiefer und Birke gedeihen, macht es nichts aus, ob diese rein oder in Mischung auftreten.
Bestände aus Kiefer und Eiche in der Form abwechselnder breiter Streifen aus den beiden Holzarten sind füglich als entsprechend viele schmale reine Bestände zu betrachten. Die Eichen- streifen, welche meist höheres Alter erreichen sollen, müssen unterbaut werden.
C. Holzaptenweehsel.
§ 13. Ist es für die Erzielung dauernd höchster Ertragsleistung notwendig, nach Abtrieb eines Bestandes, also etwa von Umtrieb zu Umtrieb, mit der Holzart zu wech- seln ? Da die Holzarten verschiedene Ansprüche an die Mineralbestandteile des Bodens machen, so liegt der Gedanke nahe, ob nicht durch regelmäßigen Holzartenwechsel in dem Sinne, wie die Landwirtschaft einen Fruchtwechsel eintreten läßt, von einem be- stimmten Boden dauernd die höchstmöglichen Erträge an Forstprodukten erzielt werden können. Vorausgesetzt, daß die hierbei für einen konkreten Fall etwa in Wahl kommenden Holzarten im übrigen wirtschaftlich gleichwertig sind, läßt sich gegen einen solchen Wechsel an sich nichts einwenden, Aber einmal ist diese Voraus- setzung in den weitaus meisten Fällen nicht zutreffend, und sodann ist der Wechsel der Holzart als Regel mindestens keine Notwendigkeit, weil — bei einer den Boden sorgsam pflegenden Wirtschaft — durch den relativ sehr geringen und je nur in langen Zeiträumen erfolgenden Entzug an Mineralstoffen keine so weit gehende Schwächung der Bodenkraft stattfindet, daß bei wiederholter Anzucht der gleichen Holzart ein Nachlassen im Ertrag oder gar ein völliges Versagen zu befürchten ist. Wo freilich die nötige Bodenpflege fehlt, wo insbesondere rücksichtslose Streunutzung, unbedachte Verlichtung der Bestände usw. das fernere Gedeihen einer irgend an- spruchsvollen Holzart zweifelhaft machen, da kann die Vermittelung einer minder begehrlichen Holzart zum Zwecke der Bodenverbesserung angerufen werden müssen {Kiefernanbau auf zurückgegangenen Laubholzböden). Derartige durch eine Notlage herbeigeführte Holzartenwechsel lassen sich vielfach nachweisen (nord westdeut- sches Heidegebiet). Ebenso tritt jetzt in vielen Fällen aus rein wirtschaftlichen Gründen eine wertvollere Holzart an Stelle einer minderwertigen (Umwandlung von Buchenorten in Nadelholz), ein Vorgang, welcher stets gerechtfertigt ist, wenn damit unzweifelhaft eine dauernd höhere Rentabilität des Waldes herbeigeführt wird. Auch Gründe des Forstschutzes (Wildschaden, Schnee, Insekten etc.) können da und dort einen Holzartenwechsel, zumal den Uebergang von reinen zu gemischten Be- ständen, rätlich erscheinen lassen. Solche und ähnliche, durch Rücksichten der Wirt- schafthchkeit und den ungestörten Verlauf des Forstbetriebes gebotene besondere Maßnahmen sind immerhin nicht geeignet, einen Holzartenwechsel als Regel zu empfehlen. Es scheint aber, als legten in unseren im Banne der modernen Betriebs- formen stehenden Wirtschaftswäldern die in den gleichalterigen geschlossenen Be- ständen unserer Hauptholzarten sich ausbildenden ungünstigen Humusverhältnisse dem Wirtschafter nahe, durch Mischung einem wenigstens partiellen Holzarten- wechsel nachzugehen, um dem weiteren Fortschreiten des mancherorts bemerkbar
28 ^"'- Lorey, Waldbau.
werdenden Bodenrückganges (durch Trockentorfbildimg) vorzubeugen. Man muß H. .Jentsch beistimmen, wenn er darauf hinweist^), daß die immer lauter erhobene Forderung gemischter Bestände ein Zugeständnis an das „Naturgesetz des Frucht- wechsels" ist und daß in den gemischten Beständen ein modifizierter Fruchtwechsel erblickt werden kami. Nicht unbeachtet darf bleiben, daß Mischbestände nicht nur im Hinblick auf den physikalischen Zustand des Bodens wertvoll sind, sondern auch als geeignetes Mittel gegen einseitige Inanspruchnahme seines Nährstoffgehaltes an- gesehen werden müssen. In teilweisem Zusammenhang mit dem Streben, der Not- wendigkeit eines totalen Holzartenwechsels, einer vollständigen Umwandlung vor- zubeugen, steht ferner die Frage, ob nicht auch im Walde, in analoger Weise wie im Landwirtschaftsbetriebe, mit künstlicher Düngung nachgeholfen werden sollte. Tat- sächlich ist man dieser Frage in neuester Zeit näher getreten, indem man die Düngung nicht mehr auf die Saat- und Pflanzbeete der Forstgärten beschränkte, sondern sie auch, wenigstens versuchsweise, auf Kulturflächen des freien Waldes, in Gerten- und Stangenhölzern angewendet hat. Nur planmäßig eingeleitete Versuche größeren Um- fanges und unter verschiedenartigen Verhältnissen können uns die notwendigen Auf- schlüsse gewähren (vgl. vierter Abschnitt, Bodenpflege).
§ 14. Ihrer wenn auch nur äußerlichen Verwandtschaft mit der Frage des Holzartenwechsels wegen mögen hier die beachtenswertesten Erfahrungen folgen, die mit der
Einführung ausländischer Holzarten in deutsche bezw. mitteleuropäische Waldgebiete gemacht worden sind.
Die seit 1870 wieder aufgegriffene Frage nach dem Werte fremder, namentlich nordamerikanischer Holzarten für unsere heimische Forstwirtschaft hat bereits in den letzten .Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die forstlichen Gemüter lebhaft be- wegt und würde ihrer Lösung weit näher gebracht sein, wenn sie seinerzeit von den Vertretern der sog. forstlichen Ausländerei (v. Münchhausen, v. Veitheim, du Roi, V. Burgsdorf, v. Wangenheim) auf eine so sichere Basis gestellt worden wäre, wie es in der Neuzeit seitens der forstlichen Versuchsanstalten geschehen ist. Da das nicht der Fall war und da das ehedem treibende Motiv der .Anbauversuche, die drohende Holznot, seine Wirksamkeit bald verlor, schlief die Bewegung zugunsten der fremden Holzarten unter dem Drucke der damaligen politischen Verhältnisse um so schneller wieder ein, als sich Männer wie Georg Ludw. Hartig und Pfeil angesichts der vielen Mißerfolge der Einführungsversuche berechtigt sahen, die Exotenfrage als Schwär- merei und Torheit hinzustellen. Infolgedessen sind es nur wenige Holzarten, vor allem die Weymouthskiefer, die ihr Heimatsrecht im deutschen Walde aus der Zeit der ersten Anbaubewegung datieren. Wohl aber ragen in Gärten und Parks stehende stark- und hochstämmige Exemplare einer Reihe anderer noi damerikanischer Laub- und Nadelhölzer, meist Platanen, Tulpenbäume, Eichen, Walnüsse usw. aus dem 18. .Jahrhundert in die Gegenwart hinein und künden als lebende Zeugen, daß der guten Entwicklung dieser Holzarten in unserem Klima Hindernisse nicht entgegenstehen.
Die neuzeitliche Steigerung des Nutzholzbedarfes und die mit ihr in Verbindung stehende Tatsache, daß eine Anzahl fremder Holzarten, die unseren heimischen Nutz- hölzern auf dem Markte bedenkliche Konkurrenz machen-), Klimaten entstammen, welche den unsrigen gleich oder ähnlich sind, regten die Exotenfrage von neuem an.
1) Fruchtwechsel in der Forstwirtschaft, Berlin 1911, S. 87.
2) Vergl. hierzu Unwin, Die forst- und Volkswirtschaft!. Bedeutung der .^nbauversuche mit nordamerikanischen Holzarten für Deutschland und .Nordamerika. Zbl. f. d. ges. Forslw.
903, S. 8, 56, 153, 207.
Das Bestandesmaterial. § 14. 29
Die Propaganda für Wiederaufnahme der Anbauversuche setzte mit dem kaufmän- nisch ganz plausiblen Hinweis ein, daß wir einen großen Teil des jetzt dem Auslande mit teurem Gelde bezahlten Holzes doch viel bequemer im eigenen Lande erzeugen köiniten. Der Gedanke ist sicherlich nicht zu verwerfen; es wird ja, schon wegen des beschränkten Areales, das den fremden Holzarten im deutschen Walde nur zugewie- sen werden kann, an ein vollständiges Hintanhalten des Importes fremden Holzes nie gedacht werden können. Jedenfalls aber gehörte es zu den waldbaulichen Aufgaben des forstlichen Versuchswesens, die Bedingungen festzustellen, unter welchen ein der- artiges Unternehmen erfolgversprechend sein möchte. Der Verein deutscher forst- licher Versuchsanstalten hat sich diese Frage auch angenommen und seit etwa 30 Jah- ren mehr oder weniger umfangi-eiche Anbauversuche mit ausländischen Holzarten eingeleitet ^). Ein ganz hervorragendes Verdienst um die Anbahnung dieser Ver- suche und um die Wiederbelebung des Einführungsgedankens hat sich der begeisterte Vorkämpfer desselben, J o h n B o o t h , teils durch seine unverdrossene litera- rische Tätigkeit-), teils dadurch erworben, daß er den Fürsten Bismarck für seine Ideen zu interessieren und dessen mächtige Befürwortung zu gewinnen verstand.
Bei der Beurteilung einer ausländischen Holzart hinsichtlich ihrer Einführungs- möglichkeit sind Anbaufähigkeit und A n b a u w ü r d i g k e i t zu unter- scheiden. Erste Voraussetzung für die Einführung ist, daß die betreffende Holzart unser Klima verträgt, d. h. aus klimagleichen Verhältnissen stammt. Entscheidend sind dabei sowohl die mittleren Jahrestemperaturen bei uns und in ihrem Heimat- lande als namentlich auch die niedrigsten Wintertemperaturen, auf welche wir zeit- weise rechnen müssen, sowie die Temperatur in der eigentlichen Vegetationsperiode, fernerhin auch insbesondere die Feuchtigkeitsverhältnisse (Seenähe, Luftfeuchtig- keit, Niederschlagsmengen usw.). Gedeihen die fremden Gehölze im Walde oder außerhalb desselben, im Garten und Park, so ist ihre Anbaufähigkeit unzweifelhaft bewiesen, nicht aber ihre Anbauwürdigkeit im forstlichen Sinne. Um diese zu be- jahen, muß die in Frage kommende fremde Holzart auf einem bestimmten Standort im Vergleich zu der für denselben passenden heimischen Holzart mehr oder doch mindestens dasselbe leisten. Dekorative Werte und Befriedigung unseres Schönheits- gefühles sind es nicht, die im Walde über Anbauwürdigkeit entscheiden. Hier gilt im allgemeinen als anbauwert nur das, was materielle oder wald bauliche Vorteile bietet. Diejenige Holzart ist anbauwürdig, die die heimischen Arten in der Holzmassenerzeugung in quanti- oder qualitativer Hinsicht übertrifft, die also in gleicher Zeit mehr und möglichst auch besseres, durch wertvolle technische Eigen- schaften bezw. durch gute Formausbildung ausgezeichnetes Holz erzeugt. In bezug auf diesen Punkt ist eine Bemerkung von Prof. Mayr-München beachtenswert. Mayr^) weist darauf hin, daß alle Arten ein und derselben Baumgattung ein in seinem ana- tomischen Aufbau und damit auch in vielen physiologischen und technischen Eigen- schaften gleiches Holz erzeugen, gleichgültig, wo diese Arten wachsen, und daß des- halb durch Einführung von Holzarten, deren Gattung in unserem Walde schon ver- treten ist, d. h. durch Einführung fremder Fichten, Tannen, Lärchen usf. ein an Güte
1) Arbeitsplan für Anbauversuche mit ausländischen Holzarten, sowie Arbeitsplan für Untersuchung des forstliclien \erhaltens ausländischer Holzarten, vergl. Gang hof er, Das forsll. Versuchswesen. II. Bd, S, 169 und 191.
2) Vergl. John Booth, Die Douglas-Fichte. Berlin 1877. — D e r s. , Die Naturali- sation ausländischer Waldbäunie in Deutschland. Berlin 1882. — D e r s. , Die nordamerikani- schen Holzarten und ihre Gegner. Berlin 1896. — D e r s. , Die Einführung ausländischer Holz- arten in die Preußischen Staatsforsten unter Bismarclc und Anderes. Berlin 1903.
3) H. Mayr, Fremdländische Wald- und Parkbäume für Europa. Berlin 1906. S. 219.
30 VI. L 0 r e y , Waldbau.
besseres Holz als das der heimischen Art nicht erzeugt werden kann. Für die Kiefern gilt dieser Satz nach Mayr mit der Einschränkung, daß des Holzes wegen nur jene Arten bei uns in erster Linie anbauwürdig sind, deren Sektion im heimischen Walde noch nicht vertreten ist, d. h. also die nicht zur Sektion Pinaster gehörigen Arten. Soweit lediglich die Erzeugung hochwertigeren Holzes in Frage kommt, empfiehlt es sich am meisten, solche Holzarten einzuführen, deren Gattungen (wie z. B. Douglasie, Chamaecyparis, Thuja, Carya etc.) überhaupt noch nicht im deutschen Walde ver- treten sind.
Sind Massen- oder Wertssteigerungen des Nutzungsergebnisses nicht zu erwar- ten, so muß die fremde Holzart waldbauliche Vorteile gewährleisten, wenn sie An- spruch auf die Bezeichnung ,, anbauwürdig" erheben will. Sie muß entweder in der Genügsamkeit hinsichtlich der Bodenansprüche unsere in dieser Richtung beschei- densten einheimischen Holzarten übertreffen, muß also selbst auf den geringsten Böden noch fortkommen und Erfolge in Aussicht stellen, oder aber, sie muß über Eigenschaften verfügen, die ihr im Kampf mit elementaren Gefahren (Frost, Trocken- heit, Schnee, Wind) eine größere Widerstandsfähigkeit sichern. Im einzelnen Falle mag dieser oder jener ausländischen Holzart, z. B. Nadelhölzern mit stechenden Na- deln, auch größere Widerstandsfähigkeit gegen tierische Gefahren (Wildverbiß) als Vorzug angerechnet werden.
Die bisherigen Erfolge der Anbauversuche, die von den forstlichen Versuchs- anstalten der verschiedenen deutschen Bundesstaaten, am umfangreichsten von Preußen 1) (1910 auf 417 ha), ferner in Oesterreich und von zahlreichen Privatwald- besitzern mit hauptsächlich nordamerikanischen und einigen japanischen Holzarten seit rund 3 Jahrzehnten angestellt wurden, sind nicht einheitlich. Neben Mißerfolgen aller Art, die zur Streichung mancher zunächst als anbauwürdig angesehenen Holzart aus der Liste der brauchbaren Fremdländer, vielfach auch zur abfälligen Beurteilung und Verwerfung der ganzen Exotenfrage führten, haben die Anbauversuche auch recht erfreuliche Ergebnisse gezeitigt. Mehrere der eingeführten Holzarten haben sich den einheimischen Arten in bezug auf Massen- oder Wertsleistung überlegen und damit zur Verwendung im forstlichen Großbetrieb geeignet gezeigt, anderen wieder kommt unter besonderen Verhältnissen eine derartige waldbauliche Bedeutung zu, daß sie zum mindesten eine wertvolle Bereicherung der Gehölzflora Deutschlands darstellen.
Es ist selbstverständlich, daß sorgfältiges Studium des Verhaltens der Exoten in ihren Heimatländern und volle Berücksichtigung der Standortsansprüche den Anbauversuchen als Grundlage dienen muß, damit nicht, wie es oft genug geschehen ist, Kulturarbeiten mit fremdländischen Holzarten unternommen werden, die schon in ihrer ersten Einleitung als verfehlt erscheinen. Es seien hier u. a. nur die in ver- schiedenen Schriften niedergelegten wertvollen Forschungsergebnisse des Prof. De. Mayr2)-München erwähnt.
1) Vergl. hierzu die Veröffentlichung von Danckelmann, Anbauversuche mit aus ländischen Holzarten in den preußischen Staatsforsten. Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1884, S. 289, 3-15 und die den gleichen Gegenstand behandelnden Arbeiten Schwappachs; ebendas. 1891, S. 18; 1896, S. 327; 1901, S. 137; 1909, S. 27; 1911, S. 591. — Auch aus Württemberg (AUg. F.- u. J.-Ztg. 1897, S. 14 u. 83), Bayern {forstl.-naturw. Ztschr. 1892), Baden (W i m m e r, Anbauversuche usw. Berlin 1909) und aus Oesterreich (C i e s 1 a r , Ueber Anbauversuche etc. Zentralbl. f. d. ges. Forstw. 1901) liegen Nachrichten über die bisher erzielten Resultate vor.
2) H. Mayr, Die Waldungen von Nordamerika, ihre Holzarten usw. München 1890. — D e r s. , Aus den Waldungen Japans. München 1891. — D e r s., Monographie der Abietineen des japanischen Reiches. Tokio 1890. — D e r s. , Fremdländische Wald- und Parkbäume für Europa. Berlin 1906.
Das Bestandesmaterial. § 14. 3J
Aus der ziemlich langen Reihe von Holzarten, die nach den bisher gesammelten Erfahrungen in mehr oder minder hohem Maße anbauwürdig sind, seien nur die wich- tigsten hervorgehoben.
A. \ a d e 1 h ö 1 z e r. 1 Douglasie (Pseudotsuga Douglasii Carr.). In der grünen (Küsten-) Form auf frischem Sand und mildem Lehmboden eine ganz hervorragende, die Fichte weit zurücklassende Massenerzeugerin (am Südharz laufend- jähriger Durchschnittszuwachs eines 28jähr. Bestandes 27,2 Fm. !). Hin und wieder, namentlich in Saat- und Pflanzenschulen, Frostschaden. Zu engen Verband beim Auspflanzen vermeiden; frühzeitige und kräftigere Durchforstungen erwünscht. Die blaue (Gebirgs-)Form (Ps. glauca Mayr.) zwar frosthärter, aber wegen Langsamwüchsigkeit weniger brauchbar. Die grüne Form ist die wertvollste aller anbauwürdigen Exoten, eignet sich zum Reinanbau und in Mischung (Buche).
