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JOHN M. KELLY LIBßAßY

Donated by The Redemptorists of the Toronto Province

from the Library CoUection of Holy Redeemer College, Windsor

University of St. Michael's College, Toronto

HOLY RiQimi^w^-mhm^m

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Ontario Council ot University Libraries

http://www.archive.org/details/lehrbuchderdogmaOObartuoft

Jljeologifc^e 33i6Iiotl^ef

Seörfiudj kr 2)09raati(

ben

Dr SBern^arb aSartmann

5PTOfc|yor ber Xl^eologte in ^obeiborn

^reiburg im 93ret§gau

^erberfc^e SSerlagS^onb tuitg

1911

SSerliit, tarBru^e, Söiünd^en, ©trafeburg, SBien, Sonbon unb 6t SouiS, SKo.

£e|rbut^ kr ^oamati!

t)on

Dr SSemöarb SSartmann

^Stofeffor ber Sl^eologie in SPaberBotn

3trcite, üerme^rte unb ücrbeffertc Slufloge

9Kit 3lpprobation bt^ ^od^to. ^crm eräbif(^ofi8 öon gretburg

FROV. Tl^

greiburg im 93rei§gau ^crberfc^e Sßerlag S^anblung

1911 /^

93erltn, tarl§ru!^e, 3Jhlnd)cn, ©trofeburg, SSten, Sonbon unb <Bt SouiM^Ro.

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HOLYREDEEMFR iiRCADv ia/impÄ/^,

m

Imprimatur

Friburgi Brisgoviae, die 7 Septembris 1911

^ Thomas, Archiepps

5tIIc Ütcd^tc öorbe^Qlten

a9u($brudetei bei ^etbtrfd^en SetlagS^anblung in greiburg

SJ 0 rto 0 r t

CllflS bic |)erberf(öe 23erlQ9§§anbIung mi(^ borum anging, für i^re „%f)to= -^^ logifd&e Sibliot^cf" ein cin6änbige§ ße^rbud^ ber 5)ogmQti( ju berf offen, burfte \ä) biefem eintrage um fo e^cr entfpreci^en, a\§> \ä) meine bogmatifc&en 33orIefungen feit mehreren ^Q^ren für meine 3"^örer bereits qI§ WQnuf!ri|)t ^Qlte brucfen loffen. gtücffi(^t barouf ^ot ber SSerlag borlicgenbc 5Iu§= gäbe qI§ „jweite" bejeic^net. ^ie met^obifd^en ©runbfö^e, naä) bcnen bo* 33uc^ abgefoBt ift, merben fc^on burc!^ einen flüchtigen 33licf in baSfelbe beutlid^. %n bie 6pi^e n)urbe überall bie 2;^efe gefteHt unb mit ber entfprec^enben t^eologifc^en Söü^rung berfeben. 2)a6ei finb aber faft burc^= gängig nur bie 2)ogmen berüctfic^tigt ; «Sc^ulmeinungen mürben in ben 5?Iein= brud betmiefen. ift befonber§ ^eute notmenbig, ha^ ber Unterf(i^ieb jroifdöen beiben beachtet mirb unb aucb äufeerlic^ ^erbortritt. 5)arü5er ^abe ic^ m\6) nä^er in ber Einleitung au§gefproc^en. Sefonbere» ©emic^t ^abe i(^ ouf bcn 59emei§ be§ 2)ogma§ gelegt. 2)abei leitete mic^ eine nacb au^en unb nocb innen geri^tetc ^tbfid^t. 3n unferer pofttib gerichteten !^i\i fud^en bic (Segner ^a^ 5)ogma am ^eftigften bon feiner ^iftorifcben ©eite anjugreifen. 2)ie eine ^anb auf ber <Sc^rift, bie anbere auf ber SDogmcngefd^ic^te, glaubt mon un§ ©cbritt für Schritt entgegentreten ju fönnen mit ber Se^auptung: „SSon 5Infang an aber mar nicbt fo" (9JJt 19, 8). 39cfonber§ foü ba§ fat§oIif(be ©ogma burcib einen breiten ©raben bon ber ©(^rift getrennt, alfo bibelfremb fein. 2)emgegenüber ift eine notmenbige, aber aud^ ^erjftärfenbe 3:ätigfeit be§ 2)ogmatifer§, faft au»na^m§Io§ überall ba§ bolle, ganje 2)ogma i6)on in ber ©(^rift auf jujeigen ; freiließ in ber unberpmmelten, in i^rer ü6er= lieferten Integrität anerfanntcn ©d^rift, nid^t au§ einem fubjeftib fonftruierten Ü)k(^merf ber rabifalen ßritif. ®er fot^olifc^e S)ogmatifer ^at bie moberne ^iflorifd^e Sätigfeit in feiner SBeife 5U fcbeucn; fic ift i^m im (Segenteil burc^: ou§ minfommen, unb er buc^t mit gfreuben i^re gefunben, ma^r^aft gefcbid^t^ lieben ©rgebniffe. 5)iefe beftätigen i§m überall in neuer, menn au(b bisweilen ungewohnt Üingenber gorm ba§ alte 2)ogma. greilid^ §at er aud& bie ^flid^t, ficb gemiffen^aft um bic eregetifcben unb bogmengefd^id^tlicben Probleme ju tümmern, nid^t fie borne^m al§ fefunbäre ^inge ju ignorieren. 2öürbe biefer t^eologifcbe 3"ftönb ober beffer 3)iiBftanb eintreten, bann mürben aucb tt)ir mit ber 3eit eine boppelte 3:§eoIogie ^aben, eine fpftematifd^e unb eine §iftorifd^e,

VI SJortoort.

unb bomit bann auä) jiüei Saget bon S^^eologen mit je einer eigenen 5tnpnger= fd^oft. ®ett)i^ !eine ongenel^me Soge auf beiben ©eiten. Um nur einige§ au§ ber 9tei^e ber bon bem mobernen l^iftorifd^en 9lötionQli§mu§ aufgetoorfenen f^rogen ju berühren, fo ^anbelt \iä) l^eute befonberS borum, ob bo§ 5;rinität§= bogma fd^riftgemä^ ift ober eine fpätere ürd^Iid^e ^onftruftion bgm. 5tnlei^e bon au^en l^er; ob 6^riftu§ ein göttlid^e§ ©elb[lbemu|t[ein bcfa^ unb in feinen ^u^erungen on ben %aQ legte ober nid^t; ob ber ^eilige ©eift in ber ©(i^rift al§ ^ßerfon erf(!^eint, ober ob er toie im 3llten 2:eftQmcnt einfoci^ al§ eine un= per[önli(i^e ^rö[t ®otte§ onäufe^en ift; ob ber ^err feinen 2:ob felbft at§ Sr= Iöfung§tob aufgefaßt, gesollt unb bon Einfang an in 5lu§ft(j&t gefleflt l^at, ober ob erft ^Paulus jur 59e!^ebung be§ „^rgerniffeS be§ ^reujeS" i^n unter biefen ®efidöt§|)un!t gerürf t ^at ; ob (5§riftu§ bie ©ünbenbergebung felbft, fraft eigener SSoHmad^t boUjogen l^at, ober ob er fie h)ie bie ^ro^l^eten nur oI§ ^olmetfd^ gött= lidier Sarm^ersigfeit berf ünbigte ; ob ber f)err fein SBerf unter bem 2)rucfe ber iübifd^:at)o!aI^ptif(i^en ©timmung einer ^ereinbred^enben e§d^otoIogif(iöcn 2öelt= !atoftrot)!^e begann unb boöjog ober in ber Haren 25orau§fidöt eines burd^ 3a^r: ^unberte fid^ fortentttjidfeinben fittlid^en 5projeffe§ ber ^Dienfd^^eit ; ob er felbft eine ^ird^e gegrünbet ^at, ober ob biefe nad^ feinem Slobe al§ ein 3eit6fbürfni§ fpontan in§ 8eben trat; ob er in ber Äirc^c einen ^rimat ber 9iegierung fd^uf, ober ob er nur eine ofepl^ale Süngergemeinbe fammcite; ob er felbft bie ©afromente anorbnete unb al§ ^eiligenbe ©nabenmittel borfd^rieb, ober ob biefe bon felbft aümö^tid^ fid^ einfteüten, meil bie gan^e alte 2öelt ein rituelles S3e= bürfniS nad^ folc^en S)ingen ^atte. ®er glöubige ß^rift mag über biefe unb nod& anbere Probleme löngft im reinen fein; beS^alb finb fie ober nic^t au§ ber mobernen Öffentlid^feit befeitigt. Unb ber jE^eoIog ift ber berufene ^Inmalt ber d^riftlid^en 2öa^r^eit; i^m mu^ bal^er aud^ ber t^eologifd^e Unter: rid^t bie W\M ber Söfung biefer mobernen Einwürfe an bie ^anb geben. 2)a^cr §abc id^ gerobe mit ber biblifd^en S3emei§fü^rung , worauf ja b«r |)auJ)tton fällt, red^t genau genommen unb fie, ftatt mit ein poar ©ä|cn abgutun, möglid^ft lüdfenloS angefleHt. S9ei mid^tigen SemeiSfteHen mürbe bem SSerftänbniffe burd^ eingel^enbere @r!Iörung aud^ 9Zad^^ilfe geboten. ^6) ^abc überall banf bar bie 93orarbeiten benu|t ; bafe aber nad^ ber ©eite ber biblifd^cn Semeisfül^rung ein gut ©tücf eigener 5lrbeit in bem 33ud^e ftedft, barf ic^ o^ne Übergebung fügen unb mirb mir !ein ^unbiger beftreiten. ^^nlid^eS märe äu bem S3äter= ober 2:rabition§bemeife ju fagen. 5luf i!§m liegt überall bort ein bcfonbercr 2:on, mo eine bogmatifd&e ©ntmidflung borliegt, ^ier fofl ber Semeis bie tJoIgerid^tig!eit biefer ©ntmidlung bartun unb jugleidö bie ©infid^t in baS ®ogma erleid^tert merbcn. 2Bo bagegen eine Se^rentmidflung nid^t borliegt, mie etma bei ber 8e§re bon ®ott unb feinen ©igenfd^aften, ba ift biefer S3emeiS aud^ bon geringerer Sebeutung. @r fann nur tbieber^olen, maS längft burd^ ben ©d^riftbemeiS florgefteüt ift. 2öaS bie ©pefulation anbetrifft, fo finb überall bie 9lefultate ber 6 c& o I a ft i! gemiffenl^af t gcbud^t. S)o^ \6) m'xä)

bobei ^aupt[Qci^Iic^ on Stomas ^ielt, gefd^o^ ni(iöt ai{§ äußeren ©rünben bct l\xäi\\ä)en 33or[c5rift allein, fonbern andi qu§ inneren, [Q(ä^Ii(äöen. 2Benn bie SetoeiSfü^rung überhaupt ^ijiorifdö üerfö^rt, bann i|i eine tt)if[enjc^aftU(!öe 5)3fli(äöt, auc^ bie 8d^oIajiif an i^rem Ort ju 2Borte fommen ju laffen. Unb bann ttjeiB jeber 5)ogmatifer, ba^ bie gorm be§ S)ogma§ Dielfac!^, ja fafi |iet§ t)on ber ©d^olafti! abf)öngig ift. ^a§ fatl^olifd^e 2)ogma ol^ne getoiffen^ l^afte 9iücf[i(iöt auf bie mittelalterlici^e ©(i^ult^eologie barjujiellcn, ift eine bare Un: möglid^feit, fo fe^r finb beibe terminologifci^ berH)a(3^fcn. 2Ba§ bie S)arfteIIung onbetrifft, fo wollte ic^ ein Sernbuc^ liefern, ba^er foflte ber Sefer ein cin= ^eitli(^e§ 2;ejtbilb bor fid^ §aben unb nid^t burd^ forttt)ä§renbe§ Überfe^cn frember Sejte, bie übrigens meift feine§tt)eg§ leidet finb, aufgehalten werben. ®er Se^rftoff ^äuft fic^ o^ne^in Don '^a\)x ju 2ia§r unb ftellt feine geringen 5lnforberungen an ben 2:§eoIogen. 5Iud^ ber praltifd^e ©eelf orger bürfte einen überfe^ten 2:ejt nod^ lieber benü^en al§ einen frenib)pradbigen. 5Iuf biefe 2Beife fud^te id^ aud^ ber fo notwenbigen SSerwcrtung ber S)ogmatif für bie populäre Unterteilung in ^rebigt unb ^ated^eti! Dorjuarbeiten. 3^ ^^^ beiben erften 2:raftoten ^aU i6) überbieS lurje populär^bogmatifd^e ©üjjen in ber S3onifatiu§brud(erei crfd^einen laffen. ^ä) l^offe bemnädbft über bie folgcnben 2:raftatc im 5lnfd^IuB an biefe§ ße^rbud^ toeitere folgen laffen gu fönnen. 35ie SSäterftellen finb au^er ben apoftolifdöen SBötern, bie nad^ fjunl gegeben würben, nac^ ber SJiignefd^en 5Iu§gabe, unb wo i§r gunbort ' fd^wieriger erfd^ien, nad^ Sanb unb ©eite fenntlic^ gemacht. 5Da§ (Snd^iribion bon 2)enäinger ift nac^ ber lu»gabe bon 33annwart benu^t; bie S^Zummem ber frül^cren 5lu§gabe würben eingeflammert. 3[Röge ©ott bie oufgewenbete 5Jiü^e fegnen.

^aberborn, 5tuguft 1911.

2)er SBerfajfet,

^n^oltgtjcrjeii^na

Jßortoort

Überfid^t

(Sittlettung.

6eite

V

erfteg Äapitel. 2)ogmQtif unb '^o^ma,

§ 1. Sogmatif unb S^eologie

§ 2. Segriff unb ginteilung beä S)09ma8

§ 3. Sie fat^olifd^en Slöatir^eiten

§ 4. 2;()eoIogifd^e ©eatfe^eitSgrobe unb S^nfuten

StoeiteS Äapitel. 3)te bogmatifc^en 6rfenntni8|)rin]M)ieit.

A. Dßjeftiöeg ^Jrinaip: S)ie Offenbarung .

§ 5. S)ie göttlid^e Offenbarung

§ 6. S)ie ©(|rift al« bogtnatifd^e Ouelle ....

I. Umfang ber ©d&rift: S)er Äanon

II. Sfnfptration ber ©d^rift

ni. ©ebraud^ ber ©d^rift

§ 7. S)te Srabttion

I. aOBtrflid^feit ber Srabition ...

II. Ouetten unb Kriterien ber Slrabition . m. ©d^rift unb Srabition im SSerl^äUnig § 8. S)a8 unfel^Ibare ße^rurteil ber ßird^e

B. S)aS fubjeftiöe ^ßrinjip ber tl^cologijd^en ©rfenntnis § 9. S)a8 3Cßiffen üor bem ©lauben § 10. S)er t^eologifd^e ©laube an fid^

I. aSegriff beS ©laubenS

n, ^riuji^ien beS ©laubens . § 11. S)ag Söiffen in bem ©lauben . § 12. S)er bogmatifd^e fjfortfd^ritt .

2

5

7

10

13 13 17 18 20 27 29 29 33 36 39 46 47 50 50 53 59 62

drittes Äapitel. äRetl^obe unb Itufgabe ber 2)ogmatif.

§ 13. 3)ie bogmotifd^e SOtet^obe § 14. Slufgabe ber SJogmatit .

aSaitntann, Stl^tbu^ bet Sosmatif. 2. ^ufL

67 70

Viertes Äopttet. Ü^erfit^t üUv bie ©efi^td^te ber Dogmatil.

©elte

§ 15. S)ie tJQtriftifd^e 3eit 75

§ 16. SDie fd^olaftifci^c 3eit 78

§ 17. S)ie neuere 3eit 84 ^

I

Sie Seigre tJon ©Ott. '^on i^ott bem fineit.

JBom 2)a|eitt @ottc8.

erfteä ßa^ttel.-

Sie natürliii^e @otteSerfenntnig.

§ 18. 3^re aOSirflid^tett 90

§ 19. 3^re Sefd^Qffen^eit 96

3toeite8 Äapttel.

2)ie Pertiatürlt^e @otteSerfenntniS.

§ 20. 3^re 33JirIIt(|!cit 98

§ 21. 3^re Söefd^affen^eit 99

Sweiter 5tb|d^nitt. ä$on bem äOßefen @otteg.

©rfieS ÄQpitel.

ä$om 9Befen @otteg nad^ ber Offenbarung.

§ 22. 3)er biblifd^e ©ottegbegriff 102

§ 23. S)ie bifeliyc^en ©ottegnamen . 107

3tt)eite8 Äa^Jttel.

2)er ©ottegbegrtff ber gläubigen Vernunft

§ 24. S)te ^^^fifd^e unb metap^^fifd^e SBefen^eit ©otte« 109

§ 25. Jßer^ättnig öou SCßejen^eit unb @iQenf(]^atten 113

dritter 2l6fd^nitt. SJon ben ©iöcnfti^aftctt ©ottcg.

erfteS ßapitcl. ©otteS ^igenfd^aften im aagemeinen.

§ 26. JBegriff unb ginteilung 116

§ 27. S)ie SJottfornmenl^ett ©otteS 118

3ln^aU«berjei(]Önt8.

XI

3tocite8 Äapttel. @otte8 ^tgenfd^aften im befonbent.

A. S)te eigcnyd^aften beS göttlid&en ©eins § 28. Sie ein^eit ©otteS .... § 29. S)ie einfod^l^eit ©otteS .... § 30. Sie Unbetanberlid^feit ©otteä § 31. Sie eiüigfeit ©otteS .... § 32. Sie Unermefelid^feit unb Slttgegentoart ©otteg

B. Sie ©igenfd^aften ber göttlicj^en Sätigfeit

I. Sq§ göttlid^e ©rfennen

§ 33. SDÖirfIi(!^feit, SSottfornmenlÖeit unb Einteilung beg gtfennenS

§ 34. Ser ©egenftanb bti göttlid^en ©rfennenS

§ 35. Sag SDiebium beS göttlid^en @rfennen§ .

II. Sag göttlid^e SBoHen .

§ 36. SBirflid^feit, ajottfornmen^eit unb ©inteilung beg SBotteng

§ 37. ©egenftanb beg göttlid^en SGöotteng

§ 38. Sie fjreit)eit be§ göttlit^en Söitteng

§ 39. Sie imac^t beg göttlichen aßitteng

§ 40. Sie ©Ute beg göttlid^en SCßiaeng .

§ 41. Sie ^eiligleit beg göttlid^en SäJitteng

§ 42. Ser geredete SOßiae ©otteg .

§ 43. Ser borm^ersige aOßitte ©otteg

§ 44, Ser toal^r^aftige Sßille ©otteg

Seite 121 121 123 127 129 131 135 136 138 139 143 147 147 150 152 155 157 159 162 164 165

3tDcitcr 2: eil. ^ott §ott bem Pteifarttgett.

erfter abjd^nitt. 2)tc Xnnität im JöcfenntniS bcr Äird^c.

erfteg Äapitel. Sa8 trittitartfd^e 2)ogina an fid^.

§ 45. Ser 3>n]^alt beg Sogmag

§ 46. Sie trinitarifd^e ^Terminologie

169 173

3loeiteg ßapitel. Sic tttttitrinitarifilöen ^äreficn.

ÜDlonard^ianiSmug unb ©uborbinationigmuS .

§ 47

§ 48. Ser Srit^eigmug

176

179

3ioeiter Stbfd^nitt. 2>cr a3cö)ei8 bcr Xrinitöt.

ßrfteg Äapitel. 2)er 2;rinitöt86ctt)ci8 im offßcmci»ctt.

§ 49. Ser ©d^riftbetoeig § 50. Ser Srabitiongbetoeig

181 186

3toeite8 ßa^jitcl.

^er 3;rtnitätS(ett)etg im einseinen.

eate

§ 51. 2)ic ©ottl^eit be§ So^neö 190

§ 52. S)ie ©ott^eit beä ^eiligen ©eifteg 194

dritter 5lbjd^nitt. ^ie tl^eoloötftlc ScJ^rentttiirftttttö.

erfieS Äapitel. 2)ie lluggSnge in @ott.

§ 53. S)er Slusgong beS ©ol^neS 200

§ 54. S)er Sluggang beä C>cilt9en ©eifteg 202

3toeitc8 Rapittl

3)ie 9{elationen.

§ 55. S)ic SBejiel^unQen ber 5|}erfonen jucinanber 206

§ 56. 3)ie SBejiel^ungen ber ^erjonen ju unserem ©rfennen .... 207 § 57. S)ie übernatürlichen SSejie^ungen ber ^erfoncn jur 2BeIt. S)ie ©enbungen.

Sie SIpprolJriattonen 209

drittes Kapitel. 2)ie a^folute SebenSeinl^eit in @ott.

§ 58. Sie ®in^eit be8 göttlid^en SöirlenS 211

§ 59. S)ie @in]^eit ber Sfneinanbertoo^nung 212

Jöiertes ßopitel.

SaS trinitarifd^e Sognta unb bie ä^emunft.

§ 60. S)ie Srinität leine reine 5Bernunfttoa^rl§eit, ober ni(§t toiber bie SJernunft 215 § 61. S)ie onologifd^e ©rflärung ber überöernünftigen S^rinität . . . 217

SDie Seigre tion ber S(|ö^funö»

grfter ^Ibfc^nitt. ^er 6d^öpfungga!t.

erfteg Äa^jitel. 2iie ^rfd^affung bev mit

% 62. Ser ©(^bpfungSaft an fid^ 222

§ 63. etüigfeit beg ©d^offenS unb 3eitlt(i^feit beg ©e^ii^affenen ... 226

§ 64. S)ie gfrei^eit unb Jßernünftigleit beS ©d&bpfunggalteg .... 228

§ 65. Sie Siamad^t beg ©d^ö))funggafteg 230

3toeiteg ßapitel.

3)ie @r|aUung ber 3Selt.

§ 66. Sie göttlid^e ©r^altung 232

§ 67. Sie aagemeine Sülittoirfung ©otteg 234

3n^aItSt)er}ei(i^niS.

SiritteS Äapitcl. 2iic SBeltrcgicrung.

§ 68. S)ie Slcgierung bcr SCßelt § 69. ®ie aSotfe^ung

3töciter ^(bfd^nitt.

elftes jlapitel. ^ie @ngel.

§ 70. S)ie etf(^affiing ber ©ngel .

§ 71. ®te ®r^ebung ber 6ngel. ©d^ufeengel

§ 72. 35er ^aU ber ©ngel. 2)ie Teufel

3toeite3 Äapitel.

Seite 236 239

242 244 247

2)tc Snenfr^enwelt.

A. S)ie aSegrünbung beg 3Jlenf(i5en § 78. S)ie erfd^offung be§ SDlcnfd^en § 74. 59efd^Qffen^eit bc8 notürlid^en SJlenft^en

251 251 253

B. S)ie gr^ebung beS OJIenfd^en . § 75. S)er SSegriff beS Übernatürlid^cn . § 76. S)ie (Snaben beS UrfianbeS ....

258 259 263

C. S)er gfQtt beö OJlenfd^en .... § 77. ®ie t'erjönltd^e Sünbe Slbamö

§ 78. S)te erbfünbe

§ 79. S)Q« SOßejen ber erbfünbe .... § 80. Ofortpflonaung ber ©rbfünbe .... § 81. S)te folgen ber ©rbfünbe ....

268 268 271 276 280 281

3)ritteg 33uc^.

Einleitung. Pie ^tfofttng im att^emelntn,

§ 82. ®er etotge ge^eimnisöolle ©rlöfungSratfd^Iufe ©otteS unb bie äeülid^c

SJorbereitung feiner 3tu8fü]^rung 289

§ 83. 9iottoenbig!eit unb g^rei^eit ber ©tlöfung. Slngemeffen^eit ber 3nfarnotion 291

erfter 2lbf(^nitt. ^te ^crfon bc§ @rlöfcr§. ß^riflologie.

(SrfteiS Rapittl Sie @0tt^eit 6|rifti.

§ 84. S)er Sd^riftbetociS

§ 85. e^iifii ©ott^eit in ber Srabition

297 306

StotittS ßapitet. Sie mmmtxt g^rifti.

6citc

§ 86. S)ie mf^xt Sölenfd^^eit ß^riftt 310

§ 87. S)ie Seibengfä^igfeit ©^rifti 312

drittes ßapitel.

2)te @tnl^ett t)on @ott unb 9Renf(| in einer ^erfon.

§ 88. ^öreften über bie ©in^eit in ß^riftuS 314

§ 89. S)ie SBirüid^feit ber ^^^oftotifd^en Union 317

§ 90. %^tolo%^ä)t @rflärung ber I)^poftatif(i^en Union 320

§ 91. Unbcrfel^rter S^ortieftonb ber beiben ^ioturen 323

JöierteS ßo^jitcl.

Sogmatifd^e gfolgerungen aus ber ]^^))o{tatifd|en Union.

§ 92. Sie 3biomen!ommuni!ation. S)ie tl^canbri^d^en ^onblungen. S)ie

5Peri(]^orefe 327

§ 93. S)ie natürli(3|c ©otteSfol^ntd^aft ß^rifti als mm]ä) .... 328

§ 94. Sie Slnbetung ß^rifti be§ ©ottmenfd^en 331

fünftes Äa^itel.

Sie ISoUfornntenl^eiten ber Menfii^l^eit Sl^rifti.

§ 95. Sie üottlommene ^eitigfeit ß^rifti 334

§ 96. Sag öoafommenc SBiffen 6f)rifti 339

§ 97. Sie boatommene anod^t S^rifti 344

3tDeiter 5lbfd^nitt. 2)08 mttt beg eilöfcrg.

©rfte« Kapitel.

SaS Se^ramt g^rifii.

§ 98. Sie 2öir!Ii(]^!eit beg ße^romteg 346

§ 99. SSottfornmen^eit beg Se^romteg 348

3toeiteg ßapitel.

Sag ^riefterantt ßl^rifti.

§ 100. Sie Seßirflitiöfeit beg «Pricfteromteg 351

§ 101. Sog ^ofie^riefterlid^e €^fer ß^rifli 354

§ 102. grlö^unggt^eorien. Sie ftelloertretenbe ©enugtuung .... 364

§ 103. Sie SBirlungen beg erlöfunggopferg 372

Sritteg «QpitcL

Sa8 liönigtum G^ri^i.

§ 104. Sag Königtum ß^rifti im allgemeinen 375

§ 105. Sie ^öttenfa^rt 377

§ 106. Sluferfte^ung ß^rifti 379

§ 107. Sie Himmelfahrt ^ . 382

114. 115.

116. 117. 118. 119. 120. 121. 122.

Sn^altSöerjeid^ms.

2)te mnütt beg erloferS.

XV

§ 108. Sie göttltd&e imutterfd^oft .

§ 109. Sie immeriDä^renbe Jungfrau

§ 110. Sie gnabenöoüe Jungfrau .

§ 111. Sic glorreid^e S^ungfrou

iBterteS S3uc^. 2)ie Seigre tion ber Heiligung.

Einleitung. 9$on ber @nabe im angemeinen.

112. aSegriff ber ©nobe

113. Einteilung ber ©nobe

«rfter «bfd^nitt. 2)ie ttftiiefle @nabe.

erfteS ßopitel. 6£iüen} unb 9Sefen ber altneOen @nabe.

©jiftenj ber oltuellen ©nobe

S^eologifd^e Seftimmung ber 9iatur ber aftueUen ©nabe

StDtxiti Rapxttl. 'Salt eigenfd^aften ber altueUen ©nobe.

Sie iRottoenbigteit ber ©nabe im allgemeinen

Sie SUottoenbigfeit ber ©nabe im einzelnen

Sie ©renjen ber ^iottoenbigfeit ber ©nabe .

Sie UnDerbienbarfeit ber ©nabe

Sie Slllgemein^eit ber ©nabe

Sie ^rabefiination . .

Sie 9le|)robation

Sritteä Äapitel.

äBirfnnggtoeife ber ©nobe.

§ 123. ©nabe unb 3frei^eit nod^ ber Se^re ber flird^e

§ 124. ©nabe unb Srei^eit nad^ ber ©iflärung ber ©d^ule

3tt»eiter Slbfc^nitt. *on ber l^obitueüen @nabe. Sic Stcd^tfertigung.

©rfieS ßapitel.

Sie Slei^tfcrtiBung feitcnS ©ottcS.

§ 125. Sie IRed^tfertigung aU ©ünbenoergebung .... § 126. Sie 9lec^tfertigung aH Heiligung

386 390 393 401

405 410

415 418

420

429 439 448 451 458 461

465 470

474

477

3U)eite§ Äapitel. Sie 9le($tferttgun8 feitenS beS Tlm^^tn,

Seite § 127. 2)ic Jßorbereitung auf bie ^lec^tfertigung im allgemeinen . . . 484 § 128. S)ie SJorbereitung auf bie 9lec^tfertigung im einjelnen . . . 486

35 ritteS Kapitel. Sie Sled^tfertiguttg als Sufianb.

§ 129. aOßefen ber IRec^tfertigungSgnobe 494

§ 130. aCßirfungen unb ©efolge ber t)eiIigmod^enben ©nabe .... 500

Söierteä Äa^Ditef.

Sie Sigenfd^aften ber Dte^tfertigung.

§ 131. 3)ie Ungetoife^eit be§ ©nabenftanbc^ 503

§ 132. S)ie Ungleichheit beS ©nabenmafeeä 509

§ 133. S)ie »erlierbarfeit ber 9flec^tfertigung 510

gfünfteg ßapitel.

gftü^te ber 9ie(^tferligungSgnabe.

§ 134. Sie 2öirfli(]§feit beS »erbienfteä 513

§ 135. Sebingungen beS äJerbienfteä 516

§ 136. S)er ©egenflonb beä Jßerbienfteä 519

2)ie Mjte Uou ber ^'ix^t.

grfter Stbjc^nitt. ^ie J^eil^anfiaa ber Sl'it^t.

®rfteS ßapitel.

Segriff, UrHjruug, ^mtt, Slottoenbiafeit ber Rird^c.

§ 137. aBegriff ber Äird^e

§ 138. 3)er göttli(§e Urfprung ber ^irc^e

§ 139. 2)er S^td unb bie Stolttenbtgfeit ber ßirt^e

Sloeiteä Kapitel. Sie ©etOQlt ber mrc^e.

523

532 542

I. S)ieße^rgetoült

548

§ 140. § 141. § 142.

©jiflenä ber Se^rgetoalt

2)ie Unfef)Ibarfeit beS ße^ramteä

2röger ber ße^rget^alt

548 550 555

11. S)ie3legierungggeu)altberßir^e .

563

§ 143. § 144. § 145.

3)ie ©siftenj ber SlegierungSgetoalt

S)er ^Primat beg 3tpoftel3 ipetruö

S)er $rimot ber *pöpfte

563 567

578

^nl^altSöerjeid^niS.

xvn

S)ritte€ ßo^jttel.

gigcnfii^aftcn unb SRerftnaU bcr Äird^e.

§ 146. »cgriff unb 3q^I

§ 147. S)ie Unbergönglid^Ieit unb Itnüeränberlid^fett bcr Ätrd|e

§ 148. SDie ©tti^tbarfeit ber Äitd^e

§ 149. S)ie ein^eit ber ßtrd^e

§ 150. S)ie ^eiligfett ber ßirc^e

§ 151. S)ie ßat^olijität ber ßird^e

§ 152. ®ic apoftoliaitöt ber ßird^e

Stocitct SlBjd^nitt.

2)ie ßir^c aI8 ©cmcmfd^oft bcr ipcUigen.

§ 153. S)ie ©entetnfti^aft bcr ^eiligen

§ 154. S)ie S5ere^rung ber ^eiligen

§ 155. S)te Üleltquienoere^rung

§ 156. S)ie aSere^rung ber Silber

©eite 584 586 591 597 600 603 607

611 614 619 621

Sie Se^re öon bcn Saframenten.

etiler Slb^dönitt. ^ie attgemeine 8aframenten(e^re.

§ 157. Segtiff be« ©aframente« 627

§ 158. S)q8 falromentale 3etd&en. aJlaterie unb gform 638

§ 159. Söirfung ber ©oframente 636

§ 160. Sie objeltiüe 2BirffQmfeit ber ©ofromente. S)q8 opus operatum 641

§ 161. S)ie SDÖirlungätoeife ber ©oframente 645

§ 162. S)er ©penbcr ber ©oframente 647

§ 163. S)er ßmpfänger ber ©aframente 654

§ 164. S)ie ßinfe^ung ber ©aframente burd^ 6^rif!u8 unb tl^re ©tebenjal^I . 655

§ 165. Slltteftamentlid^e ©aframente. S)ie ©alromentalien .... 660

Stoeiter ^Ibfd^nttt. ^ie defonbere 8alramenten(e^re.

erfieS Äapitel.

2)tc Saufe.

§ 166. Segriff, 91ame, Sebeutung, ginfe^ung 663

§ 167. S)a§ öufeere 3etd^en ber Saufe 668

§ 168. aSJirtung unb 9tottoenbigIeit ... .... 671

§ 169. ©penber unb @ni|)fänger 676

3toctteg ÄQpitel.

Sie tyirmattfi.

§ 170. Segriff, Benennung, ©infe^ung 681

§ 171. S)a8 äußere 3ei<^en ber Sfirmung 685

XVIII

Sln^QltSöeracid^ntS.

§ 172. ©penber unb ©mpfänger .... § 173. aOßtrlunQ unb IRottocnbigfeit ber Srirmung .

drittes ßapitel. Sie @uil^anftie.

§ 174. S3egrtff, Benennung, Sebeutung .

I. S)tereaIe©egcntoort § 175. Äämpfe unb ^öreften .... § 176. S)ie reole ©egentoart nad^ ber ©li^rift § 177. S>ie reale ©egentoort in ber Slrobition § 178. S)ie Srangfubflontiotion § 179. 2ßefen ber 3:ran8fu6ftontiation . § 180. Totalität unb S)ouer ber ©ud^oriflie . § 181. ®ie ©uij^oriftic unb bie SSernunft

II. S)ie ©ud^oriftie als ©alroment '

§ 182. S)a8 äußere Scifä^en

§ 183. ©penber unb ©mpfonger .... § 184. SGßirfungen unb Stottoenbigfeit ber ßud^ariftie

III. S)ie ©ud^oriftie al§ Opfer . § 185. S)oS £)pfer im allgemeinen .... § 186. aBirüidöfeit be« ajlefeopferg .... § 187. S)ag Söefen beg SOlefeopferg § 188. S)ie SCßirfungen be8 ajiefeopferä .

Jöiertes ßapitel.

Sie SuBe.

§ 189. Segriff. Benennung. Sugenb ber SSufee. ©infe^ung

§ 190. Sie Slttgemeinfieit ber SJergebungSgetoalt

§ 191. S)ie rid^tetlid^e Sform ber SSergebung^geioalt

§ 192. S)aS äußere 3ci<ä^en be« JBufefatromenteS .

§ 193. S)ie 91eue ....

§ 194. S)ie »eid^t ....

§ 195. S)ie ©enugtuung.

§ 196. ©penber unb Empfänger

§ 197. SBirlung unb SRottoenbigteit

@«te 686 688

691 694 694 697 701 706 709 711 714 718 719 721 724 729 730 735 743 750

758 763 765 766

769 774 781 785 789

3ln^ong. 2)er %Ua\i .

fünftes Kapitel. Sie le^te Ölung.

JBegriff, Benennung, ©infe^ung .

S)a8 äußere 3ei<3^cn

©penber. ©mpfänger. SCßirfungen .

©ed^fies Kapitel.

Sie Orbination.

§ 201. Segriff. Benennung, ©infe^ung

§ 202. 3)08 öufeere Seid^en

§ 198. § 199. § 200.

791

797 800 801

805 808

Onl^altgDerseid^nig.

xtx.

6eUe

§ 203. ©penber unb ©mpfSnger 809

§ 204. SGßitfungen ber Drbtnation 811

Bitltti Ita^itel.

§ 205. Segriff. SSenennung. 6infe|ung 813

§ 206. ©penber, 6m^fänger, äufeereS 3ei<5en unb SEBirfungen . 817

§ 207. 3)ie gigenfd^aftcn ber e^e 820

(SteBteB S3u(^.

erfteg ßopitel.

Sie gSd^otoIogie beS (Hnjeltnenfil^en.

§ 208. S)er 2ob beS Tlen]d)in 825

§ 209. 3)o8 befonbere ®ex\i)t 827

§ 210. S)er C>immel 829

§ 211. S)ie ^öOe 831

§ 212. 2)08 gfegfeuer 836

Stotitti Stapilti.

SHe aOgemeine ggd^atologir.

§ 213. Sie SÖiebetfunft 6^rifii 840

§ 214. 3)ie ottgemeine Slufetfte^ung 843

§ 215. 2)08 2öeltgeti(^t 847

§ 216. 2)08 SDßeltenbe unb bie aöelterneuetung 849

ategifter 853

©ittteitung.

2öie iebc tt3iffen[($QftIic^e 5)arjieIIung , fo bebarf an6) bie S)ogmQtif einer borbcrcitenben ßinfü^rung. 2)er Sn^olt bie[er ßinfü^rung mu^ jotDol^I bem be[onbcm ß^orofter ber 2)09mQti! qI§ oud^ ben oflgemeinen formalen ©runb- fö^en ber Söifyeni'd^Qft entsprechen. 5)q nun bie 5)ogmati! ein S^Jeig ber %f)to^ logie ift, fo ift junocibft ^lufgobe ber Einleitung, fic in ben orgonifci^en 3"= fammenl^ong mit ben übrigen t^eologifci^en 2)i§äiplinen ju bringen unb unter biefen i^r ben gebü^renbcn ^la^ ansumeifen. S)q5U bebarf einer S3egriff§= beftimmung öon ©ogmati! unb 2)ogma. finb ferner bie Oueflen an^U: geben, tt)orQU§ bie bogmotifd^e 2öiffcnf(!^Qft i^ren «Stoff entnimmt, ober bie ^rinjipien ju beftimmen, morauf fie jurücfge^t. 2Beiter erwartet man eine Su^erung über bie ÜJiet^obe unb 5lufgabe ber Dogmatil, unb enbli(!^ ip üblich, einen furjen gef(^i(^tlici^en Überblicf über bie (Sntmicflung ber bogma= tifd^en Sßiffenfci^aft ju geben, ©omit mirb bie Einleitung folgenbe öier Kapitel umfoffen: 1. Dogmatil unb Sogma; 2. Die bogmatifc^en Er!enntni§= Prinzipien; 3. SJiet^obe unb 5Iuf gäbe; 4. ©efc^iciötc ber ©ogmatif.

ErfteS Äopitel.

Siteratur. Mgcmeine Sitcratur jur Einführung in bie ©ogmatif überl^aupt: ^ul^n, Einleitung in bie fat|. ©ogmotif (21859). E^rlic^, gunbamentalt^eologic (1859—1862). ©prinal, ^onbbuc^ ber gunbamentalt^eologic (1876). ^et« tingcr, gunbamentalt^cologie (n888). ^ä)Hl, X^eolog. ^rinjipienlc^re (^909). ©. SScber, E§riftli(^c SIpologetif (1907). Schrader, De theologia generatim (1861). Schwetz, Theologia fundamentalis (*1867). Schätzler, Introductio in s. theologiam dogmaticam (1882). Kleutgen, Institutiones theologicae in usum scholarum : introductio generalis et de ipso Deo (1881). Minges, Com- pendium theologiae dogm. generalis (1902). Egger, Enchiridion theologiae dogmaticae generalis (*1903). Propaedeutica philosophico-theologica (*1902). Hontheim, Institutiones theodicaeae (1893). Ottiger, Theologia funda- mentalis (1897). Wilmers, De religione revelata (1897). Reinhold, Prae- lectiones de theologia fundamentali (1905). Michelitsch, Elementa apolo- geticae (1901—1904); ouBcrbem bie Enäoflopäbicn öon^i^n (1892) unb ßrt*cg (n910). ©pejiclle Siteratur: ßicutgcn, X^ogie ber SSorjett I^ (1867) 97ff 125 ff. (Sd^eeben, 5)ogmatif 1(1873) Iff 186ff. ^Jetni^if^' ®09W. 3:Mo9ie I- (1881) 24 ff; fortgelegt öon ©utberlet (1896 ff), ©imar, ©og« matif I* (1899) 1 ff. $o^Ie, ©ogmatif I* (1908) 1 ff. eped^t, ©ogmatif I (1897) 1 ff. Dictionnaire apologetique , l^erauSgcgebcn bon D'Ales {* 1908 ff) s. V. dogme.