2. S i t k a f i c h t e (Picea sitchensis Trautv. et Meyer). Rascliwüchsig, auf zusagenden feuchten, moorigen Standorten die heimische Fichte in der Massenerzeugung ganz wesentlich übertreffend (If. -jähriger Zuwachs eines 25 jähr. Bestandes auf einer pommerschen Versuchs- fläche (nach Schwappach) 26,5 Fm.). Ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Seewinde wegen im Küstengebiet brauchbarer als die einheimische Fichte; im trockeneren Binnenlande durch Spät- fröste leidend, buschig werdend und nur dort der heimischen Art überlegen, wo es dieser zu feucht ist. Geringerer Verbißschaden infolge ihrer steifen, scharf stechenden Nadeln, hingegen aber gern gefegt.
3. Amerikanische Silbertanne (Abies concolor Gord.). Einzige Tannenart, die auf günstigem frischen Lehmboden der heimischen Art durch Raschwüchsigkeit und Wider- standsfähigkeit gegen extreme Temperaturgrade überlegen ist; lichtbedürftiger als Ab. pectinata.
4. Weymouthskiefer (Pinus Strobus L.). Ihre waldbaulich sehr brauchbaren Eigenschaften: Raschwüchsigkeit, Schattenerträgnis, Widerstandsfähigkeit gegen Frost, Sturm, Schnee, reicher Nadelabfall) haben ihr seit langem schon volles Bürgerrecht in den heimischen Waldungen erworben. Gedeiht nachhaltig aber nur auf tiefgründigen, lehmigen, humosen und namentlich hinreichend frischen Böden, sonst nur in der Jugend befriedigend und bald (im Alter von 25 — tO Jahren) versagend. Hallimasch und Blasenrost örtlich sehr gefährlich.
5. Banks kiefer (Pinus Banksiana Lamb.). Anspruchslose, in der Jugend sehr rasch- wüchsige ^"oranbauholzart für ärmste Böden (Flugsand, Dünen, Sumpf- und Moorpartien), gutes Füllholz für lückige KiefernkuUuren. Keine Nutzholzerzeugerin.
6. Pechkiefer (Pinus rigida Milk). Ebenfalls keine für Reinanbau taugliche Nutz- holzerzeugerin, aber geeignetes Mischholz für Kiefernkulturen auf armen Böden.
7. Japanische Lärche (Larix leptolepis Murr.). Auf zusagendem (kräftigen) Boden der tieferen, höchstens mittleren Lagen in der Jugend raschwüchsiger als die heimische Art; außerdem widerstandsfähiger gegen Krebs und Motte, bisweilen aber schlechtschaftiger.
8. Lawsonszy presse (Chamaecyparis Lawsoniana Park). Vorzügliches Holz. Auf gutem Standort (frischer lehmiger Sand- oder sandiger Lehmboden) und bei hinreichender Luftfeuchtigkeit nach den ersten Jugendjahren ziemlich raschwüchsig; liebt Seitenschutz, daher für Kahlflächen ungeeignet, tauglich für Löcheranbau in Buche und Kiefer. In der Ju- gend nicht völlig frosthart, leidet in Frostlagcn leicht unter Pilzangriffen (Hallimasch und Pesta- lozzis funerea).
9 Riesenlebensbaum (Thuya gigantea Nutt.). Standortsansprüche und wald- bauliches Verhalten wie bei der vorigen Art; geeignet zum gruppenweisen Einbau in lückige Buchenverjüngungen.
B. Laubhölzer. 1. Roteiche ( Quercus rubra L.). Raschwüchsiger und bezüg- lich der Bodenansprüche genügsamer als unsere deutschen Eichen; gute Schaftbildung; Holz infolge größerer Porosität dem der heimischen Eichen nicht ganz gleichwertig; gehört aber dank ihrer guten waldbaulichen Eigenschaften zu den wertvollsten aller eingeführten auslän- dischen Holzarten.
2. Weißesche (Fraxinus alba = americana L.). Waldbauliches Verhalten dem der heimischen Esche ähnlich; etwas später austreibend als diese, daher etwas weniger durch Spät- fröste gefährdet; gegen Stau- und Ueberschwcmmungswasser ebenfalls weniger empfindlich als die heimische Art.
3. Kanadische Pappel (Populus canadensis Moench.). Auf günstigem Standort infolge geradezu erstaunlicher Raschwüchsigkeit größte Holzerzeugerin unserer Breiten.
4. Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh.). Raschwüch- sig, auf Buchenboden geradschaftig, auf armem und zu feuchtem Boden aber sperrig wachsend; brauchbar als Füllholz in Laubholzverjüngungen.
5. Schwarze W a 1 1 n u ß ( Juglans nigra L.). Nur für beste (Aue-)Böden in mildem Klima ohne Spätfröste geeignet, hier raschwüchsig, licht bedürftig, Erzeugerin hochwertigen Holzes, .\uspflanzung infolge starker Pfahlwurzelbildung schwierig, daher nur Saat mit vorge- keimten Nüssen.
6. Weiße Hickory (Carya alba Nutt.). Zunächst langsamwüchsig, später in freiem Stand sich gut entwickelnd; frischer, tiefgründiger Eichenboden beansprucht.
oo VI. L 0 r e y , Waldbau.
Die höheren Ansprüche, die vom größeren Teil der wertvollen ausländischen Laubhölze an Klima (Wärme) und Boden gestellt werden, bringen es mit sich, daß diesen nicht in dem Maße wie den exotischen Nadelhölzern im deutschen Walde die Bedingungen zu hoffnungs- reicher Entwicklung geboten werden können und daß für die Erziehung gerade der dem Holz- wert nach hervorragendsten Arten hauptsächlich nur der Süden und Westen unseres \aler- landes in Betracht kommen. Da wir aber in einzelnen einheimischen Laubhölzern, wie Eiche und Esche, für bessere Böden Holzarien haben, die den fremden Laubhölzern in Qualität und Verwendb.Trkcit nicht nachstehen, so i^t schließlich die Einführung fremder Laubhölzer nicht so brenn« nd.
Ob die im vorstehenden angeführten fremdländischen Holzarten die ihrer forst- lichen Verwendbarkeit nach den bisherigen Erfahrungen erteilte günstige Zensur in Zukunft durchhalten werden, wissen wir noch nicht. Wir urteilen zunächst noch zu sehr nach den in der Kinderstube der Exoten gesammelten Erfahrungen und sind dort, wo waldbauüche Fehler in der Behandlung der Exoten gemacht wurden, und dort, wo der Faktor Wild nicht oder in nicht genügendem Maße bei der Versuchsanordnung ausgeschaltet wurde, wohl oft zu voreilig absprechenden Urteilen gekommen. Auf der anderen Seite aber fehlt es unter Hinweis auf besonders günstige Einzelerfolge ebensowenig an übertrieben optimistischen Beurteilungen. Wie alle forstlichen Maß- nahmen wird auch die Ausländerfrage von der Zeit gelöst. Die letzte Entscheidung über die Anbauwürdigkeit der einen besseren Boden beanspruchenden fremd- ländischen Holzarten wird jedenfalls unter der Voraussetzung, daß alle waldbau- lichen Forderungen durch die eingeführte Holzart erfüllt werden, der Rentabilität zufallen.
IV. Wirtschaftliche Bedeutung der H o 1 z a r t e n i).
§ 15. Zur Erreichung der in der Einleitung kurz skizzierten Ziele des Waldbaues sind die einzelnen Holzarten in sehr veischiedenem Maße geeignet. Ihre wirtschaft- liche Bedeutung beruht hauptsächlich auf der Massen- und Wertserzeugung, letztere bedingt durch die Verhältnisse des Holzmarktes, ferner auf der Arbeitsgelegenheit, welche eine Holzart bietet, auf ihrem Verhalten gegen den Boden, auf der Art der Be- triebsführung, bezw. Wirtschaftseinrichtung, soweit diese durch die Holzart beein- flußt ist, auf der Art und dem Umfang gewisser an sie geknüpfter Nebennutzungen, auf ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Gefahren, sowie endlich auf ihrer Tauglichkeit, bestimmten besonderen Anforderungen (Schutzwald u. dergl.) zu genügen.
1. Massen- und Wertserzeugung: Für die auf der Massen- und Wertserzeugung beruhende Wertschätzung einer Holzart entscheidet in erster Linie deren Verbreitungsgebiet. Es gibt Holzarten, welche schon vermöge ihres ausgedehn- ten Vorkommens den Markt beherrschen und dadurch anderen, die nur in beschränk- tem Umfang an der Bestockung unserer Waldungen teilnehmen, an Bedeutung weit überlegen sind. Besonders wertvolle Eigenschaften und dementsprechend hoher Preis werden eben doch immer in Verbindung mit der Masse wirksam ; das größte Pro- dukt aus Masse mal durchschnittlicher Preis der Masseneinheit ist ausschlaggebend. Von den in Deutschland heimischen Holzarten sind Kiefer, Fichte, Buche die ver- breitetsten. Oertlich (auf größeren oder kleineren Einzelgebieten) sind die Verhält- nisse sehr verschieden. Hier und da tritt die Weißtanne, auch wohl die Eiche, stark in den Vordergrund -).
Ganz Deutschland hat (auf rund 14 Mill. ha Wald = fast 26% der Gesamt- fläche) 67,5% Nadelholz und 32,5% Laubholz. Hieraus erhellt die größere Bedeu-
1) Zu vergleichen: Weber, „Die Aufgaben der Forstwirtschaft", s. Handbuch, insbes. ,,Die Forstwirtschaft vom privatwirtschaftlichen Gesichtspunkte aus betrachtet".
2) Cfr. u. a. die Erörterungen inBorggrcves Holzzucht 2. Aufl. S. 63 ff. Im übrigen gibt die Statistik der einzelnen Länder die etwa gewünschte spezielle Auskunft.
Das Bestandesmaterial. § lö. 33
tung des Nadelholzes für die deutsche Forstwirtschaft. Erwägt man weiterhin, daß fast 45% der Gesamtvvaldfläche der Kiefer und 23% der Fichte und Tanne (Tanne gegen die Fichte erheblich zurücktretend) zufallen, während die sonstigen Nadelhölzer (Lärche, Arve etc.) nur mit verhältnismäßig kleinen Beträgen beteiligt sind, und be- denkt man ferner, daß vom Laubholz ca. 14% dem Buchenhochwald, etwa 7% der Eiche (Hochwald und Schähvald), 5% dem Mittelwald gehören, so ergibt sich, daß — zunächst lediglich der großen Verbreitung und demgemäß Massenerzeugung wegen — Kiefer, Fichte, Buche im allgemeinen geradezu als führende, als Hauptholzarten, be- zeichnet werden dürfen. Tanne und Eiche schließen sich ihnen an. Die übrigen Holz- arten spielen in der Gesamtheit des deutschen Waldes eine mehr untergeordnete Rolle, obwohl natürlich örtlich, je nach den besonderen Standorts- und sonstigen Ver- hältnissen, bald die eine, bald die andere mehr in den Vordergrund tritt, ja die Füh- rung übernimmt.
Besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle die örtlich große Verbreitung der Schwarzkiefer, welche in Niederösterreich (bes. in den Kalkbergen des Wiener Waldes) auf etwa 80 000 ha bestandbildend auftritt und in diesem Kronland rund Vs des Gesamtwaldes ausmacht.
Die Massenerzeugung ist absolut, die Wertsbildung stets relativ zu bemessen, d. h. letztere ist abhängig nicht nur von der tatsächlichen Brauchbarkeit einer Holz- art für einen gegebenen Verwendungszweck, sondern auch vom Marktpreis, welcher wesentlich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bedingt ist. Alle Preis- bestimmungsgründe kommen dabei in Betracht, insbesondere wird die Konkurrenz der Surrogate (Kohle, Torf etc. für Brennholz, Eisen, Steine für Bauholz) wirksam i). Bekanntlich haben sich die Bedingungen des Holzmarktes in den letzten Jahrzehnten bedeutend verändert: Nutzholzwirtschaft im Gegensatz zur Brennholzerzeugung ist die Losung der waldbaulichen Produktion -), was gleichbedeutend ist mit der relativ hohen Wertschätzung und dementsprechend immer weiter schreitenden Aus- dehnung des Gebietes der ausgesprochenen Nutzholzarten im Vergleich namentlich zur Buche, welche als spezifische Brennholzart mehr und mehr an Terrain verliert und im raschen Verlauf des Umwandlungsprozesses wohl noch viel weiter zurück- gedrängt werden würde, wenn nicht ihre trefflichen waldbaulichen Eigenschaften, vorab in bezug auf die Bewahrung der Bodenkraft, die Einbuße, welche sie am Holz- wert erlitten hat, wenigstens zum Teil zu paralysieren berufen wären. Eine Holzart, welche mit der größten Wahrscheinlichkeit dauernd ihren Wert auf dem Holzmarkte bewahren wird, weil ihre Nutzholzqualität unbezweifelt ist und bleiben wird, ist die Eiche. Auch Esche und die sonstigen edlen Laubhölzer, sowie die Lärche berechtigen, wenn auch wohl schon in etwas engeren Grenzen, zu dieser Hoffnung. Die gedeihliche Entwickelung dieser Holzarten ist aber meist an sehr bestimmt umgrenzte Bedin- gungen (namentlich bezüglich des Standorts) gebunden, so daß durch ihren erweiterten Anbau und intensive Pflege wohl örtlich (z. B. Esche und Ahorn in der schwäb. Alb) eine bemerkbare Veränderung, im allgemeinen jedoch kaum eine besonders weit- gehende Umgestaltung der Physiognomie des Waldes herbeigeführt wird. Dagegen müssen einige Nadelhölzer, wie vorab Kiefer und Fichte, als Holzarten bezeichnet werden, welche vermöge ihrer verhältnismäßigen Anspruchslosigkeit und der Leichtig- keit ihres Anbaues im Verein mit einer sehr hohen Nutzfähigkeit allerdings so umfäng- liche Gebiete teils schon erobert haben, teils noch in Besitz nehmen können, daß der ganze Charakter ausgedehnter Waldgebiete dadurch verändert wird. Obwohl
1) Weber, Aufgaben der Forstwirtschaft, s. Handbucli I. Bd.
2) Zu vergl. W a g e n e r in Allg. Forst- u. Jagd-Zeitung von 1877, S. 7 ff.
Uaiidh. a. Forstwiss. 3. Aufl. II. 3
34 VI. L o r e y , Waldbau.
auch die Tanne an manchen Orten eine Schmälerung ihres Gebietes zu verzeich- nen hat, die übrigens durch erweiterten Anbau an anderen Orten ziemlich ausge- glichen werden dürfte, ist tatsächlich vorzugsweise der Besitzstand der Buche gefährdet. Sie ist jetzt schon auf weiten Gebieten durch die genannten Nadelhölzer ersetzt worden und wird, wo die augenblicklichen Preisverhältnisse für die Beur- teilung der Rentabilität in erster Linie maßgebend sind, unweigerlich auch einen noch weitern Rückgang erfahren. Doch ist es gewiß sehr am Platze, wenn sich ge- wichtige Stimmen 1) warnend erheben, um ein zu allgemeines Verdrängen der Buche zu verhüten. Niemand bezweifelt die höhere Nutzfähigkeit der Nadelhölzer; soll- ten letztere auch schließlich (etwa wegen fehlender Absatzgelegenheit zumal für schwächere Sortimente) zum Teil ins Brennholz geschnitten werden müssen, so würde ihre in einer gegebenen Zeit pro Flächeneinheit erzeugte größere Masse wohl immer noch das ersetzen, was die Buche an Brennwert pro Masseneinheit vor ihnen voraus hat. Selbst wenn man berücksichtigt, daß die Nadelhölzer von viel größeren und mannigfaltigeren Gefahren bedroht sind als die Buche und deshalb nicht die gleiche Sicherheit der Ertragsleistung zu bieten vermögen wie diese, muß ihre Ueberlegenheit im gi-oßen und ganzen zugegeben werden. Immerhin sollte man keinesfalls in zu weitem Maße ausgedehnte reine Nadelholzwaldungen schaffen. Ist die Buche auch im reinen Bestand nicht mehr allgemein existenzberechtigt, so sollte man sich doch möglichen Veränderungen der wirtschaftlichen Lage (eventuell gänzlich veränderten Absatz- und Transportbedingungen etc.) gegenüber den Rückweg offen halten, indem man der Buche wenigstens die gebührende Stelle im gemischten Walde gönnt. Sie wird durch ihre schon mehrfach erwähnte überaus günstige Einwirkung auf den Boden diese Rücksichtnahme stets reichlich lohnen. Außerdem ist auch eine ge- legentlich gesteigerte Nutzholzverwendung für die Buche keineswegs ausgeschlossen. Angesichts der Verwendungsfähigkeit und Dauer der imprägnierten Buchenschwelle, weiterhin angesichts der steigenden Verwertung der Buche zu Holzpflaster und zur Bedielung der Wohnräume ist eine solche Hoffnung nicht unberechtigt. Dem Buchen- holz wohnt in der Tat ein höherer Gebrauchswert inne, als das zur Zeit noch vorhan- dene Vorurteil gegen seine Verwendung als Nutzholz ihm zugesteht. Das kann sich aber ändern. Gerade die mangelnde Sicherheit bezüglich der Vorausbestimmung der zukünftigen wirtschaftlichen Verhältnisse in ihrer Gesamtheit kann uns mahnen, gemischte Bestände überhaupt und insbes. auch solche, in denen die Buche vertreten ist, zu begünstigen^). Von der Buche, der schon oben genannten Eiche, die ihres besonderen Wertes wegen ohnehin anders zu beurteilen ist, und von den sonstigen sog. edlen Laubhölzern abgesehen, bedürfen die übrigen Laubhölzer, weil sie meist ihre ganz spezifische Nutzbarkeit besitzen (z. B. Birke für Geschirrhölzer, Erle zu Zigarrenkisten, Aspe für die Zündholzfabrikation) und für den gi-oßen Betrieb kaum irgendwo oder wenigstens nur auf ganz beschränkten Standörtlichkeiten einmal als
1) Z. B. G a y e r in seiner mehr zitierten .Sclirift : ,,Der gemisclite Wald".
2) Einen besonders prägnanten Ausdruck hat die Beurteilung des Werts der Rotbuche in den Verhandlungen der Versammlung deutscher Forstmänner zu Stuttgart (1897) und in den daran sich anschließenden literarischen Debatten gefunden. Während von den einen die Buche im Hinblick auf ihre mangelhafte Rentabilität in reinen Beständen geradezu als verlorene Holzart bezeichnet wurde, haben andere dieselbe mehr oder minder energisch in Schutz genommen. Aus der umfänglichen, zur ,, Buchenfrage" erwachsenen Literatur seien u. a. erwälml die Aufsätze von Endres (AUg. Forst- u. J.-Z. 1898, S. 91), H e i ß (ebendas. 1898, 256), Dr. H c c k (ebendas. 1898, 257), N (A. F.- u. J.-Z. 1898, 383), B in Prakt. Forstwirt für die Schweiz (1898, 49), Trebel- j ah r (Mündener forstl. Hefte 1898, 14. Heft), Kutsch, Die Stellung des Buchenhochwaldes im deutschen Nationalvermögen, Gießen 1898. — Vgl. auch H u In a gl , Die Buchenfrage in der österr. Forstwirtschaft, Wien 1900.
Das Bestandesmaterial. § 15. 35
mitherrschende oder gar herrschende Holzarten, sondern meist nur in untergeord- netem Maße in Frage kommen, der besonderen Fürbitte weit weniger. 2. A r b e i t s- gelegenheit: Hierüber enthält Handbuch I (vgl. Weber, Aufgaben der Forst- wirtschaft) die nötigen Angaben. Der Waldbau läßt sich bei Bemessung seiner Maß- nahmen in der Regel zwar nicht von der Erwägung leiten, ob eine Holz- oder Betriebs- art mehr oder weniger umfängliche Arbeitsgelegenheit bietet, trotzdem läßt sich dieses Moment doch auch wieder nicht von den übrigen wirtschaftlichen Beziehungen, von den Rücksichten, welche der Gesamtbetrieb zu nehmen hat, einseitig loslösen. Auch der Waldbau sollte vor seinen Entscheidungen über den engen Kreis seiner eigensten Interessen hinaus Umschau halten, um einerseits für seine Arbeiten stets genügende Kräfte verfügbar zu haben und andererseits auch wieder vorhandenen Kräften die erwünschte Betätigung zu gestatten und sie dadurch dem Walde zu erhalten. Dabei kommen in erster Linie die mit der Begründung, Erziehung, Ernte eines Holzbestan- des verknüpften Arbeiten in Betracht; daneben aber auch solche, welche durch die Gewinnung gewisser Nebennutzungen (Waldfeldbau, Hackwald, Harznutzung usw.) bedingt sind, sowie diejenigen, welche sich schließlich nach der vollzogenen Ernte an das Rohprodukt anlehnen, bezw. sich mit dessen Verwendung befassen. Daß die Holz- und Betriebsarten in diesen Beziehungen sehr verschieden zu werten sind, erhellt aus den späteren Abschnitten. 3. Verhalten der Holzarten gegen den Standort: Die Erörterungen auf S. 15 geben über die ein- schlägigen Beziehungen Aufschluß. Es sei an dieser Stelle nur wiederholt hervor- gehoben, daß bei aller waldbaulichen Tätigkeit die Bodenpflege auch um deswillen vorangestellt werden muß, weil wir im allgemeinen kein Recht haben, etwa zugunsten der Gegenwart wirtschaftliche Maßregeln zu ergreifen, infolge deren wir der Zukunft in Gestalt eines geschwächten Bodens einen minder leistungsfähigen Kapitalteil hinterlassen, als wir ihn von der Vergangenheit überkommen haben. 4. W i r t - Schaftseinrichtung: Von der absoluten Ertiagsziffer (Etat) abgesehen, bei deren Bemessung natürlich auch die größere oder geringere Sicherheit der Ertrags- leistung mit berücksichtigt wird, sind es hauptsächlich zwei Fragen, welche den Zu- sammenhang der Holzart mit der Forsteinrichtung andeuten, nämlich: 1. für welche Betriebsart (Hochwald, Niederwald, Mittelwald) eignen sich die verschiedenen Holz- arten, bezw. wie werden sie verjüngt? und 2. werden sie in reinen oder in ge- mischten Beständen erzogen? Daß der Femelwald und alle ihm sich nähernden Betriebsformen im Gegensatz zu schlagweiser Behandlung, und daß ebenso gemischte Bestände im Gegensatz zu reinen i) die Forsteinrichtung erschweren, steht außer allem Zweifel; dei Nachweis dafür ist übrigens an anderer Stelle zu führen. Es wird auch nicht zu beanstanden sein, daß dieser Umstand bei der Würdigung der einzelnen Holzarten mit beachtet wird. Dagegen wäre es verkehrt, wenn be- stimmte waldbauliche oder sonstige Vorzüge einer Betriebsform oder Holzarten- mischung irgend einer starren Forsteinrichtungsregel zum Opfer gebracht würden, da natürlich die waldbaulich höchste Leistung des Forstes stets erste und wichtigste Forderung an die Wirtschaft sein muß. Ein passender Ausgleich zwischen den hier und da sich widerstreitenden Interessen wird in den meisten Fällen unschwer gefun- den werden können. — 5. Nebennutzungen: An ganz bestimmte Holzarten sind direkt gebunden z. B. Lohrinde, Harz, Mast, Futterlaub u. a. m. Durch Ver- mittelung der Betriebsart hängen mit der Holzart zusammen z. B. Produkte des Waldfeldbaues, die landwirtschaftlichen Nutzungen im Hackwald, Gräserei in Pflanz-
1) Vergleiche auch 1. Abschn., III. B., S. 19 ff. dieser Abhandlung.
36 VI. L o r e y , Waldbau.
kulturen u. dgl. — 6. Widerstandsfähigkeit gegen Gefahren: Die schon mehrfach, erstmals bereits § 8, S. 13 unter 4, angedeuteten Beschädi- gungen können den wirtschaftlichen Wert einer sonst recht schätzbaren Holzart unter Umständen, bezw. für bestimmte Oertlichkeiten so herunterdrücken, daß man auf ihre Anzucht geradezu verzichten muß. So verbietet sich z. B. in wildreichen Forsten, wenn man nicht besondere Schutzmaßregeln (Eingattem) ergreifen will, zuweilen der Anbau der Esche, der Eiche, der Weißtanne vollständig, obwohl diese Holzarten ohne die Gefährdung durch Schälen oder Abäsen hohen Ertrag erwarten ließen. In ausgesprochenen Schneebruchlagen hat man möglichst mit der Kiefer fern zu bleiben; dem Sturm besonders exponierte Orte taugen nicht für die Fichte usw. Auch hier darf wieder daran erinnert werden, wie vielfache Gelegenheit, solche Gefahren abzuschwächen, durch geeignete Holzartenmischung gegeben ist. — 7. Besondere örtliche Anforderungen: Dahin gehört z. B. eine gewisse Anpassung an die Bewiitschaftungsweise umgebender Waldungen, sofern es sich um kleinere Enklaven handelt (z. B. ein sturmgefährdeter Fichtenbestand inmitten eines größeren Schälwaldgebietes); ferner die Rücksichtnahme auf Servi- tuten, deren Befriedigung häufig eine bestimmte Holzart fordert; sodann eine Reihe spezieller wirtschaftlicher Aufgaben, wie die Anzucht von Faschinenhölzern, Bö- schungsbefestigangen usw.
Im allgemeinen kann die tatsächliche Verbreitung der Holzarten als Maßstab derjenigen wirtschaftlichen Bedeutung dienen, welche ihnen beigelegt wird, mit der Einschränkung natürlich, daß für die Wertschätzung seitens der Gegenwart nur die unter unsern Augen entstehenden Jungbestände beweiskräftig sind, während alle älteren Hölzer nur bezüglich der Anschauung jener Zeit, in welcher sie begründet sind, ein Urteil zulassen. Entscheidend für den Betrieb im großen ist, wie wir re- kapitulierend nochmals hervorheben, immer nur die kleine Zahl von Holzarten, welche ausgedehnte Gebiete (eventuell auch in reinen Beständen) einnehmen, d. h. Kiefer, Fichte, Buche, Tanne. Alle übrigen Holzarten, selbst die Eiche, sind, so sehr sie auch, örtlich oder allgemein für bestimmte Verhältnisse, unsere Aufmerk- samkeit in Anspruch nehmen, doch in ihren Existenzbedingungen jenen herrschen- den Holzarten gegenüber meist äußerst beschränkt, so daß an eine den Umfang ihres jetzigen Gebietes weithin überschreitende Verbreitung derselben nie zu denken ist. Um so mehr sollte man ihnen da, wo ihre Anzucht ohne greifbare Benachteili- gung anderer Interessen zulässig erscheint, einen Platz anweisen, um dem Walde die in den verschiedensten Beziehungen so schätzenswerte Mannigfaltigkeit zu er- halten, oder, wo sie verloren ist, wieder zu verschaffen.
Zweiter Abschnitt. Die Betriebsarten.
§ 16. Vorbemerkungen: Ehe wir zum angewandten Teile des Wald- baues, d. h. zur Besprechung und Erörterung der bei Begründung und Erziehung der Bestände zu beachtenden Handgriffe und Maßnahmen übergehen, müssen wir uns Klarheit verschaffen über die bei unserer Wirtschaftsführung innegehaltene zeitliche Aneinanderreihung der von uns jeweils angewendeten waldbaulichen Ope- rationen. Die Erreichung des vorgesteckten Wirtschaftszieles erfordert, daß wir
Die Betriebsarten. § IG. 37
unsere Maßnahmen planmäßig gruppiei-en und zu einer bestimmten, regelmäßig wiederkehrenden Wechselfolge zeitlich verbinden. Wir nennen eine solche plan- mäßige Kombination bestimmter, zeitlich aufeinander folgender wirtschaftlicher Ope- rationen Betriebsart oder Betriebsform und definieren diesen forst- lichen Begriff kurzhin als Art und Weise der Verjüngung und Erziehung eines Be- standes oder Waldes.
Je nachdem sich die zur Verjüngung führenden Maßnahmen zeitlich oder wirt- schaftlich voneinander unterscheiden und je nachdem die spätere Behandlung und Erziehung des durch die ^'erjüngung entstandenen Bestandes in dieser oder jener Weise geregelt und gehandhabt wird, entstehen verschiedene Betriebsarten, deren wenige, scharf voneinander getrennte Grundformen durch zahlreiche Zwi- schen- und Uebergangsformen verbunden werden. Als gleichbedeutend mit Betriebsart wird meist das Wort ,, Bestandesform" angewendet. Das ist nicht ganz zutreffend, denn die Bestandesform, d. i. das Bild, was ein Bestand als Folge der Bewirtschaftungsweise dem Beschauer darbietet, ist das Resultat der Betriebsart, nicht aber diese selbst.
Angesichts der großen Zahl möglicher Kombinationen (aus Holzart, Bestandes- begründung, bezw. Verjüngung, Bestandespflege, Erziehung usf. mit allen ihren Mo- difikationen) ist es begreiflich, daß sich im Walde, sofern auch die feineren Unter- scheidungsmerkmale beachtet werden, tatsächlich viele mehr oder weniger von- einander abweichende Betriebsarten vorfinden. Sie alle sind durch menschlichen Eingriff, durch wirtschaftliche Kunst (bisweilen auch Künstelei) herausgebildet, während die Urwaldform überall das im gi-oßen ganzen gleiche, wenn auch durch Holzart, Standort usw. modifizierte Gepräge trägt. Zum Verständnis des Wesens der Betriebsarten aber ist es erforderlich, einzelne scharf ausgeprägte Formen als typische herauszugreifen und an ihnen gewissermaßen Schulbegriffe zu entwickeln, die dann als feststehend zu betrachten sind. Zwischen diese Grundformen lassen sich die übrigen in mannigfaltigster Reihe, oft mit kaum merklichen Uebergängen, einschalten.
Es ist als bedenklich zu bezeichnen, namentlich im Interesse der Anfänger im Studium, die erst in das vielgestaltige Gebiet des Waldbaues eingeführt werden sollen, daß einige Lehrbücher eine verhältnismäßig große Anzahl von Betriebsarten als selbständige Formen aufführen und beschreiben, während man einen Teil dersel- ben recht wohl als Uebergangsformen bezeichnen und sich demgemäß auf eine kleine Anzahl von Grundformen beschränken kann. Das Verständnis wird durch jenes Vorgehen offenbar nicht gefördert. Vielmehr ist dadurch manche irrtümliche Auffassung entstanden, und manche umfängliche Diskussion wäre zu vermeiden gewesen, wenn man sich zunächst nur an wenige, wirklich wesentliche Unter- scheidungsmerkmale gehalten, diese entsprechend scharf betont und dadurch erst aus der reichen Fülle waldbaulicher Formen einige große Hauptgruppen gebildet hätte. Deren weitere Zerlegung wäre einem vorgeschritteneren Stadium wirt- schaftlicher und wissenschaftlicher Erkenntnis vorzubehalten gewesen. Manche Schriftsteller fürchten, wie es scheint, durch eine solche Beschränkung bei dem Lernenden die Meinung zu er\vecken, als ob man es im Walde wirklich nur mit einer geringen Zahl bestimmt zu charakterisierender Formen zu tun habe. Man scheut die Schablone, die ja sicheilich wenn irgendwo so namentlich in waldbaulichen Dingen zu meiden ist. Und doch kommt man zunächst mit einer kleinen Reihe von Grundformen aus; weitergehende Scheidungen lassen sich jederzeit leicht an- schließen.
38 VI. L o r e y , Waldbau.
Erstes Kapitel.
üebersicht und allgemeine Würdigung der als Grundformen zu betrachtenden B e t r i eb sar t e n^).
§ 17. I. U 6 b e r s i c h t der Grundformen. Man unterscheidet:
A. Hochwaldformen oder S a m e n h o 1 z b e t r i e b e.
Die Verjüngung erfolgt durch Samen; das Bestandesmaterial sind infolgedessen Kernwüchse, d. h. Bäume, die sich aus Samen entwickelt haben. Die Funktionsdauer des einzelnen Individuums ist mit dessen Abtrieb zu Ende ^); jedes Individuum wird nur einmal Gegenstand der Nutzung (Durchforstung oder Haubarkeitsnutzung) 3).
B. Ausschlag holzbetriebe.
Die Nutzung erstreckt sich nur auf oberirdische Teile des Individuums. Dessen Funktion ist mit der einmaligen Nutzung nicht zu Ende; an dem nicht genützten Teile entstehen vielmehr Ausschläge (Stock-, Wurzel- oder Schaf tausschläge), durch welche die Neubegründung des Bestandes erfolgt.
C. Mittelwaldbetrieb.
Die Verjüngung erfolgt hier teils durch Samen, teils durch Ausschläge; der Mittel- wald stellt eine Kompositionsform von A und B, von Samenholz- und Ausschlagholz- betrieb dar.
A. Die Hoehwaldformen.
§ 18. Die Hochwaldbetriebsarten lassen sich nach der Zeit der Verjüngung unter- scheiden in
I. Vorverjüngungsbetriebe, d.s. diejenigen Betriebsarten, bei de- nen die Verjüngung vor der gänzlichen Entfernung des Altholzbestandes erfolgt. Stehenbleibende Teile des Altholzes (Mutterbäume) dienen der Verjüngung, indem sie den zur Neubegründung des Bestandes nötigen Samen tragen und abwerfen. Im Falle des Ausbleibens von Samenjahren kann die Bestandsneubegründung auf künst- lichem Wege, durch Saat oder Pflanzung (Unterbau) erfolgen.
II. Nachverjüngungsbetriebe, d. s. diejenigen Betriebsarten, bei denen die Verjüngung nach der gänzlichen Entfernung des Altliolzbestandes erfolgt. Etwaige, zunächst stehenbleibende Reste des Altholzes (Ueberhälter) dienen nicht oder nur zufällig der Verjüngung.
§ 19. Die Vorverjüngurgsbet riebe werden nach der Dauer der Verjüngung unterschieden :
1. Plenter- oder F e m e 1 b e t r i e b ""j. Die Verjüngung erstreckt sich
1) M a r t i n (Forstl. Statik, 2. Bd. 1911, S. 1) untersclieidpt nur 4 Betriebsarten: Nieder- waldbolricb, Mittelwaldbetrieb, Plenterbetrieb und regelmäßigen Hochwaldbetrieb und hält die weitere Ausdehnung des Begriffes Betriebsart auf andere Formen nicht für empfehlenswert, wäh- rend Gay er (Waldbau, 4. .*\ufl. 1898, 3. Abschn.) 9 Betriebsarten unterscheidet; Kahltlächen- forra, Schirmschlagform, Saumschlagform, Femelschlagform, femelartige Hochwaldform, Femel- form, Ueberhaltform, Unterbauform, Niederwaldformen, Miltehvaldformen.
2) Fortvegetieron im Boden verbleibender Stöcke während des folgenden ümtriebs bleibt insofern unbeachtet, als man bei der Begründung des neuen Bestandes die etwa erwachsenden Ausschläge nicht grundsätzlich einbezieht, wenn ihnen auch da und dort aus bestimmten Grün- den (Holzartenmischung, Bodenschutz usw.) eine Stelle gegönnt wird.
3) Finden Aufastungen statt, so erfolgt der bezügliche Holzanfall nur im Interesse der Bestandeserziehung, die Wegnahme einzelner Organe geschieht hier nicht zum Zweck einer Re- produktion.
4) Plenter- oder Plänterbetrieb fälschlich abgeleitet von plantare, richtiger nach dem Bei- spiel C. Wagners Blenderbelrieb von ,, Blender" = beschattender Baum. \'on den forstlichen
Die Betriebsarten. § 19. 39
Über die ganze Umtriebszeit und über die ganze Fläche unter Benützung aller eintre- tenden Samenjahre, sie hört nie auf. Infolgedessen sind im Plcntervvalde alle Alters- klassen in gruppen- oder horslweiser oder einzelständiger Anordnung vertreten. In- wieweit Repräsentanten jedes einzelnen Jahres vorhanden sind, hängt von der Wie- derkehr der Samenjahre bezw. von wirtschafthchen Eingriffen ab. Da Samenjahre nicht von .lahr zu .lahr, sondern meist nur in größeren Zeitzwischenräuinen kommen, sind mehrjährige Altersdifferenzen zwischen den im Alter benachbarten Bestands- individuen die Regel. ,Fe jünger die einzelne Altersstufe ist, um so zahlreicher pflegt sie vertreten zu sein.