SSartmann, Jöe'^tJud^ ber Sogmotit 2. SlufT. 1

2 Einleitung. ®rfteg Äo^itel. Dogmatil unb Sogma.

§ 1. ^oötttott! uttb 2:i^eoloöie.

S)ic ©ogmoti! ift ein befonberer Seil ber oCfgemeinen 2:i^eoIogic. S)Ql^er ijt Bei ber Seflimmung be§ 2öe|en§ ber ^ogmotif öon bem aflgemeinen Sc= griffe ber S^eologie QU^juge^en. <Bpxaä)liä\ bebeutet S^eologie (don ^soq unb XoyoQ) foöiel qI§ 9flebe ober Se^re bon ©ott.

©d^on bie alten ©ricdien bcjeid^neten bo^er mit bem Planten 2:i^coIogtc (aeoXoYta, OcoXoYEiv) bie in ifircn ©agen unb 9J?t)t^en enttioltenen Erörterungen über ©ott unb ©Otter, unb 2;^eolo9en waren bei il)nen bementjpred^enb bie SScrfajfcr ober ®id^ter jold^er ©ötter jagen (^efiob, ^omer).

3fn ber bibüjd^cn unb ^jatrifttjd^en 6prad^c ift ba§ SBort noä) ttenig befannt. ^^JauIuS gebrandet für bie ©umme ber cbriftlid)en Sc^re üon ©ott bie au§ bem Sitten 2:eftamcnte übernommenen 5lu§brü(fc 2[Bei§t)eit (uocpia, sapientia, 1 ^or 2, 7 ; ügl. 2 ^etr 3, 15) ober 6rfenntni§ (Tvüicji;, l-qvojats, scientia, 1 ß'or 13, 8; ^ot 1, 9). ©benjo anfangs bie Später. ®od) fommt in ben großen trinitarifci^en ©treitig« feiten bc§ 4. Sa^rbunbert§ bafür ba§ SBort ^beologie auf, wenn auc^ nur junädjft in ber wörtlichen Sßebeutung für Seigre über ©Ott, fpcäieÜ über ben trinitariid^cn ©Ott (©regor öon ^iaäiauj, Orat. 28, 1), ober in ber nod^ engeren für bie Sebre bom göttli^en SogoS al§ bem 5ßrobufte be§ inncrgöttlidjen 2eben§. ®a^er bet|t ^obanneS ber ©bangelift wegen feiner 2ogo§=©i)efulation im ^rolog bei ben SSötern „ber 2;beolDg". Slu§ öbnlidjcn ©rünben gab man auii) ©regor üon ^iajianj fpöter bicfen 6brcnnamen. Sluguftin unb ^jeubobiontifiuS erweitern ben ^Begriff ber 2:beo» logic unb öerfteben ibn faft in bem beute un§ geläufigen 8inne. „Unter bem griecbi- fd^en SBorte 2;beoIogie", fagt Sluguftin (Civ. Dei 8, 1) „öerflebcn wir bie 2iUffen= fd^aft ober Sebrc öon ber ©ottbeit" (de divinitate ratio sive sermo). Unb ber Streopagite umfaßt mit bem SluSbrudfc ben gefamtcn SnboU be§ Sitten unb dienen 2;eftamente§ (De myst. theol. 3; ögl. ^. ^od&, ^feubDbiont)fiu§ Slreopagita [1900] 38 ff). begreift fid^ leidt)t, bof; ber 2:erminu§ 3:beolDflie in bicfem umfaffenben ©inne bei ben ©d^olaftifern, bie in Slugufiin unb ^feubobior^fiuS ibre ^auptlebrer öerebrten, fid^ balb aflgemein einbürgerte. 2;boma§ fagt: „3n biefer ffi^iffenfdöaft ift bouptföc^Iid^ bie 9tebe öon ©Ott; baber beifet fie aud^ 2:beoIogic.'" Unb wenn aud^ nod^ mand^e§ anberc in ber S^beologie erörtert werben mu§, fo gefd)iebt bodö ftct§ „unter bem ©efid^t§punfte ®otte§. ®enn entweber banbelt ficb über ©Ott felber ober über ba§, wa§ auf ©ott SSejtebung bot ol§ auf ben Urprunb unb ben legten ©nbjWedf. S)arau§ folgt, ba^ ©Ott boS ©ubjeft biefer Sßiffenfcbaft ift* (S. th. 1, q. 1, a. 7).

9)?an !ann ba^er bie ST^eoIogie befinicren al§ bie öoflftänbige unb grünb= lid^e Se^rc üon ©ott, bon feinem ®afein, Söefen, Seben unb Söirfen.

5^QtürIic^e unb übernatürlicbe Stbeologie. 2:^omQ§ unter= fd^eibet bann weiter bie natürlid^e 2;beoIogie (theologia naturalis, rationalis) unb bie übernatürlid^e (th. supernaturalis, revelata). Studö bie ^bi'ofopbic !onn nad^ ibm ttjobl über göttlid^e 2)inge forfc^en unb über fie S3ebauptungen ouffteflen; unb tro^bem ift fie be^b^lb nid^t bie gleidbe äBiffenfdöoft wie bie i)t\l'\^(, felbfl nid^t mit 9iü(ffid^t auf bie für beibe gemeinfd^aftlidjen S3ebauptungen, wie g. 53. bie Sjiftenj ©otte§ biefeS ift. Denn bie ^ringipien für eine jebe bon beiben finb berfc^ieben: bei ber einen Sl^eologic finb biefc ^ßrinjipien reine ^rjeugniffe ber notürlid^en 33ernunft; bei ber onbcrn finb ficim©Iau= ben geoffenbort. „'Dober unterfcbeibet fid^ bie 2:^eoIogie ber |)eiligen ©cbrift öon jener, weld^e ein Seil ber ^l^^ilofopbie ift" (S. th. 1, q. 1, a. 1). 2)ie übernotürlid^e 2:^eoIogie wirb oud^ pofitibc genannt, weil fie in ber Dffen= barung gegeben ift, bie natürlid^e ^ei^t audö rotionale, weil fie bQ§ ^robuft einer üernünftigen 2öelt» unb ©dbftbetrod^tung ift.

§ 1. S)ogtnattf unb S^eologie. 3

3n bcr neueren 3eit unterfc^eibet man nod^ bie ^iftorif^c, fi)[tcmatifd^c unb pxaUi\d)e S^eologic, j[e,,na(i^bem fie bie rein gejd^id^tliic 8eite ber Offen» borung, i^rer Oueflen, i^rer Überlieferung, gntmidflung unb SBirfung in Setrad^t jie^t ober i^ren 3b«n» unb 2BQ^r^eit§ge^Qlt f)erau§^ebt unb jufaminenftellt unb il^rc S3ebeutung für bQ§ fittlic^e Sebcn wertet ober bie praftifd^en (Sinri^tungen unb Sßec^t^beflimtnungen, welche bie 3IuBenfeite ber ßirc^e, bie ]\ä) ju ber Offenbarung?» tl^eologie befennt, regelt unb dbarafterifiert. 3u i^er öifiorif^en 2:^eoIogip jä^tt hk Sjcgefe mit ibren Sn^eigen, bie ßirdbengeidbid^te. bie ©ogmengefdbid^te, bie d^riftlid^e Sitcraturge]cbirf)te, bie 3lrd^äologic , 5patriftif unb ^atrologie. ber f^ftcmatifd^en 3;beoIogie gebort öor aflem bie ©ogmatif, bann bie DJ^oraltl^eoIogie, bie 5lpologetif, bie gunbamentaltbeologie. S^ ber praftifd^en Slbeologie fmb ju rechnen ba§ ^ird^en= redbt, bie ^afloraItf)eoIogic mit i^rcn Unterabteilungen ber ^ated^etif, f)omiIetif, Siturgif.

Segriff ber S)ogmati!. 3)ie ©ogmotif ift naä) bem ©cfagten ein Seil ber f^fiematifd^en S^eologie, unb jiDor ber borjüglid^lie. ©ie ift bie tt)iffen= fd^oftlid^e ^arfteflung ber gefomten, in ber übernatürlid^en Offenbarung ge= gebenen Söa^r^eiten unb |)eiI»tQt)adöen in organi feiern 3")ontmen^Qng unb in f^fiemotifc^er ©inl^eit. Sßorau§fe^ung bafür ifi bie Überjeugung t)on ber inneren (Sin^eit unb gofQci^ic^t'ö'feit ber Offenbarung. 2Bäre biefe eine jufammen^angSlofe, d&aotif(^e 53iaffe, fo fönnte fie niemal» t)on bem orb= nenben ©eiftc ber «SQjiematif ju einem magren ©anjen gufammengefd^Ioffen ttjerben ; nur eine äußere, fünftlic^e 5lnorbnung ber ßinjelma^r^eiten ttörc möglid^.

5)a§ SSer^ältnia ber2)ogmoti! ju ben übrigen t^eologifc^en 3)i§äipHnen p beftimmen, fo legt ficö äunä^ft i^r 5Serglei(^ mit ber ^lotaU t^eologie na^e. 2)ie iJogmatif be^anbelt bie (Summe ber übernatürli^en Söa^r^eiten, inbem fie fie barlegt, erüört unb begrünbet, um bafür ben ©lauben ^u forbern. 2)ie ^Df^oralt^eologie fd^aut jene SSa^r^eiten me^r na^ i§rem ÖebenSmerte an, um fie al§ ^rinsipien be§ fittlic^en i^anbelnö Qufäufieflen. 2)ana(^ unterfc^eibet man in ben geoffenbarten 3ßa^r^eiten ©laubenlle^ren unb «Sittenlehren, grftere toenben fic^ me^r an ben Sßerfianb, (entere me^r an ben SBillen. ^m allgemeinen fe^t bie 3Jioralt^eoIogie bie 2)ogmatit Dorau§, fie entnimmt biefer einfach i^re ^ßrinjipien unb überlädt jener, ben i)ofitiöen 53etüei§ bafür 5U erbringen.

ift aber ba§ SSerbäItni§ öon 2)ogmatif unb ÜKoraltbeoIogie nic^t fo ju öer= fJel^en, al§ toenn ein unb bicfelbe SBabrbcit Don ber ©ogmatif al§ ®lauben§= Icbre unb Don ber 2Jioraltbeologie al§ Sinenle^rc be^anbelt werbe; Dielme^r umfaffen betbc 5;i§jtplinen einen jac^Uc^ oerfc^icbenen OffenbarungSinbalt, fofem bie 2JioraI= tbeologic, bie ©laubensle^ren Dorausje^enb, ficb auf jenen 2;eil ber Offenbarung be= iiräntt, welcher jeiner !)iatur nacb nur ben c^riftlic^en Sebenawanbel berübrt. SSon ber ©ogmattf aber märe nicbt nur falfc^, fonbern audj gerabcju ^}roteftantifd^ ge= bacbt, menn fie nur für eine rem tbeoretifcbc 2)i§jipltn gehalten mürbe, bie für ba§ tüuge (S^rtftentum an fid) belanglos unb unfrud)tbar märe. 9ii(^t ein einjigeS Sogma. auc^ nic^t bie Don ben ^roteftanten gefc^mä^ie XrinitätSle^rc, ift nur feiner felbft roiUen ta] jebeS bat ^eiläroert, 2eben§roert, wenn fic^ aucb nic^t o^ne weiteres in bie ^rariS umje^en lä^t. 5)a§ ®ogma offenbart un§ junäc^ft ben SBeg unfereS ^eilt§, abtr forbert autb, ta^ man i^n gebt. ®er ©treit ber früheren Slbeoiogen, ob bie ©ogmattf eine fpefulatioe ober praftifcbc SBiffenfcbaft fei, lä^t fxd^ umgeben, inbem man fagt, ta^ fte beibeö ift. i^m allgemeinen fann man urteilen, bofe bic ©ogmatif bie Sebre Don (Molt unb feinen SBerfen ift, bie ^Jioraltbeologic bagegen bic Se^re Don bem SUienfc^en al§ fittlic^em SBe|en. S)ic 2)ogmati! le^rt,

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4 einleitung. erfleö ßa|)itel. S)oQmatif unb Sogmo.

Wie \\ä) ©Ott ju bem 9Jicnfd^cn l^inablicB, bie ÜKoralt^eoIogie, wie ftd^ ber SOfienjcl^ gu ©Ott l^inaufbettJCQcn foU. 58eibe§ ^ängt innerlich inetnanbcr, unb beS^alb ber« arbeitet %t}oma^ in feiner 2;^eoIogijd^en Summe bie iDioralle^rc mitten in bie ®lauben§re|re. ^aulu§ fteÄt jie in feinen SSriefen ftet§ mä) bem ©ogrna auf.

3tud^ 5ur @jcgefe fte^t bie 35ogmQti! in befonberS engem SSer!^äItni§. Unb 5tt)Qr ift ein 93cr^ältni§ be§ gegenfeitigen ^fie^mcnS unb ©e6en§. S)ie beiben ©runbttjo^r^eiten ber @jegefe [inb bogmatifd^e Se^ren, fogar t)on feierlicher SDeüaration : Snft»irQtion unb 5?anon. 3n ber (Sr= Üörung befolgt bann bie @jegefc i^re eigene tt)iffenf(!^aftlidöe 5}Jet^obe, bie fie in parier 5lrbeit felbftänbig errungen, unb worin fie bie tJörberung unb SiKigung ber ^irci^e erlongt f)ai, ober fie bleibt auci^ l^ier 5Ulc|t an ba§ ®ogma gebunben, to'it fpötcr nä^er barjutun fein tt)irb.

93eibe ©iSjipIincn l^oben mit benfelben 2Ba^r!^eiten gu tun, jcbod^ auf ber« fd^iebenc SCßeife. ®ie ßjegefe rid^tet il^r 5lugcnmerf auf ba§ (Sinäeinc, fte ftrcbt nad^ genauer ®etailfenntni§; i^r liegt an ber 53ebeutung be§ einjelnen 2Borte§, ©a^e§, 51bfd^nitte§. ®ie ©ogmotif fie^t auf baS ©anje, auf bie großen allgemeinen Sufammenl^änge. 2)ie ©gegefe liefert ba§ gefunbe Sffiaterial, ttJorauS bie ^ogmatif it)ren SBau ausführt. 33eibc ^Disziplinen gc^cn benfelben 2ßeg, begegnen ftd^ fomit tägUd^ unb tonnen fid^ o^ne gegenfeitigen großen ©droben nid^t ignorieren. ®a§ gilt für bie eine toie für bie anbere. ©icfeS gcgenfeitige innige 53er^ättni§ fommt oud^ in ber ©d^olaftif jum 9Iu§brudf, unb jroor baburd^, ba^ man bie ©ogmatif bie SBiffenfd^aft „ber ^eiligen ©d^rift" (S. th. 1, q. 1, a. 1) nennt, ©bcnfo urteilen bie SSäter, beren ^^eologie wefentlid^ ©d^rifttl^eologie ift.

^aä) bem ©efagten ift gett)i^ feine Übertreibung, wenn man bie ®og: matif bie t^eologifd^e ©runb= unb ©tammmiffenfd^aft genannt ^at, h)obon bie übrigen al§ SttJeiQC i>ic finen nie^r, bie anbern Weniger ah= l^öngig finb unb bleiben. 2)al§er ift aud^ feine Unehre für bie übrigen 2)i§5iplinen, wenn fie bisweilen al§ bogmatifd^e „^ilf§wiffenfc^aften" angefprod^cn werben; ha^ fofl nur bebeuten, ba^ bie 2)ogmatif auf i^rc ^ilfe angewiefen ift unb fte gern entgegennimmt für bie aßerbingS ^öd^fte 3lufgobe ber ÖC: grünbung be§ ©Iauben§, bie il^r obliegt.

Sft bie S)ogmatif 2öiffenf d^aft? ^fiic^t in bem gewö^nlid^en «Sinne, in weld^em SBiffenfd^aft bie 6rlenntni§ ber legten ©rünbe unb ©infic^t in bie tiefften Urfad^en bebeutet. 5)ie 2)ogmati! ift @Iouben§wiffenf c&aft , fie erfaßt i^re oberflen ^prin^ipien im ©lauben. 91ad^bem fie fid^ aber im ©louben iirer berfid^ert ^at, be^anbelt fie fie notürlid^ foweit ba§ möglidö ifi aud^ rotional: fie fud^t öernunftgemö^ au§ i^nen ^Folgerungen ju jiel^en, neue äöa^r^eiten abzuleiten, fie miteinanber in neue Schiebungen ju bringen unb aUe ju einer 6in§eit ju berfnüpfen. ®o§ alles gefc^ie^t in rein natür= lid^er, wiffenfc^aftlid^er Söeife. SDa^ i^r babei bie ©runbfä^e unb ©efe^e ber ^^ilofop^ie 5U ©ienften finb, wirb ftc^ fpäter jeigen.

3n biefem ©inne ift alfo bie ©ogmatif Söifjenfd^aft. Unb in biefem ©innc bulbet feinen 3 ibeifel, ha^ fie bie er fte unb f)öd^fte aller Sßiffenfd^aften ift, il^re Ä^önigin. @te ift megen i^reS © e g e n ft a n b e § , ber ©ott felber ift, wegen i^rer ©ettii^^eit, bie nic^t burd^ bie berirrlid^e Sßernunft, fonbern burd^ bie croige gött« Ud^c 2öa^r!^eit felbft garantiert wirb, unb wegen i^reS 2Berte§, ber in ber 93er= mittlung ber errettenbcn unb erlöfenben ^eilSwa^rl^eiten gelegen ift. Sebe§ einzelne biefer 9iRomcnte wiegt alle SSorjüge ber föoibenz unb ©jaftl^eit jeber anbcm SBiffen- fd^oft auf.

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§ 2. Segriff unb ginteilung beS SogmaS.

§ 2. begriff unb Einteilung beS ^loguiog.

Sitcratur. ©t^eeben, ©ogm. I 29 301. ^einrid^, ©ogm. S^eol. II § 105 f. ©imar, ©ogm. I* 55 ff. ©enjinger, SSier SBü^er üon ber religiöfen grfenntniS I (1856— 1857) 562 ff. 51. ©c^mib, Sföiffetijcöoft unb 9Iutorität (1868) 130 ff. P e s c h , Praelect. dogm. I * 355 tf. Kleutgen, Instit. theol. 48 ff. van Noort, De fontibus revelationis (1906) 190 ff. ©pcc^t, S)ogm. I 4ff. SSon älterer Siterotur ift ju nennen: Veronius, Regula fidei catholicae; Holden, Analysis fidei divinae unb auf beiben fu^enb Chrismann, Regula fidei catholicae. 5Itte brei bei Migne im Cursus theologiae I unb VI. SSgl. übet fie «Sd^ceben I 194 f.

53cgriff. 3|t bie 2)ogmatif bie 35arjtcflung ber firc^Iiciöen 35ogmen, fo fragt fidd, h)a§ benn ein txxäiiiäit^ S)ogma ift. 2)ie 3lntti)ort ift Don be= fonberer Sebeutung für unfere 3eit, tuo ber fat^olifd^e 2)ogmenbegriff öon oUen (Seiten befämpft wirb. bem ^Jiamen 3)ogma (dogma catholicum) bcs jeici^net man in ber fot^olifd^en 2;^eoIogie jebe rcligiöfe SBol^r^eit, meldte ©Ott auf übernatürliche SOßeife geoffenbart ^at, unb bie ^irc^e i^ren ©liebem mit ber SSerpflid^tung, fie ju gloubcn, Der!ünbigt.

3tt)ei 2öe)en§merfmalc trögt alfo j[ebe§ fatl^olifd^e Sogma: ein inneres, fofern au§ ber göttlid^en Offenbarung entnommen ift, unb ein öufeercS, fofern ©egenftanb ber ürc^Iic^en öe^rbertünbigung ift. S)aS 33atifanum entfc^ieb: „Wit göttlichem unb fat^olifc^em ©lauben ijt alleS ba§ gu glouben, ma» im gefd^riebenen ober münblid^ überlieferten Sorte ©otteS (Offenbarung) enthalten ift unb bon ber ßird^e enttoeber burc^ feierlid^e @nt= f(^cibung ober bur^ ba» orbentlic^e unb aflgemeine Se^ramt al§ bon ©ott ge= offenbart ju glauben öorgefteüt mirb" (sess. III, c. 3; Denz. 1792 [1641]). 2)ie genauere örüörung biefer Definition mirb fid^ au§ bem jyolgenben ergeben.

3)ie SGßottcrflärung leijtet jur *Jluf Teilung be§ 53egriffe§ öom ®ogma nid^t gcrabe öiel. ®cr profane ©pra^gebraurf) bejeid^nete mit S)ogma (oo-j-ixa oon rjov.zh) junäd^ft unb allgemein eine ÜDZcinung, bie fid^ auf ben pnnlid^cn ©d^ein fiü^t. 3n ber ftoifd^en ?P^iIofop^ie erhielt bann ba§ SGßort bie intenfioere 93ebeu» tung üon fefter, beftimmter !Dieinung, fo ba^ einen Sel^rfa^ ober ein 3ljtom ber ^^ilofop^ie bejeid^nete. 3n einer ä^nlid^en 53ebeutung fommt baS SBort im 5^euen Seftamente oor, njo ttjieberl^olt im ©innc eineS S)elrete§ ge« brauc|t wirb, ba§ Don einer politifc^en (8t 2, 1. 2lpg 17, 7) ober apoftolifd^cn (3ipg 16, 4) ?lutorität erlaffen würbe. 5Iu(f) bie SSorfd^riften be§ 50^ofai§mu§ !§eiien bort bisweilen Dogmen (^pb 2, 15. ^ol 2, 14).

Die SSäter oerwenben ha^ 2Bort anfangs unter bem ßinfluffe ber ftoifd^en 5^^iIofop:^ie, um bamit bie d^riftlid^en fic^ranfd^auungen im allgemeinen ju bcjeid^nen (Suftin, SrenäuS, Giemen? üon ^leranbrien) ober auc^ für rituelle SSorfc^riften (©regor bon 9it)ffa) ober aud^ für ba§ ©efamtbogma, b. i). bcn gefamten ©laubenS- inbalt (OrigeneS). SSinjenj bon Serin ^ö^It in feinem ^ommonitorium eine ganje Siei^e bon ©laubenSfä^en auf (c. 22), rebet ober aud^ fummorifd^ wie OrigeneS (Contra Cels. 1 , 7 f dogma nostrum) öom „fat^olifd^en Dogma" (catholicum dogma c. 18; universale dogma c. 28). 5lber fc^on 3gnatiu§ J^otte ba§ SBort für eins eine ©laubenSle^ren gebraud^t (ra oo-'iJLaTa -oü -/.upiou xas rüiv dTtorroAtuv, Magn. 13, 1), unb bicfe SSebeutung ^at ba§ SBort in ber fpäteren 93äterlebrc unb bei ben S^eologen al§ bie prägnantere bebalten, ßin Dogma ift ^iernad^, furj gefagt, ein©lauben§artifcl. XbomaS bejeic^net al§ 3luf gäbe be§ 5|Jriefter§, bem 53oI!c bie göttlid^cn Dogmen (divina dograata) oorjulegen (S. th. 2, 2, q. 86,

6 Einleitung, ©rfteö Äopitel. 3)09inatif unb Sogmo.

a. 2). ®icfe ©ogmen bilben ben ©cfamtinl^art bc§ ®Iau6cn§, woburd^ ber ©ered^tc lebt ; fic finb qI§ Dogmen be§ ©laubenS (dogmata fidei) ben onftecfenben, töblid^en 2)ogmcn ber §ärc[ie entgcgengefe^t (S. th. 2, 2, q. 11, a. 2).

t^olfd^e 5luff Qffungen. S)en proteflantifdden Sluffoffungen t)ont 2)ogmQ noc^äuge^en, berlofjnt [ic^ ^eutjutage !aum ber 5Rü^e. 2öo im ^toiz= ftanti§mu§ nod^ bie ont)rDte[tontif(i^e Ort^obojie ^errfd^t, l^ält man anä) nodö an bcm einen @c!pfeiler be§ ^ogmoS feft, on ber göttliti^en C)[[en= barung. ^er gweite, bie i\xä)l\ä)t Sßerfünbigung unb Formulierung, !antt natürlich bei bem gänsUc^ unfiii^ern unb fd^manfenben ^ird^enbegriffe unb bei bem ^rinjip ber freien gor[^ung foum bon Sebeutung fein, ^ier fe^It benn auä) bei ort^obojeren S^eologen burc^meg an ber nötigen ^lar^eit.

hinter bem 2)ogma unb feiner ?I6faffung, fo crflärt man, ftc^t immer ber ©loubc ber © c m e i n b e unb baS S3ebürfni§ ber @ I ä u b i g c n. Se^tereS mu^ aber naturgemäß fcl^r öcrfd^ieben fein. Sllfo meiß man faum, wie bort ©in^cit unb ©inigfeit in ^ejug auf eine Sel^ranfdjauung ju ftanbe fommen foll. D^nc bicfe @in^eit ber 9luffaffimg öieler ift aber ni(^t üon einem S)ogmo ju reben. 3lud^ wo man an ber Ubcrnatür= lic^feit ber Offenbarung feft^ält, muß biefc ©in^eit burd^ i^rc fubjeftiöc 3lu§» legung überatt toieber in 58erfc^ieben^eit fid^ auflöfcn. ®er ftoljc @a^ ber @d^mal= falbifd^en 5lrtifel: „SSir aber ^abcn eine anbere ®Iauben§regcI (al§ bie ^at^oltfcn), ta^ nämlid^ ba§ 9Bort (Sotte§ bie SIrtifel be§ ®Iauben§ begrünbet unb außerbem niemanb, ni(f)t einmal ein ©ngel", erfc^eint bo(j^ im Sid^te ber fpöteren ®efd£)i(^te al§ eine reine ^^rafe. 31I§ menn bie einjclnen @Iauben§artifcI fertig in ber Sibel bor» rätig feien unb man fie nur einfad^ anjunebmen lsabel 3^mmer^in beftanb äroifd^cn ber fat^olifd^en unb Qlt|)roteftantifd^en 31uffaffung beS .^ogma§ in bcm, ma§ man gemeinfd^aftlic^ bcfannte, eine menigftenS fad^Iid^e Übereinftimmung : ba§ S)ogma mar eine gottgcoffenbartc, in ber (Srfirift niebergelegte Se^rc, bie beftänbig in ber ^ird^c gegolten unb in i^ren @t)mbölcn jum ?lu§brucf gefommen mar. 83on ben ©ijmbolen na^m man ba§ a|)oftolifd^e, ba§ nicäno = fonftantino^oHta= nifc^c unb ba§ otbanafianif^c bebingung§Io§ au§ ber alten ^ird^e mit binüber.

©anj anberS iebod^ ber au§ ber 5luf flärungS jeit ftammcnbe, burd^ <5emler unb befonberS burd^ ©d^leiermad^er, ben SSater ber l^eutigcn |)rotcftantifd^en X^eologie, eingeleitete mobernc 5proteftanti§mu§. ^n i^m ift nid^t nur ber jroeite, fonbern aud^ ber erfte unb C)au|)t|)feüer be§ ®ogma§, ber göttlid^e Offenbarung?» d^arafter, gefallen. Söeber ber altproteftantifd^e Offenbarungsbegriff nocb ber mit fo öiel Energie unb ©infeitigfeit geltenb gemachte SnipirationSbegriff mirb mel^r feft= gel^alten. gibt jmar nad^ biefer oom pantbeiftifcben @otte§begriffe auSgebenben @d^leicrmad^erf(|en, liberalen 2:bcoIogie eine göttliche Offenbarung, aber fie ift nid^t übernatürlich unb außerorbentltd^ , fonbern natürlidö unb allgemein, mcnn aud^ in einjelnen 3Jnbioibuen in ftärferem ©rabe unb größerem Umfange üor'^anben. ®ic Xbeologie ^at „biefer fortlaufenben ©ottc§offenbarung gegenüber bie miffenf^aftUd^c Stufgabe, ibre Äußerungen ju fammetn, ju fid^ten unb ju werten, ©ie werben bann für anbere oicHeid^t ber SInlaß ju neuen Offenbarungen ober religiöfen ©rfabrungen. ©elbft ein Ortbobojer, wie i C^ofmann in Erlangen, fonnte ben ®a| binfrfjreiben : „3id^, ber ß^rift, bin mir, bem 3:beoIogen, eigenftcr 6toff meiner SSiffenfd^aft." (%I. e. ©darüber, Sbcoäcutrifd^e St^eologie [1909] 39 ff.)

®er 9Dloberni§mu§ unterfd^eibet fid^ oon biefer „©ogmati!" ber liberolen 2:beoIogic nur burc^ eine Keine Sfiuance, nämlid^ baburdb, baß nad^ il^m nidbt ber Xbcolog, fonbern le^tlid^ bie offijiette ^ird^e bie in ibren ©liebern fortroäbrenb ju 3:age treteuben „göttlid^en Offenbarungen" unb religiöfen Erfahrungen icmeilig in zeitgemäße fcftc gormein faßt, bie fo lange in ©eltung bleiben, bi§ fic burdb anbere ,,Offenbarungen" unb anbere ^^ormcln abgelöft unb erfe^t werben. 5lud^ nadb ibm ift ba§ ®ogma nie „fertig", fo wenig wie bie ibm ju ©runbe liegenbe „Offen* barung" ju (5nbc ge|t; beibe§ befinbet fid^ in ftctem lebcnbigen x^luß, fud^t nur für

§ 3, Sie fat^oUf(§en SOßo^r^eiten. 7

eine geftiffe Seit mä) einer feften xJ-ormuticrung. Dogmen entfte^en unb üergc^en wie bic Söolfengebilbc am §immel. 3^re ©eltung ift nur jeitttJeilig, i^r SBert nur relatiD, itjrc 53ebcutung nur f^mboUfd^, i'^r ^JJu^cn nur ber eine§ f)ilf§= mittels. „®ie Dogmen, föeld^e bie ^irc^e qI§ geoffenbarte oufftellt, finb nid^t 00m §immel gefaflcne SSal^rl^eiten , fonbem eine gemiffe Deutung religiöfer Sriebniffc, bie ber menfc^Ii(!^e ©eift burd^ mü^fame 3Inftrengung ftd^ errungen l^at" (<St)IIabu§ üom 3. 3uli 1907, 22; ögl. 23—26; Denz. 2022 2023—2026. enjtjflifo öom 8. @e^t. 1907; Denz. 2079).

3)ic le^te, öon ber liberalen 2;]^eoIogie teilmeife fd^on längft gejogcnc i?onjequeng ift ber t^eologifd^e ^iftorijiSmug, nad^ weldöem einjigfte 3lufgabe be§ %^tO' logen ift, gejc^id^tlic| genau feftjufieUen, wa§ einmal ®ogma geaejen ift. SSietteid^t ha^ er bann ba§ „Sieibenbe", ba§ „ctnig ©ültige" beffen, tt)a§ in ber ©ejd^id^te jemol§ ju Sage trat, feftftellen fann. Öe^tere§ ift aber be§l)alb unmöglid^, meil bie gefd^id^tlid^en ^^ormcn ber ^Religion unablä|lid^ ftc^ erneuern unb fortjd^reiten, mon alfo erft ba§ @nbe aller Seiten abmartcn mü^te, um ben Äem be§ SBal^ren ju gewinnen.

Einteilung ber 2)ogmcn.

Obfc^on aüt 5)ogmen, gemeffen an ben ätoei früher angegebenen 5)ZQMtöben, untcreinanber gleidö finb, fo i)ai man fie bennod^ noc^ getüiffen fefunbören ®efic^t§|)unfteu auc^ einzuteilen unb ju orbnen gefuc^t.

1. '^Raäi i^rem 3 n^ alte untetfc^eibet man fie in f)aupt= unb !Jieben= bogmen (dogmata generalia unb dogmata specialia). Erftere finb bie großen 3entroI= unb S^unbamentalle^ren, bie ben einzelnen bogmatifd^en Sraftaten, ä. S5. öon ©Ott, bom ©c^öpfer, üom Erlöfer ju ©ruube liegen; le^tere finb bic in jenen |)auptle^ren eingefc^Ioffenen fpejteüeren Se^ren, 5. 53. bon ber ÜJienfd^l^eit (S^rifti, bon ber ^f^otmenbigteit ber ©nabe.

2. 'lilaä) i^rem SBer^öItniff e jur Sßernunft unterfd^eibet man reine unb gemifd^te Dogmen (dogmata pura unb dogmata mixta). ßrjtere finb bie unbegreiflichen 5!Jii)flerien , 5. 53. bie 2;rinität, ^nfarnotion; le^tere finb bie aud^ mit ber Sßernunft erreid^baren 2ßa§r^eiten be» ©laubenS, j. 53. ba§ ©afein ©otte», man^e Eigenfd^aften ©otte§. ©ie finb aber nur infofern Dogmen, al§ fie in ber Offenbarung enthalten finb. ^an fie^t leidet ein, bo^ biefe» Einteilungsprinzip ettoaS fubjeftib ift.

3. DJiit Dtüdfic^t auf bic fird^Iic^e 53erEünbigung unterfc^eibet man materielle unb formelle 55ogmen (dogmata materialia, in se, re- velata unb dogmata formalia, quoad nos, revelata et proposita). Erftere finb feine eigentlid^en 5)ogmen, meil fie blofe ba» eine 5)?erlmal be§ 53egriff§, ba§ Ent^altenfein in ber Offenbarung, an fid^ tragen, nid^t aud^ ba§ anbere, bie firc^Ii(^e SSerfünbigung. 2öer jebod^ prioatim jur beftimmten Äenntni§ fommt, ba$ eine nic^t firc^Iid^ proponierte SBa^r^eit in ber Offenbarung ent= galten ift, mü^te biefe mit göttlid^em ©tauben feft^alten (fide divina, nid^t fide catholica).

§ 3. 2)tc fotl^olifd^ctt Sßo^rl^citcn.

Siteratur. ^Icutgen, J^eol. ber SSorscit I^ 132 ff. ©d^eeben I 186 ff 253 ff. ^at^olif 1869, 1 257 ff. f)einri(^ II § 107—109. ©i mar I* 61 ff. % ©(^mib, aSiffenfc^aft ufro. 111 ff. van Noort 202 ff. ©ped^t I 7 ff.

Söefcntlid^ berfd^ieben bon ben 5)ogmen im ftrengen Söortfinne finb bie fog. fat^olifc^en 2öa^r!^eiten (veritates catholicae). ©ie Äird^e trägt

8 Einleitung. ©rfteS ^apittl Sogmati! unb Sogtno.

nömlidö fotoo^I in ber getüö^nlicä^en Se^röerfünbigung qI§ auä) befonber§ in i^ren me!^r ujiffenfd^aftlic^en (SJIou6en§äuBerungen anä) SBol^r^eitcn bor, toeld^e bic eben ermähnten jttjei S3egripmerfmoIe eines eigentlid^en ^ogmoS nid^t l^oben: [te [tnb nic^t qI§ [old&e unmittelbar in ber göttlid^en Dffenborung ent= polten unb werben bann nötürlid^ anäj nici^t qI§ geoffenborte SBo^r^eiten bor= getragen. 9}tan nennt [te ba^er au^ einfad^ „{iri^Iid^e Se^ren" (doctrinae ecclesiasticae), im Unter[(^iebe Don ben „göttlid^en Seigren" ber Offenbarung, ober fot^olifd^e SBa^r^eiten, im Unterfci^iebe bon ben fat^olifc^en 2)ogmen.

3u biefen fat^olifd^en 2öa^r§eiten rechnet man folgenbe brei ©ruppen: 1. 2)ie t!^eoIogif(i^en i^onflufionen; 2. jene pl^ilofop^ifci^en 2öa^r= Reiten, meiere mit ben OffenborungSma^rl^eiten in fold^ engem 3uian^i"cn= ^ange fielen, ba^ biefc o^nc jene gar nid^t berfünbigt unb berftonben »erben !önnen; 3. bie bogmotifd^en Satfac^en (facta dogmatica). 3ine brei ©ruppen gelten le^tlid^ auf bic eine 2öurjel ^urücf: fie [tnb an ]\ä) natür= lid^e 2Ba§r|eiten, berühren [id^ aber innerlid^ unb tt)e[entlid^ mit ben über= natürli(i^en , [o ba| ein 3ntum in jenen [ofort [eine ^JZad^föirfung ausübt öuf biefe.

Ad 1. Segriff einer t^eologifd^cn ^onllufion. Tlit bie[ctn Flamen bcjcici^net «ton eine religiöfc SBa^rl^eit, weld^c [id^er unb einleud^tenb ouf biSfurftöc SBcifc au§ jtoci SSorberfö^cn gejogen tnirb, bcren einer formell geoffenbart, beren anberer aber nur natürlid^ etfonnt ujirb. 9Jtan nennt [old^e Sßabr^eiten, tocil fte mit einer SBurjcI in bic Offenbarung l^inabreid^en, birtucll geoffenbarte.

3Iuf breifod^c SBeife fönnen nämlid^ religiöfc SIBol^rl^citen in ber Offenbarung enthalten fein. 3unäd&[t unmittelbar unb formell (revelata immediata et distincta), j. 18. bie SBeltfc^öpfung (®n 1, 1), bie ^nfarnation Qo 1, 14), bie Slrinitöt (5Jit 28, 20). Ober [ic finb unmittelbor, aber bunfel geoffenbart (revelatio immediata sed obscura, quasi implicita), mic ber S^eil im ©anjcn, ba§ S3efonbere im Mgcmcinen, 3. 93. bie Slufcrfte^ung cineS bc[timmten ÜJ^cnfd^cn, bie 5üiitteilung be§ ^eiligen ®ei[te§ an einen beftimmten SJpoftel, ber 3Iu§gang be§ ^ei= ligen ®ei[te§ au§ 53ater unb @obn, bic Unfeblborfeit be§ ^apfie§. ©orool^I bei ber formettcn al§ bei ber bunfcin unmittelbaren Offenbarung liegt ein ®ogma im [trengcn «Sinne bor, aud^ im jioeiten i^aUt, xoo eine gett)i[jc S)cnftätigfeit unb ©d^lu^folgerung notmenbig war, um jur @rfcnntni§ ber SQßabr^eit ju gelangen.

fann aber aud^ eine SBabr^cit nur birtucll unb einfc^Iu^wcife (re- velatio virtualis, vere implicita) geoffenbart fein, fo ba^ fte nur burdf) rein logifd^e Operation unb nad^ ben ©efc^en be§ folgerid^tigcn ©cnfettS au§ einer geoffenbarten SBabrl^eit abgeleitet mirb. ©old^e SBal^rbeitcn l^cifecn cigentlid^ t^eologifd^c ßon= fluftoncn. 3u i^ncn jälilt 3. 93. bie Sebre, ba^ 6bri[lu§ aud^ al§ 5J?cnfd^ ber natür= lirfie ©o^n ®otte§ i[t unb nid^t ?Iboptibfobn, ferner bic Se'fire bon ber ©inl^cit be§ göttlid^en SBirfenS nad^ au^cn, ber SluSgang be§ ^eiligen ®cifte§ bon 5ßater unb ©ol^n al§ bon einem Urfprunge, bic Sebrgemalt ber ^irdfje bcjüglid^ ber in 3^ebc [te^enben fat^olifc^en SCßatirl^eitcn.