Bei 120jiilir. Umtriebe, d. Ii. bei .\nnalime von 120 Jahren als demjenigen .\ltcr, das von der ältesten Slamml<lasse normal erreicht werden soll, sind unter der Voraussetzung, daß alle
fünf Jahre ein Samenjahr kommt, beispielsweise also 5-, 10-, 15-, 20- 90-, 95-, 100-, 105-,
110-, 115- imd 120jähr. Individuen vorhanden. Die Intervalle können größer oder kleiner sein; sie brauchen überdies nicht gleich groß zu sein; tatsächlich sind sie auch fast immer verschieden. Charakteristisch ist aber immer, daß Jungwüchse, mittelalte Stämme, Althölzer in dem näm- lichen Bestände angetroffen werden. Dementsprechend ist das Kronendach da und dort unter- brochen, keinenfalls in annähernd gleicher Höhe über dem Boden nur eine Etage bildend. Bis alle Individ<ien des jetzt vorhandenen Bestandes genutzt sind, verfließt bei normalem \"er- lauf der Nutzung die ganze Umtriebszeit. Erst nach deren Verlauf ist, obwohl die Verjüngung fortwährend im Gang ist. ein in allen seinen Teilen neuer Bestand vorhanden.
Bei den übrigen Vorverjüngungsbetrieben wie auch bei den Nachverjüngungen erstreckt sich die \'erjüngung immer nur auf die mit dem ältesten Holze bestockten Teile der Waldfläche und beansprucht dementsprechend nicht die ganze Umtriebs- zeit, sondern nur einen mehr oder weniger großen Teil derselben. Man bezeichnet die jeweilig zur Verjüngung bestimmte Fläche als Schlag und die weiter zu nen- nenden Betriebe als S c h 1 a g b e 1 1 i e b e. Sie unterscheiden sich nach der Dauer der Verjüngung. Je schneller die Veijüngung vor sich geht, je kürzer der hieifür vorgesehene Zeitraum (Verjüngungszeitraum) ist, umso gleichalteriger wird der neue Bestand, während umgekehrt lange Verjüngungszeiträume zu ungleich- altrigen Beständen führen, weil dann die Abkömmlinge einer Reihe aufeinanderfolgen- der Samenjahre im Bestände vereinigt werden.
2. Plenterschlag- oder Femelsch lagbetrieb. Die Ver- jüngungsmaßregeln werden nicht gleichzeitig und nicht gleichmä- ß i g auf der ganzen Fläche eingeleitet, sondern zunächst nur löcher- oder horstweise an bestimmten Stellen (Angriff sp unk t'^n)^) und greifen unter Benutzung meh- rerer Samenjahre nach und nach auf die noch unberührten Teile des Bestandes über. Der Verjüngungszeitraum umfaßt eine je nach Ilolzait, Standort und speziellem Wirtschaftszweck (bezw. Waldbehandlung) bald längere, bald kürzere Reihe von Jahren. Wie schon aus dem allmählichen Fortschreiten der Verjüngung und aus der Zuhilfenaiune einei Mehrzahl oft weit genug auseinander liegender Samenjahre her- vorgeht, dauert es aber immer relativ lange, bis ein größerer Bestand auf diese Weise vollkommen verjüngt ist. Im Zusammenhang damit steht eine mehr oder minder ausgeprägte U n g 1 e i c h a 1 1 r i g k e i t des aus der Verjüngung hervorge- henden Bestandes.
Wie viel Zeit die Verjüngung des ganzen Bestandes erfordert, ist für die Methode an sich ohne Belang, obwohl das entstehende Bestandesbild dadurch natürlich we- sentlich beeinflußt wird. Man findet lange und kürzet e Vei jüngungszeiträume ; über
Versuchsanstalten ist aber die Schreibweise ,, Plenterbetrieb" angenommen. — Femelbetrieb von „femella" bezw. von .Vusfemeln, d. h. Entfernen der (vermeintlichen) Femellae beim Hanf über- tragen.
1) Horst- und gruppenweise Verjüngung G a y e r s , vgl. dessen „Der gemischte Wald" S. 68 ff.
40 VI. L 0 r e y , Waldbau.
die halbe Umtriebszeit wird dabei wohl kaum hinausgegangen; also wird z. B. bei 120jährigem Umtrieb ein Tannenbestand in längstens 60 Jahren vollständig verjüngt. Der Bestand hat ein femelartiges Ansehen, besonders während der Verjüngungsdauer, insofern stets die der Länge des Veijüngungszeitraumes entsprechenden Altersstufen vorhanden sind. In einem mit 60 jährigem Verjüngungszeitraum begründeten Tan- nenbestande werden z. B. 30 — 90jährige Bäume, oder, so lange die Vei-jüngung im Gang ist, Altholzgruppen, sowie gleichzeitig wieder Jungwüchse angetroffen. Der Unterschied vom eigentlichen Femelwald springt in die Augen; es fehlen die Zwischen- glieder der Altersreihe. Ist die Verjüngungsdauer = a Jahre, so ist bei der Umtriebs- zeit = u in jedem Stadium der Bestandesentwickelung ein Zeitraum von u — a Jah- ren nicht durch Stämme vertreten.
3. S c h i r m s c h 1 a g b e t r i e b. Auch hier vollzieht sich die Verjüngung in einer längeren oder kürzeren Reihe von Jahren. Die Verjüngungsmaßnahmen aber erstrecken sich, um wenn möglich mit einem einzigen Samenjahr die ganze Betriebsfläche zu besamen, gleichmäßig über den ganzen Bestand. Das setzt voraus, daß das zu verjüngende Altholz durch seine ganze Erstreckung mög- lichst gleichartig ist, und hat zur Folge, daß der entstehende Jungbestand, wenn sonst die Besamung in der gewünschten Weise in kürzester Zeit — tunlichst eben durch ein Samenjahr — gelingt, ganz oder wenigstens annähernd gleichaltrig wird. Der Verjüngungszeitraum i.^^t mithin bei diesem Betriebe im allgemeinen k ü r- z e r als beim Plenterschlagbetriebe. Mancherorts bezeichnet man den Schirmschlag- betrieb auch als Dunkelschlag Wirtschaft.
Während beim Femelschlagbetrieb der Verjüngungszeitraum nicht allein von dem längere oder kürzere Zeit hindurch andauernden Belassen der Mutterbäume im Bestände, sondern namentlich auch von der im Belieben des Wirtschafters liegenden rascheren oder langsameren Ausbreitung des Verjüngungsprozesses über alle Bestan- despartien abhängig ist, entscheidet für die Veijüngungsdauer beim Schirmschlag- betrieb nur das Tempo, in welchem man mit den Vorlichtungen und demnächst nach erfolgtei Besamung mit Abräumung der Mutterbäume vorgeht, bezw. vorgehen muß. Wie viel Zeit hierfür nötig wird, ist wiederum für die Methode an sich gleichgültig.
4. S a u m s c h 1 a g b e t r i e b. Der zu verjüngende Bestand wird von einer Seite, der Angriffsfront (Osten, Nordosten, Norden, Nordwesten) aus auf schmalen Streifen = Säumen nach den Grundsätzendes Schirmschlag- oder Plenterschlagbetrie- bes behandelt. In dem Maße die natürliche Ansamung auf dem zuerst in Angriff genommenen Streifen gelungen ist, schreiten die auf Verjüngung gerichteten Maß- nahmen auf einem weiteren Streifen nach dem Bestandesinnern vor, während auf dem ersten, bereits besamten Streifen die Bestandspflege für die dem Jungwuchs nötige allmähliche Lichtstellung Sorge trägt. Diese.'' stufen- oder schrittweise Vor- dringen der Verjüngung fühlt zu streifenförmigen, dem Alter nach ineinander über- gehenden Kleinbeständen und hat, wenn sonst die Verjüngung eines Bestandes von einem Ende zum anderen nicht zu lange dauern soll, nur geringe Flächenausdehnung der zu verjüngenden Bestände und öftere Wiederkehi von Samenjahren zur Voraus- setzung.
Je breiter die Verjüngungsstreifen werden, umsomelir geht der Saumsolilagbetrieb in den reinen Schirmschlag- bezw. Plenterschlagbetrieb über. Die bisher zunächst von Ost oder Nordost versuchte Saumschlagverjüngung ist neuerdings in der von Prof. Wagner')- Tübingen lebhaft empfohlenen und unter dem Namen „B 1 e n d e r s a u m s c h 1 a g" ein- geführten Form sehr populär geworden. Das Wesentliche und Neue des Wagner'schen Verfah- rens ist die Verlegung der Angriffsfront auf die Nord- bezw. Nordwestseite des zu verjüngenden Bestandes.
1) Die räumliche Ordnung im Walde, 1907.
Die Betriebsarten. § 20. 4J
§ 20. Die N a c h V e r j ü n g u n g s b e t r i e b e werden nach der Art und Weise der Verjüngung unterschieden.
5. K a h 1 s c h 1 a g b e t r i e b. Die Verjüngung erfolgt, nachdem der Bestand auf der Fläche kahl abgetrieben ist, durch Saat oder Pflanzung, also künstlich und meist gleichzeitig auf der ganzen Fläche. Es ei"wächst infolgedessen ein gleich- altriger gleichmäßiger Jungbestand.
Wenn tatsächlich manclimal zwei oder mehrere Jahre bis zur Neubegründung eines Bestandes vergehen, so tragen sekundäre Umstände, welche mit dem Wesen der Methode in keinem Zusammenhang stehen, wie z. B. Unmöglichkt it raschen Ro- dens, Insektengefahr (Rüsselkäfer) u. dergl. die Schuld. Ein einziger Hieb (Kahl- abtrieb) räumt den Altholzbestand hinweg; danach kann sich die Begründung des neuen Bestandes unmittelbar anreihen. In kürzester Frist könnte sich also der Vor- gang (Fällung, Abfuhr, Saat oder Pflanzung) im Verlaufe etwa eines halben Jahres abspielen, was wirtschaftlich immerhin als ein einjähriger Zeitraum (eine Zuwachs- periode) aufzufassen wäre.
6. K a h 1 s c h 1 a g mit R a n d b e s a m u n g. Es handelt sich bei diesem Betriebe um schmale Kahlschläge (Saumschläge), deren Wiederverjüngung den Rand- bäumen des anstehenden Bestandes, also der Natur überlassen bleibt. Während die Naturverjüngung im allgemeinen Voi"verjüngung ist, haben wir es hier mit einem und zwar dem einzigen Fall von natürlicher Nachverjüngung zu tun. Verlauf, Rich- tung und Breite der Saumschläge wechseln, sind aber für Gelingen und Ergiebigkeit der natürlichen Ansamungen von großer Bedeutung.
Soweit bei den unter 5 und 6 genannten Kahlschlägen Ueberhälter nicht stehen gelassen werden, finden sich beim Kahlschlagbetrieb Altholz und Jungwüchse nie- mals auf der nämlichen Fläche. Hierin unterscheidet sich der Kahlschlagbetrieb sehr scharf von den Vorverjüngungsbetrieben, bei denen stets während des Verjüngungs- zeitraumes Teile des alten und neuen Bestandes gleichzeitig vorhanden sind.
Alle übrigen noch vorkommenden Hochwaldformen sind nur als Modifikationen der vorstehend in ihren Hauptmerkmalen charakterisierten Grundfornien zu betrach- ten. Es sind Uebergangsformen mit engerer oder minder enger Anlehnung an diese oder jene Grundform. Zum Teil werden hierbei durch sekundäre Maßnahmen z. B., durch Unterbau, Bestandsbilder geschaffen, die in ihrer Eigenartigkeit den Eindruck neuer selbständiger Formen erwecken.
So ist es z. B. nur eine Modifilvation des Kahlschlagbetriebes, wenn ein voi-übergehender Ueberhalt zur Beschirmung der nachfolgenden Kultur gegen Frost oder Sonnenhitze, vielleicht auch zur Zurückhaltung von L'nkrautwuchs oder von Stockausschlägen belassen wird. Man nennt eine solche Schlagführung hin und wieder „Schulzschlag" oder wohl auch „Schirm- schlag". Bei den Vorverjüngungsbetrieben kann man sich an Stelle der unter 1 bis 4 genann- ten vier Grundformen nur mit deren zwei: Femelbetrieb und Schirmschlagbetrieb begnügen. Streng genommen lassen sich in der Tat auch nur diese beiden Formen festhalten. Der Saum- schlagbetrieb ist ja, wie oben erwähnt, nichts anderes als saumweiser Schirmschlagbetrieb, und der Femelschlagbetrieb zerfällt, sobald man den Horst oder die Gruppe als wirtschaftliche Ein- heit betrachtet — was grundsätzlich gewiß zulässig ist — in eine Anzahl von kleinen Schirm- schlagbetrieben. Da wir jedoch gewohnt sind, — aus Zweckmäßigkeitsgründen und doch auch infolge einer gewissen Berechtigung im Sinne der Logik — die von der Waldeinteilung geschaf- fenen Wirtschaftsfiguren, wie Abteilungen und Unterabteilungen etc., auch in Absicht auf wald- bauliche Behandlung als Ganze zu betrachten, so mag hier, wo nicht die Einzeloperalion, son- dern der Betrieb in Frage steht, jene Trennung durchgeführt und der Femelschlagbetrieb als ü'irundform der Samenverjüngung durch auf der Fläche stehende iMutterbäume behandelt werden. Bestimmend wirkt dabei besonders auch der Wunsch mit, es möchte tunlichste Ein- heitlichkeit der Definierung erreicht und damit das Verständnis gefördert werden. G a y e r hat in seiner Schrift „Der gemischte Wald" für das, was hier als „Femelschlagbetrieb" cha- rakterisiert ist, die Bezeichnung ,, hörst- und gruppenweise \ erjüngung" gewählt, weil er sich vor der Verwechselung mit dem Femelschlagbetrieb H e y e r s ( = unserem Schirmschlag-
42 VI. L o r e y , ^^■aldbau.
betrieb) scheut. Es ist dies aber nicht als zwingender Grund anzuseilen, die Bezeichnung Fe- melschlagbetrieb ganz zu meiden, da die .Sache, um welche es sich handelt, doch so schart' ge- k?nnzeichnct ist, daß Mißverständnisse kaum zu erwarten sind.
B. Die Aussehlagholzbetriebe.
§ 21. Die hierher gehörigen Betriebsarten sind dadurch voneinander verschie- den, daß die oberirdische Masse des Einzelindividuums in mehr oder weniger weit- gehender Weise Gegenstand der Nutzung ist. Man unterscheidet:
1. Nieder wald-oder Stockschlagbetrieb: Bei der Ernte wird die gesamte oberirdische Holzmasse genutzt, so daß nichts als der Stock mit den Wur- zeln verbleibt. Stockausschläge und eventuell Wurzelbrut bilden den jungen Be- stand. Ein im jährlichen Nachhaltbetrieb befindlicher Niederwald hat eine der Um- triebszeit entsprechende Anzahl von einzelnen Flächen bezw. Beständen in Alters- abstufung von je 1 .Jahr.
2. Kopfholzbetrieb: Ein Teil des Schaftes bleibt stehen; an seinem oberen Ende entwickeln sich Ausschläge, welche Gegenstand der folgenden Nut- zung sind. Bei öfterer Wiederholung derartiger Nutzung bilden sich am Schaftende Wülste und köpf artige Verdickungen.
3. Sc hneitel holzbetrieb: Der ganze Schaft bleibt erhalten. Die Nut- zung erstreckt sich nur auf die Aeste, an deren Abhiebsstellen Ausschläge liervor- treiben; diese liefern dann die Holzmasse für den nächsten Hieb.
C. Der Mittelwaldbetrieb.
§ 22. Der Mittelwald ist eine Verbindung von Niederwald mit plenterartigem Hochwald. Auf derselben Fläche wird gleichzeitig ein im wesentlichen Brennholz lieferndes, aus ausschlagsfähigen Holzarten bestehendes sog. Unterholz und ein hochstämmig erwachsendes, der Nutzholzerzeugung dienendes O b e r h o 1 z erzogen.
Beim jedesmaligen Abtriebe des im 10 bis 20 jährigen Umtriebe bewirtschafte- ten Unterholzes wird ein Teil der bestwüchsigsten Ausschläge stehen gelassen, ebenso werden die beim vorhergehenden Abtriebe zur Ausfüllung der Fehlstellen usw. durch Pflanzung eingebrachten Kernwüchse erhalten. Diese stehengelassenen Teile des bisherigen Unterholzes gehen mm in die Oberholzklasse über und führen zunächst den Namen Laßreiser oder L a ß r e i t e 1. Beim nächsten Abtriebe des Unter- holzes haben die Laßreiser das doppelte Alter des Unterholzumtriebes. Ein Teil von ihnen wird gleichzeitig mit dem Unterholz entnommen, der andere Teil bleibt stehen und bildet während des dritten Unterholzumtriebes die ,,0 b e r s t ä n d e r", deren bei den späteren Unterholzabtrieben übergehaltene Teile ab und zu als a n g e h e n d e, später als starke oder Hauptbäume bezeichnet werden. Die ältesten Ober- hölzer werden beim Unterholzschlage = Mittelwaldschlage mit genützt.
Jedem Unterholzabtriebe entspricht somit eine Oberliolzklasse. Das Umtriebs- alter des Oberholzes ist ein Mehrfaches des Unterholzumtriebes, so daß im normalen Mittelwald der Altersunterschied der verschiedenen Oberholzklassen immer durch den Unterholzumtrieb oder durch ein Vielfaches desselben angegeben wird.
Ein im jährlichen Nachhaltsbetriebe stehender normaler Mittelwald hat, wenn der Unter- holzumtrieb u, der Oberhülzumtrieb U Jahre umfaßt, 1 = n Oberholzklassen, da die Laß-
u
reiser, die nach Abtrieb des Unterholzes zum Oberholz übertreten, vor dem Abtrieb noch dem Unterholz angehören. Er bietet dann folgendes Bild:
Wir haben u Flächenteile, bezw. Schläge (im Normahvald gleichwertig in ihrer Ertrags- leistung). Diese sind unmiltelbar vor einem Hieb bestockt mit
Die Betriebsarten. § 23. 43
a) 1-, 2-, 3- .... u jülirigciu l/nlorholz,
b) je mit den n Oberliolzklasson, welclie z. B. für den Schlag mit iijähriareiu Unterholz 2u-, 3u- . . . nu-, (n + 1) u = Ujährig^e Stämme
und für den Schlag mit Ijührigcm Unterholz (u + 1)-, (2u + 1)-, .... (nu + 1) jährige Slüiiime cnlhallen. Die Zalil der Stämme in den einzelnen Olierholzlvlassen bildet eine abnehmende Reihe, sofern sich die ursprünglicli in beträchtlicher Menge übergehaltenen Laßreitel stetig vermin- dern. Denn sowohl die Entwickehmg der einzelnen Oberliolzstämme, als die Rücksicht anf kräftiges Erwachsen genügender Unterholzmengen fordert es, daß bei jedem Hieb des Unter- holzes nicht nur gleichzeitig die älteste Oberholzklasse genutzt, sondern auch in die übrigen Oberholzklassen eingegriffen wird, indem man nutzholztaugliche Stämme entfernt und einen zu dichten Stand des Oberholzes ermäßigt. In welchem Betrage dabei die Stammzahlen im einzelnen reduziert werden, ist von einer großen Reihe so sehr wechselnder Umstände (Holzart, Standort, Wirtschaftszweck, bezw. stärkere Betonung bald des Oberholzes, bald des Unter- holzes usw.) abhängig, daß dafür auch nicht entfernt irgend welche allgemeine Norm aufge- stellt werden kann. Ueberhaupt zeigt der .Mittclwald, bedingt durch Art, Menge und Verteilung des Oberholzes, wohl die vielfältigst abgeänderten Formen. Nach dem verschiedenen Maße, in dem Ober- und Unterliolz an der Zusammensetzung des Mittelvvaldes teilnehmen, unter- scheidet man hochwaldartigen, niederwaldartigen .Vlittehvald und solchen im gewöhnlichen Sinne. Je mehr das Oberliolz überwiegt, umsomehr nimmt der Mittelwald naturgemäß hoch- waldartigen Charakter an und umsomelu- tritt die stammweise \erleilimg der Oberliolzklassen des niederwaldartigen und gewöhnliclien .Mittelwaldes gegenüber einer melir hörst- und flächen- weisen zurück.
II. W ü r d i g u n g der Grundformen.
§23. Vorbemerkungen. Abgesehen von denjenigen Wäldern, in wel- chen Schutzwaldcharakter oder besondere vom Waldbesitzer verfolgte Zwecke (Wild- park) die der Wirtschaftsführung zu gründe zu legende Betriebsart vorschreiben, sind bei der Wahl der Betriebsart deren ökonomische und waldbauliche Leistungen ausschlaggebend. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in unseren Wirtschaftswäldern die ökonomischen, im Nutzeffekt zum Ausdruck kommenden Leistungen im Laufe der Zeit einen überwiegenden Einfluß auf die Bevorzugung und Ausbreitung der in dieser Richtung vorteilhaftesten Betriebsarten gewonnen und die vom natürlichen Prinzip geforderten Rücksichten hin und wieder in einer zu weit gehenden Weise in den Hintergrund gedrängt haben. Der Einfluß, den die einzelnen Betriebsarten auf den Boden ausüben, ist für ihre Beurteilung zweifellos unbedingt maßgebend, weil die dauernde Erhaltung bezw. Steigerung des Produktionsfaktors ,, Bodenkraft" die wesentlichste Bedingung aller Nachhaltigkeit ist. Die von Gay er u. a., neuerdings von C. Wagner inaugurierte Bewegung zugunsten schärferer Betonung der waldbau- lichen Leistungen der Betriebsarten verdient deshalb volle Beachtung. Andererseits ist aber auch in dieser Richtung eine einseitige, über die ökonomischen Werte hinweg- sehende Wertschätzung zu vermeiden. Zum mindesten kann es angesichts der Ver- schiedenartigkeit der waldbaulichen und wirtschaftlichen Eigenschaften unserer Holz- arten und angesichts der Verschiedenheit der Standortsverhältnisse nicht als richtig bezeichnet werden, in e i n e r Betriebsart ihrer waldbaulichen oder sonstigen Vorzüge wegen die für alle Holzarten und alle Produktionsgebiete gemeinsame, passendste und beste zu erblicken.
.Jede vernünftige Wirtschaft wird diejenige Betriebsart wählen, die unter den gegebenen Umständen das günstigste Verhältnis zwischen Ertrag und Produktions- kosten aufweist und zwar nachhaltig. Diese gebotene Rücksichtnahme auf die Nach- haltigkeit und auf Vermeidung von Augenblickserfolgen umschließt von selbst die Beachtung des waidbaulichen Wertes der zu wählenden Betriebsart. Maßgebend für die Bemessung der ökonomischen Effekte verschiedener Wirtschaftsverfahren ist die Bodenrente bezw. der Bodenertragswert, und dasjenige Wirtschaftsverfahren, das uns bei Wahrung der natürlichen, produktiven Forderungen das Maximum des Bodenertragswertes in Aussicht stellt, ist das günstigste.
44 VI. L o r e y , Waldbau.
A. Hochwald.
§ 24. Im Wesen des Hochwaldbetriebs, wenn auch nicht grundsätzhch da- durch bedingt, hegt es, daß er mit höherem Umtrieb behandelt wird i). Aus diesem Umstände hauptsächlich ergeben sich hinsiclitlich der wirtschaftlichen Lei- stung die Unterschiede gegenüber dem Ausschlagswald und dem Mittelwald. Bei letzterem steht nur das Oberholz in höherem Umtrieb, während das Unterholz meist in kurzen Zwischenräumen (von 10 — 20 Jahren) abgetrieben wird; bei den Ausschlags- waldungen kommt überhaupt nur ein niederer Umtrieb (von Ijähiigem bei Flecht- weiden bis etwa SOjährigem bei Eilen) in Betracht.
Jene Unterschiede treten am klarsten zu Tage, wenn man zunächst die beiden extremen Formen: Hochwald und Niederwald vergleicht.
Folge des höheren Umtriebs ist beim Hochwald zunächst die seltenere Sorge für Neubegründung eines Bestandes auf der nämlichen Fläche. Dagegen muß aber derjenige Waldbesitzer, welcher nicht anders als in aussetzendem Betrieb wirtschaf- ten kann, länger auf einen Abtriebsertrag warten und empfängt nur in Gestalt der Zwischen- und etwaigen Nebennutzungen mehr oder minder belangreiche Abschlags- zahlungen. Soll ein jährlicher Betrieb durchgeführt werden, so bedarf es in den meisten Fällen — (beim Plenterbetrieb nicht) — einer relativ (im Verhältnis zur Umtriebszeit stehend) großen Fläche, damit der einzelne Jahres- oder Periodenschlag noch eine für die erfolgreiche wirtschaftliche Behandlung genügende Größe erhält. Unzertrennlich mit dem höheren Umtrieb verbunden ist für den Nachhaltbetrieb das größere Holzvorratskapital, mit welchem der Hochwald arbeitet, ein Umstand, wel- cher an sich, d. h. immer dann, wenn er nicht durch andere Momente paralysiert wird, eine geringere Verzinsung erwarten läßt. Wenn der Hochwaldbetrieb eine zu hohe Kapitalanhäufung aber vermeidet und durch bessere Ausnützung der das Produk- tionskapital nicht erhöhenden Naturkräfte (durch Bodenpflege, Ausnützung der Na- turverjüngung, intensiven Durchforstungs- und Lichtungsbetrieb) auch auf Kürzung des Produktionszeitraumes bedacht ist, so ist er in bezug auf Rentabilität dem Nie- derwald immer und dem Mittelwald in den meisten Fällen überlegen. Weniger gün- stig stellt sich das Verhältnis des Hochwaldes zu Nieder- und Mittelwaldbetrieb in bezug auf Sicherheit vor Gefahren: ersterer ist durch Sturm, Schnee, Feuer, Insekten zweifellos mehr gefährdet als jene. Dieser Nachteil ist aber nur zum Teil auf die Verschiedenheit in der Umtriebshöhe zurückzuführen. In höherem Maße wird er von der Verschiedenheit der Holzart, namentlich von dem mehr oder weniger voll- ständigen Fehlen der Nadelhölzer im Nieder- und Mittelwaldbetrieb bedingt.
Auf der anderen Seite wiederum ist der Hochwald für alle Holzarten tauglich, liefert bei entsprechend hohem Umtriebe alle verschiedenen Sortimente, erzeugt Nutzholz in größter Menge und bester Quahtät und ist somit diejenige Betriebsart, die den gesteigerten Bedürfnissen des Marktes nach Nutzholz weit mehr gerecht wird als Nieder- und Mittelwald, deren Nutzholzprozente nur ausnahmsweise über 5 bezw. 40 steigen. In seinem größeren Holzvorrate bietet der Hochwald ferner eine oft willkommene Gelegenheit zur Kapitalanlage und gewährleistet, wenn richtig geleitet, wegen der selteneren Wiederkehr der Abtriebsnutzung die vollständigere Erhaltung der Bodenkraft. Daß der Hochwald auch die absolut höchsten Massenerträge lie- fert, darf als sicher angenommen werden, wenn es auch an Zahlen nicht fehlt, die wenigstens dem Mittelwald die Ueberlegenheit in dieser Richtung zu sichern schei- nen. Diese Zahlen, welche die höheren Massenerträge des Mittelwaldes dartun sollen,
1) Ausnahme z. B. die Anzucht von Weihnachtsbäunichen auf besonderen Flächen.
Die Betriebsarten. § 21. 45
beruhen entweder darauf, daß ein Ertrag des Mittelvvaldes zugrunde liegt, der über den normalen Durchschnitt hinaufgeht, wie es bei Abnutzung ungewöhnlicher Aut- speicherungen von Oberholz leicht vorkommen kann, oder aber sie stützen sich auf unzulässige Vei gleiche mit zu geringen Zuwachsleistungen oder zu geringen Stand- ortsbonitäten des Hochwaldes. Abgesehen davon, daß im Nieder- und Mittelwalde viele Individuen im jüngeren Alter, in welchem der durchschnittliche Zuwachs noch weit unter seinem Kulminationspunkt steht, abgenutzt werden, weisen schon die natürlichen Faktoren, von denen die Zuwachsbildung abhängt, darauf hin, daß weder der Mittelwald und noch viel weniger der Niederwald den Hochwald in der nachhal- tigen Holzmassenerzeugung zu übertreffen vermögen.
Bei den einzelnen Hochwaldformen machen sich die vorstehend angedeuteten Vor- und Nachteile in sehr verschiedenem Maße geltend.
1. Plenter- oder Fem elbetrieb ^):
Als Vorzüge müssen geltend gemacht werden: die Möglichkeit, höhere Ab- triebsalter in nachhaltiger Wirtschaft mit jährlichen Erträgen auch auf kleiner Fläche einzuhalten; ferner die weitestgehende Sicherung der Bodenkraft (gegeben namentlich in entsprechender Bodenfrische), weil niemals Bodenstellen in größerem Umfang völlig bloßgelegt werden; sodann die Gewährung eines bedeutenden Lich- tungszuwachses schon in einem verhältnismäßig frühen Stadium der Baumentwicke- lung. Dabei werden die Stämme, weil schon bald mehr freiständig erwachsend, wi- derstandsfähiger gegen Sturm und Schneebruch, wie denn alle einem ungleichmäßigen Kronendach nachgerühmten Vorteile im Femelwald in besonderem Maße angetrof- fen werden müssen. Für gefährdete Gebirgslagen, Schutzwaldungen etc. ist der Fe- melbetrieb die geeignetste, ja oft einzig zulässige Wirtschaftsform.
Dagegen beschränkt sich seine Anwendbarkeit auf nur wenige Holzarten, auf die eigentlichen Schattenhölzer Tanne, Buche, allenfalls Fichte; denn alle Jung- wüchse müssen mehr oder minder im Druck heraufwachsen, also die Fähigkeit haben, sich mindestens in starkem Seitendruck längere Zeit entwickelungskräftig zu erhalten. Dem vorerwähnten starken Lichtungszuwachs steht mithin eine (je nach den Um- ständen verschiedene) Einbuße an Zuwachs in der Jugend gegenüber. Die Wirt- schaftsführung hat diese Einbuße möglichst zu reduzieren, kann sie aber begreiflich niemals ganz vermeiden. — Die Fällung und Holzbringung ist erschwert — (geübte Holzhauer wissen übrigens diesen Nachteil auf ein geringeres Maß zu beschränken, als der Uneingeweihte meinen sollte!) — ; die Bäume werden großenteils weniger ast- rein und weniger vollholzig als im geschlossenen Bestände, die tiefer angesetzten Kro- nen erhöhen zwar den Zuwachs, nehmen aber gleichzeitig den jüngeren Bestandes- gliedern mehr Licht weg und vermehren das Reisholzprozent. Für die hin und wie- der behauptete Ueberlegenheit des Plenterbetriebes über die schlagweisen Betriebe in bezug auf Massen- und Wertsleistungen fehlen noch hinreichende Beweise. Der ein- zelne zutreffende Fall bietet keine Gewähr für die allgemeine Richtigkeit dieser Behaup- tung. Die im Plentervvald vorliegenden Wachstumsbedingungen, die Schwierigkei- ten der Ernte im allgemeinen und die der rechtzeitigen Nutzung des Einzelstammes machen eher die gegenteilige Annahme wahrscheinhch. Es kommt weiter hinzu, daß der ganze Betrieb, weil er mehr zersplittert ist und sich mit seinen Operationen über
1) Vergl. Fürst, ,,Pläiiterwald oder sctilagweiser Hochwahi". Berlin 1885. — Schu- berg, Schlaglichter zur Streitfrage: ,, schlagweiser Hochwald- oder Femelbetrieb" (Forstw. Zentralbi. v. 1886, S. 129, 193). — V o n h a u s e n , ,,Der schlagweise Hochwaldbetrieb und der Fenielbelrieb" {XUg. F.- u. J.-Z. 1882, S. 289). — Düesberg, Der Wald als Erzieher, 1910. — Wer nick. Plenterwald, eine Studie. Allg. F.- u. J.-Z. 1910, Juli — Okt.
46 VI. Lorey, Waldbau.
einen größeren Teil des ganzen Waldes erstreckt, weniger übersichtlich ist und der sicheren Ertragsbestimmung, der Buchführung etc. größere Schwierigkeiten bietet.
So wenig aber in der geringeren Uebersichtlichkeit, sowie in der durch den Be- trieb etwa geforderten größeren Intelligenz und Arbeitsleistung der Beamten bei der Schlagauszeichnung, Beaufsichtigung des Fällungsbetriebs usw., ein Hindernis für die Durchführung erblickt werden darf, so verfehlt wäre es, wollte man nicht in der größeren Einfachheit anderer Betriebsarten einen immerhin erwähnenswerten Vorzug derselben anerkennen. Es ist kaum anzunehmen, daß der Plenterbetrieb außerhalb der höheren Gebirgslagen, wo er gewiß die beste Betriebsart darstellt, zur ,, Bestandsform der Zukunft" i) werden oder in der von Düesberg i) empfohle- nen Form in den Kiefernbeständen Norddeutschlands viel Feld erobern wird.
2. Plenter- oder Femelsch lagbetrieb ^).
Dem in Bayern, im Schwarzwald und in den Vogesen in den Buchen-Tannen- Fichten-Mischbeständen bevorzugten hörst- und gruppenweisen Betriebe werden Erzielung horstweise gemischter Bestände, bessere Erhaltung der Bodenkraft, Si- cherheit der natürlichen Verjüngung und erhöhtere Ausnützung des Lichtungszu- wachses nachgerühmt. Es steht fest, daß durch die dem Plenterschlagbetrieb eigen- tümliche ungleichmäßige Hiebsführung und Schlagstellung und die dadurch beding- ten Unterschiede im Grade und in der Dauer der Ueberschirmung sowohl das Ent- stehen wie namentlich auch die schnellere oder langsamere Entwicklung von Horsten und Gruppen der verschiedenen Holzarten reguliert werden kann. Soweit der Ent- wicklungsgang der in Mischung befindlichen Holzarten es verlangt, kann den ein- zelnen Horsten ein grundsätzlich verschiedenes Alter gewährt werden dergestalt, daß den langsamwüchsigeren Holzarten ein Vorsprung vor den rasch sich entwickelnden gegeben wird. Die Altersdifferenz der Horste wird der verschiedenen Wuchskraft der in Frage kommenden Holzart angepaßt. Auch in reinen Beständen hat die in den einzelnen \'erjüngungshorsten von innen nach außen fortschreitende Verjüngung ein wellenförmiges Profil des entstehenden Bestandes zur Folge. Die Verjüngungs- horste fallen von ihrer Mitte aus kegelförmig nach den Rändern zu ab und stoßen, wenn der ganze Bestand verjüngt und die letzten Mutterbäume geräumt sind, ohne Steilränder aneinander. Man bringt mit der so geschaffenen stufigen Form des Be- standes eine größere Widerstandsfähigkeit gegen Schneeschäden in Zusammenhang und schließt aus dem Vorhandensein einer im Vergleich zum gleichaltrigen Bestand größeren Kronenoberfläche und größeren Blattmenge auf lebhaftere Wuchsenergie und erhöhten Zuwachs. Ob und in welchem Betrage der Betrieb größere und nament- lich wertvollere Massen erzeugt als ein anderer, insbesondere als ein richtig geleiteter Schirmschlagbetrieb, dessen Bäume frühzeitig aus dem Zustande starker Kronen-
1) A. E n g 1 e r , Aus Theorie und Praxis des Femelsclilagbetriebes. Scliweiz. Zlsclir. f. Forstw. 1905, S. 123 ff. — Düesberg, Der Wald als Erzieher, S. 93 — 132.
2) Hier insbes. zu vergleichen G a y e r s: ,,Der gemischte Wald", sowie G a y e r , „Ueber den Femelschlagbetrieb und seine Ausgestaltung in Bayern" 1895, ferner Bericht über die 19. N'ersammlung deutscher Forstmänner in Kassel 1890, S. 17. ,,Die wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung des hörst- und gruppenwe'sen Femelschlagbetriebes im Hochwald", sowie Bericht über die II. Hauptversammlung des aeutschen Forstvereins in Regensburg (1901) S. 106: ,, Be- ruht in dem Femelschlagvcrfahren, sowie in der Kombination desselben mit dem .Saumschlag- verfahren das vorzüglichste Mittel, Mischbestände in sicherster und vollkommenster Weise zu erziehen?" ,, Wirtschaftsregeln für die Kgl. Bayerischen Forstämter Kehlheini-Nord und Süd" herausgegeben von der Kgl. Ministerial-Forstabteilung (den Mitgliedern der Forstversammlung zu Regensburg gewidmet). — W a p p e s , Ueber das Prinzip und die Anwendbarkeit des Femel- schlagverfahrens. Zbl. f. d. ges. Forstw. 1904. S. 387; A. Engler, Aus Theorie und Praxis des Femelschlagbetriebes. Schweiz. Ztschr. f. Forstw. 1905, S. 29, 61, 99, 123. — Blum, Aus Theorie und Praxis des Femelschlagbetriebes. Allg. F.- u. J.-Ztg. 1906, S, 119.