3rür bic Dogmatil [inb bie t^eoIogi[d^en ^on!Iu[ionen bon großer 93 beutung. ©ie ermöglid^en fo red^t, bie einjelnen OffenbarungSma^rl^eiten tt)i[[en[d^aftlid^ ju burd^bringen, ju berbinben unb ju [^[temati[ieren, inbem [ie ben ©d^Iüffel ju neuen Söa^r^eiten barbieten, momit bie burd^ bie Offenbarung offen geladenen t^ragen unb Sücfen beantmortet unb ergänzt merben fönnen. 5lu§ bem ®e[agten ergibt [id^ aber aud& jugleidb ber eigentümlid^e ®ett)i^^eit§: d^arafter biefer fat^olifd^en SBa^r^eiten. <Ste merben nid^t berbürgt burd^

§ 3. S)ie fat^olifc^en 2ßa^r]|eiten. 9

bie Slutorität ®otte§, fönbcrn burd^ bie 5lutorität ber 5?ir^e. 55Q^er !önnen fie nur mit firc^Iic^em ©louben (fide ecclesiastica) geglaubt toerben, niti^t mit göttlichem (fide divina). ift aber nottoenbig, bofe bie t^eoIogif(iöcn ^onüufionen ftet§ auf einer übernotürlid^ geoffenbarten ^rämifyc berufen bleiben, [ici^ olfo nid^t mefentlid^ bon i^r entfernen. ift bon felbft ein= Ieu(ä^tenb, boB fie in bem 5Jio|e, ai§> fie ju rein notürlic^en pl^ilofob^if^cn ©pefulationen merben, auä) ben ©§arafter natürlicher Söa^r^citen erhalten, meiere bem Irrtum unterworfen finb. 2ßa§ tatföc^licb al§ eine t^eologifciöe 5?on!Iufion im ©inne ber !at^oIif(i^en Ce^re 5U gelten ^at, ^at Ie|tli(!^ nur bo§ !ir(^Ii(!^e Öe^ramt ju beftimmen. Boli^t amtli^e Äußerungen liegen j. 35. bor in ber ^onfiitution Auctorem fidei ^iu§' VI. gegen bie ^iftorienfer, beren 85 ©ö^e fic^ meift gegen t^eologifd^e ^onflufionen rid^ten, nic!^t gegen geoffenbarte Dogmen (Denz. 1501 ff).

Ad 2. 2)ic ^it6)t bot bie ^flid^t unb boS Siedet, ben etoigen ©el^oIt ber Dffenbarung§niabr^eiten in einer jebcr inbitibueUcn 93ilbung unb Sßebürftigfeit an- gepaßten ©prad^e barjulegen unb ju ertlären. S)abei ift nottoenbig, auf neue S3orfteIIungen unb SBa^rbeiten ber Umroelt einzugeben unb fid^ beren «Sprad^njeife anjubequcmen. 2)aburd^ roirb bem übernatürlid^en (Elemente ber Se^re ein natürlid^eS beigemifd^t: bie im ftarren Sud^ftaben feftliegcnbe 2Babrbcit ber Offenborung »irb ben 5DJenfd^en in ber jeitgemäBen 6inf(eibung oon SSernunftwabrl^citen nabc gcbrad^t. ®ie ßird^e bat im Saufe ber Seit fogar eine 5)^enge pbilofobbif^cr ^u§- brüdEe bogmatifiert unb in i^nen ibren ©laubcn au§ge)|)roc|en , wie 2:rinität, 3:ran§fubftantiatton, ^nfaflibilität, ^onfubftantialität ufro.

®te Äird^c muß ferner bei ibrer SSerfünbigung gewiffe natürlidöc SBabri^eiten öorau§fe^en, bie man be§baI6 „SSorläufer be§ ©laubenS" (praeambula fidei) genannt ^at (S. Thom., S. th. 1 , q. 2, a. 2; De verit. q. 14, a. 9 ad 8). ^ierju gebort bie SSabrbeit bon ber ©jiftenj ®otte§, bon ber Unfterblid^teit unb greibett ber ©eele, ba§ natürlid^e ©ittengefe^, bie Satfac^e ber Offenbarung. SCßenn bie pofttibe 93ebanblung biefer SBabrbeiten audf) ber ^ b i ^ 0 f 0 b b i e jufäHt, bann nimmt bod^ bie ®Iauben§Iebre äu i^nen ein ganj enge§ unb inneres 93erbältni§ ein. Se^^tere fann fid^ faum in einem cinjigen fünfte au§)Vred^en, ol^ne auf icnen ju fußen. S)aber jäblen fie aud^ inbireft ju ben ©laubenSIebren, b. ^. ju ben fat^olifd^cn SBabrbeiten.

ßnblid^ ergibt fid^ au§ ber gleid^en ©rmägung, baß bie ßird^e aud^ ein nega= tibe§ 93erbältni§ jur ^bilofopbie einnebmen fann: mcnn biefe nämlid^ eine un» gefunbe 5pfcubott)iffenfdf)aft treibt unb berbreitet, mit melcbcr bie ®Iauben§tebre nid^t jufammen ju befteben bermag. ®a§ fird^Ucbe Urteil über biefe falfc^en, trrefü'^renben g^bilofopbcmc muß ju ben fird^Iidjen Sebren ober fatboltfd^en Sßabrbeiten gerechnet merben. S)a§ 5ßati!anum äußert fid^ über btefen legten ^^unft au§brücf lid^ : „®ie ßird^e, bie jugletc^ mit bem fird^Iid^en üebramte ben 3luftrag erhalten bat, bie hinter« läge bc§ ®Iauben§ ju bemabren, bat aud^ bon ®ott ta§ lÄecbt unb bie ^f liebt empfangen, eine fälfd^Iicb fog. 2Biffenfd^aft gu bermerfen, bamit niemanb berfübrt werbe bur^ ^bilofopbie unb eiteln 2:rug" (sess. III, c. 4; Denz. 1798 [1645]).

Ad 3. 2Bie aber tbeoretifd^e SBabrbeiten gibt, melcbc cnttoeber bie SSorauS» fe^ung ber ®Iauben§Iebren bilben ober mit tbnen innerlid^ berflod^ten finb, fo gibt aucb Satfad^en bon folcber bogmatifd^en 5^otur; man bat fie ba^er aud^ bog» matifd^e 2;atfad^en (facta dogmatica) genannt, ©(bon ber 3^amc fagt, baß 3:atfad^en ftnb, meldte mit bem 2)ogmo inöireft jufammen^ängen. 5ln jid^ finb rein natürlid^e Xatfad^en nid^t etroa übernatürlid^e , bie bon ber Offenbarung bezeugt werben, wie 5. 33. (Sbrifti ?luferflebung unb f)imme{fabrt, bie ^nfarnatton, aber obf(bon natürlicb, erbalten fie bennod^ inbireft übcrnatürlicbe SBcbeutung, fofern bon ibnen ber ©loube an befiimmtc ®ogmen mit abbängig ift. ©old^er bogmatifcben

10 Einleitung. ©rfteS Kapitel. S)ogmattf unb S)ogma.

%at)aä)m finb bie 5lut^entie bcr SSuIgata, bie Öfumenijität eine§ ^onäil§, bie Segi« timität eines ^apfte§, bcr 5lufcntl^att Sßetri in 9iom, ha^ ©ntl^oltcnfein einer gemiffcn Seigre in einem bcftimmten ©ud^e. ®q§ Urteil ber ^ixäjt über biefe ®ingc jä^It gu ben fatlolifd^en 2Bal^rf)citen. liegt auf ber ^anb, ba^ bon i^nen iebeSmal eine gonje ^iei^e flreng bogmatijd^er SBa^r^citen abliängig ift. Tlan benfc nur etn= mal an bie Segitimität eine§ ^onjilS, ettoa be§ 2;rtbentinum§, ober an bie (^t\ä)iä)U lid^fcit be§ römijdöen ^ontififate§ ^etri.

gür geiüö^nlid^ benft man ober bei bem ^JuSbrud öon bogmatifc^er Satfad^c an fog. bogmatijd^e 2;ej;te, worüber bie ^irc^e in fonfretcn ^^ätten urteilt, tt)ie 3. 33. über bie ©(ä^rift „%^a\ia" öon 3lriu§, ober über bie „brei Kapitel", ober über bie 3;i^efen Sut^er§, über ben „^nguftinuS" öon ^anjeniuS.

2)ie Ie^ramtli(ä^e 3ufiönbigfeit in bie[cn Scjtfragen l§at \iäi bie Äirci&c in bem Sanfeni[tenftreite ouSbrüdlidö äU9c[pi^D<^fn, unb giöor bie ^ompctenj ni(!&t nur in ber 3^e(i^t§f rage (quaestio iuris), fonbern auö) in ber 2:QtfQ^en= froge (quaestio facti). ®q§ tt)iß fagen, bafe bie ßirc^e nid^t nur urteilt, geroifye 233o|r(}eiten feien unbogmatifd^ unb glaubenlföibrig, fonbern aü(i), fie feien in einem beflimmten Sud^e, wie j. 58. im „?Iuguflinu§" be§ ^ßnfenius, enthalten. Sei bem Urteile über Ie|terc Sotfod^e ^ölt fii bo» Se^romt an ben objeftiben ©inn ber S)arfteflung, fie erforf(!^t unb beurteilt nW bie fubj[e!tiöe 51bfic^t be§ 2Serfaffer§ (bgl. Denz. 1098—1099 [971] 1350 [1317]).

§ 4. S^cologifc^c ©ettJtPcitggrabc unb ^cnfurcn.

Sfieologifc^e ©emip^eitögrabe. ®ie SSergleic^ung ber ftrengen 3)ogmen mit ben lat^olifd^en 2Bo^r^eiten geigt, ba^ nid^t alle§, tt)a§ bie ^ird^e le^rt, berfelben Drbnung angef)ört, öon ber gleichen 5(utorität berbürgt unb mit unterfd^iebslofem @Iauben§affen§ feftge^alten mirb.

S)en pd^ften ©ewi^^eitSgrab tragen bie geoffenbarten 2öa^r!^eiten; fie finb bie ^u^erungen ber göttlid^en 2Bo^rt)eit felbfl. 2)er ©laubenbe ftü^t ^6) bei i^rer 5lnna^me auf bie 5iutoritöt ©otteS. 3l^r ßntl^altenfein in ber Dffenborung t)erbürgt i^m bie ^\xä)t, mlö)e biefe Söa^r^eiten aflen ©laubigen borfd^reibt, fo ba^ atte ben einen gemeinfamen ©lauben l^aben. 2)a§ ift ber göttlid^e unb fatplifc^e ©taube (fides divina et catholica). S)ie SDogmen felbft finb de fide ober de tide catholica. <Sinb fie feierlid^ ^iromulgiert, bann finb fie de fide definita, propositiones de fide, veritates fidei di- vinae et catholicae.

2)ie !at^oIifd^en SBa^rl^eiten Werben angenommen, geftü^t auf bie 5lutorität ber Äird^e aflein, bie \\ä) bei i^rer Sßerfünbigung, mie gejeigt, auf übcrnatürlid^e unb natürliche ©rünbe ftü^t. ©ie werben geglaubt mit !ird^= l\^im ©tauben (fide ecclesiastica). S^ax ift bie ©id^erl^eit aud^ l^ier eine äweifellofe, unfehlbare, fo ba^ bie im Sanfeniftenftreite fici^ l^erbormagenbc 5D'ieinung, man fd^iulbe ber ^ird^e in biefen 5pun!ten nur unsere, nid^t innere Unterwerfung (silentium obsequiosum) , abjule^nen ift. Sejüglic^ ber bDg= matif(^en Satfad^en ift ha^ auSbrücfüc^ bon ^Iemen§ XI. erflört (Denz. 1350 [1317]). Smmerl^in ift beibemal ber ©ewipeit§grunb ein berfd^iebener. ®ie fatplifd^en Sßal^r^eiten finb nur au§ einem ö uferen ©runbe, inbitett unb partijiljatibe unfehlbar, nid^t innerlidb unb prinjipaliter wie bie Offen= borung§wa^r^eiten. 2)a^er ift aud^ unmöglich, mit ©uarej unb Sugo an=

§ 4. Sr^eoIogtf(§e ©etotß^eüSgrabe unb 3enfuten. H

äune^men, bap t|3e§iefl bie t^eologifd^en ^onflufionen hüi6) eine ettoaige formelle SScrfünbigung feiten» be§ Sel^ramte» ben 6§Qrafter bon gcoffenb<irten 2)ogmen erhalten würben. 2)en obieftiben SSa^r^eitSd^arafter fann bie Äir^e nur beüarieren, aber nid^t beränbern. ©ie Organe be§ Sel^ramt» finb ber 2Ba§r^eit untergeorbnet, nid^t übergeorbnet. 2)a^er lehnen auä) bie meijlen S^eologen, befonber§ ber S^omiftenfd^ule, jene 5Inf{(3^t ab.

^Betrifft bie bisherige Untcrfd^eibung nid^t fo fel^r bie ©cwife'^cit al§ bie 31 rt ber ©eroi^^eit, fo führen bie 3:^eo[ogen aud^ nod^ eine 9iei^e öon IBeftimmungcn an, rooburc^ bie ©emiB^cit felbft al§ eine größere unb geringere gefennjeid^net wirb. 9)?an fprid^t bon t^eologifc^cn ©ä^en, weld^e bem ©lauben nal^e fommen (sententia fidei proxiraa), tt)cnn nodö nid^t ganj au§gemad^t ift, bafe fic in ber übematür= lid^en Offenbarung enthalten ftnb ober bon ber ^ird^e wirfli^ allgemein berfünbigt werben. 2?on ben t^eologifd^en ßonflufionen , bie nad^ obiger ßrflärung innerlich mit bem ©lauben ^ufammen^ängcn, fagt man, ba^ fie jum ©lauben gcl^ören, in unb mit il^m bcrbürgt ftnb (sententia ad fidem spectans, s. tide certa, theologice certa). gine gewiffe Unfid^cr^cit fommt in biefc tl^eologifd^c 5Bcgutad^tung ober SSö^rung bisweilen babur(^, ba^ fie p r i b a t i m gefd^ie^t, bon einzelnen ?lutoren boII= sogen wirb, oft allerbing§ aud^ bon ganzen ©tauten. 2)aburd^ finfen fic bisweilen auf ba§ ^Ifiibcau bon ©d^ulmeinungen I)inab. betrifft ha^ aber mcift 2)ingc, weld^e an ber ^crip^erie liegen unb al§ ßonfluftonen im weiteren ©innc ju gelten l^aben. 5lnbcr§ natürlid^, wenn fie bem aflgcmeinen i?onfena ber Xl^eologen gcmö^ gcfd^ie^t, wie meift ber §all ift, unmittelbar bor ber fcierlid^en Definition eineS bisher nod^ fontrobertierten Dogma§.

©anj fubjeftibcr 9?atur ftnb bie t^eologifd^en Urteile über religiöfe SEßal^rl^eiten, wenn fic borgetragen werben als „probable" ober „t^eologifd^e 5)leinung" (sententia probabilis, opinio theologica), ober al§ ^wol^lbegrünbete" Slnftd^t (s. bene fun- data), ober al§ „fromme SJZeinung" ober „frommer ©laube" (s, pia). 5Ran fprid^t aud^ bon „freien" 9Keinungen (s. liberae disputationis), bon „gebulbetcn" <Sä|en (s. tolerata), wenn ftc jwar nur fd^wac^ bcgrünbet ftnb, aber bon ber ^ird^e nid^t weiter behelligt werben.

2:§eoIogifc^e 3cn|urcn. Die 5lbn)eidöung bon einem Dogma ober bon einer fird&Ud^cn Öe^re wirb mit einem entgegengefe^ten ürd^Iid^en Urteile be§ 2;abcl» ober ber Sßermerfung gefennjeidbnet, tta^ man tl^cologift^c 3cn|w'^ nennt (nota ober censura theologica). 2BeiI ein Söiberfprud^ gegen bie ^irc^enle^re objcftib berfd^iebene Söa^r^eiten berül^rcn !onn, fo unterfc^eibet man aud^ berfd^iebene t^eologifd^e 33ermerfung§urteile ober 3c"f"i^fn- 5)ie mid^tigften unb befanntefien feien ^ier angeführt.

9ii(^tet fid^ ber 2Biberfprud^ birett gegen ein eigentlid^e» Dogma, fo lautet bie t^eologifd^e 3enfur auf |)ärefie (propositio ober sententia haeretica). SJian unterfd&eibet aber formelle uitb materielle ^arefie, je nad^bem fie einem formellen ober blop materiellen Dogma entgegengefe^t ift. 3n einem anbern «Sinne berfle^t bie 97ioralt^eoIogie biefe 5Iu§brüdte.

SSetrifft bie ©onbermeinung ni(^t ein Dogma, fonbern eine fat^olifd^e 2öal^r= ^cit, bie allgemein al§ fold^e gilt unb befannt ift, fo wirb fie mit ber 3enfur be» S r r t u m § berfe^en (sententia erronea, error in fide, error catholicus). Die sententia haeresi proxima, haeresim sapiens ift ber sententia fidei proxiraa entgegengefe^t.

3lnbere 3enfuren gibt eS noc^ me^rfac^c, aber fie finb minbcr wichtig unb er» flären ftd^ felbft (sententia temeraria, s. falsa [^iftorifd^ falfd^], s. male sonans,

12 ©tnleitung. @rfte§ ßa^itel. S)09inatil unb JDogmo.

s. captiosa, s. piarum aurium offensiva, s. scandalosa etc.). 33on entj^eibcnber Sßebeutung tft, ta^ bic 3enfuren öom fird^Iic^en Se^ramte gefällt werben (censura authentica). SSenn fte öon ber Sßifjenfd^oft ober öon tDiffenfd^aftlid^en ^ör^)er|^Qftcn (Uniöerfitöten , Orben§[d^uIen) QU§geI)en, l^ei^cn jtc tDiffenf(^Q|tlic^e 3enfuren (cen- sura doctrinalis). Sin gett)i[fe§ entfd^eibenbe§ 5!nfe^en f)atte im 2)ltttelalter bie ^Jarifer ©orbonne, ober freilid^ nur, weil jic fid) ber oHgemeinen firc^üd^cn 5ln» erfcnnung erfreute, nic^t an unb für fid^. SSgl. ^ird^enlcjifon XI ^ 520 s. v. «Sorbonne.

5lbcr QU(3ö bei ben omtÜd^en 3ß"fuifc" [ini> "od^ ©robc möglid^. ©ic !önnen junäci^ft erteilt toerben bom unfe^Iboren Se^ramte felbft, fei öom ^opfte ober bon einem ^onjile. 3n biefem trotte inirb ein unfehlbarem ©laubenSurteil auSgefprodien. ^ie ©lieber ber .^ird^e ^oben boSfelbe oufjune^men unb feftju^Qlten mit göttlid^em ober fird^Iic&em Glauben, je na6)= bem ein ftrengeS ^ogma ober eine fird^Iic^e Se^re betrifft. ®en genuinen forreften 5lu§brud ober für bie |)ofitit)e Se^re finbet man, tnenn man ha^ f ird^Iid^e SSertoerf ungSurteil in fein !ontrobiftorifd^e§®egenteiI umfe^rt. 2)a§ SSertüerfungSurteil !ann in negotiüer ober pofttiber göffung auSgefprod^en merben, unb bal^er finbet man bic firc^Iic^e 8e|re im erften ^aüt burd^ 53e= ja^ung, im jtüeiten burci^ SSerncinung be§ fragli(i^en ©a|e§.

SBefentUd^ öerfd^ieben finb bic tl^eologifd^cn 3cnfurcn, wenn fie nic^t oom un« f e'^Iboren Se^ramte felbft, f onbern ton ft c U ö e r t r e t e n b e n O r g o n e n gefällt werben, j. 33. bon ^rooinjialfonjilicn, öon 93ifrf)öfen, bon ben römifd^en ^arbinolfongrega« tionen (Congregatio S. Officii, Congregatio Indicis) ober öon fonft cigenS jur Prüfung t^cologifc^er gragcn eingefe^ten ^ommiffioncn. ®ie öon i^nen öoIIjDgcnen Sntfd^eibungen finb nidE)t unwiberruflid^, fönnen öielme^r obieftio irrig fein. ®enno(^ gelten fie junäd^ft al§ fird^Ud^e ©iSjipUnarma^regel , welcher ber SSelroffcnc fid^ ju fügen l^at. ®ie beanfianbeten ©ä^e bürfen nid^t weiter gelehrt unb öerteibigt werben, tjerner ift felbftöerftänblid^ , ha^ ber jenfurierte 3Iutor, faUS fid^ um eine wirflic^ fcftfle^cnbe SBol^r^eit l^anbelt, aud^ innerlid^en ©Iaubcn§affen§ ju leiften ^at Sfi ber SBiberfprud^ gegen eine fird&Iid^e Se|re nid^t gonj flar ju flellen, unb glaubt ber ?lutor, feine Se^re mit bem 3)ogma in ©inflang bringen ju fönnen, fo barf er in angemeffener SSeife öriöatim Ui ber juftänbigen ^etiörbe feine ©rünbe geltenb machen, nur mu^ er bereit fein, ftdf) bem enbgültigcn Urteile ju unterwerfen, ^oäi ift ju bewerfen, ba| 5piu§ X. für bic @ntfd^eibungen ber 53i6elfommi)fion sub gravi innere 3uftimmung forbert (Motu proprio Dom 18. 9ioö. 1907).

®ic 3^0 rm ber 3enfurierung ift nic^t [tet§ bie gleid^ flarc unb beflimmtc; auc^ fie lö^t (Srabe ju. 5tm beutlid^ften ift fie, trenn ber beanftanbete ©o^ töörtli(!^ ober in öquibalenter i^affung ^erau§ge()o6en unb mit ber berbienten 9^ote gefennseid^net töirb (damnatio categorica, specialis).

2Beniger genau ift ba§ SSerfa^ren, n^enn eine gonje Steige bon ©a^en äufammengefleÖt unb bann mit mehreren 3^")"^^" üerfcfien mirb, bic je einen ber @ä|c treffen füllen, o^ne jebod^ fcnntlid^ ju mad^cn, tücld^e 3enfur je bem cinjcinen ©a^e gilt (damnatio in globo).

@inc rein bi§äiplinöre 9Jla^regeI, bic feincriei ®Iauben§urteiI entpit, ift bic ©inrei^ung einer ©(^rift unter bie berbotenen Sudler ober bic 5ßcrfe^ung bcrfelben auf ben „^nbej". ^^iur t>a^ eine ift einer folc^en 5]la|regel ju ent= nehmen, ba^ ba§ inbijierte ^uä) in irgenb einer 2öeife bem ©laubcn abträglich ober gcfä^rlici^ ift ober ho6) bei tneniger Unterrid^teten tocrben !ann.

©elbftöcrftänblid^ fann in einem fold^en gaUe oud^ ber unbogmatifd^e ober un= fat^olifd^e ß^arafter be§ SBud^eS ober einiger feiner ©ä^e I)erüorgel^oben unb mit

SaeiteS ßapitel. § 5. S)ie göttlid^e Offenbarung. 13

beftimmtcn 3enfuren berfcl^en locrben. ®ann liegt eben eine ouSbrüdlid^e Senfur bor unb ein beftimmteS fird^l^e§ ®Iauben§urteiI. Sßgl. §ilger§, S)er 3nbej ber öer« botenen Sucher (1904).

fommt au^ üor, baB bie ßird^e bie Sel&re eincS einjelnen unb me'^r nod^ ganjcr ©d^ulen unb OrbenSgcfeflfd^often üor priöotim geübter 3cnjurierung burd^ ein 33erbot j^ü^t. '^uä) bann liegt fein t)ofitil)e§ ®Iauben§urteiI öor, fonbern nur eben eine SBamung bor t^eologifd^em Übereifer unb unbrüberlic^er Siebloftgfeit. S)ic be= treffenbe Se^re ift üor ber ^anb frei gegeben.

5Jiac^bem im üorfte^enbcn ^ap'ikl ha§i ®ogma an fid^ junäci^ft nod^ feinem for= malen, begrifflichen G^orafter unb in feinem ©egenfo^ ju ^äreftc unb ^trtum be» trQd)tct mürbe, bebarf je^t einer eingel^enberen Erörterung feiner Duetten, woraus gcf(^ö))ft, ber 2JZttteI, moburc^ erfennbar mirb ; furj, muffen bie6r!enntni§" ^3rin3i|)ien ber ©ogmatif be^anbelt merben. ©olc^er ßrfenntniSprinjipien aber gibt ca jmei: ein objeftiüeS, bie göttlid^e Offenbarung, unb ein fubieftiöeS, ber menfd)li(j^e ©laube. 2)ie Se^re don biefen bogmatifi^en ^4Jrin}i|)ien maci^en ben ^aupt- fäd^Iici^ftcn ^n^alt ber Einleitung au§.

3tDcitc§ ÄJapitel.

A. DbjefttücS ^rinsili: 2>ie Offenbarung.

2Bieber^oIt muBte fcfeon bisher ^erüorge^oben tcerben, ba^ bie ^ogmatif i^ren ©toff qu§ ber Offenbarung entnimmt, ha^ biefe bie objeftiöe Duette, unb ätoar bie einzige fei, au§ toeld^er [ie i^re Seiten \6)öp\i. (5§ ift nunmel^r öon biefer CffenborungSquette, i^rem 2Befen unb 2öerte einge!^enb ju ^anbeln. SBeiter fteflt fic^ bann bie ^rage ein, tuo biefe CffenbarungSquette fliegt, tno i^re SSa^r^eiten ju finben finb ? Unb ba gilt für ben f atl^oIif(^en Sogmatifer bie Entfd^eibung ber ^ird^e, na6) toelc^er fie in ©d^rift unb Srabition niebergelegt finb (Strib. sess. IV). (Snblic^ fte^t für i^n feft, bn^ bie Offenborung t)on ©Ott tüo^l für jeben einjelnen, aber nid^t an jeben einzelnen gegeben tDorben ift, fonbern junö^ft nur feiner bon i^m gegrünbeten Äirc^e, bamit fie über i§re Steinzeit toad&e unb i^ren Se^rin^alt geltenb mac^e , fo ba^ auc^ bie firc^Iiciöen Se^rentf c^eibungen für ben ©ogmatüer al§ ©toffqueflc in 53etra(!^t fommen. 5IIfo ift nunmehr üon ber einen göttlichen ®Iauben§quettc, ber Offenbarung ju ^anbeln, irie fie in ©d^rift unb Srabition unter ber forg= föltigen unb ftetigen Söad^famfeit al§ auä) befonber» in ber ftänbigen un= trüglic^en ^tuSlegung unb ©eltenbmac^ung ber ^ird^e ber 9Jienfd^^eit lebenbig unb tüirffam erhalten toirb.

§ 5. Sic gb'ttltd^e Offenbarung.

Siteratur. ^ oneb er g, ©efd^. ber bibl. Offenbarung (n 8 76). ©d^öpfer, ®ef(^ic^te b. % Xeftamenti (n902). maä), ®te DIotroenbigfeit ber Offenbarung (1883). ßu^n, Einleitung^ 5 ff. ©c^ceben I Sff. ^einri(^ I 228ff. ^Ieut= gen, 2:^col. b. SSorjeit I 1 ff ; V 336 ff. Pesch, Praelectiones dogm. P (1909) 106 ff. Tanquerey, Synopsis tbeol. dogm. fundamentalis (^*1910) 106 ff. Hetzenauer, Theologia biblica (1908). Zschokke, Historia sacra anti- qui Testaraenti 1910j unb hk oben genannten gunbamentolt^eologien, moäu nod^ bie apologettfc^en 2Berfe üon ©utberict, Söei^, ©d^anj, ©d^ell ufm. ju Der- gleichen fmb.

14 Einleitung. 3toeite§ Kapitel. Sie bogmattfi^en ©rfcnntniS^rinäipien.

^Begriff. 2)ie göttlici^e Offenbarung lö^t \iä) befinieren qI§ bie freie SEot (SJotte§, tt)obur(3^ er \iä) felbft, fein 2)Qfein unb fein Söefen, fein SBoIIen unb fein Söirfen ben üernünftigen Kreaturen ju erfennen gibt.

®Q ©Ott ba§ abfolute, unfic^tbare ©eifitoefen ift, fo !ann er bon onbern, ou|er i^m ejiftierenben 2öefen nid^t erfonnt werben, Wenn er fid^ i^ncn nid^t in freier %Qt entpHt. ®iefe «Selbftent^üflung ift bann für biejenigen, bcrent= :^alben fie gefd&ie^t, 5tt)eifeno§ eine gro^e @nobe. @ie ift bo§ um fo me^r, oI§ fie bie offenborung§em|)fängIid^en Kreaturen nid^t wie juföllig trifft, fonbern il^rem tiefin n er ften S3ebürfniffe begegnet, ©eftiel^en ober fann bie göttlid^e ©elbftoffenbarung auf breifad^e SBeife: ouf bcm Söegc ber ^flatur (revelatio naturae), be§ ©Iouben§ (revelatio fidei) unb ber Glorie (revelatio gloriae).

®ie erftcn Beiben Dffenbarung§arten finb beftimmt für bie SSernunftiocfen im S)ie§feit§, bie le^te für bie im 2Jcnfeit§. ®iefe Ie|te ift jmar bie üoflfommenfte, »eil fie in ber ööttigcn unöer^üHten S)Qrbietung bc§ göttlid^en SBefcnS jum Erfennen unb Sieben befielet; gleid^mot)! fann fie l^icr unbead^tet bleiben, weil fie nid)t eine Ouelle ber ©ogmatif ift. ©ie fommt fpöter in ber @§d^atDlogic gur Erörterung. Dcr= bleiben alfo ber 53etrad^tung an bicfem Orte nur bie Offenbarung auf bem SGßegc ber 5iatur ober bie natürüdöc Offenbarung unb auf bem SBegc bc§ ®Iauben§ ober bie übernatürlid^e Offenbarung.

S)ie natürlid^e Offenbarung, ©ie befielet nod^ i^rer obieüiöcn (Seite in ber ©d^öjjfung, nad^ il^rer fubjeftiben ©eite in ber üernünftigen 2öelt= unb ©elbftbetrad)tung. ®ott ^at nämlid^ in ben ©d^öpfung§bingen fein ewiges, berborgene§ SSefen in me^r ober weniger Üorer SBeife jum obbilblid^en 5lu§brud unb 51bbrud gebrad^t. Soffen fic^ in ben bernunftlofen Kreaturen nur bunÜe ©|)uren (vestigia) feine! 2Befen§ beobad^ten, fo finb bod^ bie ber= nünftigen ^reoturen wa^re 5lbbilber ober (Sbenbilber (imagines) bon i^m. Sn ieber Kreatur finbet fid^ ba^er eine gewiffe, wenn aud^ berfd^iebcn beut= lid^e ^^nlid^feit (similitudo) be§ göttlid^en 2Befen§. ®enn wenn (Sott wirft, fann er nur in einer feinem 2öefen entfpred^enben SBeife (S. th. 1, q. 45, a. 7 ; q. 93, a. 1 7). 2öeil biefe Offenbarung nur in ber ©d()öpfung ober ^iatur gegeben unb mit natürlid^en Gräften erreid^bar ift, nennen wir fie natürlid^. 2)a^ aud^ bie ©d^rift biefe natürlid^e Offenborung bezeugt unb empfiehlt, wirb fpüter äu äeigen fein.

S)ie übernatürlid^e Offenbarung. SBefentlid^ bon ber foeben be= f^riebcnen Offenbarung, bie in ftetiger, orbentlid^er, allgemeiner SGßeife berläuft, ift eine jweite boüfommenerc ^orm, weld^e in intermittierenber, aufeerorbentIi(6er, befonberer 5frt fid^ boHäie^t. ©ie |ei|t übernatürlid^, weil fie in objeftiber unb fubjeftiber |)infid^t über bie ^iatur unb i^re Gräfte ^inau§ge^t. ^at nömlid^ ©Ott gefoflen, bon S^'ü ju ^t\l in ben gewö^nlid^en ©ang ber SGßeltentwidflung befonberS einjugreifen unb un§ über ficb äu belehren, ©{eid^^eitig berlie^ er benjenigen ^enfd^en, an bie er fid^ wanbte, eine befonbere ßrleud^tung i^reS @eifle§, bamit i^nen feine SJiitteilungen jugänglid^ unb berftänblic^ würben, SGßegen i§re§ SSorjugeS bor ber natürlid^en Offenbarung nennt man biefe le^terc eigentlid^e Offenbarung ober bie Offenbarung fd^Ied^t^in. ^n biefem ©inne wirb fie oud^ l^ier fortan berftanben.

§ 5. Sic göttlid^e OfienBarung. X5

®er 9JiDberni§mu§ oerioifd^t ben Unterj^tcb jtoifd^en Beiben Offenbarungen unb ift im ©runbe ^urer ^RaturaliSmuS ober 9iationaIi§mu§. Offenbarung i|i bo§ S3etDuitiein be§ 2)?enfd)en Don feiner Seäie^ung ju ©ott (Denz. 2020).

®a^er bauert fic fort unb entroicfelt fid^, folangc religiöfc 2Renf(^en auf bcr SBelt gibt. 5)q§ ift aud) ber Offenbarung§begriff ber 2luf!lärung§5eit, öon tot, öon ©c^Ieiermadjer, tom liberalen 5t^rotefianti§mu§ unferer Sage.

gibt einen bot)i)eIten SSorjug ber übernatürli(i^en Offenbarung bor ber natürlichen, ^er erftere betrifft ben 3 n^ alt, ber jföeite bie^orm. S)ie über: natürliche Offenbarung befte^t ^auptföc^Iic^ au» 2Ba§r|eiten, ju beren ^enntni» tt)ir nie au§ un§ felbft gelangen fonnten unb bie voh toegen i^rer inneren Sid^tfüHe unb ßr^aben^eit au^ nad^ gefd^e^ener Offenbarung nie bötlig begreifen: fie finb unb bleiben für un§ bi» ju einem getoiffen ©rabe unerlennbare ®e^eim= niffe (33atif. sess. III, c. 2 unb 4; Denz. 1786 unb 1795 [1643]).

3n formeller |)infi(^t bann trögt bie übernatürliche Offenbarung einen biel beftimmteren unb beutlid^eren 6§ara!ter al§ bie natürlid^e. ©ic menbet fi^ bireft unb abfid^tlic^ an ben menfc!^lic^en ©eift, um i^m bom göttliciöen SBefcn unb Seben, äöoflen unb 2öirfen 3)?itteilung ju maä^^n. SDabei affommobiert fie [\ä) aber biet me^r ben berfd^iebencn menfc^Ii^en @rfenntni§tt)eifen al» bie natürlid^e. 8ie berlöuft bielfad^ unb meift in förmlichen 5lnfpraci^en an ben 3D^enf^en, fei e», baß fie fic!^ an feine ©inne§tt)a§rne:^mungen menbet (3eic^en) ober an fein geiftige» 6r!enntniabermögen (^nfpiration, ©rleud^tung) ober an beibe jugleic^ (5lnfpradöen, Sßifionen).

«Sie fann bann roieber unmittelbar unb mittelbar gefc^e^en, je nac^^ bcm fie an bie erftmaligen Empfänger: 5Ibam, 5J?oje§, bie ^rop^etcn, bie ^pof!eI, fiel) menbet ober burd^ biefe an bie 2)?enfdö^eit allgemein.

5Inberc Untcrfd^eibungen, »ie innere unb äußere (revelatio interna unb externa, revelatio sensitiva, imaginativa, intellectiva fie muffen ftet§ äufammen fein) ober öffentliche (revelatio publica) unb rein perfönlid^c (revelatio privata) erflären ]\ä) felbft. ©benfoleic^t begreift man ben Unterfc^ieb ber Offenbarung t)on ber 3n=> fpirotton, wie fte fpöter erflärt wirb, öon ber göttlid^en Slffiftcnj, beffen fiä) ha§ Se^ramt erfreut unb öon ber ©nabenerleud^tung um bie Offenbarung§= wa^r|eiten ju crfennen.

S)ie ©efcj^ic^te ber Offenbarung. ®ie übernatürlid^e Offenbarung erfolgte in einem gefci^icj^tlic^en 5^aci^einanber unb in fortf^reitenber 5)eutlidöfeit. ©0 fpric^t bie ©c^rift felbft au§, unb fo jeigt bcr objeftibe Slatbeftanb ber Offenbarungsquellen (^ebr 1, 1. 3o 1, 1 14). 2)er le|te ©runb für biefe ©rfc&einung liegt in ©otte§ freiem SSillen. SöiH man auf 5longruenj= grünbe bermeifen, fo lann man fagen, ba$ ber göttlichen Offenbarung§gefd^ic^te ein fe^r meifer, pöbagogifc^^rücfpc^tSboIler ^lan ju ©runbe liegt, inbem ©ott nic^t bie gülle feiner äöa^r^eiten auf einmal gab, fonbern erft nac^ unb nac^, ie nac^bem bie 5IRenfc^^eit bafür fö^ig unb borbereitet mar. 3Sor allem iji ba§ ganje 5llte 3:eftament eine unboüfommene SSorflufe be§ ytmm 2;eftamente§ unb ein grjie^er auf 6^riftu§ ^in (©al 3, 24).

SDJan unterfd^eibet in ber ©cfamtgefd^id^tc ber übernatürlid^cn Offenbarung ge= iDö^nlic^ folgenbc ©tufcn:

©ieUroffenbarung. ©ie gefd^a^ öon ©ott felbft im unmittelbaren SSerfe^r mit htn crften ÜRcnfc^en im ^^arobiefc ($ßarabiefifc^c Offenbarung ©n 1, 28 29;

16 Einleitung. 3toeite§ ßa^itel. S)ie bogmatifd^en ©rfenntniSl^rinai^ien.

2, 8—9 19—20). Sn^olt ber Uroffcnborung lä^t fic^ nur oHgemein angeten, bo^ ©Ott \\ä) öor QÜm bem 9Jlenj(^en qI§ feinen ^txm unb 6d^ö^fer unb fein Ie|te§ 3iel funbgab, worin bie t^orberung ge'^orfamer Unterwerfung unter feine ?lutortt$t eingefd^Ioffen war.

S)ic |)Qtriard^aIif(i^e Offenbarung, ©ie l^at ba§ gigentümlid^e, ha^ @ott fortan nur nod^ in X^eop'^anien fid^ offenbart, unb äwar nur einzelnen au§» erlefenen Scannern (91oc, ?lbra^am, ^faaf, ^aioh). ®er 3fn:^alt ber Offenbarung Bleibt in ber C)a«ptfad^e auf bie eben genannten fünfte bef(!^ränft. 5Rur tritt öon bem 6ünbenfaUe an ein wefentUd^ neue§ 3)toment l^inju : ®ott toiff ni(i^t bie ©ünbe, er räd^t fie, wenn fie ungebü^t bleibt; er Witt fie gänjlid^ übcrwinben burc!^ eine erlöfung. 2)ie SSerl^eifeung ber ^rlöfung unb be§ ^rlöferS ift fortan ber Offenbarung wefentli(ä)fter ^ernpunft (@rIöfung§offenbarung, ®n 3, 15).