Die Betriebsarten. § 24. 47
Spannung befreit werden, ist noch nicht genügend untersucht. Wie allen Naturver- jüngungen ist auch dem Plenterschlagbetrieb eine gewisse Erschwerung bei der Ernte und beim Transport der Mutterbäume eigentümlich. Beschädigungen des Jungwuch- ses und der noch stehenden Althölzer sind unvermeidlich, treten aber um so mehr zurück, je geschickter und vorsichtiger die Arbeiter zu Werke gehen, und lassen .-ich wohl bis zur Unschädlichkeitsgrenze zurückdrängen. Der Gedanke an größere Sturm- gefahr der in der Verjüngung stehenden Bestände scheint zwar nach den bayrischen Erfahrungen unberechtigt, bleibt aber für alle exponierteren Lagen und weniger sturmfesten Holzarten naheliegend.
Der Femelschlagbetrieb tritt in Konkurrenz hauptsächlich mit dem Schirm- schlag- und dem Kahlschlagbetrieb, lilr ist im allgemeinen für alle Holzarten zuläs- sig, welche nicht so ausgesprochene Lichthölzer sind, daß sie jeden Sclürmdruck oder alle Seitenbeschattung auch in der Jugend verbieten. Die Verbindung mit Kahlab- säumungen und künstlichem Anbau ist nicht ausgeschlossen, vielmehr öfters geboten. 3. S c h i r m s c h 1 a g b e t r i e b :
Der Betrieb findet ebenfalls in der natürlichen Verjüngung durch Samenabfall (Mutterbäume auf der Fläche) Ziel und Begründung. Der Boden wird niemals bloß- gelegt, wohl aber wird dadurch, daß man den ganzen Bestand gleichmäßig durchlich- tet, die Entstehung einer leichten Bodenbenarbung eher möglich als bei dem mit einzelnen kleinen, unzusammenhängenden Bestandespartien operierenden Femel- schlagbetrieb. Keineswegs bedeutet dies aber schon eine entschiedene Schädigung der Bodenkraft, wenn nur bei den betreffenden Hieben stets mit der nötigen Vorsicht verfahren wird. Allerdings entsteht grundsätzlich ein gleichförmiger Bestand. An sich ist ein solcher aber nur dann zu beanstanden, wenn durch ihn den Rücksichten der Bodenpflege nicht genügend entsprochen wird. Ausdehnung des Verjüngungs- zeitraumes bietet auch bei diesem Betrieb die Möghchkeit länger andauernden Lich- tungszuwachses. Das Zusammenfassen mehrerer Jahresschläge in einen Periodenschlag gestattet die Durchführung des jährlichen Nachhaltbetriebs auf kleinerer Gesamtfläche als beim Kahlschlagbetrieb ; freilich ist der reine Femelbelrieb in dieser Hinsicht nicht zu erreichen. Dagegen ist die Uebersichtlichkeit im Schirmschlagbetrieb größer als im Femelwald und auch als im Femelschlagbetrieb. Die angestrebte Gleichmäßigkeit der Schlagstellung beun Schirmschlagbetrieb spricht für dessen Anwendung in gleich- förmigen, hauptsächlich von ein und derselben Holzart gebildeten Beständen. 4. Saumschlagbetrieb.
Diese Betriebsweise ist, wie schon S. 41 angedeutet wurde, nur eine Abart des Schirm- bezw. Plenterschlagbetriebes. Die natürliche Verjüngung findet auf schma- len Streifen statt, die man je nach dem gleichmäßigen oder ungleichmäßigen Stande der Samenbäume als S a u m s c h i r m s c h 1 ä g e bezw. Saumplenter- schläge bezeichnen darf. Der Wert aller Säumverjüngung beruht in der Erhöhung der für das Gelingen der natürlichen Ansamimg sehr bedeutsamen Bodenfeuchtigkeit. Auf dem am Bestandesrande liegenden Verjüngungsstreifen kommen die bei günsti- gem Winde hereingewehten Niederschläge mehr zur Wirkung als auf einer größeren mit Samenbäumen mehr oder weniger gleichmäßig überstellten Fläche, wo sie von den Kronen der Samenbäume um so stärker abgefangen werden, je größer deren Zahl ist. Hinsichtlich der von der Saumverjüngung angestrebten besseren Ausnützung der Niederschläge macht es aber einen großen Unterschied, ob der Verjüngungsstreifen am Ost- oder Südrande bezw. am West- oder Nordrande des zu verjüngenden Bestan- des gelegen ist. Die der Sturmgefahr wegen zeither zumeist von Osten herein einge- leitete Verjüngung führte infolge der intensiveren Besonnung durch die Vormittags-
48 VI. Lorey, Waldbau.
und Mittagssonne, ferner infolge der ungehinderten Einwirkung der trockenen Ost- winde, sowie infolge der stärkeren Abhaltung der von Westen kommenden Regen zu keinem befriedigenden Ergebnis. Vielmehr sind Austrocknung des Bodens, Dürre und Spätfrostschäden die gewöhnlichen Begleiterscheinungen der von Osten, Süd- osten oder Süden herein versuchten Verjüngung. Prof. Wagner- Tübingen ist es zu danken, die infolgedessen stark in Mißkredit gekommene Saumverjüngung dadurch wieder zu Ehren gebracht zu haben, daß er an der Hand praktischer Erfahrungen auf die ganz anders gearteten Verhältnisse der an den West-, Nordwest- und Nordrändern liegenden Verjüngungsstreifen aufmerksam machte. In dem von Wagner^) empfoh- lenen ,,Blendersaumschla g", einer von Norden, unter Umständen (bei Feh- len von Sturmgefahr) auch von Nordwesten vorrückenden Saumverjüngung, ist der Saumschlagbetrieb wieder in die Zahl der brauchbaren Betriebsarten aufgenommen worden. Auf den am Nord- oder Nordwestrande liegenden Verjüngung«streifen bleibt die Bodenfrische besser bewahrt, weil die im Osten und Süden stehende Sonne weni- ger einwirkt und weil die von Westen kommenden Regen mehr oder weniger vollen Zutritt zum Boden haben. Die Folge ist, wie die Beobachtungen im Walde bestäti- gen, Gelingen, und zwar teilweis überraschend gutes Gelingen der Naturverjüngungen. Die Würdigung des Saumschlagverfahrens kann sich deshalb auf die Bewertung des Wagnerschen Blendersaums beschränken. Dadurch, daß die Verjüngung allmäh- lich streifenweise nach dem Bestandsinnern zu vorrückt und daß auf den bereits an- gesamten Streifen eine mehr oder weniger rasch durchgeführte Räumung der Samen- bäume für Regulierung des Lichtgenusses sorgt, wird, ähnlich wie beim Plenterschlag- betrieb, dem Wirtschafter die Mögüchkeit geboten, Mischungen zu schaffen. Auf dem Verjüngungsstreif eri behauptet sich zunächst der Aufschlag der Schattenhölzer Tanne und Buche. Je mehr beim Fortschreiten der Verjüngung auf dem zuerst in Angriff genommenen Streifen die Samenbäume geräumt werden, um so mehr sind die Bedingungen für Ansamung der lichtbedürftigen Holzarten, vor allem der Fichte, gegeben. Der Altersvorsprung, den der Schattenholzjungwuchs hat, sichert vor schnellem Ueberwachsen durch die Fichte und andere natürlich angeflogene oder künstlich eingebrachte lichtbedürftigere und schnellwüchsigere Holzarten. Dem in Erhaltung des Mischwuchses liegenden Vorzuge treten alle der natürlichen Verjüngung als solcher eigentümlichen Vorteile und Nachteile zur Seite. In sturmgefährdeten Lagen und gebirgigem Gelände, ferner dort, wo Samenjahre selten sind oder ein Licht- holz, vor allem die Kiefer, die standortsgemäße herrschende Holzart ist, stehen der Anwendbarkeit des Blendersaumschlages Bedenken entgegen. Auch die Notwendig- keit einer großen Anzahl von Anhieben und Transportgelegenheiten (Wegen) bereitet der allgemeinen Durchführung der Blendersaumverjüngung Schwierigkeiten, die in den ausgedehnten Fichtengebieten um so größer erscheinen, je mehr mit der Zahl der Anhiebe von Norden die Sturmgefahr wächst. 5. Kahlschlagbetrieb. Sein wesentlichster Vorzug ist seine Einfachheit und Uebersichtlichkeit, sowohl
1) C. W a g n e r , Die Grundlagen der räumlichen Ordnung im Walde. 2. Aufl. 1911. Derselbe, Der Blendersaumschlag und sein System, 1912. — Vgl. hierzu u. a.: Thal er, Natur- oder Kunstverjüngung; sowie Wagners Erwiderung. AUg. F.- u. J. -Ztg. 1908, S. 8 und 153; Eberhardt, Die räumliche Ordnung im Walde und die Naturverjüngung, ebendas. 1908,8.113. — Eulefeld, Die Waldwirtschaft von Prof. Wagner, ebendas. 1908, S. 353. — Fürst, Strittige Fragen auf dem Gebiete des Waldbaues. Forstwiss. Zentralbl. 1908, S. 505. — Fabrieius, Die Anwendbarkeit des Wagner'schen Verjüngungsverfahrens, ebendas. 1909, S. 401. (Erwiderung von C. Wagner, das. 541); Derselbe, Zu dem Artikel des Herrn Prof. C. Wagner-Tübingen über die Gaildorfer Waldwirtschaft, ebendas. 1910, S. 37. — K i e n i t z , Aus dem Gebiete des Blendersaumschlags. Ztschr. f. F.- u. Jw. 1910, 215. — C i e s 1 a r, Wag- ners Blendersaumschlag. Zbl. f. d. ges. Fw. 1910, S. 49.
Die Betriebsarten. § 24. 4g
im Hinblick auf die Operationen des Waldbaues (Unabiiängigkeit von der zufälligen Beschaffenheit des Altbestandes, dem Eintritt von Mastjahren etc.) und der Holz- ernte einschl. Holzbringung (Hiebsführung zu beliebiger .Jahreszeit, ohne Rücksicht auf Jungwuchs etc.), als auf die Maßnahmen der Forsteinrichtung und Wirtschafts- kontrolle. Voraussetzung ist aber, daß die Holzart für die Nachzucht im Freien (künstlicher Anbau oder Besamung durch Randbäume) geeignet ist, und daß eine Ge- fährdung der Bodenkraft nicht befürchtet ■werden muß. Der Betrieb ist also von vorn- herein nicht zu wählen für Tanne und Buche, obwohl er auch für diese Holzarten aus- hilfsweise da und dort eintreten kann. Bezüglich der Bodenkraft werden dem Kahl- schlag die größten Vorwürfe gemacht. Unzweifelhaft ist das zeitweilige Bloßlegen des Bodens kein Gewinn (Verschlechterung insbes. der physikalischen Bodeneigen- schaften, Humusverflüchtigung etc.), es sei denn, daß der Nachteil durch die Vorteile nachfolgender Bodenbearbeitung (Roden im Waldfeldbau, Rabattenkultur in nassem Terrain u. dergl.) paralysiert wird. Immerhin aber tritt im Hochwaldbetrieb jenes vollständige Entblößen des Bodens nur in großen Zwischenräumen ein und dürfte kaum als so unbedingt verderblich erachtet werden, wie es ab und zu hingestellt wird, wenn nur durch sofort nachfolgende tüchtige und gründliche Kultur der Boden rasch wieder gedeckt wird. Das ist allerdings eine nicht immer leicht zu erfüllende Be- dingung, zumal außer den zunächst entscheidenden Witterungseinflüssen oft auch In- sekten (Maikäfer. Rüsselkäfer u. a. m.) auf den Kahlflächen in verderblicher Weise auftreten oder Unkräuter im Uebermaß sich einstellen. Die Entstehung eines ge- nügend geschlossenen Jungbestandes kann dadurch, ganz besonders auch durch W'ild- schäden, auf Jahre hinaus vereitelt werden. Gegen derartig widrige Einflüsse muß man sich möglichst sichern, indem man zu große und namentlich von Jahr zu Jahr aneinandergereihte Kulturflächen vermeidet, die Art der Kultur richtig wählt und für genügende Pflege derselben sorgt. Ein zweifelloser Nachteil des Kahlschlagbetrie- bes ist die durch ihn unaufhaltsam herbeigeführte Uniformierung der Bestände. Die wohltätigen Mischungen verschwinden. Dem gegenüber aber steht das ökonomische Uebergewicht reiner Bestände, wie auch die trotz aller Jugendkrankheiten der Kul- turen doch immerhin große Erfolgssicherheit des \"erjüngungsgeschäftes. Mit dieser Erfolgssicherheit steht allerdings ein oft nicht unbedeutender Kulturaufwand, also eine die Rentabilität wesentlich beeinflussende Erhöhung des Produktionskapitales in Zusammenhang. So richtig von den Anhängern der Naturverjüngung hierauf hingewiesen wird, so berechtigt ist der von den Kahlschlagfreunden erhobene Einwand, daß auch die natürlichen Verjüngungen meist nicht kostenlos gelingen und daß der Kahlschlag in vielen Fällen weit schneller zu lückenlosen Verjüngungen führt als die Naturverjüngung.
Tatsächlich sind mittelst des Kahlschlagbetriebs und nachfolgender künstlicher Kultur auf weiten Strecken vortreffliche Bestände begründet worden (bes. Fichte, Kiefer, Eiche etc.), und obwohl zweifelsohne da und dort auf großen Flächen auch entschiedene Mißerfolge zu verzeichnen sind, so sind diese doch nicht alle als unver- meidliche Folgen des Betriebs an sich zu charakterisieren, sondern sicherlich teilweise auf wirtschaftliche Fehler oder auf Ungunst des Standsortes zurückzuführen. Jeden- falls sind die Beweise, welche zugunsten des Betriebs erbracht werden können, min- destens ebenso zahlreich, als die gegenteiligen, so daß es — eine hier und da zu weit gehende Ausdehnung desselben zugegeben — doch nicht gerechtfertigt ist, den Kahl- schlag ganz allgemein zu bekämpfen, bezw. auch für diejenigen Fälle zu verwerfen, in welchen er unleugbar guten Erfolg sichert. Man könnte wohl die Frage stellen, ob in solchen Fällen nicht durch Schirmschlag oder Femelschlag der gleiche waldbau-
Handb. d. Forstwiss. 3. Aufl. II. 4
50 ^ I- L o r e y , Waldbau.
liehe Erfolg erzielt worden wäre? Bejahendenfalls würde dann ein zwingender Grund für den Kahlschlag nicht vorhanden gewesen sein. Aber es blieben dann doch die an- dern zu seinen Gunsten angeführten Momente in Kraft. Wer freilich überhaupt einen gleichmäßigen Bestand (auch den gleichförmigen Schirmschlag) nicht billigen kann, muß sich gegen Kahlschlag bedingungslos abweisend verhalten, mindestens ihn nur als Ausnahme zulassen. Aber es sind nur wenige, welche so einseitig eine bestimmte waldbauliche Richtung vertreten. Vielmehr begegnen sich mit wenig Ausnahmen alle bedeutenderen neueren Schriftsteller auf dem Gebiete des Waldbaues in dem fortwährenden Hinweis darauf, daß starres Verfolgen von Extremen zu vermeiden und jeder Betriebsart, je nach den örthchen Bedingungen, ihre Stelle einzuräu- men ist. Dies gilt natürlich, wie es jetzt anläßlich der Würdigung verschiedener Hochwaldformen ausgesprochen ist, nicht minder von allen übrigen Betriebsarten. Für die Wahl des einen oder des anderen Verjüngungsverfahrens ist der Standort von ausschlaggebender Bedeutung. Ein Generalisieren zugunsten eines bestimmten Be- triebes ist unzulässig.
6. Kahlschlag mit Randbesamung.
Der nur für Holzarten mit leichten flugfähigen Samen in Betracht kommenden Naturverjüngung durch den Seitenstand ist eine größere Bedeutung nicht beizumes- sen. Die der Windgefahr wegen meist von Osten herein vorrückenden schmalen Kahlschläge sind mit denselben Mängeln behaftet, die oben bei Besprechung der Ost- rand-Saumschläge erwähnt wurden. Sie sind namentlich der Austrocknung ausge- setzt, Samen sich meist nur unvollkommen an und bedüifen bei der Verjüngung um so mehr künsUicher Nachhilfe, je breiter und unkrautwüchsiger sie sind.
B. Aussehlagswald.
§ 25. Charakteristisch sind kurze Umtriebszeit, dementsprechend baldiger Ein- gang von Abtriebsnutzung, häufige Wiederkehr der Ernte auf der nämlichen Fläche, Kahlabtrieb und damit in Verbindung Bloßlegung des Bodens und Gefährdung der Bodenkraft. Wenn auch in normalen Verhältnissen bei nicht zu alten Stöcken eine rasche Wiederbedeckung des Bodens stattfindet, so ist doch infolge des hohen Mi- neralstoffbedarfs der Ausschläge das Nährstoffkapital des Bodens met r als beim Hocbwaldbetrieb gefährdet. Die vom Ausschlagswald gelieferten Erträge sind, so- weit es sich lediglich um Holz handelt, nach Masse und Wert meist gering. Das Nutzholzprozent ist gewöhnlich sehr bescheiden, die Rentabilität des Betriebes des- halb keine hohe, obgleich infolge des geringen Holzvorrates das Produktionskapital verhältnismäßig klein ist. Vorteilhaft erscheint der Ausschlagswald nur durch die von ihm gebotene Möglichkeit einer jährlichen Nachhaltsvvirtschaft auf kleiner Fläche und im Hinblick auf die geringe Bedrohung durch äußere Gefahren. Schnee, Sturm, Insekten, Feuer schaden wenig, nur der Frost wird hin und wieder den Stöcken des Niederwaldes gefährlich. Es ist selbstverständlich, daß nur ausschlagsfähige Holz- arten, also Laubiiölzer, für die hier zu nennenden Betriebe sich eignen.
1. Niederwald.
Er ist diejenige Betriebsart, die unter den Ausschlagswaldungen fast allein im großen angewendet wird. Für ihn gelten alle vorstehend angeführten Momente. Sehr niedrige Umtriebe (Anzucht von Flechtweiden) sind auch auf ganz gutem Standort nur bei entsprechender Bodenbearbeitung, event. Düngung dauernd leistungsfähig, selbst die höheren (z. B. Eichenschälwald) fordern sorgsamste Bestandes- und bezw. Bodenpflege. Der Niederwaldbetrieb zeichnet sich durch größte Einfachheit und Uebersichtlichkeit aus, vermag aber nur dann einen befriedigenden Ertrag zu liefern,.
Die Betriebsarten. § 26. 5J
wenn seine besonderen Erzeugnisse, z. B. Weidenruten, Rebpfähle, Faschinen usw. günstige Marktverhältnisse finden und infolgedessen relativ hoch in Wert stehen. Der nur Brennholz erzeugende Niederwald ist im allgemeinen nicht gewinnbringend und daher nur dort gerechtfertigt, wo er durch die Ungunst des Standortes bedingt wird, z. B. an steilen, flachgründigen Hängen oder in Bruch- und Geröllpartien. Vor dem Preisrückgang der Eichenlohrinde war es vielerorts dem Eichenniederwalde ( = Eichen- schälwalde) möglich, einen im Vergleich zum Durchschnittsertrag des Hochwaldes befriedigenden Reinertrag zu erzielen. Da das heut nicht mehr möglich ist, hat der Eichenschälwald seine Existenzberechtigung auf großen Flächen verloren, namentHch dort, wo er sich in Hochwald überführen läßt.
2. K o p f h o 1 z b e t r i e b.
Konmat als forstlicher Betrieb höchstens in Flußniederungen in Frage, wenn Schutz gegen Eisgang und Wasser notwendig ist. Hier sowohl wie auch auf land- ■wirtschaftlichem Gebiete, auf Wiesen entlang der Bäche usw., handelt es sich fast durchgängig um Weiden und Pappeln, deren Ausschläge als Futterlaub, meist je- doch zu gröberen Korbflechtereien (Bandweiden) Verwendung finden. Rücksichten der Bodenpflege zugunsten der Holzproduktion werden nicht genommen.
3. Schneitelbetrieb.
Forstlich bedeutungslos. Meist nur in geringem Umfange an Einzelbäumen (Eichen) und außerhalb des Waldes zum Zwecke der Futterlaubgewinnung seitens des Landwirtes ausgeübt.
C. Mittelwald.
§ 26. Der Mittelwaldbetrieb ermöglicht die Anzucht sämtlicher Holzarten. Für das Unterholz sind natürlich nur Laubhölzer mit bedeutender Reproduktions- kraft tauglich. Aber als Oberholz lassen sich, obwohl manche und insbesondere dicht- kronige Holzarten zu diesem Zwecke wegen zu starker Beschattung des Unterholzes nur schlecht taugen, wenn es der Waldbesitzer wünscht, sämtliche Holzarten ver- wenden. Der Mittelwald liefert alle denkbaren Sortimente. Kann er auch, in bezug auf Qualität der Oberholzstämme, mit manchen Leistungen des Hochwaldes (ast- reines, geradschaftiges Holz) nicht konkurrieren, so erzeugt er doch andererseits wieder manche Ware (z. B. Schiffsbauhölzer) in besonderer Güte. Ertragsreich sind die als Mittelwälder behandelten Forste zumeist nur in den Niederungen unserer Flüsse (Auewaldungen), für welche sich diese Betriebsform trefflich eignet. Sie verdient aber auch insofern Beachtung, als sie eine jährliche Nachhaltwirtschaft auf kleiner Fläche gestattet und dabei doch durch den Oberholzbetrieb auch Nutzholz verschiedenster Art, wenn auch in beschränkter Menge, ergibt (z.B. sehr beliebte Wirt- schaftsform für den oft nicht beträchtlichen Waldbesitz von Gemeinden). Die Ge- fahren, welche den Mittelwald bedrohen, sind im ganzen ziemlich gering.
Die Wirtschaftsführung erfordert aber viel Fleiß und Umsicht, will man nicht baldigen Rückgang der Erträge erleben '). Der Kahlhieb im Unterholz bedeutet — wenn auch wegen des Oberholzschirmdaches weniger wie im Niederwald — immer- hin eine Gefährdung der Bodenkraft, welcher durch sorgfältige Erhaltung ausschlags- kräftiger Holzarten tunlichst begegnet werden muß. Ebenso ist die richtige Auswahl, Menge, Verteilung, Pflege etc. des Oberholzes von größter Wichtigkeit. Die Rekru-
1) Geringwertige Mittelwaldungen finden sicli zahlreich, häufig infolge nicht genügender Rekrutierung, sowie rücksichtsloser Ausübung der Gras- und Weidennutzung, wodurch 'die etwa sich einstellenden Naturansamungen vernichtet werden.
4*
52 "^'I- L 0 r e y , Waldbau.
tierung erfolgt durch reichliches Einpflanzen von starken Pflänzlingen, namentlich Halbheistern und Heistern (Eiche, Esche, Ulme, Nadelhölzer usw.) nach jedem Abtrieb des Unterholzes. Besondere Schwierigkeiten entstehen im Mittelwald für die Forsteinrichtung, soweit das Oberholz in Betracht kommt; Ertragsveranschla' gungen sind ziemlich unsicher^). Die Erträge selbst sind begreiflich außei-ordentlich verschieden ^).
Zweites Kapitel.
Modifikationen der Grundformen, Zwischen- und Uebergangsformen.
Besondere Fälle.
Wie schon in den Vorbemerkungen zum zweiten Abschnitte hervorgehoben wor- den ist und auch aus den Erörterungen der späteren Abschnitte, namentlich aus denen über Bestandeserziehung, näher hervorgeht, darf die Anzahl der sich zwischen den Grund-Betriebsarten einschaltenden, sie modifizierenden und in schärferer Aus- prägung sich zu gewissen eigenartigen Formen ausbildenden Betriebe füglich als eine unbeschränkte betrachtet werden. Deshalb kann an dieser Stelle auch nur auf einige Fälle noch besonders aufmerksam gemacht werden, die, sei es durch ihr häufigeres Auftreten, sei es durch die Art ihrer Merkmale vor anderen Beach- tung verdienen dürften.
Dabei können als Modifikationen solche Formen bezeichnet werden, bei welchen die Grundform, der sie zugehören, noch klar erkennbar, bezw. nur in mehr nebensächlichen Punkten verschoben ist; als Uebergangsformen solche, welche sich zwischen zwei Grundformen einschalton und ebensowohl der einen als der anderen zugezählt werden können. Als besondere Fälle endlich dürfen gewisse Wirtschaften namhaft gemacht werden, die sich zwar aus einer bestimmten Grundform herausentwickeln lassen und sich noch mehr oder minder an sie anlehnen, aber doch durch Einfügung irgend welcher neuer Faktoren ein entschieden abweichendes und entsprechend selbständiges Gepräge zeigen. Scharfe Tren- nung nach diesen drei Rubriken ist allerdings nicht möglich, vielmehr werden vielfach Zweifel darüber entstehen, ob man eine vorgefundene Wirtschaftsform da oder dort einreihen soll. Doch ist eine solche feinere Rubrizierung auch ziemlich gleiehgiUig.
A. Hochwald.
§27. 1. Femelartiger Hochwald betrieb^): Diese Wirtschaftsform würde als eine Vereinigung des Femelbetriebs und Fe- melschlagbetriebs, auch wohl dieser beiden mit dem Schirmschlagbetrieb im näm- lichen Bestand aufgefaßt werden können. Sie äußert sich — ganz nach dem jeweiligen Bedürfnis der einzelnen Bestandespartie und frei von allem schablonenmäßigen Ge- bundensein an ein einzelnes der in den genannten Grundbetrieben verkörperten Prin- zipien — bald in femelweiser, bald in mehr schlagweiser Behandlung der Gruppen und Horste und berücksichtigt in gleicher Weise die gesicherte natürliche Ver- jüngung der Bestände (wo nötig mit künstlicher Beihilfe in beschränktem Um- fang), wie die Ausformung der Stämme zu möglichst starken, hochwertigen Sor-
1) Vergl. Handbuch unter XIII. Forsteinrichtung.
2) Nachweise in den statistischen ^'eröffenllichungcn verschiedener Länder. — Vergl. z. B. auch: Vereinshefte des Elsaß-Loth. Forstvereins für 1885; ferner Brecher, Aus dem Auen- mittelwalde S. 61 ff., sowie Lauprecht, Aus dem Mühlhäuser Mittolwalde, Suppl. zur Allg. F.- u. J.-Z. VIII. Bd., 1. Heft (S. 54 ff.) von 1871. Hamm, Der Ausschlagwald 1896. D e r- selbe, „Leitsätze für den Mittelwaldbelrieb" (Fw. Zbl. 1900, S. 392). Lieber die statische Seite des Mittelwaldbetriebs zu vergleichen Stoetzer, Die finanzielle Seite der Mittelwaldwirt- schaft (Tharandter Jahrbuch 1890, S. 75); ferner Sc hu borg, Zur Betriebsstatik im Mittelwalde, 1898. — Martin, Forstliche Statik, 2. Bd. 1911, S. 10 f.
3) Vergl. S c h u b e r g s Schlaglichter zur Streitfrage: schlagweiser Hochwald- oder Femel- betrieb. Forstw. Zentralblatt v. 1886, S. 129 u. S. 194; siehe auf S. 53 die Bemerkung über diese höchst dankenswerte Arbeit.
Die Bctrieb?arten. § 27. g3
timenten (intensive Auswirkung des Lichtungszuwachses). Ein solcher Betrieb paßt nur für entschiedene Schattenhölzer, hauptsächlich l'iir die Weißtannc, und erscheint in seiner Durchführung zumeist als eine Konzession an die Grundsätze des Femelbetriebs. Das Abweichende von diesem bestellt darin, daß nicht ein ganzer Um- trieb zur Schaffung eines neuen Bestandes an Stelle eines jetzt vorhandenen gefordert, sondern die \'erjiingung in kürzerer Zeit, jedenfalls aber doch in langem Zeitraum (30, 40, ja 60 Jahren) bewerkstelligt wird, und daß sich je nach Umständen größere oder kleinere gleichförmig behandelte Gruppen (wie im Femelschlagbetrieb) ein- schieben. Ob dabei mehr durch Aushieb einzelner Stämme oder mehr in Gestalt gruppen- und horstweiser Bewirtsciuü'tung vorgegangen wird, hängt in erster Linie von der zufälligen Beschaffenheit des Bestandes (Aushieb alles schadhaften Holzes, besonders breitkroniger, hervorragend starker Stämme, Förderung von \'orwuchshorsten usw.) ab. Jedenfalls ist ein ungleichförmiger Bestand das Wirt- schaftsziel. Die behaupteten Vorzüge eines solchen kommen in diesem Betrieb voll zur Geltung. In den Alpen werden (nach Engler ^) viele gewöhnlich als Plenter- waldungen bezeichnete Waldungen femelschlagweise bewirtschaftet, indem meistens nur 2 oder 3 Altersklassen miteinander gemengt sind und nach kürzerer oder län- gerer Zeit auf der einzelnen Bestandsfläche alles ältere Holz verschwindet.
Die Abhandlung Schubergs, auf welche S. 52 Anm. 3 verwiesen ist, bringt hinsichtlich der Tanne, welche bes. im badischen Schwarzwald vielfach im ,,femelartigen Beirieb" bewirt- schaftet wird, den auf zahlreiclie exalite Erliebungen über die Zuwaclisleistung in diesem Be- trieb im Gegensatz zum Scliirmschlagbetrieb gestützten Xacliwcis, daß der letztere sowohl in der Gesamtmasse als aucli namentlich bezüglich der \erteilung der Einzelstämme auf die ver- schiedenen Nutzholzklassen erheblich hinter dem femelartigen Betrieb zurückbleibt. Bei glei- chem durchschnittlichem Alter liefert dieser einen weit höheren Prozentsatz an Stämmen der ersten Klasse, weil er keine entwickelungsunfähigen Individuen lediglich eines gleichmäßigen Bestandesschlusses wegen beläßt und eben infolge der zeitigen Entfernung aller dieser zweifel- haften Glieder den übrigen einen erhöhten Lichtgenuß gewährt. Immerhin könnte man fragen, ob nicht bei der V'ergleichung ab und zu gegen einen Grundsatz der Statik einigermaßen ver- stoßen ist, nämlich den, daß man jede der gegeneinander abzuwägenden Wirtschaftsformen im Zustand ihrer höchsten Leistungsfähigkeit betracliten soll. Dann darf aber auch der Schirm- schlag keine Kranken aufweisen und muß derart durchlichtet sein, daß auch in ihm ein genü- gender Liclitungszuwachs zur Geltung kommt. (Ob man dann bei der Tanne, insbesondere durch bedingungslosen Aushieb aller Krebsbäume nicht von selbst zu einer femelartigen Form kommt, ist eine andere Frage.)
2. Ueber haltbetrieb und zw ei hiebiger Hochwaldbe- trieb 2) :
a) Wenn von den hiebsreifen Bäumen eines Hochwaldbestandes eine gewisse An- zahl von der Abtriebsnutzung ausgeschlossen wird und im nachgezogenen Jungwuchse bis in den nächsten Uratrieb hinein stehenbleibt, so entsteht die Ueber haltform. Zweck derselben ist die Anzucht besonders starker Stämme, wie sie der gewöhnliche Umtrieb nicht zu erzeugen vermag. Man will aber nicht für die ganze Wirtschaft oder für einzelne ganze Bestände, um solche Starkhölzer zu gewinnen, den Umtrieb erhöhen, sondern die übliche Umtriebszeit für die Hauptmasse der Bestände durch- weg beibehalten. Der gewünschte Erfolg ist nur zu erreichen, wenn die übergehalte- nen Stämme (Ueberhälter, Waldrechter, Oberständer) genügend lange Zeit nach dem Abtrieb des Grundbestandes, möglichst während der ganzen folgenden Umtriebszeit, fortwachsen. Sie müssen also an sich entsprechend wuchskräftig sein und unter Be-
1) E n g 1 e r , Aus der Theorie und Praxis des Femelschlagbetriebes. Scliweiz. Zeitschr. f. Forslw. 1905, S. 6i.
2) Vergl. T ä g e r , ,,Zum zweihiebigen Kiefernhochwaldbetrieb" {Festgabe zur Görlitzer Forstversammlung 1885). — Derselbe, „Zum zweihiebigen Kiefernhochwaldbetrieb" im Tharandter Jahrb. v. 1887, S. 1 ff. — Meyer, „Zur Frage des Leberhaltsbetriebs resp. des zwei- hiebigen Hochwaldes" in Zeitschr. f. F.- u. Jw. 1887, S. 13 ff.
K4 ^ I- L 0 r e y , Waldbau.
dingungen belassen werden, die ihre fernere gedeihliche Entwickelung sichern. Man darf deshalb nur durchaus gesunde, gut geformte und gleichmäßig bekrönte Stämme zum Ueberhalt bestimmen (nicht etwa die allerstärksten) und muß für Erhaltung der Bodenkraft sorgen.
Mittelhohe Umtriebe eignen sich am meisten; man hat dann Hoffnung, daß we- nigstens ein Teil der Oberständer den vollen zweiten Umtrieb aushält.
Der Betrieb findet sich in den verschiedenartigsten Formen, weil er sich aus je- der beliebigen Grundform herausentwickeln kann. Immer aber sollten die Ueber- haltbäume möglichst allmählich an den freien Stand gewöhnt werden, wozu unter Umständen schon lange Zeit (20—40 Jahre) vor ihrer endgültigen Freistellung der Freihieb eingeleitet werden muß, falls nicht die Wirtschaftsform an sich schon (wie im Femelbetrieb oder femelartigen Betrieb) allmähliches Gewöhnen an den Freistand bedingt. Mit dem Uebergang in die Ueberhaltstellung muß jede, wenn auch nur vorübergehende Minderung der Bodentätigkeit vermieden werden.
Ueber die Leistungen des Ueberhaltbetriebes gibt man sich vielfach Täuschungen hin. Sie sind in vielen Fällen keineswegs so befriedigende, wie man namentlich in frü- herer Zeit annahm. Die Erkenntnis dieser Täuschung hat in der neueren Zeit zu ei- ner wesentlichen Einschränkung des Ueberhaltbetriebes geführt. Auf gutem Boden zeigen gesunde und mittelstarke Ueberhaltstämme in den ersten .Jahrzehnten nach der Freistellung allerdings eine lebhafte Zuwachssteigerung, einen erfreulichen Lich- tungszuwachs, dem bei Eiche, Kiefer, Lärche und anderen Wertshölzern auch eine mehr oder weniger beträchtliche Wertszunahme zur Seite steht. Je nach der Boden- güte früher oder später, manchmal schon wenige Jahre nach der Freistellung lassen Massen- und damit Wertzuwachs aber nach und vermögen dann oft nicht mehr den Schaden zu paralysieren, den Wurzeln und Krone des Ueberhälters am nachwachsen- den Jungwuchse anrichten. Hierzu kommt, daß der einzelne Ueberhaltstamm den doppelten Umtrieb oft nicht aushält, sondern aus Gründen verschiedenster Art (Rin- denbrand, Sturmbeschädigung, Insekten, Blitz usw.) vor der Hiebsreife des Haupt- bestandes genützt werden muß, wenn der weiteren Holzentwertung vorgebeugt wer- den soll. Derartige Vorentnahmen (Auszugshauungen) sind ebenso störend, wie für den Hauptbestand gefährlich und hinterlassen meist unbequeme Löcher, die nur schwer sich ausfüllen lassen. Aus allen diesen Gründen empfiehlt sich der Ueberhalt- betrieb nur auf den besten Böden, die einen nachhaltigen Lichtungszuwachs in Aus- sicht stellen, und nur für solche Holzarten, deren Massenzuwachs eine erhebliche Wertsteigerung in sich schließt, das sind vor allem Eiche, weiterhin Kiefer, Lärche, Ahorn, Esche. Je lichtbedürftiger die übergehaltene Holzart und je schattenertragen- der der Hauptbestand ist, um so mehr treten die Verdämmungsschäden zurück. Ganz besonders rechtfertigt sich das Ueberhalten der Eiche im Buchengrundbestande. Ob gruppenweiser Ueberhalt dem Einzelüberhalt vorzuziehen ist, bedarf der Entschei- dung von Fall zu Fall ; jedenfalls erfordert die Ueberhaltgruppe Unterbau, wenn nicht natürlicher Unterwuchs sich einstellt. Die Ansichten über die zweckmäßige Anzahl der auf der Flächeneinheit zu belassenden Ueberhälter sind verschieden und müssen es sein, da Bodengüte und Schattenerträgnis des Hauptbestandes bei der Bemessung der Zahl der Ueberhaltstäname entscheidend sind.