S)ie mofaifd^e Offenbarung, ©ott wcnbet \i^ hnxä) 5Kofe§ on ba§ iSraelitifd^e SSolf, ba^ er ju ber befonbern 5)?iffion au§erwä^It l^at, Präger feiner Offenbarung ju werben. (Sr entpttt fici^ il^m junäd^ft al§ ein l^elfenber SöunbeS- gott, aber auc!^ jugleid^ al§ ein ^eiliger ©ott, ber bie 6ünbe ^a^t unb oon feinem UJoIfc l^eilig gehalten werben Witt. S)a§ ift :3§rael§ rcligiö§=fittlid^e Aufgabe (®efaIog). Sm einzelnen finb in ben religiöfen unb tbeiflifd^en ^orftettungen be§ i§raeUtifd^en SSoIfeS nod^ öiele Unoottfommen^eiten unb ?lnt!^ropomorp^i§men entt)alten.

S)te propl^etifdöe Offenbarung. 5Bor affcm wirb burd^ bie ^ropl^eten ber ®otte§begriff oertieft, bie ©ittlid^feit§begriffe geläutert unb ba§ @rlöfung§ibeal öerüärt; ©ott ift ber ^üÜQt inmitten feine§ SSoIfeS.

SKuf feiner biefer ©tufen l^ot man ba§ 93ewu&tfein, fd^on bie öotte ©otte§offen» Barung empfangen ju t)obcn. Scbe ©tufe, wie ba§ gefamte 5llte 3:eftament, weift über fid^ ]^inau§ auf eine ooKfommenere , beutüd^ere ©otteSoffenbarung ^in. ®icfe 3SoHenbung unb gülle enthielt

3)ie Offenbarung burd^ 6^riftu§. G^riftuS tritt auf, mit bem 3(nfprud^e, feinem SSoIfe unb ber Sffielt eine neue Offenbarung ju bringen (5mt9, 16—17), crüört, ba| bie 3eit ber Erfüllung gefommcn fei (mt 1, 15), ba^ er einen neuen 33 unb ftiften mUe {mt 26, 28). ©ein 93er= ^ältni§ gum 5IIten Steflamente fprid^t er au§ in ben SBorten: „©laubet nid^t, id^ fei gefommen, ba§ ©efe^ unb bie ^prop^eten aufjulöfen, fonbern ju er= füflen" (Wi 5, 17). S)ie ^fleu^eit unb 33oIIenbung feiner Offenbarung Hegt in folgenben ^pflomenten: @r felbft, ber 2:röger ber Offenborung, ift ber ©ol^n ©otteS. Sn Sejug auf ©ott jerftört er aflen ^eibnifd^en 5lberglauben, ober oudö allen jübif(^en ^ortifuIari§mu§ unb geigt ber 2öelt ba§ geläuterte 33ilb be§ ©ottbaterS. Sn bem ^Dlenfd^en fie^t er ein 5lbbilb ©otte§, ein Äinb ©otteS, bo§ feinem SSater ä^nlid^ werben fofl, unb erneuert bie Urma^r^cit bon ©nl, 26 {m 5, 48). ©ementfpred^enb offenbart er bem ^menfd^en felbft beffen eigenfte§, innerfleS 2Befen unb feine etoige 33eftimmung unb regelt fein 93er^alten ju ©ott unb gu ben 5Jiitmenfd^en burd^ ba§ neue ©efe^ ber Siebe. S)ie ©ünbe bernidbtet er bur(^ bie Gräfte ber ^rlöfung, bie er in ber |)ingabc feines SebenS bemirft unb bollenbet. SDie fpöteren bogmatifd^en @injeltro!tate werben bie 5lu§füörungen unb Söemeife ju biefen allgemeinen 5lngoben bci= bringen. Me§ 5^Q^ere über bie Offenbarung, mie i^re 9)löglid^!eit , 9iot= menbigfeit, i^re Kriterien unb i^re ßrfennbarteit, fomie i^re einzelnen ^formen gehört in bie 5tpologeti!. ^icr fei nur nod^ bie wid^tige i^rage aufgeworfen über i§re

5lbfD(ut^cit unb Snbefettibilität. 2)ie übernotürtit^e Offenborung, tt)ie fie in (J^riftuS il^re 23oflenbung empfongen l^at, ift bie le^te unb bon=

§ 6. ®ie ©d^rift aU bogtnatifd^e Duelle. 17

fommenftc, totld^t ber 9JJenf(^^eit roerben fofl: (5^rtftu§ iji ba§ le^tc SBott (Sdtte§ on bie 2öe(t. SDie[e§ Setoufetfein ^ot er felbft bon [id^ ttjic au6) feine SlpDJiel. 3[n i^m ^ört man bie Stimme be§ SSoterS felbfl (3o 5, 17—44; 7, 28—29; 8, 38; 14, 9—11). !«Qt3^ i^m !ommt stoar ber onbere ^oraüct, ber ^eilige ®ei[t, aber nid^t um i^n ju ergänjen, fonbern um i^n in ber 2öelt jum 33erftQnbni§ unb jur 2Ser^errIi(^ung ju bringen Qo 14, 16—18 26; 16, 12—15). W\i ben ^rop^eten ift ^ü\m nic^t gleitJ^äufteflen ; er allein ^at®ott gefe^en (3o 1, 18; 5, 19). 3n bem ^o|en 2öorte ber Sergprebigt : „3<^ aber [age eud^" (5Jit 5, 17 43) liegt eine unontaflbare, nic^t ju über= bietenbe 2Bürbe unb ßraft. „5Der ©o^n bleibt für immer, toenn tuä) alfo ber ©D^n frei mad^t, werbet i^r ma^r^aft frei fein" Qo 8, 35—36). „9fJie= manb !ommt jum Sßater au^er burd^ mW Qo 14, 6). @r ift bie einzige Slüre > ©Ott (So 10). „(Siner aflein ift euer Se^rer, ß^riftuS" (5Jit 23, 8 10). ÜJJit ber Beteuerung, ba^ aUeS boflbrac^t fei, \ä)tiM er au§ ber Seit (So 19, 30).

®ie 5IpofteI befennen oöc mit 3o§anne§: „5tu§ feiner fJfüHe :§aben wir alle empfangen" (3o 1, 16). 3lm lautefien bezeugt ba§ 5paulu§ unb am ein= ge^enbflen im (5p^efer= unb Äolofferbriefe (ep^ 1—3. ^ol 1—2). g^riftuS mirb gule^t bie errettete Söelt ©ott unterwerfen, auf ba^ biefer bann alle§ in aüem ift (1 Stox 15, 28). „3efu§ (S^riftuS geflern unb ^eute berfelbe unb in (Swigfeit" (^ebr 13, 8; bgl. 7, 27; 9, 12 28). er ift ber ^rfte unb ber Se^te (Dffb 1, 17—18; bgl. 3, 14; 1 3o 5, 11).

''Raäi biefen üaren 5Iu§Iajfungen ber übernatürlici^en Offenbarung felbft ift alfo unmöglid^, üon einer inneren fubftantialen ^fOi^tbilbung be§ (5;§riftentum§ ju reben, fei e§, ba^ man biefe 2BeiterbiIbung mit ben 3Jtontaniften unb fpäteren fd^wörmerifd^en ©e!ten bon neuen f ortwö^renben ©eifteSoffenbarungen in ber ^\xä)t erwartet, ober mit bem 9lationaIi§mu§ bon ber ^^ilofop^ic, ober mit bem 5ERoberni§mu§ bon ber bitalen 3mmanenj, ober mit ber liberalen jE^eoIogie bon ben ^Jortfd^ritten ber Kultur. S)a§ ß^riftentum ift nad^ feinem objeftiben Dffen6arung§ge^alte boütommen, für afle Seiten unb ®e= nerationen beftimmt unb abgemeffen, ba§er imperfeftibel unb unberän= berlid^. 2)ie ^pcrfeftibiliften berfuc^en bie SßerboIIfommnung ber Offenbarung im ©runbe genommen burd^ i^re eigene 2Bei§^eit unb ßrfinbung unb mad^en fid^ felbft äum abfoluten DJJa^e be§ 6^rifientum§, bem fie bie 5tbfoIut^eit ah jufpred^en fid^ tro^ ber Üaren ©d^riftseugniffe nid^t fd^euen. 5ßgl. gegen fie bie entfd^eibung 5piu§' X.: enjt)!!. bom 7. ©ept. 1907 (Denz. 2074) unb ba§ 2)e!ret Lamentabili 20—21 (Denz. 2020—2021); fowie ba§ SSatüanum sess. III, de revel. (Denz. 1806 [1653]).

§ 6. 2)ic ©d^rift aU bogwatifd^c Duelle.

Siterotur. Franzelin, Dedivinatraditioneetscriptura (-1875). ^ul^n, Einleitung 24 ff. ©d^ecben I 109 ff. §cinric^ I 726 ff. ©imar I* 3 ff. ^ettinger, gunbamentaItt)eolDgie 667 ff. van Noort, De fontibus revelationis (1906) 7 ff. I. V. Bainvel, De scriptura sacra (1910). Über bie i^nfpira« tion ^Qtibelt ba§ umfaffenbe 2öerf oon^ef(^: De inspiratione s. scripturae (1906), hjo aud^ bie fremblprac^igc Siterotur öerjeic^net ift, auc^ Praelect. dogm. I * 408 ff ; bann bie öorbin angeführten bogmattfd^en SCßerfc O.O.O., femer ©d^an^, Apologie IP,

SBartmann, ßel^rbudl ber SJogniattL 2. SlufL 2

18 einleitung. 3toeite3 Äo^itel. Sie bogmotif^en erlenntnisprinjipien.

§ 13. ®Qu[d§, ®ic ©döriftinj))iration (1891), hf^anMi "fiaupiyd^liä) bic gefd^id^tlid^e (Seite ber Q^ragc. F. Schmid, De inspirationis bibliorum vi et ratione (1885). Crets, De divina bibliorum inspiratione dissertatio dogmatica (1886). Seitner, 2)ic pxop^tt Snf^iration (53i6I. ©tubien 1896). ^oljl^et), ®ie Snj^iration ber ^eiligen «Schrift in ber 5lnfd^auung be§ 9)?ittelalter§ (1895). ®crf., ©d^öi)fung, §i6cl unb ^nfpiration (1902). Rummel au er, ßjegeti|(!^e§ jur Snfpirotiongfrage (95iW. ©tubien 1904). ^eter§, %k grunbfä|Iid^e Stellung ber fat^ol. ^irc^c ^ur q3i6cIfor[(^ung (1905). ®erf., »ibel unb 5«aturttiffenfd^att (1906). gond, ®er ^amp] um bie äßal^r^eit ber ^eiligen Schrift (1905). SöHig, S)ie ^nfpirationä» lel^re be§ DrigeneS (Straub, tieol. ©tubicn 1902). ©d^abe, ®ie SnjpirationS« lel^re be§ ^. §ieront)mu§ (93ibl. ©tubien 1910). ©ggcr, 5lbfoIute ober relotiöe SSa^r^eit ber ^eiligen ©d^rift? (1909).

^nx al§ bogmotifd^e Quefle !ommt bie ©ci^rift ^ier in 53etra(i^t; nid^t bic gefamte Seigre über [ie i[l ^ier ju enttoideln. S5or allem fällt bQ§ ^i[lori[(|e unb 2;ejtnd&e ber biblifd^en Einleitung unb mond^eS oud^ ber 5IpDlogeti! ju. 2ßQ§ aber bie S)ogmati! feft^ufieHen l^at, ift ba§, tt)a§ bie ^ird^e in feierlii^er Söeife auf bem 2;ribentinum unb 2Sati!anum entfd^iebcn ^at. Unb ba& betrifft ^auptföd^U(!^ brei fünfte: 1. ben Umfang ber Schrift, 2. bie 3n= fi)iration, 3. i^ren bogmatif(i^en ©cbraud^.

I. Umfang ber ©d^rift: ©er ^anon.

3u ben göttlid^en Offenbarung§fd^riften gehören alle Sudler be§ 5nten unb !Reuen 2:eftamente§, tt)ie fie ftet§ in ber !at^oIifd^en ^ird^e überliefert unb tt)ieber= ^olt, äule^t auf bem 3:ribentium unb SSotifanum namentlidö aufgejö^It tt)orben finb (Srib. sess. IV, Decr. I; Denz. 783 [666] ; S3ati!. sess. III, c. 2; Denz. 1778 [1636]).

2Ba§ junäd^ft bic aUteflamcntUd^cn ©d^riften betrifft, fo l^ot bic i?ird^c bei i^rem Eintritt in bie SBcIt fie übernommen unb aI8 ©ottcS SBort ocrel^rt unb gebrandet. ®amit tuar aud^ il^r Umfang abgefd^Ioffcn. 6in anbcrer förmUc^er SIbf(|luB lä^t fid^ nid^t nod^mcifcn. lag aber bie öord^riftlid^e S3ibel in jmci formen öor, in ber l^ebräifd^en unb gried^ifd^en. ®ic ^^ebräijd^e 53ibcl enthielt nur bie ))rotofanonifd)en 93üd^er; bagcgen umfaßte bie gried^ifd^e aud^ bie beutero- lanonifc^en. äßcnn aud^ bie gried^ifd^c 53ibcl ]^aupt|äd)Iid^ für bic ®iafpora= iuben gcfd^rieben mar, fo fianb fie bodö aud§ bei ben paläftinenfijd^en 3iubcn in 3ln= feigen. SSon l^o^er Sßid^tigleit ift, ba| bie neuteftamentlid^en Tutoren meift fic^ ber gried^ifd^en 93ibel bcbicnen. 2)ic gried^ifd^c 93ibcl galt alfo 6^riftu§ unb feinen äüngcrn oI§ ®otte§ SCßort, al§ l^eiligeS DffenbarungSbud^, al§ ^Jorm bc§ rcligiöfcn SebcnS. ©ie ©injelbcroeife für biefc ©ä|e liefert bie biblifd^c Einleitung.

S)ie neuteftamcntlid^e ©d^rift entftanb im erften c^riftlid^en 3a^r= l^unbert. 3^r formeller 3lbfd^Iu^ ober bie ^ijierung be§ ^anon§ lä^t fid^ ttiieberum nid^t genau beftimmen. ^ebenfalls öofläog fid^ biefe 2:atfad^e nid^t |)Iö|li(Ö, fonbern aflmö^Iid^ unb nid^t ganj einheitlich. SSietteid^t l^aben bic SSerfud^e 9Jlarcion§, ba§ !^ciligc ©d^rifttum auf bie pauUnifd^en ©d^riften ju bcfd^rönfen, unb ber ©laubc ber SJtontaniften an eine fortbauernbc 3n= fpiration ber ©löubigen bo^in geführt, ba^ man fd^on balb nad^ bem 1. ^af)x- l^unbert bie apoftolifd^en ©d^riften fammelte unb gegen angeblid^ infpiriertc unb untcrfd^obenc ©d^riften abgrenzte unb fd^ü^te. 5lud^ innere ©rünbe, toic bic l^o^e SSere^rung ber ?lpofteIfd^riften, il^r tiefreligiöfer ©e^alt, ber befonbcre

§ 6. Sie ©c^rift als bogmatifd^e OueHe. 19

(SJeifi ber qu§ i^nen \pxaä), mußten ju einer Sammlung unb ^Ibgreitäung an= regen, ©aju fem, bo^ bog Subentum löngft ein jur 3^Qc^a^mung rei^enbeS S9eif|)iel gegeben ^atte. Se|tlic^ freili^ toor ber ber ^irc^e öerlie^ene |)eilige ©eift, ber ba§ neuteftamentlic^e ©ci^rifttum ni(!^t nur ^erborgebrac^t ^otte, fonbern aud^ bor feiner S3efledung unb SSernid^tung bewahrte. 2öenn au6) öon einjelnen SSätern ttJö^renb ber !^nt be§ 2Berben§ noc^ ouBerfanonifd^e ©(i^riften jitiert unb al§ @otte§ Söort bere^rt werben, ober anä) ben beutero= !Qnonif(^en bie @ültig!eit berfagt wirb (|)ieron9inu§), fo barf ba§ qu§ öu^eren tt)ie inneren ©rünben nic^t QuffaHen. Unfe^Ibarfeit be[i|t fein ^ird^enboter, nur bie ^ird^e.

©ine au§brücEli(!^e 3äI)Iung ber (Schriften be§ Sllten unb S^euen 3:eftQmcnte§ mit fämtlidöen proto» unb beutcrofononifd^en ©d^tiften lä^t ftd^ um 400 jefifietten. ®ie ©^nobe öon ^ippo (393), bon ^art^ago (397), ein ©d^rcibcn oon ^nnojcnj I. (t 417) geben bie 3ö^tung be§ S;ribcntinum§ (Denz. 92 [49]; 96 [59]). ^nncr- ^alh ber ^ird^c i[t feit jener 3eit eine 5l6n)eid^ung oon biefer 3ä^Iung nid^t oorge« fommen. 5luc^ bie gried^ifc^»fd^i§matifd^e ^iiäft !ennt nur ben tribentinifc^en ßanon, ben fd^on Slt^onafiuä in feinem Oftcrbricfe üom ^a|re 367 für boS 3D^orgen= lanb bezeugt.

®a§ ^ribcntinum würbe burc^ bie proteftantifd^e ßritif an bem M§= l^erigcn ürd^Iid^cn ^anon gcjmungen, i^n fiJrmlid^ ju bogmotificren. ^tm ^ritif oerwarf fämtlid^c beuterofanonifd^en ©d^riften qI§ opoftop^. 2)a man im ^rotcftan- ti§mu§ für bie pofitioe 93eftimmung be§ ßanon§ ftc^ nid^t auf bie fird^Iid^e 3:ra" bition fluten fonnte unb mofltc, fo mar man ouf rein innere ©rünbe angemicfcn. knx bie SBüd^er, „bie S^riftum treiben", füllten al§ fanonifd^ gelten. SBeil ba§ Urteil l^icrübcr aber rein fubjeftiö ift, fo fd^roebt bort ber toon, loSgelöft oon ber SBergangen^eit, rein in ber ßuft.

Snbem ba§ ^onjit ben 9teformatoren ben fat^olifc^en ^anon entgegenfe^te, ftü^te ftd^ babei auf bie feftc bogmatifd^e Unterlage ber Sirabition: „golgcnb bem SSeifpiele ber ortfiobojen 5ßäter nimmt fie (bie ©Quobe) mit gleid^cr frommen 5reu= bigfeit unb ß^rfurd^t alle SSüd^er loie be§ Sllten fo be§ 9teuen 2;eftamente§ an." ®ann werben bie Sudler einjeln genannt.

5)a begriptt)ibrig ift, ein Urteil über bie ganje ©d^rift in ben einjelnen ©d^riften ju erwarten, fo fonnte fid^ freilid^ ba§ ^onji! nur auf bie Srabition fluten. Unberührt blieb babei bie fefunböre, innerfirc^Iid&e S^rage, wie benn erftmolig in ber ^ird^e lia^ Urteil über bie ^^anonijität einer ©d^rift fid^ gebilbet ^at. ^aä) welchen ®efic^t§punften ^at bie Urfird^e ha^ ed^te ©d^rift= tum ber Offenbarung bon bem uned^ten, 'öa§) \\6) ju aßen Reiten breitmad^te, gefc^ieben? darüber liegen au§ ber Urfirc^e felbft feine bünbigen ^u^erungen bor, mie überhaupt nic^t über bie ^anonbilbung. 2)ie fpöteren, befonber§ bie heutigen Sl^eologen geben barüber eine geteilte 5Infid^t funb. 9^ad^ ben me^r fpefulatib gerid^teten 2:§eoIogen befugen bie ^eiligen ©c^riftfteller für bie 516= faffung ber ©d^riften im Unterfd^iebe bon ben nur münblid^ tätigen Jüngern ein ganj fpejiefle^ 6^ari§ma, bo§ ber ^nfpiration. Sei ber |ebe§maligen Übernahme einer ^eiligen ©d^rift in ben bogmatifc^en unb fultifc^en ©ebraud^ empfing bie ^ir(^e felbft eine Snfpiration über hm 3nfpiration§d^arafter jener ©c^rift. 5Rur fo märe eine unfehlbare ©emi^^eit über ben übernatürlid^en Ur= fprung jener ©irift ju erlongen gemefen. 9lüd^ 'bm me^r ^iftorifd^ berfa^renben St^eologen beburfte feine§ fold^ fpeji eilen (5§ari§mo§ für bie fd^riftlid^e Sötigfeit im Unterfd^iebc öon ber münblid^en, fonbern mar ber eine unb

2*

20 einleitung. S^o^teS fiapttcl. S)ie bogmotif(|en (£rfenntni8^rinji^ien.

glei(!^e @eift, ber alles in oHen toidte, toie bie SSer^öItniffe be§ toerbenben (Sotte§reic^e§ erforberten. Wan achtete bo^er bei ber tlbernal^me einer ©d^rift einzig auf i^ren apofto Uferen Ursprung. Sn ber 2lpo[toIiäität lag für bie Urürc^e bie fidlere 53ürgf(^oft für ben OffenbarungScä^arafter einer ©d^rift. S5iefe le^tere 5lnfi(!^t entfprid^t me|r ben taiföd^Iid^en 33er^äUni[fen be§ Urs d^riftentumS.

5|JauIu§ ift Bcforgt, bie ©d^t^cit feiner Briefe gegen Unterf(i^ie6ungcn burd^ cigcnpnbigc Unterfd^rift ju fd^ü^en (®al 6, 11. 2 S^eff 3, 17) ; er überlädt nic^t einem bcfonbern 6^ari§ma ber ^ird^e. ^ferner ift eine Unterfd^cibung jtuifd^en fdöriftlid^er unb münblid^er SSerfunbigungStätigfcit ber 3IpofteI fo fünftlid^ unb ein= getragen, wie aud^ eine ^nfpiration ber ^ird^e für bie 3lugen6Iidfc ber 5tnna!^me einer ©d^rift. Slud^ crflärt bie le^tere 5tnftd^t beffer, warum man nad^ SIblauf ber apoftolifd^en 3eit einfad^ feine OffcnbarungSbüd^er mel^r erwartete.

äBie man aber aud^ immer fid^ ju biefer mel^r fehinbären Q^rage ftellcn mag, eines ift gewi^, ha^ bie ßirc^e, geleitet oom ^eiligen ©cifte, bei ber Silbung wie beim ?ibf^Iu^ beS ß'anon unfel^Ibar war.

IL Snfpiration ber ©d^rift.

©a^. 2)te öott ber ßirc^c in ben ßonon aufgcttommcnett ©c^riftcn fmb unter Eingebung beg ^eiligen @etfte§ gefd^rieben unb l^aben bal^er ®ott sunt Urheber. De fide.

©rflörung. ®er ted^nifdbe 5lu§brucf für biefen ©o^ ift „3ittft)irotion". @r ift ber ©dbrift entnommen (2 5|3etr 1, 21: rpa^i^ SeuTTueuffwg, divini- tus inspirata scriptura). S)ie ^irdbe ^at bie ^nfpirotion auf bem 2;ri= bentinum allgemein unb auf bem SSotüanum fpejiefler befiniert. '>Ra^ crfterem ift „(Sott Urheber beiber Seftamente" (sess. IV, Decr. I; Deiiz. 783 [666]). 2BeiI im Saufe ber 3ßit über SBefen unb Umfang ber 3nfpiration fafd^e ?Iuffoffungen aufgetaud^t maren, erörterte bie i^ird^e ba§ SDogma genauer ouf bem SSatüanum. 3unäcbft erüört e§, ba^ alle Sudler be§ 5IIten unb bleuen 2;eflamente§ in allen i^ren 3:eilen al§ ^ eilig unb !anonifdb anjune^men feien, mie fie ba§ 2;ribentinum aufjö^It, unb mie fie in ber alten lateinifdben 5lu§gabe, ber SSuIgata, enthalten finb. SDann mirb im 5Infd^IuB an bie 9lu§= brüdfe „'^eilig", b. ^. öon ©ott l^errü^renb, göttlid^, unb „fanonifd^", b.l^. norm= gebenb für ba§ d^riftlid^e Seben, Weiter erüört: „2)ie i^ird^e ^ölt ober biefelben (Sudler) nid^t be§^alb für ^eilig unb fanonifd^, mW fie burj^ blo^ menfc^Iid^c Sötigfeit üerf a^t unb burc^ bie lutoritöt ber ^ird^e mären gutge'^ei^en morben ; nod^ aud^ blo^ be§^alb, meil fie bie Offenbarung frei bon Irrtum enthalten, fonbern beS^alb, mcil fie ouf Eingebung be§ ^eiligen ©eifteS gc= fd^rieben, ©ott jum Url^eber ^oben unb oI§ foldbe ber ^ird^e felber übergeben finb." ^in entfpred^enber ^anon fprid^t bo§ ^Inot^em über jeben ou§, ber bie 53üdber ber |)eiligen ©c^rift nid^t boUflönbig mit ollen i^ren 3:eilen, mie ba§ ^eilige Äonjil gu 2:rient fie berjeid^net l^at, olS l^eilig unb fononifc^ onnimmt, ober leugnet, ba| fie t)om ©eiftc ®otte§ eingegeben finb" (sess. III, c. 2. u. can. 4; Denz. 1787 [1636] 1809 [1656]). ^omit ift ber SnfpirationSc^arafter bejüglidb ber gonjen |)eiligen ©d^rift bogmatifiert. ^o§ Äonsil beruft fid^ auf bie Snfpiration oI§ ouf ben tiefften ©runb i^rer §eiligfeit unb ^ononiaitöt. 3ugleidb werben, um

§ 6. S)te ©d^rtft als bogtnattf(§e Ouette. 21

bie ^ainr ber Snft)irotion ju befiimmen, ätrei folfd^e 5Iuffaffun9en Qb= getoiefen. 5)er ßinfliiB be§ |)eiligen ©eifie» befielt ni^t in einer noc^folgenben Stpprobation ber 53ü(^er burc^ bie oon i^m geleitete i^irc^e; qu^ ni(^t in einem begleitenben 53ei[tanbe, ber bie ^eiligen ©(^riftfteller nur negatib öor Irrtum hmat)xi wie bie SSäter eine§ ^onäi(§, fonbern in einer pofitiöen unb bor= ^erge^enben ^nfpiration, b. ^. in einem ]oliim geiftigen ginfluffe auf ben ©(!^riftfiefler, baß biefer in feinem Söillen jum ©^reiben angetrieben, in feinem Snte Hefte erleuchtet unb fo befähigt mirb jur 5l6faffung eines ^eiligen unb fanonifd^en 33uc^e§.

ßincn übertrieben engen SnfpirQtionSbegriff l^attcn bie 3fieformatoren, tteld^c jur gr^ö^ung ber ©d^rift ein mec^anifc^e§ ©iftieren, oft bi§ auf bie ^Ifjente unb Snterpunftionäjeid^en, annal^men. ®er neuere ?Proteftanti§mu§ le^nt bie ^nfpirotion meift ganj ah. Jfficlc^e 5lnfid^t ba§ Häuflein ber Ort^oboren feft^ält, tft fc^rocr p fagen. 6incn ju tecitcn ^nfpirationsbcgriff l^atten aud^ einige fat^olifc^e S^eo» logen cor bem SSotifanum. 3^re ^luffoffung iDurbc bcsj^alb in ber oben angejogenen 5)efimtiDn berücffic^tigt. 3)tand^c S^eologen, tt)ic öolbcn unb ^al^n, l^ielten bie 3nfpiration für eine rein göttli^c Slffiftenj jur 33ermeibung Don Irrtümern. Inbere begnügten fid^ fogar roenigftenS für einige 58üc^er mit ber nac^folgenben ürdjlic^en SIpprobation ober Slufnal^me in ben ^anon (^aneberg), SBieber anbere befd^rönften bie ^nfpirotion auf bie cigentlid^en CffenbarungSroa^rl^eiten (6t)ri§mann) ober auf boftrinelle 2:cile (^olben) unb gaben bie 3rrtum§Iofigfeit in oberflö^lid^ ermähnten S)ingen (obiter dicta) preis (5Rett)man). ?(uf anbere neuere fat^oUfd^e S^eorien wirb fpäter jurüdEjutommen fein.

Scioctg. ®ie «Schrift fann [\ä) entft^eibenb nid^t felbft bejeugen. SBo^I bermag ba» ^f^eue 2;eftament über bo§ 5IIte jEeflament Urteile abzugeben, aber ba§ le^te umfaffenbe 3fU9ni§ über ba§ 5Reue Seftament mu^ naturgemäß aufeer^alb beSfelben, in ber Strabition, gefuc^t werben. "iRaö) biefen ©runbfö^en rid^tet fic^ ba§ SemeiSberfa^ren für bie Snfpiration.

gür bie Snfpiration be§ 5llten SieftamenteS fprec^en äunöd^ft bie häufigen ^Berufungen auf ba§felbe al§ ®otte§ 2Bort feiten» (j§riftu§ unb ber 51 po fiel. (5^rijlu§ äitiert ba§ 5trte 2:eftament oft (3J?t 19, 5; 21, 42; 22, 29; 26, 54. m 24, 27 32. 3o 5, 39; 7, 38; 19, 28); ebenfo bie 5tpofieI (5tpg 1, 16; 18, 28. mm 1, 2; 4, 3; 9, 17; 10, 11. ®al 3, 6 8 22; 4, 30. 2 %\m 3, 15). 23on S)abib fagt ber §err, ta^ er im @eifte (ev Tzveufiari) prop^ejcit ^aU O^t 22, 43. '^l 12, 36). 5)ie)elbe 5luffaffung bertritt aud^ 5ßetru§ »9 1, 16).

^laffifc^e ©teilen für bie Snfpirotion be§ 5IIten 2:eftamente» finben fid^ in ben ©c^riften ber Slpojtel 5paulu§ unb ^etru§. 5paulu§ nennt aUe (alt= tejlamentlid^en) ©d^riften infpiriert : „Sebe bon ®ott eingegebene ©d^rift {tzucti^ Ypa(p7j &£6jn/ö'j(7TOQ) ift nü^üd^ jur S3ele^rung, jur 3ui^ecöttt)eifung, gur Seffe= rung, jum Unterrichte in ber ©ered^tigfeit" (2 %m 3, 16). ^Petrua Ie|rt mit fpesieüem ^inblicf auf ben 5prop§eti»mu§ : „Äeine 2Bei§fagung mürbe burc^ menfd^Iid^en SBiüen (b. ^. natürlicb) ^erborgebrac^t , fonbern |eiligc SJtönner @otte§ l^aben, getrieben bom |)eiligen (Seifte, gerebet (otto Tzi^su^uaroQ äy'wj (fspöfjiv^oi iUlr^aav 2 5petr 1, 21). 5}ian barf biefeS SBort auf ba§ gange 5IIte Seftament au§be^nen; benn galt ben 5IpofteIn eben burc^göngig oI§ eine 2Bei§fagung be» ^^ieuen 5Bunbe§. Unter ba§ „9teben" föHt aucb ba§ ©d^reiben ; benn nur no(§ in ©c^riften maren bie 5prop§etien befannt unb mirffam.

22 @inlettung. 3iüeite8 Kapitel. 3)ie bogmatifii^cn ©rlenntnistjrinaipten.

S)ie Snfpiration bei S^euen Seftamentel folgt äunöci^ft qu§ ber ©eiftbegobung ber Slpo^tel über^aut)t (m 10, 19. 3o 14, 26; 15, 26; 16, 13). 2)er für bie SSerfünbigung ber Se^re (S^rifti oHgcmein bcrliel^ene ©eift !onntc fte bei i^rer fd^rtftlid)en Sätigfeit ni(^t QÜein laffen. ®ie ^po\kl felbft unterfd^eiben bcnn auäi feine§tt)eg§ jföifc^en münblid^er unb fd^riftlic^er 2:ätig!eit (2 2:^eff 2, 14). i[l ]6)on bemerft, ba^ auä) bo§ Ur^riftentum fid^ mit ber ^enntnil ber Q^oftoüfcS^en 5tbfaffung für bie Beurteilung ber ^eiligen ©d^riften begnügte. 2Benn bie ?Ipo[teI \\ä) für bie fpejiefle ©d^rifttötigfeit nid^t au§brüdlid& auf ben |)eiligen ©eift berufen (1 ^or 7, 40), fo ift für ben objeftiben 3nf)3irQtion§d^QrQ!ter ber ©d^riften nid^t einmal nottoenbig, ba^ fie fid^ biefe§ 6§ori§ma§ bettju^t maren. f^ür 9)iarfu§ unb 8u!a§ trat i§r fuborbinierteS 58er§ältni§ ju 5petru§ unb ?paulu§ ergänjenb ein.

5ßciter. S)ie 2:atfad^e ber Snfpiration fle^t allen 93ötern fott)o^I für§ ^llte aU auä) für§ SfJeue 2:eflament feft. gilt il^nen bie ganje ^eilige ©d^rift al§ Söort @Dtte§ (oracula Spiritus Sancti, dicta Dei, verba Dei, epistula Dei). S)a§ SSert)öItni§ be§ ©c^riftftellerS 5U ©ott ift ein fe^r enge» unb ob= gängiges (amanuensis , manus , calamus , cithara , plectrum Spiritus Sancti). @nblid^ behaupten fie für bie gan^e ©d^rift bie burd^göngigc 3rr= tum§Ioftg!eit.

©0 fagt Clemens Don 9iom: „©cl^t cudö bod^ genau bie l^eiligen ©d^riften on, bie wahren ^(uSfprüd^e be§ ^eiligen ®cifte§" (Cor. 45, 2). ,,9^e^met ben ^Brief bc§ feligcn ^quIu§ jur §anb. 2ßa§ t)at er eud^ juerft beim ^Beginne ber 6öangeli= fation gejd^rieben? SBafrl^aft infptriert fanbte er feinen 93rief über ftd^ jelbft, über ßept)a§, über %poUo" (ebb. 47, 1). ^ol^farp rebet bon „l^eiligen ©(^riften", inbem er barau§ ^f 4, 5 unb (&p^ 4, 26 jitiert (Ep. 12, 1). ^uftin fagt: „SSenn i^r aber bie SBotte ber 5]3ro|)^eten glei(||am au§ il^rem eigenen ^j^unbc ber» net)mt, fo betrad^tet fie nid^t al§ bon ben Snfpirierten felbft, fonbcrn bon bem fie beioegcnben göttlid^en 2ogo§ gefprod^en" (Apol. I 36). ®ie ^jjrop^eten waren nad^ tbm „burd^ ben gbttlid^en 2ogo§ begeiftert" (ebb. 33). SrcnöuS nennt bie l^eiltgen ©d^riften „bollfommen, mcil fie bom 2ogo§ ©ottcS unb feinem ©ciftc gefprod^en finb" (Adv. haer. 2, 28, 2). 2;ertunian mad^t befanntlid^ bie ©d^rift ben §äretifern ftreitig unb binbijtert fie ber ^ird^e allein al§ (Eigentum; fie finb i^m göttUd^, toetl toir fie täglid^ in Erfüllung ge^en fe^en. „@in l^inreid^enber 58ett)ei§ it)rer (5iöttltd)!eit , fottte id^ meinen, ift bie SScmal^r^eitung il^rer Sßei§fagungen" (Apol. 20). Drtgcne§ lommt fe^r oft auf bie Snjpiration gu reben. ©0 fd^retbt er: „2Bir fagen, ta^ wir in bem ©tauben, bafe bie 93üd^er unter Eingebung be§ f)ci(igen ©eiftc§ gejd^rieben finb, mit if)nen (ben 3fuben) übcreinftimmen; in ber 5Iu§" legung unb ßrflärung beffen, n)a§ jene 58üd^cr cnf^alten, meid^en »ir bon ibnen ab" (Contra Geis. 5, 60). f)ieron9mu§ tabelt biejenigen, weld^c fo fletnc ©d^riften, tt)ic ben Brief an 5|Jl^iIemon, bc§ ©eiftc§ bar l^alten, ba fie bielmel^r felbft feien (Prooem, in ep. ad Phil.). S)tcfe 3eugniffc liefen fid^ leidet bcrme^ren. Einige werben nod) angeführt, wenn fid^ um bie 6r!(ärung be§ SS e f c n § ber 3!nfpiration l^anbelt, bie fogleid^ ju geben ift.

SBefen ber ^nfpirotion. SSenn man bebenft, ba^ bie ^nfpirotion ein (5^ari§ma ift, bo§ 3ufQ"inif«*^if^en bon ©nabc unb 9'iatur für un§ nid^t reftloS erÜört merben !ann, fo barf nid^t üermunbern, menn unter ben Stieologen über bie innere ^J^atur ber ^nfpiration 9Jieinung§berfc^ieben^eiten obwalten. ($ine gemiffe ©(^wierigfeit fommt in bie ^i§!uffion l^ierüber bo^ tnxä), ba^ bie ^ird^e le^ramtlid^ nur ben einen t^a!tor ber ©c^rift, ben

§ 6. S)ie ©c^rift oI§ bogmotifd^e Duette. 23

göttlid&en, nö^er befiimmt j^ot. Offenbar aber ifi bte ©c^rift nic^t rein gött= Ii(5e§ 5probu!t, fonbern Qudö menfd^Ii(!^e§. SSon felbft legt [t($ aber bei biefer 53etrad^tung bie SSermutung na^e, "ba^ ©ott nid^t in aDen 9J?omenten ber 53eeinflu]|ung [tet§ gleid^möBig unb mii einem geiftigen (Sin^eitämaBe ttjirfte (3o 3, 34. 1 ßor 12, 1—30). S)er reale ?öefunb ber 58ibel beflötigt biefe S3ermutung. gibt in i^r ou§brüdIi(!^e Berufungen auf ben göttlid^cn ginfluB (% 17, 14. S| 8, 1. ^ah 2, 2—3. 3er 36, 1—2. 2Bei§^ 7, 15. Op 1, 10 f; 22, 18), aber auc^ ebenfo nac^brüdEIid^e Sejeugung rein menf(5= lit^cr Wni)t unb 5lnjirengung bei |)erftellung einer @(!^rift (2 ÜJia!f 2, 24. 2f 1, 1—4).

5)ic 5ßätcr l^aben über ba§ Problem nur erft ncben'^er ge^^onbelt. ©ireften 5lnla6, ber gragc nä^er ju treten, l^atten fte nod^ nid^t. 3u nennen ftnb l^ier ^aupU ]ci6)\\ä) Crigene§, ^ieronQmu§, ?luguftin. Drigene§ wenbct fid^ gegen bie 2ln= na^me, ba^ ber Snfpirierte jum bemu^tlofen SBcrfjeuge be§ göttli^en ?PneumQ§ werbe: „2öir fönnen au§ ber ^eiligen ©c^rift ben ^Jlad^njeiS liefern, ba^ bie iübifd^en ^ro)3t)eten, bie öom göttlid^en ©eifte erleu(!)tet tourben, bie crften roaren, bie ta^ fegen§reid^e SBirlen be§ ^ö^eren SBefenS, boS ju i^nen fam, an \\(i) erful^ren, fotocit für fie ^eilfam toar, unb ba^ burd^ bie Berührung, wenn id^ fo fagen barf, t^rer ©eele mit bem genannten göttlid^en ©eiftc ber lölid it)re§ S3erftanbe§ flarer unb bte ©el^froft t^rer ©eelc fd^örfer tturbc" (Contra Gels. 7, 3 u. 4). 2lud§ ^tero» n^mul befäm|)ft bie montaniftifd^c 2:^eorie ber ÜJlantif: „2)ie ^ropl^eten ^aben nic^t, wie 9Jiontanu§ mit unüernünftigen SBcibern träumt, in ber ßffiafe ge= fprod^en, fo bafi fte nid^t wußten, toa§ fie fagten, unb onbere belet)renb felber nid^t öerftanben, n)a§ fte leierten" (Prooem. in Is.)- 5Iu§ ber aftiüen 9?oIlc ber 3nfpi= rierten leitet ^ieron^muS, ber feine Singuift, fonfequent bie berfd^icbene ©arfteHung ber ©d^riften ab. @r ift beS^alb ein 53ertreter ber 9teaIin]piration.

Si^nlid^ 5luguftin, nur ba^ biefer ttie immer ha§i 5J5robIem tiefer erfaßt. 6;f)riftu§ ift i^m ta^ mt)ftifd^e f)aupt, ber burd^ feine ©lieber jur 9J?enfdt)^eit rebet fc^on feit ben Seiten ber ^rop^eten. „?ll§ bal^er jene fc^rieben, waS er i^nen jcigte unb f a g t c (quae ille o s t e n d i t et d i x i t) , fo ift nic^t ju urteilen, ha^ er felbft nidöt fd^rieb, ha [a feine ©lieber boa anfertigten, maS fic unter bem 3nfpiration§» einfluffe be§ f)aupte8 (dictante capite) erfannten. 2Ba§ immer er nömlid^ öon feinen Säten unb 2öorten wollte, ha^ mir lefen, ha^ befallt er ienen gleic^fam toie feinen eigenen ^änbcn, aufjufd^reiben" (De cons. evang. 1, 35 58). S)a§ „©iftieren" barf jebod^ nii^t ftreng ausgelegt werben : „©tauben mir nid^t", fagt er in berfelben ©d^rift, „ba^ bie SBa^r^eit gleid^fam burd^ geheiligte 2;onjeid^en gefd^ü^t werbe, al§ wenn ©ott bie SBorte, wie bie SBa^r^eit felbft, berent^alben fte gefprod^en ftnb, un§ empföhle" (2, 66 128). ©arftellung unb ^Inorbnung be§ ©toffe§ ftnb nad^ ^uguftin Bad)t be§ 5Iutor§.

IDiit Dlad^brutf betont aber 5Iuguftin mit allen anbern SSätern bie 3j;rtum§= lofigfcit ber ©c^rift. ©prid^t ber äußere ©d^ein für einen f old^en, bann liegt ha§ entweber in ben fehlerhaften 3Ibfd^riften ober in ben mangel^often Überlegungen ober in fubieftioem OJ^i^Derftänbniffc (Ep. 82, 1 3). SSürbe eine ^flic^tlüge irgenbwo zugegeben, fo würbe bie ganjc ©d^rift bem Srocifel öerfallen, bemerft er gegen eine freiere 5Iuffaffung be§ C>ieront)mu§ (Ep. 28, 3). ®ie 3rrtum§Ioftgfeit ber ©c^rift ifi benn aud^ ba§ Sefttmmtefte, wa§ fic^ über ben ^nfpirationSbegriff ber 53ätcr fogen Iö|t. S)ie 5Iu§brüc!e SSerbaI= unb IRealinfpiration finb t^nen no$ unbefannt, folglich fönnen fie aud^ burc^ 3eugniffe öon i^nen nid^t bünbig belegt werben.

3n biefem jiemlid^ unentroidfelten ©tabium ging ber 3nfpiration§begriff in bie ©d^olaftif über, bie aber ebenfattä in feiner gortbilbung feine wefentli^e 3tufgabe erfannte. 2;i^oma§ berührt t^n im Sufammen^ange mit ben (Erörterungen über bie ^Jropl^etie. ^r unterfd^eibet jebod^ beibe Segriffe : „ein foIc^eS (übernatürlid^e§) Sid^t Ratten afle iene, wel(^e unter bie eigentlichen ^rop^eten gejä^tt werben. ®iefe leiten

24 Einleitung. 3toeite§ ^a))itel. S)ie bogmatiftä^en 6r!enntni8|)rinäipien.

bcS^alb auc^ flJejiett fßrop^etcn unb weil ftc jubem bie ^ro|)f)etie berufsmäßig öer= walteten, ©ol^er rebcten fxe QU(i^ in bcr 5ßerfon bc§ C)e«n wnb jprad)en sum ^olfe : ,2)iefe§ fagt ber ^crr.' S)q§ taten aber jene nic^t, totld)t bie ^eiligen ©(^riften öerfaßt l^aben. SJtcl^rerc bon biefcn le^tercn fpra(|en in öielen Rotten über ba§, toaS anä) burd^ bie rein menjc3^Ii(!^e SJernunft erfannt werben fann, ni(^t in ber ^erfon ©otteS, fonbern im eigenen 9iamen, mit bem 93eiftanbe freilid^ be§ göttli^en Sid^teS" (S. th. 2, 2, q. 174, a. 2 ad 3). ©r unterjd^eibet aljo rid^tig äWif(^en Offenbarung unb änfpiration, läßt aber ben menfrf)Ii(i^en Slutor auä) bie bereits befannten SBa^r^eiten in göttli^em Sici^te fidler erfenncn. D^iä^erl^in wcnbet er bann auf ba§ SSerpItniS ©otteS jum «Sd^riftfieHer ben geläufigen 93egriff ber :|)rin3i:palen unb inftrumentalen Urfad^e an: ©ott wirft burd^ ben ©direiber wie burc^ ein lebenbigeS SBerfjeug (S. th. 1, q. 1, a. 10). ©elbftöerftönblid^ öertritt 2;^oma§, wie bie Sßätcr, bie S^rrtumSlofigfeit ber <5^rift (S. th. 1, q. 32, a. 4), ouc^ in naturwiffenfd^aftlid^en fingen (ebb. q. 68, a. 1).

S3onabentura rcbet in bem ^roömium feines 93reöiIoquium§ fel^r biel üon ber ©d^rift unb itirem reid^en ^n^alt. „©ic ift nämlic^ bon ©ott burd^ K^riftum unb ben ^eiligen ©eift, ber burd^ ben 5[Runb ber ^ropl^eten 'ipxaä), unb anberer, bie biefe Se|re aufgefc^rieben l^aben (Prooem. de prof. S. Script.). S)a§er gibt eS in il^r nid^tS Salf^eS, nidfits ÜberpffigeS, nid^tS Slbgefd^wäd^teS, fonbern nur SCßa'^r^eit (ebb. De modo proced.). Sfiä^er auf ben fpejieUen 5rage|)unft beS SBie ber Sn» fpiration einjuge^en, berfagt er fid). @S lag ber bortribentinifd^en 2;^eoIoflie mel^r baran, ben®e^alt bcr ©d^rift auSju^eben unb ju ft)ftematifieren, alS bie ©d^rift felbft, bercn 5Infe!^en in ber ^ird^c feftftanb, jum ©egenftanbe eineS t|eologifd^en ©tubiumS ju mad^en.

®aS würbe mit ^ereinbrud^ ber 9ficf ormotion anberS. S^at nid^t fofort; benn bie 5IIt^roteftanten übertrieben auS ©rünben ber ©oIa«©friptura-2e^re baS 5lnfe^en ber ©ddrift inS Ungemeffene. ^Iber ber StüdEfc^Iag trat gegen 51blauf bcS 18. Sa^t" l^unbcrtS mit bem ikationaliSmuS (©emier t 1791) grünblid^ ein. ®ie 5BibeI war in ben §änben ber ^ird^c ein l^eiligeS Sud^ gewefen ; in ben ^änbcn ber freien Q^orfd^ung würbe fie nunmehr jum SSerfud^Sobjefte beS litcrarifd^en ©diarffinneS, ber fie balb öoKer geißlet unb Irrtümer fanb unb aHmä'^Ud^ um il^ren ganjen ©laubenS« frebit brad^te.

S)aß bie fritifd^e 93e!^anblung ber ©d^rift aud^ auf bie fat^olifd^e 3:!^eoIogic i^ren ©inftuß ausüben mußte, lann nid^t auffallen. @ine 9iad^wirfung iencS ©inpffeS ift ein freierer ^nfpirationSbegriff, ber öon einem großen 2:eil ber Xl^eologen, befonberS ber ejegetifd^en ©d^ule, mel^r unb mel^r öertreten würbe unb um ben in unfern Siagen liarte, oft erregte ^ömpfe gefütirt werben. @S ^anbelt fid^ fowo^I um baS SBefen ber ^nfi)iration als um i^ren Umfang. S^at wirb aud^ öon ber freieren Stid^tung anftanbSloS bie 2Jnf^3iration auf bie ganje ©d^rift mit aEen il^ren 3:eilen auSgebe^nt, aber il^r SOßefen wirb bann bod^ fo gefaßt, baß bie 93e!^au|)tung bon Irrtümern in ber ©d^rift bamit öereinbar ift. 6S werben befonberS 3^rrtümer naturwiffen» fd^aftlid^er unb l^iftorifd^er ^rt behauptet.

©d^on balb nad) bem Xribentinum jcigte fid^ eine fold^ jweifad^e 3Iuffaffung ber 3^nf|)iration. Sft bie Snfpiration eine ©nabenwirfung , bann fonnte baS SSer« l^ältniS ton ©nabe unb menf(^Iid^en ©eifteSfräften enger unb freier, t^omiftifd^ unb moliniftifd^ erflört werben. @ine mittlere 5tuffaffung bal^nte fid^ an mit ©uarcj, 33eHarmin, a Sa:pibe, ©erariuS, ben 2Bür jeburgenfern, weld^e in ber ©d^ule S^ranjelinS il^ren oottfommenften ?(uSbrudE gefunben Iiat unb bis auf bie eben erwähnte fritifd^e Stid^tung ber 9ieujeit in faft unbefd^ränftem Slnfe^en ftanb. '?Sla^ granjelin unb feiner ©d^ule fäHt ber Xon auf ben göttüd^en Url^eber. @S wirb bann f|)efulatit) auS biefem begriffe (Deus auctor Scripturae) abgeleitet, baß ©Ott, wenn er Urheber einer ©d^rift fein fott, ben SSerftanb beS ©d^riftfteÜerS erleud^ten, ben SBillen jum ©d^rciben antreiben ober bewegen unb ben ©d^reiber bei bcr 9iicberfd)rift fo unterftü^en muffe, ha^ er irrtumSIoS unb genau bie göttlid^e SBa^r^eit niebcrf(ireibt. ©iefen ©tanb^unft öertritt aud^ bie ©njOffifa Providen- tissimus SeoS XIII. (Denz. 1941).

§ 6. 3)ic ©d&rift als bogmottfd^e Quelle. 25

^aä^ biefer furjen Überfid^t mitb Ilor, toorum ftc^ l^eute in ber 3nfpirQtion§frage l^anbelt : nid^t me^r, ob fßtxhaU ober 9ieaIinfpiration leitete allein tüirb foft allgemein feftge^alten , fonbern ob irrtum§Io§ ober nW. Unb genauer, ni(|t ob irrig in ben religiöfen SBa^r^eiten, [onbern in ben profanen, bie allerbing§ al§ @in!(eibung mit ben erfteren eng jufammen^ängen. 51I§ „!riti[^e fünfte" bejeic^net man bie geoäentrifd^e 2ßelt= onfc^auung, bie ß^ronologie, bie beiben ©(^öpfungSberici^te, ber <SünbfIut= berid^t u)tt). (ögl. 6. |)ol5^ei), iJünfunbfiebäig ^punfte jur JSeantirortung ber grage: 5Ibfolute ober relatioe 2Ba^r^eit ber ^eiligen ©d^rift? 1909).

2)ie nac^öatüanifc^en amtlichen ^u^erungen ber ^lirc^e, bie ^njpflüo 2eo§ XIII., tt)ie bie 35ertt)erfung einiger moberniflifciöer ©ö^e fc^einen ber freieren ^luffaffung nid^t günftig ju fein. Seo XIII. fd^Iie^t jeben Srrtum (error omnis) üon ber S3ibel wegen ber 3nf|)iration au§, ba (Sott, bie §öc^jic Söa^r^eit, nid^t Urheber be§ 3rrtum§ fein fönne (Denz. 1951). 3!)er ©^1= labul ^iu§' X. roieber^olt biefe trabitioneüe Se^re (Denz. 2009—2019), unb feine ^nj^üifa (Pascendi) f(^eint auc^ ben profanen Irrtum au§äufcölie|en : „3lber, fagen fie (bie 5}Zoberniften), ^anble fid^ bort (in ber ©^rift) nid^t um SBiffenfd^aft unb ©efd^ic^te, fonbern um 9teügion unb SJ^oral" (Denz. 2102). 2iuc^ bie a)^obernijten be|nen bie ^nfpiration auf bie ganje Sd^rift au§, Italien aber i^r SBefen nid^t für übernatürlid^e, göttlid^e Semegung, fonbern für eine natürlid^e religiöfe (Srfa^rung, mie fie alle 3}ienfd^en unb SSöÜer }U allen Seiten me^r ober meniger ftarf gemad^t ^aben unb machen merben (Denz. 2090). S)od^ unterfc^eibet bie ßnj^üifo au»brüdflid^ bie 3[Roberniften öon ben „neueren 3:^eoIogen, meiere j. S8. bur^ 5Inna^me fog. jiiflfd^meigenber Si^Q^^o^f" (eitationes tacitae) bie Snfpiration in etwa einfd^rönten" {thh). Unb tatföd^Iic^ läpt man fird^Iid^erfeit§ bie SSerfud^c ber freieren 9iid^tung, fid^ mit bem 5)ogma in ßinflang ju bringen, unbean= ftanbet. 2öo^I bie meiften neueren ST^eoIogen fielen ^eute auf biefem freieren ©tanbpunüe. ^ux näheren ©rflörung be§ 5probIem§ feien no(^ folgenbc fünfte ^eroorge^oben :

1. Snfpiration unb Offcnborung ftnb öerfd^iebene, nid^t gleid^e Segriffe. Unter bie Snfpiration fäEt manches, roaS nic^t geoffenbart tourbe. ^nfpiration tft ba^er ein weiterer Segriff. Siatteilen jebod^ treffen beibe jujammen, toenn nämlid^ ber 9Iutor geoffenbarte SBa^r^eiten nieberfc^reibt. S)ann liegt 3?nfpiration im SoUfmne oor.

2. ®tefe ©rttägung fülirt ba^in, ba^ man ©rabc ber ^nfpiration annel^men mu^. 5llle§ ift infpiriert, aber ni^t alle§ unterftanb bem gleirf)en göttlid^en Sn» fpiration§einpu|fe. ®er ^nfpirationSeinflu^ be^nt fid^ organifdö auf ta^ ©anje au§ ttie ba§ 2eben auf ben Drgani§mu§, nid^t med^anifd^ gleid^mä&ig auf aUt ein» feinen 5;eile. ©old^e ®rabe lafjen fid^ erfennen einmal in Sejug auf bie ©rleud^tung bc§ 3^nteaeft§, melcfie bie Sfola ber eigentlichen Offenbarung, be§ natürlicben ©tu- bium§ (2 matt 2, 20—33; 15, 38—40. 2f 1, 1—4), ber perfönlic^en Ungemife» beit (1 ^or 1, 16 u. a.) unb ungefähren eingaben (So 6, 19. Slpg 2, 41; 5, 36 u. a.), fogar ber Sßermünfd^ungen (^f 108 u. a.) aufmeift. ebenfo jeigt ber eintrieb be§ 2BilIen§ (Srabe auf, bie bireftc ^ufforberung ®Dtte§ an ben 2lutor, ctmaS 33eftimmte§ niebersufd^reiben ((5j 17, 14. 3f 8, 1. Ser 36, 2 u. a.), äußere SSeranlafjung unb ßreigniffe, bie jum ©d^reiben führen, mie bei ben Briefen, fromme perfönlid^c Stimmungen unb Erinnerungen, bie fic^ in ©ebeten unb Stebem äu|em möd^ten, mie bei ben gjfalmen, unb p|i)(^oIogii(^e Erfahrungen, wie in manchen

26 Einleitung. S^tikS ^apittl. S)ie bogmatifc^en ©rtenntntSprinaipien.

tjautinifd^en «Sd^riftftüden. ©nblid) jeigt \\^ ein fold^er ©rabunterfci^ieb in bem kitten fünfte, bcc Slffiftenj bei ber ©arflettung. «Sie ift tro^ biejer SlfCiftenj fe^r inbioibuell unb ^erjönlid^ gefärbt, ein S3ctt)ci§, ba^ tjier bie menfd^Ud^e ^Begabung unb fd^riftfteßerii'döe Slnloge jel^r jur ©eltung fom. S)ie S)arfteHung bei ein unb bemjelben (Sd^riftfteHer, cttua bei g^auIuS ober So^anne§, jcigt bann toicbcr Unter= fd^icbc Don feften 33e|au^tungen , gleid^gültigeren eingaben, Vermutungen unb un- fid^ern ©rtoartungen (@§d^QtoIogie). 5Itte bie[e ©rabunterfd^iebe unb inbiöibueUen Umflänbe muffen in bem SnfpirationSbegriff i^rc SßerüdEftd^tigung unb ©inorbnung finben.

3. 2)abei mu^ tro| biefer ©rabunterfd^iebe bie Snfpirotion auf bie gonje ©c^rift mit ollen i^ren 2;eilcn au§gebet)nt werben, nid^t ctioa auf bie ®Iauben§» unb ©itten* lehren allein.

4. S)ie ganje ^eilige ©d^rift ift infolge ber Snfpiration ®otte§ SBort. ?lber fie ift biefe§ miebcr ni^t in ein^eitlid^er , gleid^er SBeifc, fonbern in uerfd^icbencm ©inne. hieben fold^en 5lu§fagen, meldte com Sd^riftfteHer al§ genuin unb auSbrüdf» lid^ göttlid^ öorgetrogen merben, gibt Diele anbere, meldte fid^ nur auf menfd^Iid^e, fei eigene, fei frembe ?lutorität ftü^en. Sn le^terem galle fönnen fte nur al§ @otte§ 2Bort im fefun baren «Sinne gelten, fofern fte mit bem ed^ten SBorte ®otte§ Derbunben unb burd^ bie attgcmeine 3nfi)iration ber Sd^rift gebecEt ftnb. 3u bog« tnatifd^en SöemeiSfü^rungen aber fönnen fic ba^er nid^t benu^t werben. 5lud^ tro^ |)erfi3nlid^er ^eiligfeit unb ®eiftc§fülle fönnen bie ?(u§fagen Don in ber Sd^rift rebcnb eingeführten ÜDfiännern, wie 3. 33. be§ ©tept)anu§ (?l|)g 7), ®otte§ SBort im fefunbären Sinne fein. Ob bie 5Iu§fagen auf ®ott felbft jurüdEge'^en , in feinem ^iamen Derfünbigt werben, ift au§ bcn näheren Umftänbcn ju crfel^en.

5. 2BeU bie ganje |)eUigc Sd^rift inf|)iriert ift, be§!^alb ift fie aud^ irrtumS« Io§. ?lber aud^ |ier ift eine Unterfd()eibung notwenbig. ®ie ewigen übernatürlid^en SSa'^r{)citen finb in an ber er SBeife wa'^r al§ bie jufänigen natürlid^en 3lu§fagcn. S)ie ^rrtumSIofigf eit ber OffenbarungSwa^r^eiten f e^t ba§ Söatifanum bo^er ou§brürfIict) Dorau§ (Denz. 1787 [1636]). ®ie ^nfpiration Deränbert an fid^ fo wenig bie logifd^e Drbnung al§ bie reale; au§gcnommen ben %aU ber Offen» barung. 33ei ben fefunbären SBa^r^citen ift ber ©rab ber ^nfpiration Don bem 3wcd ber Schrift abl)ängig. S)a biefer ein religiöfer ift, fo fonnte ©ott gefd^e^cn laffen, bafe in ^}rofanen ©ingen bie 3Iutoren nad) 3 ei t gemäßen unb fubieftiDen 5Iuffaffungen berichteten. 53ci ?lnwcnbung biefe§ ©runbfa^eS löfen fid^ fc!^r Diele Sdf)wierigfeiten wie Don felbft. S3etrcp ber |tftorifd^en Xeile ber Sd^rift fobann barf bie ©injelejegefe mit freien 3itationen (citationes tacitae vel implicitae) fowie mit bem Segriffe Don „uneigcntlid^er ©cfd^id^te" operieren, wenn man bofür folibe ?irgumente beibringt (Denz. 1979).

6. 2Beiter ift bei ber 5lnfü^rung fccmber OueHen unb 5Iu§fagcn barauf ju ad^ten, ob ber infpirierte 5Iutor fic approbiert unb lobt, ober ob er fte tabelt ober o^ne jebeS Urteil wiebergibt (^o 9, 31). Dlur ba§ Don feiner 3lutorität ®e= bedtte fäUt unter bie biblifd)e 2ßa^rt)eit. Slber auc^ felbft in ben rein perfönlid^en 3lu§fagen ift nod^ ju unterfd^eiben , ob fie al§ mit bem göttlid^en Urteile fonform Dorgetragen werben, ober al§ fubjeftioe SJieinungen , rein perfönlid^e ©rfa'^rungen, 2lbfic^ten unb gmpfinbungen (9iöm 1, 11; 9, 1—3. 2 ^or 6, 11. @al 1, 6; 4, 19. 5lpg 20, 22 23 25 u. a.).

7. ®ic SBa'^rl^eit ber Sd^riftcn rid^tet fid^ Dielfad^ naä) ber literarifd^en SIrt, ber fie jujured^nen finb. 2111c Sd^riften finb infpiriert, feien fie ^iftorifc^, bibaftifd^, allegorifd^, paraboUfd^, poetifd^ ober epiftular. 2lber in ber genaueren ©injelesegefe ift bod^ ein großer Unterfd^ieb unter i^nen betrep be§ SBal^r!^eit§« ge'öalteS. 5ine motten bie Sßa'^r^eit lehren, aber bei wandten, 3. 33. bei Sob, bem ^^rcbiger, bei 2:obia§, Subita, liegt bie SOßa'^r'^eit me^r im ©angen al§ in ben 6lnäelau§fagcn. Sediere finb oft nur al§ (Stnfleibung ber einen ^auptwal^rl^eit anjufel^en ; fic ftnb alfo wa^r al§ 2:eil be§ ©anjen, nidl)t felbftänbig unb unabl^öngig Don ber fie tragenben ^auptibee.

§ 6. Sie ©d^rtft qI§ bogmatifd^e Duelfe. 27

8. ®ie Snfpiration hnü^xt bic 53crf off er frage ni^t, loenn ani) bcr tnenjd^= Ii(^e Urheber öom SBud^e 3o'& ober S;obia§, com f)ebräerbrtefe ober Don irgenb einem ^falm nirf)t genannt werben fann, ]o fielet bod^ ber§aut)tur]^eber feft, ber bem Sßud^c ben 3n)piratton§d^arafter garantiert. 5Iu§ ber 2:at|a^e ber Snjpiration cine§ S3u(i^e§ fann an unb für fid^ fein Sd^Iufe gebogen werben auf ben Url^eber, auf bie Seit feiner 3Ibfaffung, auf bie ^rt ber ^ompofition, auf feine Originalität. S)iefe fragen muffen mit anbern 9)ZitteIn gelöft werben, wie fie bie SBiffenfd^aft bietet. ?Inber§ natürli(3^, wenn ber 3tutor felbft feine 3Ibfaffung behauptet; aber in le^tcrem t^alle mü^te bod^ wieber burd^ äußere Kriterien feftgefteüt werben, inwieweit eine unter bem 5JJamen eine§ beftimmten 3Iutora gel^enbe ©d^rift üon biefem felbft l^cr» rü^rt, benn fein 33ud^ fann ftc^ felbft bezeugen.

9Jlit biefcn bogmatifd^ unoerfängtid^en ©runbfö^en bürfte bie Gjegefe in ber ©injelcrflärung au§fommen fönnen. 5^iemanb wirb i^r jumutcn, eine Satfad^e, weld^e ouf ganj unzweifelhaften ©rünben berul^t unb üon atten ßjegeten gleichmäßig unb einl^eitlii^ anerfannt unb beurteilt wirb, für unwal^r auSjugeben ober in§ ©egenteil §u öerfel^ren.

III. ®er (Scbroudö ber ©d^rift.

5)tc ^xxäit tjai toie auf bem Sribentinum, fo aud^ auf bem 93atifanum bogmatifd^e (5rflärungen über ben ©ebraud^ ber ©d^rift gegeben. 2)iefe be= treffen bie 5lu§legung ber 8d^rift unb bie 5tut§entie ber 2} u lg ata. Sei bem erften fünfte laßt fic^ noc^ paffenb bie 5lnrt^t Don bem mc^rfod^ctt ©inne ber ©d^rift erörtern.

2)ie 5lu§legung ber ©c^rift. |)ierü6er ifi junöd^fl ju mcrfcn, ha^ bie ©rflörung ber ©d^rift nad^ bem Söillen ber ^ird^e entfpred^enb ben Ülegeln ber ^iftorifd^^grammatifc^en OJiet^obe gefc^e^en fon. 2)a§ l^at Seo XIII. in feiner ^njljflifo Providentissimus (Denz. 1941) Qu§brüdticö unter S3e= rufung auf 5tuguftin (De doctr. christ. 3, 3 u. 4) erflört, unb ^\ü§i X. burdö feinen (Sifer für ba§ frembfprod&ige 53i6elftubium neuerbingS bejcugt. 2)ie ©runbfö^e biefer neuen ejegetifc^en 2l?et§obe nö^er ju erörtern, ift nid^t ©ad^e ber 2)ogmatif, fonbern ber ßjegefe felbji.

25on ftreng bogmatifc^er Sebeutung aber ifi folgenbe Seflimmung be» 33 a= tüanum»: „Söeil ba», ma» ha^ ^eilige ^onjil ju Orient über bie 5lu§= legung ber göttlichen ©d^rift, um äügellofe ©eifter in ©d^ranfen ju polten, jum ^eile befc^loffen ^at, Don gemiffen 5}Jenfd^en Derfe^rt gebeutet toirb, fo crflären tüir unter Erneuerung biefe» SBefd^luffe», baß biefe§ ber ©inn be§felben fei, baß in ©ad^en be§ ®lauben§ unb ber ©itten, toeld^c jum d^riflli(^en Se^rgeböube gehören, jener für ben toa^ren ©inn ber ^eiligen ©d^rift ju galten fei, meldten feftge^alten ^at unb feflplt bie ^eilige 2Rutter, bie ^ir(^e, ber jufie^t, über ben toa^ren ©inn unb bie 5lu§legung ber ^eiligen ©c^riften ju entfd^eiben, unb baß bal^er niemanb erlaubt fei, gegen biefen ©inn ober aud^ gegen bie einhellige ^lualegung ber SSöter bie |)eilige ©d^rift äu erllären" (sess. lU, c. 2; Denz. 1788 [1637]). hiermit ifi ber S^eolog in @lauben§= unb ©ittenle^rcn an bie ßrflörung ber ßirc^e tüie an bie Xrabition ber SSäter pofitiD gebunben. Unb ift nid^t erlaubt, tüie man bo§ ö^nlic^e S)efret be» Stribentinum» Dielfad^ erflört |atte, babon abäuge^en, tnenn man nur ba§ burc^ bie ^ird^e bamit begrünbetc S)ogma ni^t leugnete. S)iefem Dorjubeugen, fe^rte ba» SSatifanum bie negatiDe S^affung be» tribentinifd^en ®efrete§ in bie pofitiDe um.

28 Einleitung. StociteS ßo^^itel. 3)te bogmatifd^en ©rfenntniSJjrinäipien.

®en Umfang ber @Iaul6en§» unb ©ittenlc'^ren bcr ©d^rift nä^er ^u Bcfümmcn, ift jule^t <Sa^e be§ unfel^Ibarcn £et)ramt§, weirfiem obliegt, ben ^n^olt ber Offen- barung in ber SBcIt ju öerfünben unb geltenb ju mad^cn. ®er ?lu§brudf „Se^re" (doctrina) ift ni(i)t ju :preffcn, bo anä) §eil§tatfaci^en in ber ©d^rift gibt, bie bem ®Iauben§gebietc angcl^ören unb fofgcrid^ttg ber autfientifd^en Auslegung ju» fatten fönnen. ®a nid^t gcrabc öiele ©tetten in ber ©d^rift gibt, meldte fird^tid^ förmlidö feftgelegt finb, unb aud^ ber ^onfen§ ber iöäter ber übrigens al§ ein moralifd^er ju oerfte^en ift nidf)t gar ju oft rüdffi(^tlid^ ein unb berfelben ©d^rift» fteHc öorliegt, fo bleibt bem ©jegeten no^ Siaum genug, an ber (gr^ebung be§ bog= matifd^en ®e^alte§ ber ©d^rift |)rit)atim mitjumirfen. ®aju tommt bie §rei^eit in SBejug auf bie Xeile, mlä^t nid^t ju ben ®Iau6en§= unb Sittenlehren gehören. Sßenn au^ in biefen fingen ber 5Iu§Ieger bie SJieinung ber SSätcr mit Sld^tung ^ören fotl, unb wenn oud^ fold^e me^r ^eri|)l^erifd^e SBa^r^eiten immerhin in i^rer SBeife mit bem ©tauben in SSerbinbung ftel^en, fo barf er bod^, geftü^t auf gute ©rünbe, feine eigene 9Jieinung barüber üortragen (Snj^fl. Providentissimus ; Denz. 1942).

S)er mel^rfac^e ©inn ber ©d^rift.

S)ie ©ogmatif unterfd^eibet allgemein einen 3 m e i f a d^ e n ©inn ber ©d^rif t, hm biflorif^en ober literalen ©inn unb ben tgptfd^en ober f^)iritualen ©inn. ®ie ?luöbrücfe erflären fid^ felbft. ®er Siteralftnn ift ber öon ben S8ud^- ftoben ober SBorten angegebene, ber t^pifd^e ©inn ift ein mögtid^ermcife hinter ber Oberfläd^e öerborgener !^öf)erer, geiftiger ©inn, roooon ber junäc^ftliegenbe nur ein Söilb ift. @r l^ei^t aud^ m^ftif d^er ©inn. S)ic|e Unterfd)cibung ge^t jurüdf auf bie ©d^olaflif, bie ©ac^e felbft finbet fid^ nid^t nur bei ben SSätern, fonbern aud^ in ber ©d^rift unb ^ängt bei ben SSötern in ttroa mit ber platonifd^en Sbeenlc^re jufammen, monad^ tiinter ber ^rfd^einung fid^ erft ha^ redete, ed^te SSefen jeigt, in ber ©d^rift aber mit bem 2Bci§fagung§d^arafter be§ 51Iten SeftamenteS , in toeld^em befonberS 5paulu§ unb ber S8erfaffer be8 §ebräerbriefe§ einen S:5pu§ bc8 Sufünftigen erfannte (Mm 5, 14. 1 ßor 10, 11. §ebr 9, 24 u. a.; ügl. ßiri^en- legifon V* 1846—1864). gür bie SlSjefe unb populäre Untermeifung !^at ber fpi- ritualc, bilblic^e ©inn eine gemiffe 93ebeutung, für ben bogmatifd^en S3eß)ei§ eignet er ftd^ nic^t. 3iaä) 2;^oma§, ber ben fpiritualen ©inn öerteibigt, fann ta^ ®ogma nur allein burd^ ben literalen ©inn bemiefen merben. Unb „nichts für ben ©tauben ^RotmenbigeS ift im allegorifd^en ©inne enthalten, toaS nid^t an einet anbern ©teile in offenbarer SCßeife nad^ bem Sßortfinne gelehrt mürbe" (S. th. 1, q. 1, a. 10).

2)ie 5tut^entie ber SSulgota. 2)ie 2(u§fü^rungen über bie ©d^rift al§ ba§ infpirierte 2Bort ®otte§ bleiben fo lange t^eoretifd^er Üiatur, bis man unter ben Oielen ^^ormen berfelben eine herausgreift unb bie borgebrod^ten 2öa!§r§eiten öon i^r ousfagt. 5tu(^ ha^ Qeft^Q^ auf bem 2:ribentinum burd^ ein jtoeiteS S)e!ret, worin gefagt toirb: „©ie (bie ©rinobe) befd^Ue^t unb erflürt, ba^ biefelbe alk unb berbreitete 5tuSgabe (vetus et vulgata editio), toeld^e burd^ ben langen ©ebraud^ fo bieler Sci^r^unberte in ber 5?ird^e an= crfonnt ift, in ben öffentlichen 33orlefungen, Erörterungen, ^rebigten unb 5lu§= legungen al§ betr)ei§!röftig erad^tet werbe (pro authentica habeatur), unb ba| niemanb biefelbe unter weld^em JBorwanb aud^ immer ju üertoerfen woge ober fid^ bermeffe" (Denz. 785 [667]). 5(ud^ ^ier ftü^t fi(^ bie ^ird^e ouf bie 2;rabition. 23gl foulen im ^ird^enlejifon XII 2 s. v. SSulgata.

S)ie SSulgato log bamalS in oielen ©eftatten oor, bie fid^ burd^ unjö^lige Heinere SSarianten, bie burd^ 5lbfd^reiben entftanben maren, ooneinanber unter» fd^ieben. S)a^er befd^lo^ ba§ ßonjil, ba| alSbalb bie ^eilige ©d^rift, „befonberS aber biefe alte unb oerbreitete 5lu§gabe, möglid^ft fellilerfrei gebrudft roerbe" (Denz. 786 [668]).

§ 7. Sie 2:rabition. 29

S)ic ^erftettung unb 2lu§ßa6e Qz'i^a^ unter ©igtuS V. (1590) unb mit Bcffcrem Cfrfolgc unter i?remen§ VIII. (1592). ©elbfloerftänbltd^ foKte burcf) biefc§ ©efret nur bie bogmatifc^e Konformität mit bcr Urbibel geroä^rleiftet werben, ni(i^t bie textliche. fmb olfo alle geoffenbarten SBo^r^citen ber ©ubftang naä) in btefcr 93t6el entgolten, unb jie joU fortan al§ amtlid^c ßird^cnbibel gcbraud^t werben. 3u toijfcnf^aftlid^en ^werfen fann man auä) jebc anbere Überfe^ung gebraud^en, ja man foll biefe nad^ ber SCßeifung SeD§ XIII. mit g^Ici^ jur geftfteQung be§ ed^ten ©inne§ ber ©in^elftellen l^erbeijiel^en. SßerbefferungSmürbig ift aber in Dielen Heineren fünften aud^ bie gweite, flementinifd^e ?Iu§gabe, wie bie SSorrebe gu i^r felbft ju» gibt; beS^alb beauftragte ^iu§ X. bie 53enebiftiner mit ber ^erfteEung eincS neuen SSuIgatatejte§.

§ 7. 2>tc Xrobtttott.

Siteratur. Franzelin, De divina Traditione et Scriptura (USTS). Cl. Schrader, De theologico testium fönte (1878). 2BinfIer, ®er XrabitionS» Begriff be§ Urd^riftentumS bt§ SertuHian (1897). I. V. Bainvel, De magisterio tIvo et traditione (1905). L, de San, De divina traditione et scriptura (1903). Billot, De 8. traditione (1904). ^o^e im Kird^cnleEtfon XP s. v. Srabition. §einrid^ II 1 ff. ©c^eeben I 144 ff. »Simar I* 21 ff unb bie früher ge- nannten gunbamentalt^eologien ; öon ben apolog. SBerfen ift befonber§ ©d^anj III', § 11 ju Dergleid^cn.

3lu§ bem reid^en «Stoffe be§ fat^olifd^en 2:rabttiDn§prinäi:p§ , toomit fid^ anä) bie Slpologetif befc^öftigt, genügt l^ier bie bogmatifc^ tüid^tigften 5j3un!te ^erborju^eben. S)iefe [inb aber ^aut)tfäd^Iidö bret, bie SCßirfli^feit ober ^iftenj ber Slrabition, bie OucIIe ber 2;rQbition unb ha^ SSerl^ältniS ber 2:rabitiön jur ©c^rift.

I. SBirllidöfeit bcr jErobttion.

©a^. 5(u§er bcr «Sd^rift ift aud§ bie Xrabition aU eine eigene DneHe be8 ©laubcnS onpnc^mcn. De fide.

erflöruttg. 2)a§ 3:ribentinum crflört, ba$ bie OffcnbarungSioo^r^eit cnt= galten fei in ben gcfd^riebenen Sßücficrn bcr ^eiligen ©c^rift unb „in bcn uns gcfd^riebenen Srobitionen" (sine scriptis traditionibus). 2)ie 516= le^nung biefer jtDciten Queflc toirb wie bie ^ble^nung ber ©d^rift in einem gemeinfamen ^anon mit bcm Slnot^em bebro^t. 2)q§ ^onjil befd^reibt bie Srabition qI§ „Überlieferungen, bie au§ bem5Jiunbe ß^rifti felber bon ben 5lpofteIn bernommen ober bon ben 3l|}oftcIn felbft nad^ Mitteilung be§ |)eiligen ©cifleS gleid^fam bon |)anb ju ^anb fortgepflanzt bi§ auf un§ gefommen finb". ^cr Umfang biefer Überlieferung mirb bann auf „®lauben§= unb Sittenlehren" befd^ränft (sess. IV, Decr. I; Denz. 783 [666]).

Segriff ber 2:rabition. Um ben Segriff bcr ^ier gemeinten Srabitton HarjufleHen, pflegt man eine mel^rfad^e Untcrfd^eibung ju mad^cn. Srabition (trans do) ift im attgemeincn eine Überlieferung, in bcr Äird^e eine religiöfe Überlieferung bon ©ebräuc^cn, Sitten, 5lnfdöauungen, Sc^ren. ^ier ^anbelt fid^ um bie 8 e^r Überlieferung.

9Jiit mä\W auf ben Urfprung teilt man bie 2:rabition ein in gött= V\ä)t unb menfc^lid^e (traditio divina; tr. humana); bie erfte entflammt göttlicher Offenbarung, bie anbere menfc^lid^er 5lnorbnung. ®ie mcnfc^lid^e

30 ©inlettung. 3toeite8 ßopitel. S)ie bogntatifd^cn 6tfenntni8|)rin3i^ien.

Srobition in bcr ^irc^e mit nur profane n SErabitionen in i^r l^oBen h)ir un§ ^ier nid&t ju 6cf offen ift enttüeber rein apoftolifd^ (tr. mere aposto- lica) ober einfod^i ürd^Iici^ (tr. ecclesiastica), je naci^bem fie üon ben 3I|)ofteIn in i^rer ©igenfd^oft aU tixdil\ä)t SSorfte^er (md^i al§ infpirierte Sröger ber göttlid^en Offenbarung) flommen ober öon ben !ird^Ii(|en 93orfte^ern ber fpäteren nad^opoftolifci^en ^t\i. (5§ fei l^ier bemerft, boB man in biefer Unter= fc^eibung nici^t immer genau bie ©renje einplt unb mit einer gen)iffen ^^ieigung oft ettt)a§ al§ „apoftolifd^" be^eid^net, ma§ einfad^ „Ürd^Iici^" unb fe^r olt ift. 5l6er biefe Ungenauigfeit trifft ba§ ®ogmo nid^t.

®ie göttlid^e 2;rabition entflammt entmeber, toie ba§ ^onjil fagt, „bem 5Jiunbe (S^rifti" (tr. dominica) ober ber fpöteren „5)litteilung be§ |)eiligen ®eifle§ an bie Slpoftel" (tr. divino-apostolica, im Unterfci^iebe bon mere apostolica). 9^ur bie göttlid^e Srabition in ber foeben berührten Unterfd^eibung fte^t ^ier in ^rage. 9Jian nennt fie bie bogmatifd^e 2:rabition, weil fie Duette be§ ®Iau6en§ ift, bie 2Ba^rl§eiten ber Offenborung enthält. S^r ®egen= fa^ ift bann bie bi§äiplinöre 3:rabition (tr. disciplinaris), bie fid^ auf 3ud^t unb Sfec^t bejieöt.