Der mehr oder weniger günstige Wirtschaftserfolg des Ueberhaltbetriebes hängt weiterhin auch von der Betriebsart ab, mit welcher der Ueberhalt verbunden wird. Am mißlichsten sind in dieser Hinsicht die Bedingungen im Kahlschlagbelrieb, z. B. beim Ueberhalt einzelner Kiefern beim .\btrieb des Bestandes. Die wünschenswerte allmähliche Freistellung der Ueberhälter unterbleibt hier oft, der Ueberhaltstamm wird vielfach aus dem vollen Bestandsschluß frei- gestellt und leidet dann unter den Folgen der ungewohnten' Wuchsverhältnisse, während an-
Die Betriebsarten. § 28. 55
dererseits seine zunächst kleine Krone nicht in der Lage ist, den verstärkten Lichtgenul3 in gehörigem Maße aii'izunützen.
Im Schirmschlagbetrieb (z. ß. Ueberhalt wuchskräftiger Eichen, Eschen, auch einzelner Buchen etc. im gemischton Laubholzhochwald) liegen die Verhältnisse insofern günstiger, als während des VerjQngungszeitraunios allmähüche Kreistollung bewirkt und der Boden nicht ent- blößt wird. — .\uch mit dem Feinelschlagbetrieb würde sich ein eigentlicher Ueberhaltbetrieb (stammweise oder vielleicht grundsätzlich mehr gruppenweise) sehr gut verbinden lassen. b)Der zw ei hiebige oder zweialtrige Hochwald darf als be- sonderer Fall des Ueberhaltbetriebs bezeichnet werden. Er entsteht, wenn bei nicht zu hohem Umtrieb verliältnismäßig viele Stämme zum Zwecke der Starkholzerziehung als Ueberhälter belassen werden. Die Oberständer erscheinen dann nicht als eine Zugabe zum Grundbestand, sondern sind der eigentlich entscheidende Bestandesteil, während der nachzuziehende Bestand zwar auch zu nutzholzliefernden Stämmen heranwachsen, nebenbei aber für Schutz und Erhaltung der Bodenkraft sorgen soll. Der zweihiebige Hochwald ist somit nichts anderes als ein Lichtwuchsbetrieb. Er arbeitet am besten, wenn ihm nur mittelhohc Umtriebszeiten (70, 80 höchstens 100 Jahre) zu Grunde gelegt, die Ueberhaltstämme in diesem Alter also freigestellt werden. Anderenfalls werden trotz aller Sorgfalt viele Ueberhälter vor der Zeit abständig 1). Gegenüber einer allgemeinen Erhöhung der Umtriebszeit hat man den Vorteil, daß nur die wirklich guten Stämme dem hohen Alter zugeführt werden. Von geringeren Böden ist der Betrieb fernzuhalten^).
Das frühzeitige \'orbereiten auf die Ueberhallstellung, d. h. das Freistellen der dazu be- stimmten Bäume ist stets nur so allmählich auszuführen, daß eine schädliche Verlichtung des Bestandes dabei nicht eintritt.
Als besondeie hierher gehörige Formen sind zu nennen: der zweialtrige Hochwald Burckhardts, der modifizierte Buchenhochwaldbetrieb von v. Seebach, die Homburgsche Nutzholzwirtschaft. Sie sind im vierten Abschnitt besprochen.
Wie sich unter bestimmten Umständen auch einmal ein ,, Dreifacher Hochwaldbetrieb" (innerhalb einer Umtriebszeit Nutzung gewissermaßen von drei verschiedenen Beständen auf der nämlichen Fläche: 20.jähriger Kiefernschutzbestand, 110jährige Buchen, 140jährige Eichen) entwickeln kann, hat Wilb rand in der AUg. F.- u. J.-Z. (1879, S. 41 ff.) gezeigt. Doch gehört die betr. Wirtschaft melir nur dem Namen nach hierher; sie ist ein Unterbaubetrieb mit beson- derer Modifikation.
3. U n t e r b a u - und L i c h t w u c h s b e t r i e b.
Beide sind nicht eigentlich besondere Betriebsarten, sondern mehr nur bestimmte Formen der Bestandeserziehung und werden als solche im 4. Abschnitt näher besprochen. Sie schließen sich nach Zweck und Form eng an die oben genannten zweialtrigen Betriebe an und können sowohl aus dem Kahlschlagbetrieb wie auch aus den Vorverjüngungsbetrieben heraus entwickelt werden. Von den zweialtrigen Betrieben im engeren Sinne unterscheiden sie sich dadurch , daß zwar das Wirt- schaftsziel wie dort auf die Nutzbarmachung des Lichtungszuwachses an freigestell- ten Stämmen gerichtet, neben diesen Stämmen aber ein natürlich entstandener oder durch Unterbau usw. geschaffener Bestandsteil vorhanden ist, dem ohne Rücksicht auf eigene Werterzeugung in erster Linie der Schutz des Bodens zufällt. B.Niederwald und Mittelwald.
§ 28. Zwischen beiden Betriebsarten, sowie zwischen diesen und dem Hochwald schieben sich mehrere Uebergangsformen ein, welche sich in verschiedenartiger Weise gegenseitig annäliern können.
1) Auszugshiebe, vergl. vierter Abschnitt, § 72.
2) T ä g e r a. a. O. will auch noch auf Kiefernboden 3., ja 4. Güte mit seinem Betrieb gute Starkhölzer erziehen; auf Boden 2. Bonität soll mit Fichte unterbaut werden. Entsprechende Rentabilität wird von T. nachgewiesen.
56 VI. L o r e y , Waldbau.
So kann man im N i e d e r w a 1 d einzelne Oberständer überhalten und gewinnt dadurch, namentlich wenn man einen Teil derselben noch länger als durch den nächst- folgenden Umtrieb stehen läßt, eine mittelwaldartige Form. Eine solche kann für etwaige Betriebsumwandlungen (z. B. Eichenschälwald in Eichenhochwald, bei rück- gängigen Rindenpreisen) von hoher Bedeutung werden.
Oder man läßt im Niederwald an den Wegrändern Hochstämme stehen, bezw. pflanzt daselbst hochstämmig zu erziehende Holzarten (Lärche etc.) an, um wenig- stens ein mäßiges Quantum stärkerer Nutzholzsortimente zu erhalten. Durch den Oberstand wird ja im allgemeinen der Ertrag an Ausschlagholz geringer, dafür aber erhält man stärkere, im Nutzwert höher stehende Stangen. In einzelnen Fällen kann auch Beschattung des Bodens oder Schutz der Ausschläge vor Frost Veranlassung zum U eberhalt sein.
Der M i 1 1 e 1 w a 1 d kann ein liochwaldartiges Aussehen gewinnen oder anderer- seits mehr nach Art des Niederwaldes beschaffen sein, je nachdem man dem Oberholz eine mehr oder minder umfängliche Beteiligung gestattet. Die besonderen Umstände des Wirtschaftsbetriebes können Uebergänge nach der einen oder anderen Seite hin rätlich erscheinen lassen. Die neuere Zeit neigt dazu, die niederwaldartige, durch Vorherrschen des Ausschlagholzes gekennzeichnete Form, sowie den sog. regulären Mittelwald, in welchem Ober- und Unterholz in annähernd gleichmäßiger Verteilung vertreten sind, zu verlassen und die durch größeren Oberholzreichtum rentabler wer- dende hochwaldartige Form zu begünstigen. Dem Oberholz verschafft man hierbei durch Auspflanzen größerer Löcher eine mehr horstweise Verteilung. In dem Maße • die Horste erweitert werden, nähert sich der Mittelwald alsdann der Plenterschlag- form und geht in Hochwald über.
C. Haupt- und Neben nutzungsbetriebe.
§ 29. Als besondere Formen des Hoch- bezw. Niederwaldbetriebes seien liier noch die im Abschnitt Forstbenutzung näher geschilderten Verbindungen forst- und landwirtschaftlicher Produktion erwähnt , die als W a 1 d f e 1 d b a u bezw. Hackwald- oder Haubergswir tschaft in früheren Zeiten eine grö- ßere Rolle gespielt haben als in der Gegenwart.
1. Waldfeldbau'): stellt eine Verbindung von Hochwaldbetrieb und land- wirtschaftlicher Produktion dar. Erfolgt der Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Roggen, Buchweizen, Kartoffel) nach der Rodung der ursprünglich mit Holz bestock- ten Fläche als Vorbau, wechseln mithin land- und forstwirtschaftliche Ernten mit- einander ab, so haben wir es mit Röderlandbetrieb zu tun. Erfolgt hinge- gen der Anbau land- und forstwirtschaftlicher Nutzpflanzen gleichzeitig auf dersel- ben Fläche, dergestalt, daß zwischen den mehr oder weniger weit voneinander ent- fernten Holzpflanzenreihen eine Anzahl von .Jahren landwirtschaftlicher Zwischenbau getrieben wird, so handelt es sich um W a 1 d f e 1 d b a u im engeren Sinne. Beide zunächst auf Erzeugung landwirtschaftlicher Werte, vom waldbaulichen Standpunkte weiterhin auf Förderung der Holzkultur durch Bodenbearbeitung und auf Erhöhung der Waldrente gerichteten Betriebe haben ihre Bedeutung verloren. Von Ausnahmen abgesehen kommt hierbei höchstens der Forstwirt, nicht aber der Landwirt auf seine Rechnung. Der Waldboden ist zumeist kein Feldboden oder erfordert, um ihn zu solchem umzugestalten, so große Aufwendungen für Bodenbeaibeitung, daß seine
1) Vgl. Bericht über die X^■. Versammlung deutscher Forstmänner zu Darmstadl 1886, S. 81 — 145; S p e i d e 1 , Der Waldfeldbau im württemb. Oberschwaben, .\llg. V.- u. J.-Z. 1888, S. 276; Köhler, Ueber den Waldleldbau in Oberschwaben, das. 1898, S. 117, spricht sich gegen denselben aus.
Die bcirii'bsarloii. § 30. 57
nur kurzfristige Benutzung: zur Anziuhl von Feldgewächscn sich nicht lohnt. Auch vom forsthchen Stnndj)unlvte erscheint der landwirtschaftliciie Vor- oder Zwischen- bau nicht immer einwandsfrei, weil er, meist ohne Düngung verlaufend, zur Verar- mung des Bodens führt, wenn er eine Reihe .Jahre hintereinander auf einer Fläche betrieben wird.
2. H a c k w a 1 d - oder H a u b e r g s w i r t s c h a f t *) : \' erbindung von Niederwald mit landwirtschaftlichem Fruchtbau. Nach dem Stockschlag werden die schwächeren Reisigteile und der Bodenühorzug verbrannt, teils durch ein über den Schlag hinweglaufendcs Feuer, durch ,,Ueberlandbrennen" oder ,, Sengen", teils nach Zusammenbringen des Reisigs und des abgeschälten Bodenüberzuges in Haufen, durch sog. ,, Schmoren". Nach dem Brennen (,, Hainen") und folgender Bearbeitung des Bodens wird zwischen den Ausschlagstöcken 1 — 2 Jahre Getreide angebaut. Der seit Jahrhunderten in Hessen und Baden (Odenwald, Schwarzwald, Siegen) mit dem Eichenschälwald verbundene Betrieb hat für die in Frage kommenden Gegenden mit einer nur kleinen und noch dazu ziemlich unfruchtbaren Feldfläche und mit inten- sivem Lebensmittelbedarf eine ziemlich hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Der Umtrieb ist 16 — 20 jährig. Kürzere Umtriebe gefährden infolge der öfteren Wieder- keiu" des Getreidebaues die Bodenkraft.
Drittes Kapitel. Betriebsumwandlungren.
I. Allgemeines.
§ 30. ^'eranlassung zur Betriebsumwandlung, d. h. zu dem planmäßigen Ueber- gang von einer Betriebsart zur anderen, ist nicht selten gegeben. Die Gründe hierzu können sehr verschiedene sein. Sie liegen zum Teil in veränderten Interessen des Waldbesitzers (Anlage eines Wildparks usw.) oder in der Ueberzeugung von der höhe- ren Leistungsfähigkeit einer Betriebsart gegenüber der bisher eingeführten in bezug auf Bodenpflege, Massen- und Wertserzeugung usf., vielfach auch in veränderten Marktverhältnissen, d. h. in der durch einen Umschwung auf dem Gebiete der Holz- verwertung herbeigeführten veränderten relativen Wertschätzung der verschiedenen Forstprodukte. Hin und wieder zwingt auch die Unmöglichkeit, den zeitherigen Be- trieb infolge Rückgangs der Bodenkraft oder infolge Auftretens schädlicher Einflüsse (Rauch) ferner beizubehalten, zur Betriebsumwandlung. Mithin sind es teils persönliche, teils sachliche Gründe, welche entscheidend werden. Letztere haben oft nur örtliche, manchmal aber mehr allgemeine Bedeutung, wie beispielsweise der Einfluß geringe- rer Absatzfähigkeit des Brennholzes, ebenso der Lohrinde infolge auswärtiger Kon- kurrenz usf. Ihren Zielpunkt finden fast alle bezüglichen Maßregeln in Herbeiführung einer höheren Rentabilität der Wirtschaft. Es ist aber, wie schon oben S. 43 her- vorgehoben wurde, durchaus falsch, wenn man lediglich die ökonomischen \'orteile bei der Entscheidung der Frage, ob eine Betriebsumwandlung zweckmäßig oder not- wendig ist, sprechen läßt. Die Umwandlung einer weniger rentablen Betriebsart in eine ökonomisch wertvollere ist immer nur dann gerechtfertigt, wenn die Ertrags- steigerung nachhaltig ist, also nicht auf Kosten der Bodenkraft geschieht.
Am einschneidendsten wirken diejenigen Umwandlungen, bei denen eine Aen- derung der Holzart und der Betriebsart zugleich in Frage kommen, während sich
1) Vgl. Bernhardt, Die Haubergswirtschaft im Kreise Siegen 1867. S t r o li e c k c r , Die Hackwaldwirtscliaft. 2. Aufl. 1867. \' 0 g e 1 m a n n , Die Reulberge des Schwarzwaldes. •2. .-Vun. 1871.
58 ^ I- Lorey, Waldbau.
jene Vorgänge verhältnismäßig einfacher abspielen, die entweder nur einen Holzarten- wechsel oder nur eine Betriebsänderung darstellen. Je beträchtlicher zwei inein- ander überzuführende Betriebsarten in ihrem Gesamtcharakter von einander abwei- chen, um so schärfer treten die den Uebergang vermittelnden Operationen zu Tage. In vielen Fällen kann nur ein allmähliches Aufgeben des bestehenden Betriebes Platz greifen. Wenigstens wird immer dann, wenn größere Wirtschaftsobjekte in Be- tracht kommen, jedes durch starke Sprünge sich äußernde Vorgehen ausgeschlos- sen werden müssen. Die Gründe hierfür liegen in den Rücksichten auf den Holz- markt, auf das verfügbare Kulturmaterial, die erforderhchen Arbeitskräfte, auf nach- haltige Gestaltung der Holzabnutzung usw. Besonders dann, wenn die neu einzu- führende und die bisherige Betriebsart in der Höhe der Umtriebszeit wesentlich von einander abweichen und mithin die vom Nachhaltsbetrieb geforderten normalen Holzvorräte ebenso große Unterschiede aufweisen, kann der Uebergang meist nur langsam und unter sorgsamster Abwägung aller begleitenden Umstände bewerk- stelligt werden. Derartige Umwandlungen können nur unter Zugrundelegung eines die Entwickelung der Waldverhältnisse voraussehenden, langfristigen Um- wandlungs- oder Betriebsplanes vorgenommen werden. Ohne Entwerfung eines solchen Planes lassen sich Umwandlungen in größeren Waldungen nicht mit der wün- schenswerten Klarheit und Sicherheit durchführen. Waldbau und Forsteinrichtung haben hier gemeinsam zu operieren. Bei einzelnen Beständen, kleinen Parzellen un- teriiegt jedoch selbst ein plötzlicher Uebergang oft nicht dem mindesten Bedenken.
n. Umwandlungen innerhalb des Hochwaldbetriebes.
§ 31. A. Der Kahlschlagbetrieb soll verlassen werden:
1 . Uebergang vom Kahlschlagzum Schirmschlagbetrieb. Dieser Uebergang läßt sich, wenn die Holzart beizubehalten ist, in meist sehr
einfacher Weise bewerkstelligen, indem man im haubaren oder nahe haubaren Be- stand die natürliche Verjüngung (je nach Bedarf unter entsprechender künstlicher Beihilfe) mit ihren verschiedenen Hiebsführungen an Stelle des Kahlhiebs treten läßt. Im einzelnen können sich freilich mannigfaltige Modifikationen des Schemas ergeben. Zusammenfassen mehrerer Jahresschläge zum Periodenschlag wird erforderlich. Aen- derungen der Umtriebszeit und im Gefolge davon des Normalvorrats bringt diese Ueberführung nicht grundsätzlich mit sich. Soll die Holzart wechseln, so muß künstliche Kultur (bisweilen durch Unterbau, z. B. Tanne unter Kiefer) eintreten.
2. Vom Kahlschlag zum Femelsch lagbetrieb, femel- artigen Betrieb und Femelbetrieb.
Die Umwandlung vollzieht sich im allgemeinen ähnlich wie die vorbesprochene. An Stelle gleichmäßiger Behandlung des ganzen Bestandes tritt der Horst oder die Gruppe, wodurch zunächst der Femelschlagbetrieb erreicht wird. Der Weg von die- sem zum femelartigen Betrieb und schließlich zum eigentlichen Femelbetrieb ist leicht zu finden ; doch wird man sich zumeist mit Beibehaltung einer der Uebergangsformen begnügen und nicht gerade dem reinen Femelwald zusteuern.
B. Ueberführung des Femelbetriebes in einen schlagweisen Betrieb.
Der betreffende Wirtschaftsplan muß zunächst die Bildung der Orts- und Be- standesabteilungen, sowie die Hiebszüge vorsehen, wobei die jeweilige Beschaffen- heit der Femelbestände, die verschiedenartige Beteiligung und räumliche Gruppierung der Altersklassen zumal für die Uebergangszeit besonders zu beachten sind, damit der neue Zustand nicht mit zu großen Opfern erreicht wird. Die zuwachsärmsten Teile, sowie solche mit dem höchsten Durchschnittsalter kommen, soweit es die Schlagfolge zuläßt, in erster Linie zur Behandlung. Inzwischen muß der Gang der Durchhiebe in
Die Botriehsarleii. § 32. 59