^oä) eine anbere Unterfc^eibung flört ba§ 5Berftänbni§ ber in 9tebe fte^enben 3;rabition. 5)ie Srabition fann nämlic^ rein o b j e ! t i b angefe^en werben, unb bann ift fie bie überlieferte 2Ba§r^eit felbft; ober nur fubjeftib ober a!tib, unb bann ben!t man an bie überlief erung§ tätigfeit, ober beibe 2}Jomente jufammenfaffenb (tr. obiectiva simul et activa), unb baS ift ber ge= wö^nlid^e @inn bon Srabition in ber bogmatifd^en ©prad^e. S)er ©runb für biefe Unterfi^eibung liegt barin, ba^ bie Srabition ein Iebenbige§ ©ein ift, nic^t eine unlebenbige <Ba6ii für fid^, ba^er auä) in i^rer (Sjiftenj immer mit ber lebenbigen Überlieferung§tätig!eit ber fird^Iid^en Organe berfnüpft. ©ie barf aber nid^t mit bem ürd^Iid^en Se^ramte einfadb ibentifijiert merben, meil fie bodö aud^ wieber ben ÜberlieferungSorganen gegenüber eine eigene, objeftibe ©rö^e ift, ber jene Organe untergeorbnet finb unb bleiben. ®a§ Söort: 2)ie SErabition bin id^, ba§ bem ^popfte puS IX. unterfd^oben mirb, ift nid^t ju beföeifen, braud^t be§^alb aud^ nic^t al§ fad^Iid^ unjutreffenb beurteilt tt)erben. ^oä) fei bemerft, ha^ man ba§ 2Bort Srabition biSföeilen im umfaffenben ©inne berfte^t unb bann bamit ben gefomten ^omplej ber Offenbarung§= ma^r^eiten bejeid^net, bie gefd^riebenen wie bie münblid^ überlieferten. 3m ftriften ©inne aber fann man nunmehr bie 3:rabition umfd^reiben al§ 3in= begriff jener geoffenbarten SGßa^rl^eiten, meiere nid^t in ber ©dbrift entbalten finb, fonbern bon ben 5tpofteIn bcr ^ird^e münblid^ übergeben unb bon i^r rein unb unberfälfd^t bis auf un§ fortgepflanjt morben finb.

aScnjetg. 9iiemanb beftreitet, 'öa^ ß^riftuS nur münblidö fein @bangelium bcrbreitete. ©(^riftlid^eS l^at er nid^t ^interloffen. 3)en Jüngern gab er ben 5luftrag ju prebigen {mt 28, 18—20. ^f 16, 15. 2t 24, 47. 3o 17, 14 17 19), feinen, ju fdbreiben. 2öenn fie fpötcr baju übergingen, audö ju fd^reiben, fo ift ha?i für bie flare, fefte Überlieferung ber Offenbarung bon großer SBebeutung, aber gefd^a^ bodb nur gelegentlid^ unb für einzelne trotte, nid^t in ber ?Ibfid^t, bie ganje ße|re Sefu barjuftetten. 2)0^

§ 7. S)ie Srobitton, 31

bicfc 5I6[i(!^t in ber 53 r i e f literotur eine auf gang fpcjieöe 5punlte ge^enbc iji, erfleht mon auf ben erften Slicf; ober [elbft bie ^bongelien jinb öon be= ftimmten Senbenjen Be^errfd^t (3o 20, 30). 9fiiemanb föirb auf ben ©ebanlen !ommen, bie SBo^r^eiten unb ©runbfö^e einer lebenbigen 9?eIigion ^auptföd^Iid^ burc^ tote Sd^riften ju öetbreiten.

5|3aulu§, ber entfprec^enb feiner gelehrten 53ilbung me^r qI§ bie onbern %po\id bie geber in ben 2)ienft be§ @dQngeIium§ fleüte, fprid^t boc^ toie ein Sljiom Qu§, ba^ ber ©laube bom 5In|ören fommt (9töm 10, 17). gr ermahnt: „53rüber fielet feft unb galtet an ben Überlieferungen (TtapadSascQ), bie i^r erlernt tjahi, fei burcö unfere ^prebigt (ocä Xöyo^S), fei burci^ unfern 53rief {ßC kTziazolr^c, t^jioiv 2 3:^eff 2, 14). ^n biefer ©teile umfaßt ber ?Iu§brucf „^robition" noc^ wie öfter im Urd^riftentum bQ§ ganje ®lQuben§= bepofitum; ober bie münblic^e SSerfünbigung fte^t ttjie im 8eben, fo ^ier in ber S^eorie an ber ©pi^e. 25o^anne§ fc^Iie^t feine beiben legten Sricfc mit folgenben ö^nlid^en 2Benbungen: „%^ §ätte euc& nod^ biel %\x fc^reiben, ober id^ rooDte nic^t mit Rapier unb 3:inte; benn id^ ^offe ju eud^ ju tommen unb Don 3}Junb ju ÜJiunb iw reben, bomit eure lyi^eube öollfommen fei" (2 3o 12). Unb: „3c§ ^attc bir öiel ju fc^reiben, ober \^ moKte bir nid^t mit 2inte unb ©c^reibro^r f(^reiben. 3d^ ^offe ober bid^ balb ju fe^en, unb mir merben bann bon 50? unb ju 3)?unb reben" (3 3o 13—14). %\t ^Prebigt be§ @bQngeIium§ betrad^ten bie 5IpofleI olS i^re ipauptaufgabc (1 Äor 9, 16. 9töm 10, 14—18).

2Bie bie ^poftel bom |)errn ben münblid^en Se^rouftrag empfingen, fo erteilten fie if|n aud^ mieber an i^re ©d^üler. ^quIu§ fd^reibt an 2;imot^eu§ : „^rebige ba§ SBort, ^alte an, gelegen ober ungelegen, übermeife, befd^mörc, rüge in atler ©ebulb unb Se^rmeiS^eit. . . ©ei ma^fam, arbeite in allem, tue ba§ Sffier! eine§ 6bangeliften, erfülle bein 5Imt" (2 3;im 4, 2 5). ©Ieid&cr= toeife foll aud^ Simot^euS roieber Se^rer fenben: „2öa§ bu bon mir mittels bieler 3cws^" geprt §aft, ba§ bertraue juberlöffigen 3)?enfd^en an, bie taug= lid^ finb, aud^ anbere ju lehren" (2 %m 2, 1—2). 5)ie ©c^rift felbft fagt an feiner ©teile, \i^% fie bie alleinige ©laubenSqueKe fei. (Sin foId^e§ Urteil ift aud^ ganj unmöglid^, mürbe befagen, ba^ ba§ münblid^e Söort ber 5IpofleI nid^t genügenb berbürgt unb ^uberläffig fei; unb bann föllt bie ©d^rift nie= mal» ein Urteil über fid^ felbft. %qA fann nur bon einer jmeiten Qlutoritöt gefd^e^en, bie außerhalb fte^t.

Sßäter. 5ßon Anfang an ^at in ber i^ird^e neben ben aufgefd^riebenen Se^ren ber 5IpofleI ein fefter ^omplej münblic^ überlieferter 2öa^r^eiten be= Rauben. ®ie ^Benennungen bafür lauteten berfd^ieben. 5Iu» ber ©d^rift ^er tt)arenbafürfc^on9?amenbefannt, 'mt^t^xtißtdaaxa'kid), Söa^r^eit (a;>;^<?££a), SBort be§ ©laubenS (i^.o^-og T^gncaTsajo), Überlieferung (7ra/)a(?o<r«c). ®aju famen noc^ neue, mie i)ogmen {döyfiaza) , ©ebotc {h^xolai), ©a^ungen {jipoaTdyaaxa), Sßerfünbigung {xrjp'jyfia), ©bangclium {euayreAiov), unb jmar benft mon im legieren ^QÖe Q" "^^^ ungefc^riebene SBort be§ ^vcxx[, erft fpöter fommt gbongelium einzig in bem je^igen ©inne bor. ?paulu§ fi^on rebet bon feiner 5)3rebigt al§ bem mörtlid^ berlünbeten gbongelium (®al 1). ^an berftonb unter biefen berfc^iebenen 5lu§brü(!en

32 Einleitung. S^eiteä Kapitel. ®ie bogmatif(§en ®rfenntni§prinjil3ien.

eine Bejiimmte (Summe bon 2öo!^r§eiten, bie man für bie 9J?iffton§ tätigfeit bäto. für bie @infü^rung ber Äoleci^umenen unb jum 3:auf6e!enntniffe äufommengeftettt ^otte. 2)iefe ©ö^e ße^ogen \\di auf (S^rifti Seben unb 2Ber!; Quf ba§ neue 9)?oro(gefe| (bie jwei Söege) unb auf bie (i^riftlici^e Hoffnung ber ^arufie ober ba§ ©eric^t. ©er @egenfa| gegen Subentum unb ®noftiäi§mu§ tt)ie bQ§ innere 53ebürfni§ mußten ju einer glijierung be§ urtS^rifttid^en „Se^rs begriffe" notmenbig fofort im anfange führen.

jcien nod^ einjelne auSbrüdlici^c 3cugni[fc wörtlid^ angefül^rt. 5|iQ|)ia§ meint: „^ä) glaube qu§ ben S3üci^em feinen fo großen 9iu^en f^öpfen gu fönnen wie qu§ ben lebcnbigen Stimmen nod^ lebenber SJienjd^en" (E u s e b. , Hist. eccl, 3 , 40). ®ie S)iba(|e fc^ärft junäc^ft bie fcften Sebrfä|e ein unb fagt bann: „2Ber immer lommt unb mä) bo§ oben ^^u§gefü^rtc lel^rt, ben nehmet auf. SBenn aber ber Sc^rcr fclbft üerfebrt ift unb anber§ le^rt jur 2luf(öfung, jo boret nid^t auf ibn" (11, 1). Sgnatiu§ lobt bie ^pbejer, ba^ fic ^bnften, bie eine f d^Iecb tc Se^rc Rotten", ab= gemiefen bciben (Ephes. 9, 1 ; ögt. Smym. 5). 6r gibt bie Duetten ber d^riftUd^cn Sebre an, lä^t fte aber öerbürgt fein burd^ ben ©piffopat, alfo burd^ ba§ münb= lid^e Sebramt, baber ber ftarfc ^If^ent auf biefem in att feinen ©d^riften. 6r mabnt bie SUlagncfier, feftjubaltcn an ben „®ogmcn be§ §erm unb ber Slpoftel" (13, 1), unb bie Slratter, „fid^ nid^t aufjubläben gegen ben S3ifd^of unb bie SSorfd^riften ber Slpoftel" (7, 1). 93arnaba§ nennt al§ d^riftlid^e Sebrftüdtc: „©ein SBort bc§ @Iaubcn§, feine ^Berufung jur SScrbei^ung, bie 2Sci§beit feiner ©a^ungen, bie ©ebote feiner Unter Reifungen" (16, 9). .ßlemenS fd^reibt: „SOßanbcIn mir nod^ bem rubm- öotten unb erbabenen ^anon ber Überlieferung" (Itz\ t^? iiapaoocrewc rj|xcuv xavova, 7, 3). ^ol\)tatp jeugt bcutlid^ für bie Sirabition, bie er „ba§ Don Slnfang an un§ überlieferte SBort nennt" (Ephes. 7, 2; ögl. 3, 2; 4, 3). ^n bem elften, atterbingS angefod^tenen Kapitel beS ©iognetbriefeS bet^t e§: „SfJad^benj id^ Slpoftclfd^üler geworben bin, merbe tdb Jßölferlebrer. 2ßa§ mir überliefert mürbe, biete id^ ©d^ülern, bie ber SQßobrbeit loürbig werben."

S)ic flarfe Setonung ber apoftolifd^en Srabition burd^ Stcnäu§ gegenüber ber ©nof{§ toax alfo fein „5^otbebeIf", fonbern bie |)erbor^ebung cine§ ed^ten, alten ^ringipS jur 23efämpfung etne§ öl^nlid^en, aber falfcben, neu erfunbcncn, ber ©e^eimtrabition. „2ßa§ aber, menn nid^t einmal bie ^Kpoftel un§ ©d^riften ^interlaffen l^ötten? 5J?ü^te man nid^t bie Orbnung ber Xrabition befolgen, bie fic benen überliefert ^aben, tt)el(ben fte bie ßird^en anbertrauten ? ©iefe Orbnung befolgen biele Sßölfer ber S3orbarcn, bie an 6briftu§ glauben ol^ne Rapier unb Sinte, inbem fie bo§ |)eil burd^ ben ^eiligen ©eifl im ^er^en eingefd^rieben befi|en unb bie alte Überlieferung forgföltig bett)o!§ren" (Adv. haer. 3, 4, 2). ^n biefem 3ufai"i"enbQnSC lel^i^t er ferner, bo^ in ben „apoftolifd^en" ^ird^en bie ed^tc Öebre bererbt merbe, meil beren Sifd^öfe (al§ ©lieber be§ ©efamtepiffo|)ate§, nid^t :perfönlid^) bo§ ^fjaxi^ma ber 2öo!^r= l^eit (charisma veritatis) befi^en, moburd^ ber „malere ©laube unb bie ge= fa^rlofe ©d^riftauSlegung" garontiert merben (ebb. 4, 26, 4 f). 3)od^ ber ^ürjc l^aiber bermeift er ouf bie romifd^e ^ird^e, momit otte anbern opo|iolif(ben 5?ird^en übereinflimmcn (ebb. 3, 3, 2).

yiaä) SiertuHian gebort bie ©(brift nur ber i?'ird^e, ibr aud^ aHein eignet bie Icbenbige Slrabition: „®a, mo fid^ bie cd^te Sebrc unb ber ed^te d^riftUd^e ©laube jeigt, ba merben aud^ bie raabre ^tiliQt ©(brift, bie toabrc grflärung berfelben unb bie mabrcn d^rtftlid^en Überlieferungen fämtlid^ ftd^ befinben" (De praescript. 19; ögl. 37). @r jö^It einmal al§ fpejififd^e 31rabition8momcntc auf: bie Sitten bei ber

§ 7. S)te Srabition. 33

%au\t, M bcr SDIeifc utib Kommunion, bic ga[tcn|)raEi§ (De cor, milit. 3 u. 4). SofiliuS erflärt:, „^(i) ^dte aber für a^oftolifc^, oud^ an ben nid^t in ber ©c^rift fte^enben Überlieferungen fcflau^alten" (De Spir. S. 29, 71 ; ügl. 27, 66). SSon ben übrigen SSätern feien nur genannt: Drigenc§ (De princip., praef. 2), gti^rian (Ep. 74, 10), 5lt^anafiu§ (Ep. 1 ad Serap. 28), ®^i))^aniu§ (Adv. haer. 61, 6), ^ilariu§ (Ad Const. 2, 9). 5Iuguftin fd^reibt: „©§ gibt t)iele§, tt)a§ bie allgemeine ßird^e feftl^ält unb ba§ man mit Dted^t beS'^alb al§ oon ben ^Ipoftcln angeorbnet l^ält, obgleid^ ni(i§t alS gcfd^rieben ermittelt wirb" (De bapt. 5, 23 31; ügl. 2, 7 12; 4, 24 31). SSinjenj öon Serin gibt in feinem ^ommonitorium bem 2;rabition§bogma einen Ie|r^aften 3tu§bru(f. S5er firc^Ud^e ©laube an bic Srabition ift aud^ erfennbar au§ ber SBcrufung ber öltcftcn Äonjilicn auf bie SSäter al§ Sengen bcr Srabition. ©0 fd^on ju ^flicöa, ©pl^cfuS, ß^l^alcebon,

Söcnn man bie ^fugniffc ber Sßöter für bie Srobition meint entfräften ju !önnen burd^ ben @intt)anb, bo^ [ie fel^r oft bie ©d^rift al§ ^inreid^enbc DueHe be§ ®Iauben§ ^infteHen unb biefe überhaupt mit ou^erorbentlid^en 2ob= fprüd^en belegen, bann beachtet man nid^t, ba^ einmal bie ©d^rift einen fad^= iid^en SSorjug t)or ber 2:rabitiön l^at, unb weiter, ba^ bie Sßöterjeugniffc pofitit), nid^t cjflufib ju berfte^en finb. ^^uUm würben bie Sßöter nid^t „forgIo§" gefprod^en Ijaben, menn fie bereits ben ^äretifd^en ©egenfo^ ge= !annt Rotten.

^ßrotcftantifc^c gorfd^er finb biSmcifen einftd^tig genug, bie uralte ©siftcnj einer S:rabition jujugeben. @o fagt ©ccberg am 6nbe einer längeren Darlegung l^icrüber: „^IJlan bcfoB in unferer 3eit" er benft an bie Seit um 95 bi§ 140 „ein^ungefd^riebene 2;rabitiDn, eine fird^Iid^c Se^re, bie man auf bie SIpoftel unb auf ßilriftuS jurürffü^rtc. ©ic bot bie ©runblagen bar für ben Untcrrid^t unb bic ^rebigt, fomie für bie f eelforgerlid^e Scitung ber ©emeinben. SBäre nid^t bic 1 0 n- feffionelle 3Kbncigung gegen bic fat|oIifd^en 2;rabition§geban!cn biefer @r» !enntni§ l^inbernb in ben 2Beg gefommen, fo 'i)äik f:e ftd^ öermutlid^ fd^on früher ben gorfd^ern aufgebrängt." Unb jwar betont er gegen §arnadt, ba^ icne 2;rabition nidfit blo^ gang oügemeine ©cbanfen, wie S3crgcbung, ^Jriebe, ^tih ©ered^ttgleit, Srömmigfeit, jum Sn^alte fiatte, fonbern ganj bcftimmtc, fonfret formulierte 2ßa^r= l^citen. S)a§ bemeift [a a\iä) fd^on bie ©ibad^c. (©ecbcrg, ®ogmengefd)i(^te I^ [1908] 169 ff.)

SBenn (5t)prian fpäter öon bem XrabitionSprinji^) (consuetudo) im ©treite mit ©tc|)^an I. jurüdttrat, bann l^ot i^n baju eben bic blinbc ^olemif öcricitet, nid^t bie rul^igc ßrroägung.

II. QueUen unb Kriterien ber Srabition.

93on Duellen ber Srabition ju reben, fd^eint ein 2öiberfprudö ju fein, ha bod^ bie Srabition eben in bem aflejeit lebenbigen, gegentoörtigen ürd^Iid^en (SIauben§betDU^tfein befielt. Sa§ ift ganj rid^tig; allein bie)e§ ®rauben§= betou^tfein, mie jemeilig in ber ^irc^e ^errfd^t, bleibt nid^t rein fubjeftit), f|)iritual, fonbern finbet oud^ naturgemäß einen obieftiöen, realen 5lu§brudf. Um ba§ äu öerfle^en, ift notmenbig, bie Organe ber aÜiDen Überlieferung in§ 5luge ju faffen. ©aju ge:^ört bor aflem unb primär ba§ ürc^Iid^e Se^r= amt in feiner apoftolifd^en ©ufseffion (Srenäu§, SertuIIian). ©eine Organe überliefern gunäd^ji bie Offenbarung burc^ ha^ töglid^e lebenbige 2e§r= Wort. 5lber fie legten aud^ bon 5Infang an i^re ©laubenSüberjeugung in ©d^riften nieber, freilid^ nid^t in reinlid&er ©d^eibung bon ^eiliger ©d^rift

Sattmann, Sel^rfind^ ber S^ogmatif. 2. $CnfI. 3

34 ®tnlettung. SioeiteS Äapitcl. Sie bogmatifd^en ©rlenntnis^ringipien.

unb münblid^er Überlieferung, [onbern meift in einer Beiöe OffenborungSqueKen berbinbenben ©in^eit. Snfofß'^" ^^'^^^ «^ön an6) öon Quellen ber Srabition. Boläjtt Cueüen gibt e§, tocnn man ben 5tu§bru{f „fc^riftlid^" im n)eiteren ©inne fa^t, gtüei: ®o!umentc unb ajJonumente. 5In biefer QÜiben Überlieferung !önnen ober auä) alle (Ulöubigen teilnehmen, ja felbft bie |)äreti!er, toelci^c ben reinen ©lauben be!äm|)fen. Se^tlici^ freilid^ ift ba§ unfehlbare Öe^ramt, h)el(i^e§ bo§ eci^tc Srabition§gut, ba§ in ber aflgemeinen Ürd^Iici^en Überlieferung fliegt, fieser unb bilfret beflimmt. ift felbftöerflönbli(i^ , ba^ \\6) bei biefer aftiöen Überlieferung ber ©laubigen anä) manches einfi^Wen !ann, tt)a§ feine§tt)eg§ jur bogmatifci^en 3:ra= bition gehört.

Slunme^r bürfen wir bie obie!tit)en Oueücn ber Srabition nä|er beftimmcn. (S§ gehören baju bie ürd^Iid^en ©Iauben§be!enntniffe (©^mbola) unb bogmatifci^en @ntfd)eibungen; tceiter bie SSerl^anblungen ber ^on= jilien, ebenfo bießriaffe ber ^äpftc, bie S3ef(i^Iüffe ber 5parti!ular= ionäilien, bann bie Schriften ber SSöter, ber ^ircä^eufd^rififteller, bie @(!^riften ber ^äretüer, fogar ber Reiben, fofern erfterc entweber einen gemiffen gemeinfamen ©laubenSbefi^ mit ber ^ird^e bemal^rten ober polemifd^ ober an^ mie ^eibnifd^e ©c^riftftetter einfad^ referierenb über ben c^riflli(|en ©tauben berid^ten; bann bie liturgifci^en Sudler, bie 3Jiärtt)rcro!ten unb bie SDofumente unb 3Honumente ber (J^riftlid^en Äunft, Snfc^riften, S3iIbtDerfe, ©fulpturen unb Saubenfmale, für bie fpötere 3eit bie ^ateij^ismen ber einäelnen ^irc^en. S)ie[er Überblic! fd^on lel^rt bie 3Serfc^ieben§eit be§ SrabitionSmerteS ber einzelnen S)o!umente. 5Iud^ mad^t er beutlid^, ba^ in il^nen bie obieftibc Slrabition ni^t mörtlid^ niebergelegt, förmlid^ enthalten ift, etma mie ®otte§ SBort in ber ©d^rift, fonbern nur bezeugt mirb. finb me^r ©otumente über bie Srabition al§ bie 2:ra= bition felbft. S)a^er ift nottüenbig, au§ i^nen ta^ 3:rabition§gut ju er= ^eben. ®a§ fü'^rt ju ber SBeftimmung ber

Kriterien ber 3:rabition.

'!Ra6) ber berühmten Siegel be§ SSinjcnä öon Serin gibt eS eine ^mi= fac^e ©loubenSqueüe, ©d^rift unb ^Irabition (Commonit. 1; bgl. 41). ?JI§ ^Iriterien ber Srobition fteflt er bann brei feft: „Sn ber !at§Dlifd^en ^ird^e felbft mu$ man mit großer ©orgfalt feft^alten, nja§ überall, tt)o§ immer, toaS bon allen geglaubt morben ift; benn ba§ ift ma^rljaft unb eigentlich !at^oIifd^." 53ei ®Iauben§ftreitig!eiten ^aben mir un§ gu entfd^eiben nad^ ber ^lUgemein^eit (universitas), bem 5IUertum (antiquitas) unb ber Über= einftimmung (consensio). Ufo morin alle ©laubigen an allen Orten unb ju oflen Seiten übereinftimmen , bo§ ift bie ma^re fatfiolifd^e Seigre (ebb. 3).

©0 ftar unb felbftöcrftänblid^ bie Siegel be§ Sinjcnj lautet, fo ift il^re praftifd^e ^Knwenbung boc^ fd^ toi er ig. fc^lt jule^t bie ^ilutorität, toeld^c entfc^cibet, ob bie in ben Kriterien ^eröorge^obenen 5Jlomente im fonfreten galle öorlicgcn. ®tefe ^lutorität ift bie ^irc^e. D^ne bie ^irc^e jc^roebt bie Siegel in ber Suft. ®e§^alb fonnte ©ölliuger aud^ mit i^r ba§ 33atifanum ju bcfämpfen fud^en. S)oju fommt, ba^ ba§ Filter (semper) einer Se^re mi^tierftanben werben fann. ©§ gibt, toie SSinjcnj felbft fo ftarf betont, eine @ntn)idlung be§ ©ogmaS, bie formell ^JieueS fc^afft. ämplisitc freilid^ mu^ jebeS S)ogma „immer" geglaubt merben, aber ejplijite unb

§ 7. Sie Srobihon. 35

formeE erft bann, luenn öcrfünbigt toitb. 2lu(^ im ^onfen§ liegen ©c^wierig» feiten; borf nur eine moralifc^e Übereinftimmung erwartet toetben, ni^t eine ab jolute. ^urj, bie IRegel be§ SSinjenj befielt ju 9icd^t im beja^enbcn ©inne (in sensu affirmativo), ni(|t aber im auSfc^Iie^Ii^en (in sensu exclusivo); öielmel^r mu| noc!^ bie le^ramtlic^e 5Iutoritöt I)in3utreten, toelc^e über il^re 5Iu§(egung unb 5lntt)enbung in befiimmten göllen entjd^eibet. 5In biefc Stutorität appellierte SSinjenj nic^t, ttjeil er glei^fam für ben 5prioat gebrauch bei neu auftauc^enben (Streitigfeiten eine möglic^ft ficfiere, allgemein gültige Siegel auffteUen wollte, unb weil bamal§ ba§ ^ßapfltum nod^ nici^t iene ©ntroicflung genommen l^atte, ha\i man c8 leidet unb löirffam bei entfte^enben 5^euerungen jur (Intf^eibung annifen fonnte.

S)er c^on[en» ber SSäter al§ Cuelle ber Srabition.

SBegen i^rer Söebeutung öerbiencn bie SSöter qI» Srabitionäquefle bc= fonber» genannt ju toerben. ^n ben Äirc^enbötern rechnet man oHe bicjenigcn t^eologtfclen ©ci^rittftefler ber SSergangen^eit, bie ausgejeii^net [inb burci^ ba» bierfac^e ^erfmal be§ 5llter§, ber ^eiligfeit be» Seben», ber 9{ein!§eit ber Se^re, ber fird^Iic^en 5Iner!ennung (antiquitas, doctrina ortho- doxa, sanctitas, approbatio ecclesiae). Äirdienlef^rer muffen au§= gegeiii^net fein nici^t jmar burd^ ^o^e§ 9llter, mo^I aber buri^ groBe ®ele§r= fomfeit, Crt§obDjie unb i\iä)l\äie 5lpprobation. ^irc^enf^riftft eller bagegen finb alle t^eologifd^en ©c^riftfteller be» 5lltertum§, felbf! bie ^äre= tifc^en, toie ^riu§, 9Zeftoriu§, ^|otiu§.

3ur ßr'^ebung ber SrabitionSle^re au§ ben SSätern ift folgenbe§ ju merfen:

1. S)ie SSäter fc^rieben nid^t loic bie biblif(^en ©d^riftfteUer unter bem Seiftanbe be§ ^eiligen ®eifte§, fonbern al§ menfd^Iid^e 3eugen ber ^ird^e i^rer Seit. ®a^er ftnb jtc nid^t infpiriert unb nic^t irrtum§lo§. Seber ©inäeldater fonnte inen, unb in bem einen ober anbern fünfte jefunbärer ^rt ^aben fie faft alle geirrt. 2)a8 fönntc o^ne S^micrigfeit l^iftorifc^ nac^gewiefen loerben (ogl. S. th. 2, 2, q. 11, a. 2), S)a^er gilt auc^ für fie ber ßanon be§ SSinjenj öon, 2erin fo gut roic für alle anbern S;rabition§bofumente ; öor allem ift bei i|nen bie Übereinftim« mung (consensio) ju f orbern.

2. ift too^l ju untcrfc^eiben, ob bie 3Säter im 92amen ber bogmatifc^en Slrabition fpred^en unb fc^reibcn ober in i^rem eigenen Dramen t^eologifteren. ®iefe Unterfc^eibung ift aber leidet ju üolljie^en; benn im erften trotte berufen fie fid^ auf bie Offenbarung, im jioeiten bagegen nur auf i^rc eigene ?lnftd^t unb Segrünbung. yim ber erfte §all fommt ^ier in SSetra^t. SSon i^m fagt ?luguftin: „2Ba§ fie in ber ^ird^e gefunben ^aben, ^aben fte feftge^alten ; waS fie gelernt fiaben, ^aben fie gelehrt; tta§ fie Don bm SBötern empfangen ^aben, ^aben fie ben (Söhnen über- geben" (Contra Julian. 2,^,34).

3. eine ab folute Ü berein fiimmung aller 53äter in allen 3:rabittons= punftcn wirb man nic^t erwarten; eine moralifc^e genügt, unb ba§ um fo mel^r, al§ [a neben ber 2:rabition in ben meiften gäflen auc^ bie «Sd^rift mitjeugt, ja ge= wö^nli^ im öoraua fc^on bie @ntfd^eibung gibt, ^ein ginselöatcr ift jmar unfe|l« bar, nur bie ßirc^enle^re attein; weil aber in tm ßonfenS aller Sßätcr fid^ bie ^ird^enle^re offenbart, fo ift eben biefer ßonfen§ auc^ eine untrüglid^e Duelle ber S;rabition. ^Inbernfaöi müBte angenommen werben, ba| bie @efQmtfird)e , bercn ©timmc man in biefem ^onfen§ üemimmt, in iener 3eit bem bogmattfd^en ^ntum öerfaUen gewefen fei, wa^ mit bem Sogma ber Unoerirrlic^feit ber ßirc|e ftreitet. aJZon wirb aud^ einen folc^en Irrtum be§ S3äterfonfenfe§ aufauftöbern öergebenS ftd^ bemühen. ®ie ptolemäifc^c SBeltanfc^auung (®eo3entri§mu§), Seugnung öon 5lnti» poben ufw. ftnb feine bogmatifc^en Sßa^r^eiten unb würben auc^ nie al§ fold^e an= gcfetien, wenn fie aud^ bisweilen al§ eng bamit öerbunben beurteilt würben.

4. S8ei ber Beurteilung ber ^irc^enöäter unb i^rer ©c^riften ifi ju beod^ten, ha^ fie üon ganj ungleicher (Seift eSbegabung waren unb be§^alb nac^ i^rem

3*

36 Einleitung. 3tocite§ ßopitel. S)ic bogmQtif(ä^en ©rlenntniäi^rinsi^ien.

inbibtbucHen SCßerte einjufd^ä^en ftnb. SBer ben 9)?etftcr gel^ört l^at, brouci^t fetten mcl^r bie ©(^iilcr ju üerne|tnen. ©^on 3Iuguftin l^ält bem Julian entgeQcn: „Wan mu| bie Stimmen wägen unb nid^t iixf)Un" (Contra lulian. 2, 85). Söetter ftnb bie Bcftimmten Swe^e unb ^Ibftd^ten il^rer ©d)riften nid^t ju überje'^en. ^Ziemonb fann on einem Orte alleS fagen. 91i(i^t ju öergeffen ift audö ber @tanb ber tl^eo» logijd^en ^ntmidlung i^rer Seit, ßcin SBcrflänbiger mirb bie SSäter gur Söfung öon ^Problemen anrufen, bie ifinen fclbft nod^ ni(^t ober to^ nid^t in öoHem Umfange bcfannt waren. Sn Dielen fragen bilben fie nur erft bie ®ur(|gang§^)unftc ber ©nttoicEIung , nid^t ba§ @nbe. S)er öoltte, beftimmte 5lu§bru(f ber 2:rabition liegt oft erft in ber fi)äteren fird^enomtlid^en Definition bor. 93ei Unflar'^eiten fmb bo|cr bie 5Bäter milbc ^u beurteilen. <5o l^at fc^on 3Iuguftin geforbert.

Über bie ßir(^enlet)rer (doctores ecclesiae) ift ju merfen, ba^ fie oft erft ber nadipatriftifd^en 3eit angehören unb nid^t fo fel^r al§ SirabitionSjeugen, fonbem öielmel^r al§ Se^rer unb ©elebrte in S3etrarf)t fommen. Sl^r S3erbienft liegt oft n)e= niger auf bem ©cbiete ber , ÜberUeferung§tätigfeit al§ auf bem ber t^cologifd^en ge« lehrten SSerarbeitung be§ Überlieferten. S)a§ 9Jä^ere l^ierüber be^anbelt bie 5ßotro« logie.

3)ie meiften ^ird^cnöäter waren SSifd^öfc, bod^ gibt unter il^nen oud^ 5priefter (§ieront)mu§), S)iaIone (ßp^räm) unb fogar Saien Öuftin, $ro§j)er öon 5lquitanien).

5Iud^ ber ^onfen§ ber 2; Ideologen l^at für bie f|)äterc 3cit bie S3ebeutung einer ^irabitionSqueÜe. ©al^er mu^ er ä^nlid^ wie ber SSätcrfonfenS , üerftanbcn unb crflärt werben. mu^ aber ein wal^rer ßonfen§ fein, nid^t bie Übereinftimmung ber ©lieber einer beftimmten ©d^ule, unb er mu| fid^ auf wirflid^e Offenbarung §= wal^rjieiten bejiel^cn, nid^t auf S;^eologumena unb tl^eologifd^e 9)tcinungcn (ogl. Ep. Pii IX ad archiep. monac; Denz. 1684 [1537]).

III. ©d^rift unb Srobition im 2Ser^äItni§.

©eitbcm ber sproteflantiSmul bie ©d^rift al§ oHeinige ©laubenSqueHe be= jeid^nct unb bie Srabition üertoirft, ift nottüenbig getoorben, ba§ 2Serl§öItni§ üon ©c^rift unb Srabition nö^er ju beleud^ten. 2)iefe§ 2Ser^äItni§ lüirb in folgenbcn fünften feine ^inreid^enbe @r!Iärung finben:

1. ©d^rift unb 3;rabition finb giüei felbftänbige, nebeneinanber befte^enbe Queflen be§ ®Iauben§. ®a§ ift nid^t fo gu berfle^en, al§ tnenn fie fid^ gegenfeitig in^alt§fremb toären unb je auf eigene ©ebiete fid^ belögen, foll nur i^re formell berfd^iebene ^iftenj unb felbftänbige Unfe|l(bar!eit ober Söa^rl^eit betont tberben. ^eine Duelle !ann unb braud^t ber anbern in Sejug auf i^ren DffenbarungSd^aralter 23eiflanb gu leiften. SarauS folgt, bafe beibe mit gleid^er @^rfurd^t unb Sld^tung ansune^men finb; unb toeiter, ba| au§ jeber Duette eine fat^otifd^e @fauben§te^re l^inreid^enb unb ber|)flid^tenb begrünbet tberben !ann. 2e|tere§ te^rt 5paulu§ au§brüdflid^ (2 S^eff 2, 14).

2. S)ennod^ berbleibt ber ©d^rift ein nid^t ju berfennenber SSor^ug bor ber 2;rabttion. S)iefer SBorjug tiegt fotoo^t im Snl^ott at§ in ber g^orm. ©er Sn^att ift reid^^attiger, bielfeitiger , beftimmter unb beS^otb fa&barer at§ ber ber Srabition, meldte me^r geiftiger, aflgemeiner unb bc!§nbarer 5lrt ifi. 3tt ber gorm unterf (Reiben fid^ beibe, inbem bie ©d^rift ber ^ird^e bon in= fpirierten Drgonen übergeben unb boburi^ bteibenb ba§ S(}orafteriftifum ber Snf|)iration an fid^ trögt, hingegen bie 3:rabition, obfc^on aud^ anfangs bon ebenfaüS infpiriertcn Dffenbarung§trägern au§gel^enb, fpäter nur burd^ bie 5tffiftenä be§ |)eiligen ®eifte§ fortgepftanät toorben ift.

§ 7. Sic Srobitton. 37

3. SÖeil fieibe Duellen [ic^ auf bie eine göttliche Offenbarung begleiten, fo foHen fie auä) in ber ©eltenbmaci^ung unb SSejeugung ber Offcnbarung§n)a'^r= Reiten, alfo in i^rer 2öir!ung, \i^ gegenfeitig unterftü|en. ®a§ mu^ IjaupU föd&Iic^ Don ber lebenbigen Srabition gejagt tt)erben. ^n biefer Sejiel^ung rebet man bon erüörenber Srabition (traditio declarativa, inhaesiva) unb öon crgönjenber Srabition (tr. constitutiva). Seibc 5tu§brücfe tt)erben gebraud^t in Sejug auf ba§ $Ber^öItni§ ber 3:rabition jur ©(|rift. Snfofern bie Srabition geeignet ift, ben oft weniger beutlic^en 53u(i^ftaben ber ©d^rift aufsu^eüen unb berftänblid^ äu ntad^en, ^ei^t fie erÜärenb ober beüaratiö. Söenn fie aber mit gang neuen, eigenen 2Ba!^r^eiten ben OffenbarungSinl^alt ber ©d^rift bereid^ert, bann |ei^t fie eben ergänsenbe. 5II§ fold^e ergänjenbe SJJomente fü^rt man on: ben ^anon, bie Snfpiration, bie ßinbertaufe, bie ©icbenjal^I ber ©aframente, bie ©d^u^engelle^re, ba» iJegfeuer, bie Unbefledte @mpföngni§ unb nod^ einiget onbere.

4. §ter fe^t nun bie ^ontroöerfe mit ben ?ßroteftanten ein, weld^e ttol^I no^ eine beflaratibe 2;rabitton gelten loffen möchten, aber feinenfaHS eine fon» ftitutioe. <B\t fe^cn ber tof^olifclen Seigre bie SSel^auptung ber ßlarl^eit, ber 9}onftänbigfeit unb ber ©elbftbejcugung ber ©c^rift entgegen. Sn ber Surüdfroeifung biefer Entgegnung l^at ftd) nun bie fotl^olifd^e X^eologie nid^t immer Don ;)oIemif(!^er @in)eitigfeit freige'^alten.

Sßeber ift nottoenbig nod^ burc^fül^rbar, ber proteftantifd^en Übertreibung ber ^Iart)eit ber ©d^rift bie fat^olifd^e Übertreibung ber 5)unfell^cit ber ©d^rift unb üon ber ^larl^eit ber Slrabition entgegenjufeleu. S3ielmet)r ift :pofitio ju der» fahren unb ju fagen: (S§ n)ar®otte§ SßJille, ba^ air burd^ gioei ©laubenSqueHen in ben SBefi| ber SBatir^eit fommen foKen. Ob aud^ eine l^inreid^enb mar, l^aben wir 9Jienfc^en ttebcr ju unterfud^en noct) ju beftimmen. D^ac^bem biefe göttlid^e 5tn= orbnung tatfäc^Iict) borliegt, erfennen mir auc^, ha^ eine fe^r meife unb ben SSe» bürfniffen be§ 6^riftentum§ entfpred^enbe ift. S)a bie ©c^rift nid^t fo fe'^r bunfel al§ oielmel^r öielfeitig ift unb meil fie bie SBal^rl^eit nid^t immer in gleicher SBeifc unb einbeutig auSfprid^t, fo ift fetir üorteill^aft unb für il^r 5ßerftänbni§ erleid^ternb, ta^ in ber ^ird^e aud) ber lebenbige ©cift ber Xrobition maltet, meld^er un§ über oiele 2)un!ell^eiten aufflärt unb bor mond^en 9Jlt^t)crftänbniffen fd^ü^t. 5tuf biefe Söeife ^ot ft(^ öon Slnfang an ein ein^eitH(^e§ S3erftänbni§ ber ©d^rift in ber Äird^e angebal^nt unb mef)r unb me^r entroidfclt, aud^ in b e n oielen 5punften, meldte einer ämcifod^en 5lu§tegung an ftd^ oft föl^ig fmb.

ginfd^ränfenb aber ift ju fagen, ba^ bie 2:rabition nid^t in allen gätten biefe Stufflörung ju geben oermag, bo^ tro^ il^rer aud^ je^t no^ manche ©d^roicrigleiten in ber ©d^rift üerblieben unb mo^I immer öerbleiben merben. ajian fann nid^t fagen, ba_& gerabe an Jenen ©teilen, an meldten bie ©d^rift ©d^miertgfciten be§ SSerftänb« niffe§ für un§ entl^ält, bie i:rabition immer ba§ crmünfdf)te Sid^t böte. liegt on bem übernatürlid^en ß^arafter ber ®Iauben§ma^rl^eiten, ba^ fte mit einem gemiffen 2)unfel bebccit bleiben. 5paulu§ nennt fie ba^er „2ßet§^eit ®otte§ im ©e^eimniS" (1 ßor 2, 7 ; ögl. SSatif. sess. III, c. 4). Übertreibt man aber bie ©unfcl^eit ber ©d^rift unb ^ält fie für ein Sud^ mit fieben ©iegeln oerfc^Ioffen, bann üerfd^Iiefet man fid^ ben 2Bcg, um bie 3J?ögIic^teit unb S^edEmäBigfeit ber Offenbarung überhaupt äu bcmeifen. SBenn ©ott fprid^t, bann fprid^t er, um oerftanben ju merben. Unb fann feiner 2öei§beit nid^t an 5(u§brucE§mitteIn fehlen, um fid^ oerftänblid^ 3u mad^en. 5iud^ ba^ firc^lic^e Se^ramt fuc^t ben ©inn ber ©c^riften nur mit ben 3JiitteIn be§ natürlidfien ©tubiumS ju ergrünben, nic^t etwa auf ©runb einer Snft)iration.

5. 5lu(^ bie grage nai^ ber SSoUftönbigfeit ber ©dörift mu^ befonncn, me^r pofitio al§ crflufio, be^anbelt merben. Sunöc^ft ift feftauftelten, ha^ un§ ©Ott

38 Einleitung. ^totiU^ Kapitel. S)ie bo9mQtif(i^en ®rfenntm§))rin3i))ien.

einen Beftimmt umgrenjten ^om^Iej üon übernatürlichen SBo'^rl^eiten geoffenbart !^at. mu^ barauS bte ©eroi^^eit abgeleitet toerben, ba^ biefc für bic allgemein fird^» lid^en loie :|3erfönlid)en §eU§bebürfniffe l^inreid^enb finb. 5ln bem ^iotitienbigen fann ©Ott nid^t fehlen laffen. ®a^ (Sott biefeS ^iotroenbige an SBa^rf)eiten an jwei Duellen gefnüpft l^at, bafür fönnen toir snle|t nur ®Dttc§ SBillen al§ ©runb an» geben. ®ie ^^^age, ob ©ott aud^ feine Offenbarung in nur einer ober aud^ in mel^r at§ jroei formen un§ !^ätte barbieten fönnen, ift unbered^tigt unb öerliert fid^ in leere 6|)efulationen. S)er ^roteftanti§mu§ l^ätte nur bann red^t mit ber 93e'^au))« tung, ia^ bie «Sd^rift allein l^inreid^e unb üoUftänbig fei, wenn bie fat^olifc^e Sc^re !einen öoHen 93ett)ei§ für bie sioeite bieten fönnte. ®enn bann ^ättc er für feine 5Inna^me eine fefte pofitibe Unterlage. ®a er ha§ aber nidfit l^at, ift feine SBe^auptung öon ber ©uffijienj ber (Sd)rift ein Ieere§ 9täfomiement. @r will bie ©rünbe für bie 3!rabition nid^t anerfennen, in ber ©d^rift aber finbet er nirgenbS bie bünbigen SBeweife für bie ©ola-Sfriptura-Sel^re ; alfo ift fic rein fubjeltiöc 2in» na^me unb wiEfürlid^e S3eftimmung be§ S3egriffe§ «Suffijienj ber Offenbarung.

3n einer anbern, me^r inbiöibuellen Sejie^ung rebet man oud^ in ber fatl^o= Ufd^cn 2:^eoIogie öon SSoEftönbigfeit ober öon bem ©enügen ber Offenbarung, nämlid^ in ^ejug auf bie perfönlid^e Kenntnis ber einjelnen OffenborungSle^ren. Unb in biefer bcfonbern ^infid^t befi^ränft man ben Umfang berfelben auf ein 9Jlinimum (§ebr 11, 6). S3on biefem befonbern ®efid§t§|iunfte au§ fann man bann fagen, bafe aud^ eine OueHe genügte, etma bie ©d^rift, ja ein 93 ud^ berfelben, dma ba§ Dierte ßoangelium, \a ein Kapitel berfelben, etwa ber ^rolog be§ ^ol^anneS. 2^eber fiefit ober ein, tt)a§ au§ ber ganjen Srage nad^ ber ©uffi3ien3 mirb, wenn fte öon bem ^jofitiö gegebenen ©runbe meg öerlegt mirb auf bie gauj fubjeftibe 93afi§ :perfönlid^en 93cbürfniffe§. SBoUte man t)a% perfönlid^e 93ebürfni§ etwa be§ gele'^rtcn Xl^eologen ma^gebenb fein laffen, bann reidben aud^ beibe Duellen im SSerein nid^t t)in, um alle religiöfen Strogen ju löfen, bie ber nad^ ©ott forfd^enbe ©eift ftellen fann. ®ie erftmaligen OffenbarungSemijfönger felbft Rotten gern nod§ öiel mcl^r roiffen mögen, als ©Ott i^ncn mitteilte («£ 33, 13—23. ^') 45, 15. 1 %m 6, 16). 91iemanb l^at ein Siedet, ja nid^t einmal bie gäl^igfeit, bie Offenbarung ))ofitiö al§ öoUftänbig äu beftimmen. S)a§ fann nur ©ott aÜein. 3lbfoIut öollftänbig aber mirb fic crfi fein, wenn be§ 9J?ofe§ 58itte il^re ©emö^rung finbet: „^tn, jeige mir bein 5lngefid^t!"

S'Jod^ an ein anbere§ ift in biefem ^ufattimenl^ange ju erinnern. Einmal ift bie Offenbarung an fid^ fubftantiett gemad^fen öon 5lbam bi§ auf ß^riftuS unb bie 5lpofteI, fo ha^ alfo aud^ bie in ber OffenbarungSfp^äre lebenben ©laubigen fel^r ungleid^e Offenbarung§quetten l^atten. Unb bann ift nod^ ju fagen, ha^, wenn audf) nid^t 2;eile ber Offenbarung f eiber, fo bod^ ©ofumente über fte im Saufe ber Seiten, tt)ie fd^eint für immer, öerlorcn gegangen finb unb nid^t nur 2:rabition§bofumente, mie bie ^atriftif teiber ju oft feftftellen mu^, fonbern aud^ in« fpirierte ©d^riften, mie bie ©jegeten mieberl^olt beflagen (ögl. 1 $ar 29, 29 ; 2 'iUlaff 2, 1; 1 ^or 15, 7; ^ol 4, 16 u. a.).

6. 9iod^ eine britte ©igentümlid^feit legt ber ^roteftantiSmuS ber «Sd^rift bei, um fte öon ber 2:rabition loSjulöfen unb felbftänbig ju mad^en, bie innere ©elbft« bejeugung (efficacia scripturae). 2BeU bie ©d^rift eine objeftiöe ©rö^e ift, bie, einmal in§ S)afein gefe|t, aud^ eine gemiffe SSIrfung burd^ fid^ fclbft ausüben mu&, um fo me()r, al§ fie bem religiöfen Sebürfniffe ber Sefer entfprid)t, fo fann man bie proteftantifd^e Söel^auptung öerfte^en, ba^ bie ©d^rift i^ren göttlid&en Ur= fprung unb übernatürlid^en ©eift rein burd^ fid^ felbft bejcuge, burd^ bie Sßirfung, bie i^re Seftüre l^eröorbringt. §at boc^ aud^ ^aulu§ bie objeftiöe ^raft be§ 2Borte§ ©otte§ fetir gerül^mt, „ba^ lebenbig ift unb tätig unb fc^ärfer al§ febeS 3tt)ei= fd^neibige ©d&roert unb burd^bringt bi§ jur (Sd^eibung öon (Seele unb ©eift, aud) öon 5)Zarf unb 93ein" (C)ebr 4, 12). ^iiemanb barf ba§ leugnen rooHen, jeber mufe bic fromme Sefung ber ©d^rift empfel^Ien unb üben. Unb bennod^ fann man aud^ l^ier Übertreibungen au§fpred^en. ©ott fiat bie ©d^rift fidler nid^t al§ l^errenIofe§ ®ut unter bie 2Jienfd^^eit geworfen, bamit fte ftd^, loo fic zufällig gefuuben Wirb,

§ 8. S)ai unfehlbare ßel^rutteil ber ßird^e. 39

hnxä) il^rcn ©eift unb i^tt ^oft felbft 6ejcuge. ©te ifi biclme^r in t^rem gntfte^en mit ber gleichzeitig in§ geben tretenben ßird^c fo innig unb organifc^ öerbunben, bo^ fte nur ber 3Iu§brurf be§ in ber ^irc^e lebcnbcn ®Iauben§geifte§ ift. ®ie ©elbftbejeugung ift eine eigentümlid^feit ber ©d^rift ttieber im ^ojitiöcn ©inne, ni(|t im ejf Inf tuen, ^ätte bie ©(^rift biefe ^oft nii^t in ftc^ felbft, nie n)ürbc fie fte burci^ äußere ©eltenbmac^ung erlangen fönnen. 516er ba§ toiU bod^ ni(i)t§ anbere§ l^ei^cn, al§ baß ©ott in i^r ber ^irc^e ein rec^t »irffameS, öolIfommenc§ Snjirument gegeben l^at, feine ftumpfe SBoffe; ni(^t aber fann fagen »ollen, ba^ biefe§ 3nftrument für fiä) allein felbftänbig tätig fein foE. ©elbft wenn eine foI(!^ ©elbfttätigfeit möglid^ ift, fann fie nic^t ba§ 9iormaIc fein.

hiermit foU ein fester $unft berührt toerben. S)ie fatl^olifd^e Seigre leugnet nid^t, ba^ in gcnjiffen gäÜen, öor allem, wo ber gute ©laube (bona fides) öorl^onben ift, bie Seftüre ber ©d^rift für fid^ ollein eine Überjeugung öon ber SSa^r^eit ber Cffenbarung, ein ^inreid^enbe§ SScrftänbniS berfelben unb ein genügenb ftarfe» S8ebürfni§ nad^ bem ^eile lüecEen fann, unb ba| mit einem fold^en |)erfönlic^en 3u|tanbe bie göttliche ©nabc Derbunben fein fann, fo ba§ ber SQßeg gur ©eligfeit genügenb tteit offen fte^t. (£§ ifi fogar t)om fat^olifc^en ©tanbpunfte au§ ju toünfd^en unb gu l^offen, ba^ biefe gällc au^crWb ber i?ird^e red^t gal^Irei^ feien. ®amit ift aber toeber für bie @oIa=@fri;)tura=2e^re nod^ für bie <5elbfl= bejeugung etn)a§ gemonnen. 2)a§ eben au§gef|)rod^ene ^rinjii) ift eine ^onjeffion an bie Unloiffen^eit (bona fides); fobalb bie öoKe ®rfenntni§ eintritt, ftürjt jufammen, unb entfielt bie S3er|)f(id^tung gur 5lnna^me jroeter Cuellen. 5ßon bem fat^olifc^en ©tanb^unfte ber DoUen Grfenntni§ ift ju urteilen, ba& man au^er^alb ber ^ird^e mol^I bie ganje Sibel f)aben fann, aber nie ben ganjen Sibel« glauben. ®a§ bcmeift fd^on ^inreid^enb ein einjige§ ßapitel berfelben, etwa ha^ 17. be§ 2Jo]^anne§eDangelium§, [a ein einziger 55er§, etma ber 21. SSer§ biefc§ Äa^itel§. 5)iefe Srmägungcn führen un§ Don felbfi ouf bie britte bogmatifd^e 6rfenntni§» quelle, auf bie fird^Iid^e Sel^rüerfünbigung.

§ 8. Sag unfehlbare Sel^nttrieU ber ßird^c.

Siteratur. ?(uBer ber Siteratur in bem 3:raftat öon ber ßird^e: ßleutgen, 3:i^eoI. berSSorgeit I 85 ff. ©d^eeben I 177 ff. ^tinxiä) U 163 ff. ©imor I* 26 ff. Pesch, Prael. dogm. 1^ 290 ff. ®ic IVunbamentalt^eoIogie öon f)et» tinger 717 ff. ©^me^ 108 ff. 2;anquere^ 600 ff. © d^ a n j , 2lpoIogic HI ^ SiajU bie 3;raftate De ecclesia öon Franzelin (1885), öon Wilmers (1897), öon Billot (1903), öon van Noort (1909). «^o^Ie im ^rc^enlejifon XII- 8. V. Unfel^Ibarfeit, ü30 aud^ ältere Siteratur öerjeid^net ift. Dictionnaire apologetique s. v. eglise mit franjöftfd^en Siteraturangaben.

©d^rift unb Srabition finb bie beiben gottgefd^enften OueDen ber Df[cn= barung. 5lu» biefen foH ftd^ ber ©laube begrünben unb forttoä^renb näl^ren. ^u§ biefen auä) muß bie 2)ogmatif, töelc^e bie ©loubenäle^re öortrögt, i^ren ©toff entnehmen. 5lber ber ©laubc foH au§ jenen beiben CueHen, toeber ge= meinfam nod^ je für fid^ allein gefaxt, nid^t unmittelbar unb bireft ent= nommen tüerben, fonbern er foö feine Spiegel unb Sefiimmt§eit Ie|tlid^ burdö eine anbere göttliche Snftitution erholten, burdö bie ^ird^e. 2)ie ilird^e empfing in i^ren erftmaligen amtlid^en Organen, ben 5IpofieIn, bie göttlid^e SBa^r^eit in giueifac^er gorm, münblic^ unb fd^riftlic^, um fie ber 2öelt ju berfünbigen unb bie ©laubigen barauf ju berpflid^ten. 3Kan nennt bie Sthäit beS^alb im Unterfd^iebe öon ©d^rift unb 2:rabition, meiere bie entfernte ©Iauben§regel bilben (regula fidei remota), bie näd&fte ©loubenSregel (regula fidei proxima).

40 Einleitung. 3toeite§ ßapitel. S)ic bogtnatifd^cn ©rfenntniSJjrinji^jien.

®§ ift ein bcad^tcnSiocrter Untcrfcä^ieb jit)if(i§cn beibcn ®Iau6en§rcgeIn. S)ie entfernte @IauBen§regeI entl^ält in ^xä) bie ganjc oBieftiöe, botte SBa-^rtieit. ®ie ^ird^c foll fie i^rerjeit§ nic^t cttoa ergangen, rote jic^ ©d^rift unb 2:rabitton er» gänjen, üielmel^r ift bie ^ird^e jener Siegel untergcorbnet unb üon i^r ab» i^ängig, an fie gebunben: fte fann nur leieren, tDQ§ fie iener IRcgel entnimmt.

Sn anberer |)infi(i&t freilid^ fte^t bie ^ird^e toieber über jener entfernten (BIou6en§regeI, föeil fie biefelbe all (SlaubenSquefle rein bewahrt, treu über= liefert unb bejeugt unb bor allem in unfe^lborer 2öeife gu gebrouiä^en berftel^t. ®ie ^irti^e urteilt felbflönbig unb !raft be§ it)r berlie^enen ©§ari§ma§ ber Söal^r^eit, tt)el(^e§ ber föal^re Sinn ber ©d^rift unb ber Snl^alt ber Srobition ift. ®iefe§ ift ba§ 5Berl§äItni§ ber beiben ®Iau6en§regeIn jueinanber.

5ln biefem Orte fielet j;ebo(| nid^t bie gange Seigre bon ber ßird^e in S^roge, fon- bern nur i^r ßfiarafter al§ näd^fte unfel^lbare (SlaubenSregel. hierbei fott aber nur ba§ ^rinji^jieUe l^erüorgel^oben werben; bie bogmatifd^e 58ett)ei§fü^rung für bie ^ier aufgefteEtcn ©ä^e mirb ft)äter in ber Seigre bon ber ^ird^e gegeben werben. S)ic ^un!te, meldte an biefem Orte l^erborju^eben finb, finb bie 3:röger ober ba§ ©ubjeft ber fird^Iid^en Sel^rgcroalt, i^r unfel^Ibarer (j^arafter, bie ^^ormen il^rer 2:ätigfeit fowie ber ©egenftanb unb Umfang berfelben.

S^röger ber Se^rgenjalt.

2)a§ bon 6^riflu§ gegrünbete Stpofiolat in feiner orgonifd^en SSerbinbung mit bem ^Primate be§ 5petru§ 63». beffen Sflad^folger, ber ®efamtepif!o]3at mit feinem ^anpk, bem römifd^en 5j3apfte, al§ bem S^iad^folger 5petri bilbet ba§ 8e^r= amt ber Äird^e 6|rifti. S)iefe S^efe lä^t fid^ rein ^ i ft 0 r i f d^ begrünben unb ift b 0 g m 0 1 i f (| de fide, mie fpäter naiver bargetan tüirb (SSatü. sess. IV, c. 1 4). ®ie Sel^rgetnalt !ulminiert olfo im römifd^en ^papftc, aber fie gel^t beS^alb nid^t gonj im Primate auf. 5Iud^ bie Sifd^öfe finb in i^rer organifd^en 5ßerbinbung mit i^rem |)aupte tt)o:^rf)aft iröger biefer ©emalt, aber nid^t felbfiänbig unb in Trennung bon i^m. ®urd^ ben ^rimat mirb bie 6in= ^eit be§ 8e:^rorgani§mu§ begrünbet unb garantiert, mie fie jo ber (Sin^eit ber 2Bal^rl^eit unb i§re§ 3tt3ecEe§ entfprid^t. ©araul ergibt fid^ eben bie abfolute Slotmenbigfeit, ba^ bie einzelnen ©lieber be§ ^piffopateä mit i^rem Raupte eine ©in^eit bilben muffen: gibt nur ein ürd^Iid^eS 8e§ramt, tote aud^ nur eine Unfe^IbarMt biefeS 2e^romte§ gibt.

S)ie etnfad^en trieft er nel^men an biefer Sctirgeaolt ber ^ird^e unb il^rcr aftiben Unfel^Ibarfeit nid^t teil. S)ie entgegenfte^enbe SDieinung ber ^ßiftorienfer tourbe äurüdfgeroiefen (Denz. 1510 [1373]). S)a§ 2:rib entin um nennt bie 58i» fd^öfe allein „D^ad^folger ber Slpoftel" (sess. XXIII, c. 4; Denz. 960 [837]). 2)od^ üitn bie Sßifd^öfe faftifd^ l^eutjutage ha§ Se^ramt l^auptfäd^lid^ burd^ bie ^riefter ou§, bie bafür Delegation empfangen. ®arau§ ergibt fid^ für biefe mie eine ^o^c Söürbe, fo eine fd^merc 5]3f(id^t. 5lud^ barf man annehmen, ba^ fie in i^rem O r b 0 mie eine befonbere ©nabe, fo aud§ eine getoiffe, otterbingS gebunben c SSoIImad^t für bie il^nen übertragene Sel^rgettalt empfongen (©imar, ®ogm. I* 40 f).

S)ic Unfel^Ibarfeit.

S)ie borjüglid^fte ©igenfd^aft be§ ürd^Iid^en 2e^ramte§ ift bie Unfeljlbarfeit ober le^ramtlid&e Unberirrlic^feit. ©ie eignet bem gefamten einen Se^ramte, bod^ fo, ba^ ber ®efomtepif!opat nur in feiner @in!§eit mit bem ^papftc

§ 8. SJaiS unfel^Ibarc Se^turteil ber ßir^c. 41

fid^ berfelbcn erfreut, ni^t jebe§ @Iieb be§[eI6en für fld^ oHein, bagegen ber ^ap^ auä) für fic^ oüein unb o^ne ettoaigen ^onfen» be§ (5pif!opQte§ bicfelbc &e[i|t, tuenn er qI» oberfter Se^rer ber ßirc^e Dom a^jofiolifd^en «Stuhle au§ (ex cathedra) in ®lQuben§= unb (Sittenlehren eine ^ntfd^eibung gibt, tt3eld^c für bic ganje ^ird^e binbenb fein foH. 35er ätt)eite Seil biefe» So^eS ift förmlici^ befiniert. 2)cr crjte ift in biefer Definition qI» allgemeine ©laubenale^re borQU§= gefe|t. 2)aa 3S a t i! a n u m erüärt qI» geoffenbartc ®Iauben»Ie^re, ,M^ ber römifd^e ^q#, töenn er bom Se^rftu^Ie au§ (ex cathedra) \px\ö)i, bQ§ 1% wenn er be§ 5Imte§ qI§ |)irt unb Se^rer oller ß^ripen traltet unb fraft feiner |ö(^ften apoftolifc^en 5Imt»geh)Qlt enbgültig entfc^eibet, eine Seigre über ©la'uben ober «Sitten fei bon ber ganzen ßird^e feftju^alten, er auf ©runb be§ göttlichen 53eiftQnbe§, ber i^m im ^I. ^etru§ ber^eipen ift, fic^ jener Unfe^Ibarfeit erfreue, mit melc^er ber göttlid^e griöfer feine ^irci^e bei enbgültiger (5ntf (Reibung über eine Se^re in Setreff be§ ©laubenS ober ber ©ittcn au§gcrüftct ^aben wollte, unb boB beS^alb foI(!^e enbgültigen @ntf(!^eibungen be§ römif(i^en ^apfte§ burci^ i\6) fei ber, nic^t ober burc§ bie 3uftimmung ber ^ird^e unobänberlid^ finb" (sess. lY, c. 4; Denz. 1839 [1682]). Die einge^enbe Erörterung unb S3etDei§fü^rung be§ Dogma» »irb fpäter erfolgen.

Über bie ^J^atur ber Unfe 1^1 bar feit fei no^ bemerft, ta^ fie feine ^erfön= Ud^c fittlid^c Unoerirrli^feit ift, fei e§, ta^ man ftc allgemein al§ ftttlici^c 3nte» grität öerfte^t, nod) ipejicH al§ ftttlid^c ©laubcnSfeftigfeit. SBcnn erftcreS felbftDerftänblid^ ift unb ba§ ©cgenteti nur üon blinber 5poIemif behauptet wirb, bann obwaltet afler- bingS in SBejug auf ben jroeiten 5j3unft unter ben Sl^cologen eine ßontroDcrfe, fofem Oielc annehmen, ha^ ber ^-)}apft aui^ prioatim nie in |)äreftc üerfallcn tann, ba» gegen nad^ mand^en mittelaiterli^en S;i^eoIogen, bie unter ben ^^ad^toirfungen ber päpftlid^en ©^i§men unb Sieformfonjilicn ftanben, ein fold^ perfönlid)er 5tbfatt öom ©tauben unb bamit bie 3^ottt)enbigfeit ber Stbfe^ung nid^t unmöglich fei. 3ebenfatt§ berül^rt bieje ^ontroöerfc unjcr Dogma nic^t, unb beSl^alb mag fic ^ier auf \iä) be= rul^en bleiben.

SBeiter ift über bie DIatur ber Unfe^IBarfeit ju beod^ten, ba^ ftc getoäprlciftct tDirb nid^t etwa burd^ eine neue Snfpiration, fonbern nur burd^ ben 33 e ift an b bc§ ^eiligen ®cifte§, wcld^er ben natürlid^en ©ebraud^ ber ©etfteSfräftc unb ba§ ©tubium in ben ®Iauben§ quellen jur SSorauSfe^ung ^at. Da| biefc S3orau§fe|ung fid^ bei ieber le^ramtlic^en (jntfc^cibung erfüllt, barf man infolge ber Seitung ber ^rd^e burd^ ben ^eiligen ©eift um fo me^r annehmen, al§ fonft tatfäd^Iid^ bie Un» fc]^Ibat!eit ittuforif^ fein würbe, ba man jebc§mal Sroeifel crl^eben fönnte, ob bic S3orau§fe|ungen bafür aud^ gegeben feien. Da§ wäre eine blo^ t|eoretifd^e , ibecllc Unfe^Ibarfcit, feine tatjäd^Iid^c unb praftifc^c.

ßnblic^ fei nod^ bemerft, ba| nur eine Unfel^Ibarfcit gibt, wie ia auc^ nur ein Se^ramt. Die Sinl^eit ber Unfe^Ibarfeit wirb üon bem Sßatifanum auSbrüdflid^ bort öoraulgefe^t, wo bie bc§ 5ßap]te§ bcfiniertc, inbem fagt, ha^ er jener Unfcl^Ibarfeit fi§ erfreue, womit 6^riftu§ feine ßirc^c auSgerüjtct ^aU (ea infalli- bihtate poliere, nid^t eadem).

Die gunftion ber unfeParen Se^rgeföalt iji eine sweifad^e. Durd^ fie mirb bie göttlid^c Se^re rein unb unüerfölfc^t überliefert unb üerfünbigt. 3n le^terer |)infidöt ift mieber ju unterfd^eiben jttiifd^en ber einfachen 5BerIünbigung§= tätigfeit unb ber rid^terlic^en gntfdbeibung. 3n Sejug auf bie 5Berfünbigung§= tätigfeit finb bie Organe be§ Se^rförper» beugen ber ©loubenale^re (testes fidei, testes veritatis); in 53eäug auf bie ©ntfd^eibungen in entjtanbenen

42 Einleitung. 3toeite§ ßapitel. Sie bogtnotifd^en ©rfenntnisprinji^jien.

®Iauben§fragen finb fie Oii^tcr ber ®lQu&en§Ie!^re (iudices fidei, iudice controversiarum). braucht faum bcmerft ju irerben, ba^ auf ber legieren gfunüion ber |)am)tton liegt. 3n ber erften Sötigfeit !önnen fie fii^ bon bcn 5prieftern unb fogar öott ben Saien (@(^ule) ber treten loffen; bo§ ^\6)kt= ami bagegen !önnen fie nur in eigener ^erfon ou§ü6en. i)a§ fü|rt un§ ouf einen neuen ^un!t, auf bie tJi^age über

®ie formen ber Se^rberfünbigung.

®Q§ SSotüanum unter[d^eibet jtüei SSer!ünbigung§formen, eine feierliche (solemni iudicio) unb eine orbeniliciöe, allgemeine (ordinario et universali magisterio; sess. III, c. 3; Denz. 1792 [1641]). S)ie feicrlid^e 2e^r= berfünbigung f ann fid^ mieberum auf jtüeif ad^e SBeife boKjie^en : entweber hnxä) ben 2e^rf|3rud^ eines allgemeinen ÄonsilS ober burd^ ben ^at^ebra= ]pxuä) be§ ^a]}fte§.

58eif^iele erfterer 3Irt liegen bor in ben allgemeinen i^onjitien bom 9itcänum bis auf§ SSatifanum. (£in Seifpiel le^terer 5lrt finbet fid^ in ber S)ogmatifterung ber Unbeflecften @m|)fängni§ burd^ ^J^iuS IX. am 8. ©e^ember 1854 in ber SuHe In- effabilis Deus (Denz. 1641 [1502]). hierfür ^atte fid^ ber '^ap\i allerbing§ borl^cr nod^ ber 3uftimmung ber SBifd^öfe burd^ öor^erigc Umfrage öerfid^ert ; 546 antmorteten obfolut jufagenb, 5 negatiö, ungefähr 50 bebingt juftimmenb.

5tud^ bie ©ntfdfjeibungen ber SJJartifuIarjtjnoben fönnen jum 5lnfe^en feier= Ud^er Definitionen erhoben werben, wenn ba§ fird^Iic^c Se^ramt fie eben ju ben feinigen mad^t. <5d^on toieberl^olt ftnb ©injelcntfd^eibungen ober ganje ©ijmbole bon partifularen ©tinoben burd^ tatfäc^Iid^e unb förmlid^c ?lufna'^me in ba§ ©laubenS» bcrou^tfein ber ^irc^e gleic[)fQm folemniftert. SSeifpiele finb ba§ 3}?ileüitanum II unb ba§ 5lraufifanum II. 6ine einfädle 5l(|)|)robation bc§ ^apfteS genügt hierfür aber nid^t.

S)ie orbentlid^e Sel^rberfünbigung bottgie^t fidb tbieber in ber- fd^iebenen iS^ormen. 3In ber ©|)i|e fte^t bie 2el^rtötig!eit ber Sifdböfe, bie fid^ in fd^riftlid^en unb münblit^en Unterweifungen ber 2)iö5efanen, in ber etwaigen 5lb^oItung bon SDiöjefanf^noben, in ber 5lbfaffung bon 5?ated^i§men unb in ber Überwad^ung be§ gefamten 9leIigion§unterrid^te§ il§re§ S3i§tum§ äußern fann. (Sinen ^erborragenben 5lnteil an biefer orbentlid^en 2el^rtätig!eit §aben aud^ bie ^riefter in 33ertretung be§ 58ifd^of§. SBeiter äußert fi(^ biefe§ Se^ramt aud^ in ber beftönbigen ürd^Iid^en ^raji§, fofern ftdb biefe natür= lid^ auf ©Iauben§= unb Sittenlehren begießt. SDa^in geprt bie geier be§ 5Jle^D|)fer§, bie ©]3enbung ber ©aframente unb ba§ ürd^Iid^e ©ebct. S3ebingung aber für ha^ ©ebet ift, ba^ allgemein in ber ^ird^e üblid^ ift unb bon ber unfehlbaren ße^rautorität förmlid^e ober bod^ fidler ftiß= fc^meigcnbe 5I|)probation erfal^ren ^at. S^Jid^t für iebe§ ©ebet aber gilt (5ö= Ieftin§ SBort, ba^ ein ©efe^ be§ ©laubenS enthält (lex supplicandi statuat legem credendi; Denz. 139 [95]), aud^ nid^t für jebe§ liturgifd^e ©ebet, ä. 53. für mand^e Seile be§ S3rebiergebete§.

®aB aud^ bie ^u^erungen be§ orbentlid^en Sel^ramtcS unfehlbar finb, war ftet§ oEgemeine ®lauben§le^re unb wirb bom SSatifonum auäbrürflid^ erflärt. ^ber nur in bem, toaS aH geoffenbarte SÖßa^r^eit borgetrogen wirb (58atif. sess. III, c. 3; Denz. 1792 [1641]). S)ic ^rd^e ^at bi§ auf ba§ 9iicänum nur in ber ^^orm ber orbentUd^en, gewö^nlid^en Se^rtätigfeit i^r Se^ramt ausgeübt unb aud^ naci^^er oft in ^a^rl^unberten nid^t in folenner Söeife.

§ 8. S)a§ unfehlbare Se^rurteil ber Äird^e. 43

©cgcnftanb unb Umfang ber Unfe^l6Qr!eit.

©ie normieren fic^ nad^ bem S^^ecfe, hjofür ß^riftu» ber ^ir^c bie (senbung gab. 35ie[e ©enbung besiegt ftcö aber nur ouf bie ewigen, geoffenbarten ^eil§= toal^rl^citen. 5tRan unterfd^eibet aber ein t)opptUt^ Obfeft ber Sttf alli: bilität: ein birefte§ ober primäre», ba§ afle ejplijite ober impliäite ge= Dtfenborten SBa^r^eiten umfaßt, unb ein inbire!te§ unb fe!unbäre§, ba§ ftd& auf bie fat^^olifd^en SSa^r^eiten begießt ober auf aUe jene SBal^r^eiten, bie fo innig mit ben geoffenbarten Söa^r^eiten berfnüpft finb, ba| bie ßirci^e fie ju §ilfe ttel^men mu^, um bie Offenbarungsroa^r^eiten treu ^u überliefern, red^t ju Der= fünbigen unb entfd^eibenb ju beftimmen.

^oä) ift ein Unterfd^ieb bejüglic^ ber ©emi^l^eit biefer Sä^e. ®a^ fid^ bie Unfe^Ibarfeit auf bie geoffenbarten 2öa!^r^eiten begießt, ift de fide, ba^ fie fic^ aud^ auf bie fat^olifc^en SBa^r^eiten erftredt, ift nur tl^eologifd^ gcmi^. ©c^on früher föurbe gefagt, ta^ jene erften SSa^r^eiten mit göttlid^em unb !at§oIi|d^em ©louben feftge()alten merben, biefe Ie|teren aber mit fird^Iid^em ©lauben (fide ecclesiastica).

Xl^eologtfd^e ßontrot)erfe,.]^errf(i)t bejüglid^ einjelncr 5)3unftc be§ fefun» baren @ebtete§ ber Snfallibilität. Übereinftimmung befielt im oEgemeinen in ber Slusbe^nung ber SnfaUibilität auf bie eigentlid^cn tl^eologtfd^cn ßonflufionen, ferner auf bie t^cologifd^c 3cnfurierung burd^au§ 1^ ä r e t i f d^ c r iSä^e. ßontrooerS ift bie Unfc^lbarfeit betrep ber 3en)ur über irrige, falfd^e, ftanbalöjc, temeräre <Sö^e, »eil nid^t immer flar ift, ob bie ßird^e in biefcn 3enfuren ein befinttioe§ ®lauben§urteil auffpred^en miÜ. SSgl. 2;anquere9 544-. SSetter bel^nt man bie SnfaUibilität au» auf bie bogmatijd^en Xatfad^en, wie fie früher erflärt tourben.

©d^mieriger ift e§, bie SnfaUibilität ju öerteibigcn auf bem ©ebiete ber rein portifulören Xatfad^cn, bie alfo mit bem S)ogma nid^t innerlid^ unb not» roenbig oerbunben finb. 2)a^in ge'^ören bie ßanonifation ber ^eiligen unb bie?lpprobation berOrben. S)er lejte ^unft erlebigt fid^ leidet. 2Beil bie Äird^e in ben ©ittenlel^ren unfehlbar ift, fo ift fic aud^ in bem fonfreten Urteile über bie 5Jioralität ber in ben Drben§regeln enthaltenen 93eftimmungen. 9iidöt aber ift fte in ber ^Beurteilung ber Opportunität jener an unb für jtd^ guten Siegeln. ®e§^alb fann fte fpäter aud^ eine getätigte 5Ipprobation mieber gurüdfjie^en. 5i^nlid^ »erhält fic^ mit Seftimmungen über ben ^ultu§, über liturgifcfie Sudler, über fpe« gteHe ©tanbeSgeje^e (3ölibat, ^reüier) ttic über aögemeine ©ittengefe^e (gaftengebot, ©onntag§ru|e). ift unmöglid^, ha^ bie ßird^e etmaS auf biejen ©ebieten anorbnet ober approbiert, toaS mit bem göttlid^en ©ittengefe^e bi§fonn unb bi§^armonifc^ ift. hinein in ber fpejieUen Q^roge, ob f l u g fei, je|t unter biefen fonfreten Umftänben jene 58eftimmungen ju erlaffen, ift bie ßird^c nic^t unfehlbar. Slbnlid^ ift aud^ bie SnfaUibilität in 33cjug auf bie b 0 g m a t i f d^ e n g 0 r m e l n ber feierlid^en @lauben§= entfd^cibungen ju beurteilen. ®er fac^lic^e Sn^alt jener gormein (sensus) i|it unocränberlid^e 2Sa^r^eit, bogegen fann gefd^e^en, ba^ bie Äird^c ju anberer 3cit nod^ befjere, umfa)jenberc, jioedfentfpred^enbere gormein für bie befinierte SBal^rbcit prägen fann. hierüber ju beftimmen, ift felbftoerftänblid^ ©ad^c be§ fird^Uc^en ßel^r« amteS. 93eifpiele für folc^e 5lbänbcrungen bogmatijd^er gormein liefern bie Symbole unb ^onjilienbefc^lüffe mannigfach. 2Jian betrad^te einmal bie gormein be§ ß^alje» boncnje neben bcnen be§ @pl^efmum§, ba§ ?lpoftolifum neben bem 5lt§anaftanum ober bem tribentinifc^en (St)mbDlum.

Dhc^t fo einfach ift e§, bie Snfatlibilität fürbie^anonifotion berC>cili9ßn au berteibigen. ginmal ift nic^t flar, ob bie ßird^e bie 3:at)ad^e, ba^ ber be= treffenbe ^eilige jur ^Injd^auung ©otte§ gelangt fei, befinieren voiU. gerner fönnte fi^ ha^ firc^lid^e Urteil nur auf ben geringen 2:eil ber f)eiligen bejie^en, njeld^er oom fird^lic^en Sel^ramte fanonifiert würbe, nid^t auf jenen großen 3;cil, bct

44 Einleitung. Stcetteg ßapitel. Sie bogmatiftlen erfenntnisprinji^ien.

öor ber ©itte ber feierlichen rituellen ßanonifotton bon ben ©injelbijd^öfen, öon Drben, Don bem SSolfc für l^eilig erflärt tt)urbe unb erft aHmä^Itd^ gu allgemeiner 5lnerfennung gelangte, ol^ne eine genauere Unterfuc^ung ber für bie ^eiligfett fprec^enben ©rünbe. Sogar bie ^ifiorifc^e Sjiftenj be§ ^eiligen lann ätt)eifcl^aft fein, ßnblid^ unb ba§ ift bie ^aui)tfd^tDierigfeit lä^t fid^ o^ne göttltd^e Offenbarung feine ®Iauben§= getoife^cit über ben ©nabenftanb eine§ 9Jienf(i^en erlangen (jLrib. sess. VI, c 12). ®aju fielet feft, ba^ bie ^ix^t mä) bem 2:Dbe ber ?l^ofteI feine für bie ganje ^ir(!^e beftimmtc Offenbarung mel^r empfängt, ^n ber mit ben '2lpofteIn abgef(|loffenen Offenbarung ift mot)I ben 3Ku§ern)ät)lten allgemein ba§ cmige Seben t)er!^ei^cn, ober ni^t ienen beftimmten, fonfreten ^erfonen befinitio gugefprod^en, roeld^e üon ber ^irdfie al§ ^eilige öere^rt merben. ®ie 5j5räbeflination ift ein unburd^« bringlidöc§ ®e^eimni§. 58ei ber Unterfuc^ung über ba^ Seben ber ^eiligen ftü^t ftd^ bie äixä^t nic^t auf ein göttlid^eS 3eugni§, fonbern auf menfd^Iid^e Sefunbungen unb natürlid^e SJiomente, bie immer ettt)a§ fubjeftiü fein fönnen. 2Rögen aud^ bie ^eiligen burd^ SBunber öielfac^ bon ©ott bejeugt fein, fo fielen bicfe wie bie ^anonifation felbft in feiner bireften inneren Sejiel^ung ju ben OffenbarungSroal^r« Reiten, ©aju fommt, ba§ aucf) biefe SSunber al§ übernatürlid^c 2;Qtfad^en nur üon bcnen erfannt merben, bie baran glauben, biefer ©laubc ift aber nid|t ein pflid^t» mö^iger. 2)ie frü^iere ^ontrooerfe barüber, ob man ein ®ogma burd^ ein in ber ^ird§e befannt geworbenes SSunber entf(|eibenb beweifen fönne, ift längft im ber» neinenben <Sinne entf(i^ieben. ®iefe ©rünbe finb fc^roer äu loiberlegen, wenn fie ernft geprüft werben. SSgl. ^ird^entejifon II ^ s, v. 58eatififation.

®enno(^ befi^t ba§ firc^Iic^e Urteil über bie ^eiligfeit einc§ SSerftorbenen ein großes 5lnfe|en, fowol^I wegen ber fird^Iid^en ?lutorität al§ wegen ber 5lfribie, womit bie ©rünbc bafür geprüft würben, ^ber jebenfaUS fönnen bie ßanonifation§afte nur mit aEgemein fird^Iid^em, nid^t mit gi)ttlid^em ©lauben entgegengenommen werben. ®er ©laubige umfaßt bie ^anonifation einc§ ^eiligen woi)l nid^t in einem fpejieUen, fonbern in einem aUgemetnen ©laubenSaft, in jenem, in wel(f)em er ben fird^Iid^en ^ult übertiaupt annimmt.

5lber wenn in ber großen 9tcif)e ber ^eiligen, weld^e firc^Ii^ (in foro ober in choro) öerefirt Werben, einmal ein „falfc^er heilig er" fid^ fänbc? ®arauf ant» wortet ber 33onanbift 61^. bc ©mebt: „®er ^ult ber ^eiligen unb ber SHeliquien ift fein ab folut er ßult, fonbern nur ein rclatiöcr, b. f). er bejie^t fic^ auf bie Kreaturen wegen i^rer ©ejie^ung jum ©d)Dpfer, unb ba^er rid^tet er fi^ am legten @nbc auf ©ott. SCßenn nun ein Strtum unterläuft in unferer Beurteilung biefer ^Be^ie^ung, fo betrifft ba§ nid^t bie SSere^rung, bie wir ©ott erweifen, inbem wir biefe ©egenftänbe nur bcre^ren, infofern fie in gutem ©tauben ju ii)m in 93e« jiel^ung gebrad^t werben" (Notre vie surnaturelle I [1910] 256). SBie ber J^önig in feinen ©efanbten bercl^rt wirb, aud^ wenn in ben ^t^erfonen einmal ein ^Hi^ber» ftänbniS unb eine Sßerwec^flung ftattfänbe, fo wirb aud) ©ott in feinen ^eiligen öer= e|rt, aud^ wenn einmal irrtümlict) jemanb al§ Zeitiger oere^rt würbe (ebb. 258).

Quellett ber ürc^lic^en Setjrentfd^eibungen.

2öie man bon Duellen ber Offenbarung unb SLi-abition fprid^t, fo rebet man aud^ bon Oueflen ber fird^Iid^en Se^rentfd^eibungen. (S§ gibt beren ^aupt= födE)Iid& ä«)ei: ®ie fat^olifcöen ©lauben^befenntniffe ober ©^mbolc unb bie firc^Iic^en ©laubenäbefinitionen.

5)ie ©lauben Sbefenntniffe (symbola fidei, <Ty//y9o^i/ = collectio, collatio) finb eine furje 3ufQntmenfajfung ber ©Iau6en§tt)a^r^eiten (simplex ac brevis summa veritatum fidei), toeld^e ben ©laubigen äwnt 33efenntniffe öorgelegt unb üorgefddrieben werben, ©ie ^aben fott)o§I eine innerürd^Iic^e 53ebeutung, fofern fie ba§ 9lotn)enbigfte unb Söid^tigjle be§ ©laubenS für ben religiöfen Unterrid^t äufommenf äffen, oI§ auc^ eine öu^ere, infofern fie bie ©laubigen bon aUen anbern 9teIigion§onge^örigen unterfd^eiben. 2lße, n3eld^c

§ 8. S5aS unfehlbare Sel^rurtctl bet ßird^e. 45

bo§ !Qt^oIi)c^e 5Se!enntni§ ni(^t ^oBen, [inb in biefer Söesie^ung (no(i^ ni&t überhaupt!) „Ungläubige", ^n beiberlei Oi^Pi^t ^i^^ ^^^ i"nßn ^ic nac^ au^en burci^ bie ©^mbok bic @in^eit be§ ®Iaubcn§ wirfjQm begrünbet unb bett)Q^rt.

S)rei ©timbolc ^aben mit ber !ot^oIii(^en Äirc^e auc^ bie fd^iSmotitd^en ©riechen unb bie ^proteflanten gemein: bQ§ SIpoftoHfum, boS Sflicäno: ^onftontinopolitanum unb bQ§ ^It^anofianum.

S)a§ 3I:pDftoIifutti tourbc öon 5Imbrofm§, §ieront)mu§, 9iutinu§, 2eo L, alfo um 350 400, auf bie Ipoftel auSbrüdlid^ jurücfgefü^rt. S)ic jc^ige ^orm (textus receptus) erfc^eint juerft bei ©äfariu? Don 5HrIe§ (f 543), fie entftammt ber gal= Hfd^en ^ird^c unb würbe öon ber römifc^en im 7. unb 8. Sal^r^unbert rejiziert. gibt ober aud^ eine ältere §orm, bie nod) nic^t alle fpäteren 2[rtifet umfaßt (textus antiquior; ögL Denz. 1 12). ®er ©ubftanj naä) ge^t bicfe§ (5t)mbol auf bie ?l|io[teI jurücf; bic gor m be§felben |Qt fi(f) attmä^Iii!^ gebilbet, wo"^! infolge l^äretifd^er (Strömungen, bie bem alten ©lauben gcfätirlid^ werben fonnten. ©ein UrftocE ift bie 2: auf formet {m 28, 20). ift praüifd^, ^iftortfc!^ gehalten, nic^t f^ftematifd^, fpefulatio. l^ebt bic 33ebcutung ber brei göttlici^en $er)onen für unfer §eil l^erbor, ni(^t i^^r 9Scrl^äItni§ jucinanber unb i^r icnfcitige§ Seben. S)ie an bic einzelnen ^^erfoncn gereil^ten §eil§tt)irfungen ttjcrbcn ni(|t gerabc IücEen= Io§ unb in l^iftorifd^er golge aufgejö^It; gel^t 3. 5ß. oon ber ©eburt be§ 2ogo§ gleid^ auf ba§ Seiben unb ©terben über. S)a§ ift allerbingS nad^ 5paulu§ berichtet, njcniger nad^ ben (Joangelien. 5)?an teilt allgemein in 12 „^rtifel" ober ©lieber. 3:!^oma§ jä^Ite bereu ober lieber 14 (S. th. 2, 2, q. 1, a. 8). ®er ßampf um ba§ ^Ipoftoltfum im ^roteftanti§mu§ ift fattfam bcfannt. ®em ^at^olifen liegt bie SBürgfddaft für bic bogmatifd^e SBa^rl^eit in ber ^ird^c, für bic l^iftorifd^e in ber irabition. 93gl. ©örl^olt im ßird^I. §anbIejifon I s. v. 3lpoftoIifd^e§ ®Iauben§betenntni§ ; f)af)n, Sibliotl^ef ber @t)mboIc' (1897).

®a§ ^^icäno'^onftantinopolitanum. entftanb auf bem 5Ricänum (325), würbe crgänjt auf bem ßonftantinopolitanum (381), beftötigt öon bem ©pl^c» fmum (431) unb erl^ielt im Filioque im 9. unb 10. Sa^rl^unbcrt feinen 5Ibfd^Iu^ (Denz. 54 [17] 86 [47]). 53gl. Sunf, ^ird^engefd^ic^te ^ (1898) 126.

®a§ 5It^anafianum, aud^ nad^ feinem 5lnfange Symbolum ^Quicumque" genannt, ift nad^ 5trt eine§ ^falm§ jufammengefc^t, nid^t öon 5lt]^anaftu§, fonbem öon einem Unbefanntcn, wirb juerft auf ber öiertcn ©tjnobc öon 3;olebo (633) au§= brüdtlid^ erwähnt; fonntc wegen feiner p^iIofopl^ifd^=tI)eDiogifd^ au§gebilbeten 2;rinitäl§» unb 3^nfarnation§Icl^rc crft nad^ bem ß^aljebonenfe (451) abgefaßt werben unb ifi wa^rfc^cinlidE) in ber fpanifd^en ober gaflifdtien ßird^e cntftanben, brang in bie ßiturgic unb ha^ Sßrebiergebet ein unb fanb im 5Infange be» 5J^itteIaIter§ (9.— 12. ^a^r» l^unbert) bic ftittfc^weigenbe 9Ipprobation ber römifd^en ßird^c.

§arnadE fd^reibt: „®ic brei fog. öfumenifd^en ©Qmbole fmb fomit fämtlid^ ,apoixt)p^'. 2)a§ apoftolifdbe iji nid^t öon ben 5lpofteIn (bod^ feiner ©runblage nad| au§ bem nad^apoftolifdöen Zeitalter), ta^ nicäno=fonftantinopoIitanifd^e flammt Weber öon 9^icäa noc^ öon ^onftantinopel, fonbem wa^rfd^einlid^ au§ Serufalcm (bod^ l^at ben Hauptinhalt öon 5Ricäa erl^alten); ha^ at^anafianift^e geprt nid^t bem Sltl^a- naftu§ an. 5lud^ finb fic nid^t öfumcnifd^, öielme'^r fann l^öd^flenS ha^ nicäno= fonftantinopDiitanijdde fo genannt werben, ba ba§ 5IRorgenIanb öon ben beiben anbern nichts wei$" (^Dogmengef^ II' 313). S^iefer Einwurf, ber übrigen? in ben <]ßar= ent^cfcn teilweije wieber jurüdfgenommen wirb, trifft nid^t bie fat:^oIiid^e Sluffoffung, toonad^ nid^t nur bic feierltd^en ©ntfd^eibungen, unb 51pprobationen ®Iauben§= öerppid^tung auflegen, fonbem aud^ bie täglid^en Siu^erungcn ber orbentlid^cn 5Serfünbigung. SSgl. 53rewer, S)a§ fog. 3lt^anafianif(^e ©Iauben§befenntni§ ein SBerf be§ til. SlmbrofiuS (1909, gorfc^. jur d^riftl. Sit. u. ©ogmengefd^. IX 2).

S)ie Professiones fidei finb erweiterte ©^mbole. ©ie umfd^rctbcn einjelne „?lrti!el", bcren Sn^alt ^äretifd^ öerbäd^tigt ober öerlc^t würbe. 2)ie bebcutenbfien

46 Einleitung. 3toeite8 ßapitel. 3)ie bogmatifd^en ©rfenntntiJ^rinsipien.

fmb bic Professio Tridentina, avL^ Plana (öon ^iu§ IV. borgefd^riebcn; 5piu§ IX. gab i^r mä) bem SSattfonum fleine 3ufä^e; Denz. 994—1000 [863—868]); bic Professio Graecispraescripta(Oon®regor XIII. ; Denz. 1083—1085 [868—872]) unb bie Professio Orientalibus praescripta (öon Urban VIII. unb 93cncbift XIV. ; Denz. 1459-1478 [873—879]).

®ic SSermcl^rung ber ©timbolc ift nt(J^t ju öerfte'^cn qI§ eine fuBftantieUe SSer= mel^rung be§ ©loubenS, fonbern nur qI§ ein g^ortfd^ritt in ber formellen ©laubenS» erfenntniS. Um gu erfennen, moS qu§ i^ncn ftreng ^um ©lauben gci^ört (de fide tenendum), muffen biefelben Kriterien unb Siegeln angemenbet merben, toeld^e fo» fort bei ben ®Iau6en§entfd§eibungen näl^er onjugeben finb.

5)ie ®Iou6en§befinittoncn.

Sßcnn bie ©^mbole auf 3u[ömmenf affung be§ ® q n j e n gerietet finb, bann ge^en bie bogmotifd^en @ntfd^eibungen auf (Sinjel^eiten ber Öe^re. S)ie ^n6)t ift bei biefen ©ntfd^eibungen ni(^t an eine beftimmte^orm gebunben. ©ie fann i§re ^Definitionen nieberlegen in eigenen @Iauben§fonflitutionen, in 2)efreten unb Kapiteln unb in ^ononeS. (5§ mu^ nur ou§ ber Srorm erfennbor fein, ba^ eine bogmatifc^e @ntfd^eibung getroffen werben fofl (dogma catho- licum, dogma fidei, doctrina de fide tenenda, doctrina revelata, in s. Scriptura contenta est etc.). 5Im flarften finb bie Definitionen ber ^onone§; nur mu| feftfte^en, ba^ fte fici^ auf ®Iouben§= unb ©ittenlel^ren be= sieben, nid^t bi§äiplinärer Statur finb.

Um 3u erfennen, maS ftreng bogmotifd^ in biefen ©efinitionen ift, mu^ unterfci^ieben werben jmifd^en ben pofittöen S3eftimmungen unb il^rer 95 e- grünbung. 9^ur erftere finb de fide, nid^t le^tere. S)iefe finb nur jur @rf(ärung beigegeben, fönnten ober oud^ fet)Ien unb fel^Ien tatfäc^Iid^ biäroeilen. 2)er ©runb für biefc ©infd^ränfung liegt borin, bo^ bie ^ird^e nid^t bie 3lbfid^t ^Qt, jugleid^ aud^ bie 5Irgumentc ju bogmatifiercn, meber bie pl^ilofop^ifd^en noc^ bie ffripturi« ftif^cn. 5Jiur eine ^uSnal^mc fann t)ier geben, ben gaU, bo^ bie ^ird^c eine ©d^riftfteUe in bic Definition felbft l^ineinjic^t unb fomit out^cntifd^ erflärt. ®a§ finbet ober fe^r feiten ftott. Setfpiele finb äo 3, 5 (Srib. sess. VII, de bapt. can. 2), mm 3, 22 24 (ebb. sess. VI, c. 8), ^o 20, 22—23 (ebb. sess. XIV, de poenit. can. 3), 1 ß'or 11, 24 {zbt). sess. XX, can. 2).

SBon Äonjinenfammlungen al§ Oueüen ber fird^li(|en 2e^rentfd^ei= bungen feien genannt bie bon bem Sejuiten ^arbuin, boüenbet bon ben Saad^er Sefuiten 1900. SSoflflänbiger , aber tueniger !orre!t ift bic bom @r5= bifd^of 3Jlanfi, reid^enb bi§ 1439, fortgefe^t bon 9Jiartin feit 1900. Sn beutfd^er ©pradE)e erfd^ien ba§ 2Ber! Don ^efele, fortgefe^t bon 5?nöpfler unb |)ergenröt^er. gür ben gemöfinlic^en ©ebraud^ unentbe^rlid^ ift ba§ Enchiridion Symbolorum bon Denjinger, in 11. 5luflage bon 53ann= wart. Der Süömifd^e ^ated^i§mu§, beffen ^bfaffung bom Sribentinum üeranla^t mürbe, befi|t ^o^e§ bogmatifd^e§ 5lnfe^en, ^at ober bod^ feine ftreng f^mbolifc^e 53ebeutung. Sßgl. über i^n ^ßo^Ie im ^irc^enlejifon XI 2 s. v. ©^mbolifc^e SBüc^er.

B. 2)a8 fubicititjc jprinsip ber tlcoloflifd^cn ßrfcnntntg.

hieben bem objeftiben ^rinjip ber t^eologifc^en @r!enntni§, ber Offenbarung unb ber ürcfelic^en Se^rberfünbigung, fte^t ba§ fubjeftibe, ber ®Iauben§o!t, tboburc^ jene objeftib borgelegten 2Ba§rI)eiten ergriffen unb feftge^olten toerben.

§ 9. Sag aCßifien öor bem ©loubcn. 47

2)oB bie DffenbarungStoa^r^eiten nur im ©louben erfonnt unb aufgenommen roerben fönnen, liegt in i^rer Übernatürlic^feit begrünbet. ift in golgenbem ju ^anbeln bon ber 2SorQU§fe|ung be» ©laubenS, b. 1^. bon bem i^m bor^er= ge^enben i ) f e n , ferner üom (SIauben§afte felber, enblic]^ öon ber ®Iaubcn§tt)iffen]cÖQft.

§ 9. 2)a8 aSiflett öor bem ©rauben.

Siteratur. C^ctn^^td^ I 279 ff. ©d^eeben I 307 ff. ^ItutQtn, %f)tol b. SBoracit IV 2 206 ff. ©imarlMGff. van Noort 214 ff. Pesch, Prael. dogm. VIII 3 126 ff. Bainvel, La foi et l'acte de foi («1908). Gardeil, La credibilite et l'apologetique (1908).

2;cm (SJIouben borQU§ ge^t bie natürliche 6r!enntni§ bom 3)a|ein ®ottc» unb bon ber 2atfac&e, "ba^ (Sott gefproc^en !^at (praeambula fidei).

®ie erftmaligen (Smpfänger ber Cffenbarung erfuhren in ein unb bemfelben 5Ifte bie (Sjiftenj (Sottet, bon ber fie f(^on früher fieser überzeugt maren, bie %ai]a6)t feiner ©elbjtoffenbarung unb ben näheren Offenbarung §= in^alt. Se|terer muptc natürlich auä) bon biefen ou§erIefenen ®otte»münnem gegloubt merben. ^m un» ©pötere ift ber SSeg jum (glauben nic^t fo einfa^. SBenn ein ©rroad^fener ben ©laubenSmeg betritt, etma in einer erft= maligen ^unbe bom (Sbangelium, bann muB er bor^er überzeugt fein bon ben jmei notmenbigen SBa^r^eiten ber ©rijienj eine» @otte» unb ber 2;atfac^e, ba^ er fi^ un§ offenbarte. 5lnbernfaII§ fann er ben Cffenbarungain^alt gar nid^t annehmen. S)iefe bor^erge^enbe 6r!enntni§ mirb auf natürliche 2Beife ber= mittelt fein bei jebem, ber nic!^t im ©lauben geboren ift. 5)agegen mirb ber im ß^riflentum ©eborenc im erftmaligen Steligionaunterrid^t biefe beiben 2Ba:^r= Reiten burd^ bie bereite in ber Saufe empfangene (Slaubenagnabe gleid^ mit umfaffen. 6r !ann fi(^ aber fpäter aud^ rein rationell babon überjeugen. ^a^er fogt ba§ 5ßati!anum allgemein, „baß bie red^t gebrauchte SSernunft bie ©runblagen be» ©tauben» auftoeift" (recta ratio fidei fundamenta demonstrat; sess. III, c. 4). S)er ©laube foll !eine§tt)eg» „ein blinber 3^9 be§ |)eräen§" fein (ehh.), fonbern mit ber (äinfic^t gujtanbe fommen, ba^ wir an ©Ott, bie untrügliche 2öa^r§eit, glauben.

^er erfte ^unft nun, bie Überjeugung babon, ba| einen ©ott, ba§ bon= fommenfle Söefen, gibt, bei bem jeber 2ug unb Srug notmenbig auggefc^Ioffen ift, fann ^ier au^er Setrac^t bleiben, ha er fpoter al» auabrücflid^e» 2)ogma bc^anbelt merben mu^. ^a» Jßatifanum befinierte, ba^ man ©otte» ©0= fein mit ber natürlid^en SSernunft erfennen fann.

S)er gmeite ^un!t, bie notürüc^e ©emip^eit bon ber Satfac^e, ba^ ©ott gefproc^en ^ot, mirb einge^enb in ber 5lpoIogetif erörtert. |)ier genügen bie ©runbpge. S)iefe aber lajfen fidb in folgenber 2ßei)e orbnen : (5§ ^anbelt fid^ äunäcöft um bie 5lrt ber ©emi^^eit ber (Srfenntni§, boB ©ott gefprod^en lat, bann um bie Sotigfeit be§ Sntellelteä unb be§ 2öiUen§ bei ber ©etoinnung biefer @r!enntni».

2)ie ©emil^eit bon ber Dffenbarungltatfat^e ift äunöc^ft eine fubjeftibe. golglic^ !önnen bie objeftiben ©rünbe bafür bei SSerfd^iebenen berfc^ieben fein.

48 Einleitung. 3toeite§ Kapitel. S)ie boginatild^en erfenntnisprinji^jicn.

5lnbere toerben biefe fein beim ^inbe unb anbete ßeim @rtt)Qci^fenen, onbere beim f(i^Ii(i^ten ©Triften unb anbete beim ©ele^tten, anbete beim SJianne unb anbete bei bet g^tau. 5Ibet in allen trotten muffen fie eine fubjeftibc ilbct= jeugung begtünben. SDiefe Übetseugung mu| fo gto^ fein, bal neben i^t bie Sutd^t, ©Ott !önne üiefleid^t auc^ nid^t gefptoi^en ^aben, niii^t beftel^en !ann. ®a§ ifl ju folgetn au§ bet 3Settt)etfung entgegengefe^tet 5tnfid}ten bet Scinfeniflen (Denz. 1171 [1038] 1154 [1021]; ögl. 1273 [1140]). ®a§ JBatüanum nennt bie objeftiöen ©tünbe füt biefe Übetäeugung „ganj äubetlöffige unb bet ^offung§!faft allei angemeffene 3ei(^en bet Offenbotung @otte§" (revelationis Signa sunt certissima et omnium intelligentiae accommodata; sess. III; Denz. 1790 [1639]; bgl. can. 3 u. 4). S)iefe ©emi^^eit !onn feine metQ= p^^fifdöe fein, föelc^e auf innetet 9lottt)enbigfeit betu^t; benn bie Dffenbatung ift eine fteie %ai dJotteS, an6) feine pl^t)fifd^e, benn bie Dffenbatung§= totfa(3^e ift füt un§ eine gefci^ic^tlid^e; fie ift alfo eine motalifd^e, auf foliben ©tünben betu^enbe, mobutc^ jebet öetnünftige 3tt)eifel menigftenS füt notmale 9}Zenf(i^en au§gef(i^Ioffen ift. @ine miffenfcä^oftlid^e ©emi^l^eit mitb fid^ nut bott etmöglid^en laffen, tt)o bafüt bie 23otbebingungen gegeben finb.

S)arübet, ob bie gcioonnene ©laubcnSgemi^l^eit (per accidens) aud^ einmal ol^ne fd^mere ©d^ulb wegen eines unübetioinblid^en 3ftttum§ »ieber berieten gelten fonn, finb bie 3;^colDgcn nid^t ganj einig. SBeil ba^ SSatifanum gegen |)erme§ unb feine ©d^ület bcfinicttc, ba^ ber ©laubige nie einen obj;cftiöcn ©runb l^abc, öom ©lauben äurüdfjutreten, fo meinen f)eintid^ (S)ogm. I 674 ff) unb ©d^cebcn (^itd^enlc£if on V ^ s. v. ©loube), bie 5lnfid§t, bo^ ft e t S fd^föerc ©ünbc üorliege, fei befiniett. ®em miberf^red^en mit 9ied)t ®ta nbcratl^ (Constitutiones dogm. s. oe. Concilii Vatic. [1892] 61 f) unb ^. ^ouIuS (®er ^at^olif 1896 II 93). ®ie meiften 2;^eolDgen nehmen an, ba^, wenn nid^t im SKftc be§ 3lbfaII§, bann bod^ fidler im frül^eten Seben fd^were SSerfel^Iungen ben ©laubcnSoerluft ocrurfad^t l^oben. 5Inbere finb ber ?Infid^t, bo^ bet Slft be§ SlbfallS in fid^ ftetS fd^wer fünb" l^aft fei. ajlan ftü^t ftd^ bei bicfer 5fnnal^me auf ha^ Sluguftinifd^e 3l£iom: ®ott ücrlä^t ben nid^t, ber il^n nid^t juoor öerlaffen l^at (Deus non deserit, nisi dese- ratur). aJlan barf in biejem 3ufammcn'^ange auf bie fd^tocrc ^f(id^t hn 6eeIforger l^inwcifen, ben im ©lauben gcfäl^rbeten ©Triften jeit» unb ftanbeSgemö^c ©rünbe für il^ren ©loubcn immer bon neuem oorjulegen.

SDet Sntelleft in bet ^tüfung bet ®Iaubtt)ütbig!eit§gtünbe.

SBeil bet ©laube, mie fogleid^ nö§et etflött merben foll, fomol^I ein ^Ift bet (5tfenntni§ af§ aud^ be§ SßiUenä ift, fo mu^ et aud^ in beibet ^infid^t eingeleitet unb botbeteitet metben. SDet SnteHeft ^at bie ©tünbe füt bie ©laubmütbigfeit (motiva credibilitatis) ju px\x\m, b. ^. jene ©tünbe, au§ benen fic^ feft etgibt, ba^ mit glauben f ö n n e n unb bann aßetbingS aud& glauben muffen, ba^ ©ott bie unttüglid^e SBa'^t^eit gefptod^en !^at. ©old^et ©tünbe fann fe^t biele unb betfdbiebene geben, bon ben l^öd^ften, etma bem Slnblidf eines dötiftlid&en 5Jiättt)tet§ (3lpg 7, 60), bi§ ju ben gemö^nlid^ften, etma bet Steigung, mit einem ^at^olifen bie (S^e äu fd^Iie^en. ©a§ SSatifanum ää^It oI§ fe^t ttiftige unb allgemeine ©tünbe befonbet§ btei auf: SBunbet, SBeisfagungen unb bie öu^ete ©ntmidlung, SBitfung unb SDauet bet Äitd^e (sess. III, c. 3). Sieben biefen anbeten 5Jlotiben gibt aud^ innere, bie bet inbibibuellen Einlage, ßtfa^tung unb 5Ifpitation entfpted^en; abet jene objeftiben, allgemeinen finb bie ptimöten unb t^eologifd^ gteifboten.

§ 9. S)a8 SCßtffcn öot bcm ©lauben. 49

23ei ber ^Prüfung biefer 9Jiotiöe nun fonn jeber normale SnteHelt ju einem gmeifac^en Urteile gelangen, ju bem erften üon ber SSern-ünftigfeit, bic Offenbarung onäune^men (iudicium credibilitatis), unb ju bem onbern Don ber 5p f I i c^ t m ö B i g ! e i t , fie anjune^men (iudicium credentitatis). SDenn menn man erfannt t}at, ta^ ©ott gefproc^en ^ai, bann ergibt fid^ boröu§ fo= fort bie ^pflid^t, ba^ man fid^ feiner Offenbarung an6) untern}irft. „®o ber 2Renf(^ gänäli^ bon ©ott al§ feinem (Schöpfer unb i)errn abfängt unb bie erfd^affene 2Sernunft ber unerfd^affenen 2ßa^r^eit boUftönbig untermorfen ifl, fo finb mir gehalten, menn fid^ ©ott offenbart, i^m boHen ©e^orfam be§ SSer= itanbe§ unb be§ 2öiEen§ im ©lauben ju leiften" (Jßatif. sess. III, c. 3). Seibe Urteile finb ebibente 2Ba^r§eiten. ^a| bie göttlid^e Offenbarung burdb öu^ere ©rünbe glaubmürbig gemacht merben fönne, ift t)om 3Sati!anum förmlid^ befiniert (sess. III, c. 3, can. 3; Denz. 1812 [1659]).

2)er S3ett)ei§ bafür, bo^ ber SDtcnfd^ bic ®Iaubn)ürbig!cit§grünbe |)rüfen unb feinen ®Iauben§aft öcrnünftig einleiten foll, ift au§ © d^ r t f t unb 2; r a b i t i 0 n leidet 5u erbringen. <Sd^on bie altteftamentlid^en Offenbarung§träger fturben oon ©Ott bur^ äußere 3eid^en beglaubigt, ©egen „falfcfee ^irD|)^eten" foKte man ftd^ fd^ü^cn burd^ SSeobaj^tung i^re§ SGßanbelS (®t 13 r:= m 7, 15—22). ^o^anneS ber 2;äufcr bejeugt fid^ felbft burc^ feinen reinen ©ifer für ©ott, tt)enn aud^ nid^t burd^ SBunbcr (3fo 10, 41), unb wirb nad^träglid^ oom f)errn fclbft feierlid^ ancriannt (Sf 7, 28). (S^riftuS forbert auf jum „ijoifdden in ber ©d^rift" nad^ bcm SBciSfagungS- bctDcife (3o 5, 39); er labet ein, feine Se^rc im pcrfönlid^cn SSanbel ju erproben (^0 7, 17). ©eine ,2Bcrfc" fotten feine „Se^re" bejcugen Qo 10, 87-38). 5lud^ feine jünger rid^tet er mit SBunbermad^t au§, bamit fie il^re SBortc bcfräftigcn fönnen. 5paulu§ mal^nt, aUeS „^u prüfen" (1 Sl^eff 5, 21); unfer ©otte§bienft foH „oer» nünftig" fein (Köm 12, 1). Sä^nlid^ mal^nt ^ol^anncS, bie „©eifter ju prüfen" unb ntd§t leid^tfertig jebem ju glauben; benn „falfc^c ?l^ropl^etcn fmb in bie 2BeIt auSgegongcn" (1 3o 4, 1). ^JJad^ $ctru§ foll ber ß^rift iebem „9ted^enfd^oft üon feiner Hoffnung geben, ber fie forbert" (1 ^ttc 3, 15). S)cr ©loube fott alfo nid^t blinbling§ geleiftet werben (@ir 19, 4).

S)ie Sßöter tioben wa^rlid^ an ber ^Jrüfung ber ©Iauben§grünbc nid^t f eitlen laffen, Weber oor ber 3!aufe nod^ al§ ß^riften. 3uftin berid^tet, wie er burd^ bie Seftüre ber ^rop^eten jum ©lauben fam (Dial. 7). S)ie 31 p 0 1 0 g e t e n ücrteibigen ba§ ßtiriftcntum burd^ SSernunftgrünbe. Origenc§ fügt bem übli^en 2Bei§fagung§= beweis ben SOßunberbewei§ l^inju ober „ben 53ewei§ ber ^roft" gur „iöeftätigung ber §eil§let)re" (Contra Geis. 3, 28). §ilariu§ öon gioitierS fielet in ben SBunbcm be§ f)crrn bie SSefiätigung feiner Sebre (De Trin. 3, 13). S:crtunian beruft ftd^ juerft auf bic pf^d^ologifd^e ©rfal^rung ober bo§ „3eugni§ ber @eele" (De testim. animae). ^IcmenS üon 2llejanbrien argumentiert juerft au§ bcm2Bal^r!^eit§= unb (Sittlid^feitSgel^alte be§ PriftentumS für beffen ®Mt' lid^feit. 3Iuguftin fügt gu biefen bielfad^en ©rünben nod^ ben legten, ba§ 3eug= ni§ ber ^ird^c: „3'^ würbe bcm ßoangelium nid^t glauben, wenn bie 5lutorität ber ^ird^e mid^ nid^t boju bewegte" (Contra ep. Manich. Fund. 5, 6). ®a§ ift nid^t, wie ^arnadt meint, ein SSerjid^t auf febe eigene Überzeugung, fonbcrn eine Unter- werfung unter bic pofttiö gefe|te göttlid^e 3lutorität. ®a§ 9ted^t ber Sßernunft anerfennt luguftin in bem oft jitierten SSorte, bo^ bie Sßcmunft bem ©lauben oorber= gebt (ratio antecedit fidem; Ep. 120, 3; ogl. Serm. 43, 9: intellige ut credas, crede ut intelligas).

S)ic ©dbolafttf ftebt ganj auf 5luguftin§ ©tanbpunft. ®a8 beweift attein fd^on biep^ilofopl^ifc^eSummc be§ Slquinaten (S. c. Gentü.). „®er ÜJienfd^ Würbe nid^t glauben", fagt 2:^omo§, „wenn er nic^t föl^e, ha^ biefe§ glaub- würbig fei, entwebcr wegen ber güibenj ber SBunbcr ober wegen ctwaS bergleid^en" (S. th. 2, 2, q. 1, a. 4 ad 2).

SJaitmann, Se'^rbud^ ber Sogmattl. 2. ^ufl. 4

50 Einleitung. 3toeite8 ßa^^itel, S)ie bogmotifd^en ©rlenntniSpringi^ien.

S)er SBillc in ber ^Prüfung ber ©loubtöürbigfeitSgrünbc.

^ü6) ber SBifle fpielt f(!^on in ber Einleitung be§ ©lQu6en§ eine nid^t unbebeutenbe 9?otte. 3iJ"ä^[i negatib baburci^, boB er bie |)inberniffe, mläiz bem fo ernften unb fd^tt)ierigen ©ejd^öfte ber Prüfung ber 53?otiöe ber ©laublüürbigfeit fid^ entgegengehen, beseitigt. Er mu| bie Seibenfd^aft Bönbigen, ben Seid^tftnn bannen, ben §o(^mut beugen, bie Sßerflricfung in unnötige «Sorgen unb ©enüffe jerrei^en, eine natürliche |)eräen§rein!§eit anbal^nen Reifen. 3n pofitiüer C>inf^^t ^f^ ß§ Sa6)z be§ 2öiflen§, ben Sntefleft on feinen @egen= [tanb äu feffeln, ün6) tt)enn er mübe, fd^trad^ ober überbrüffig njirb. 2öci( bie ®Iaubtt)ürbig!eit§grünbe nur eine moralifd^e Überzeugung öerurjad^en, fo ift bem SntefleÜ ^ebergeit möglid^, feine 3wfli"ii^it"9 ä" berfagen ober fidö hinter ©ntfd^ulbigungen ju berfd^anjen, wenn i^n ber 2öifle nid^t ätt)ingt, tro^ ber nod^ berbleibenben S)un!ell^eiten an bem (5r!annten feftgul^alten. ^ie ®Iaub= tt)ürbig!eit§grünbe finb ^eH unb einfid&tig genug für jeben, ber feigen to i ü, aber aud^ bunfel genug für jeben, ber nid^t feigen Will. (S§ ift nid^t fo, ba^ ftc^ bicfe ©rünbe ben 5Iffen§ ber SSernunft erjtoängen. 2Beiter ift bann ber SBiÖe bei bem früher gefenn^eid^neten jmeiten Urteile über bie ©laubenSpflid^t bon großer S3ebeutung. SDenn biefe 5p[li(]^t mu^ er frei übernel^men unb fann fie bo!^er audö ablehnen. @nblid& münbet bie 2öinen§tätig!eit in bem frommen ®Iauben§affe!t (pius credulitatis affectus) ober ber übernatürlid^en 53 e= reittüilligfeit jum Äuben unmittelbar in ben ©laubenSaft felbft ein. ©iefer ©Iauben§affe!t ift freilid^ fd^on, toie bie 5?ird^e au§brüdlid^ lel^rt unb tt)ie in ber ©nabenle^re nö^er gezeigt mirb, mit eine 2Birfung ber (Snabe. SSieHeid^t unterflü|t ©ott fd^on ben SSiUen bei bem ^ra!tifd^en Urteile über bie ©laubenSpflic^t gegenüber ben ®Iaubtt)ürbig!eit§grünben burd^ eine natürlid^e mebijinene ©nabe (5Iraufi!anum II can. 5; Denz. 178 [148]).

§ 10. ®cr tl^cologifd^c ©lauBc an fid^.

Siteratur. ©enjinger, S3ier 53üd^er ufro., 3. unb 4. Sud^. ©c^eebcn I 269 ff, wo aud^ bie ältere Siterotur üerjeid^net ift. ^etnrid^ I 545 ff. Hurter, Compendium («1896) 466 ff. Pesch, Prael. dogm. VIII^ 52 ff 144 ff. van Noortl36ff. Billot, De virtutibus infusis (1905). Schiffini, De virtu- tibus infusis (1904). Martin, De necessitate credendi et credendorum (1906). ^t]ä), 2;^eoI. Scitfrogen, 4. golge: ©laubc, S)ogmen u. gefd^id^tl. Xotfad^en (1908)- 5. §oIgc: ®lQuben§pf[id^t unb ©laubcnSfc^roierigfeiten (1908). Siefc, ®er !^eil§- notrocnbigc ©laubc (1902). 3iefd^^, SSerftanb unb SSiUe beim ©laubenSaft (im 3lnfd^Iu^ an Sonooentura, 1909). Dictionnaire apol. s. v. Foi. Lefebvre, L'acte de foi d' apres la doctrine de St. Thomas d'Aquin (1904). Charles, La foi (1910).

I. Segriff bc§ ©laubenS.

©laube {niavtQ, fides) im allgemeinen ift ba§ fefte g^ürma^r^olten bon ettoaS ouf bie ^lutoritöt eine» ma^r^aftigen Saugen ^in. '^a^ ben berfd^iebenen 5tutoritäten, tt)eld^e ba§ ^^ürmal^rgel^altene bejeugen unb garantieren, unter= fd^eibet man menfd^ liefen ©lauben (fides humana), göttlid^en ©lauben (fides divina) unb ürd^ liefen ©lauben (fides ecclesiastica). S^ad^ bem

§ 10. ®er tl^eologif^e ©Iaul6c an fi(§. 51

@rabe ber 3lutoritöt ber S^W^ 6emi§t [id^ ber ©rob bec @tär!c be§ ©lauÖenS unb bie ©etoife^eit be§ ©egiaubten. 33eäügli(3§ be§ !ir(^(i(^en ®Iouben§ tourbe ]äion bemerft, boB er an ber 5Kutoritöt be§ göttlici^en teilnimmt unb ft(^ auf fie inbireft ftü^t, ba^er aud) mittelbor an i^rem infaflibeln 61^ara!ter partizipiert. f)ier ^anbelt \\6) nur um ben göttlichen ©laubcn.

S[)a§ SSatüanum befiniert ben göttli($en ober t:^eoIogi[(Jöen ©lauben al§ eine „übernatürlici^e Sugenb, tDobur(ä^ föir unter Eingebung unb Sei^ilfe ber ©nabe ®otte§ ba§ öon i^m ®eo[[en6orte oI§ tua^r glauben, ni(!^t megen ber inneren mit bem natürlid^en Sichte ber SBernunft burd^f(i^auten SSol^r^eit be§ Sn|oIte§, [onbern megen ber Autorität ®otte§, tt)el$er offenbart, unb ber ni(i^t getäu|(|t merben unb nic^t täufd^en fann" (sess. III, c. 3; Denz. 1789 [1638]). ^a§ .^onjil fpri(!^t bon ber „Sugenb" be§ ©laubenS, alfo Don feinem |)abitu§, bamit ift aber anä) bic Statur feine§ 5tfte§ erflärt, benn beibe finb fi(3^ entfprec^enb.

®er ®Iaubcn§aft fe^t \\ä) mä) %^oma§ ^ufammen au§ einem 2(fte be§ 3^n» teUctteS, ber jeiner 9iatur na^ ftet§ auf ta^ Sßal^re gerid^tet ift, unb be§ SBiIIenS, ber feiner ^Jiotur naä) auf bo§ ertonnte ®utc jielt. ©o fd^on 91 gufttn in feiner berühmten Definition: „©louben l^ei^t ni(!^t§ onbere§, al§ unter 3ufttmmung be§ SBiUenS beuten" (credere nihil aliud est quam cum assensione cogitare; De praed. Sanct. 2, 5). „®o§ ©louben ober felbft", fo fül^rt 2;i^oma§ notier au§, „oI§ 5Ift ift eine Sötigteit ber SSernunft, bic auf Scfe^I be§ SßiüenS, ber (feinerfeitS) öon ©ott burd^ bie ©nobe bewegt wirb, ber gött= lid^en SSol^r^eit juftimmt" (ipsum autem credere est actus intellectus assen- tientis veritati divinae ex imperio voluntatis a Deo motae per gratiam ; S. th. 2, 2, q, 2, a. 9). Sine ©efinttion bom ©(ouben finbet 2;boma§ in ber betonnten @teUe §ebr 11, 1: „S)er ©loube ift bie (Subfion^ beffcn, rooS man l^offt, eine gewiffe Überjeugung öon bem, tt)o§ nid^t gefetien wirb." ^ierju Bemertt er (S. th. 2, 2, q. 4, a. 1): „©ubftouj nennt mon ben crfien 53eginn (inchoatio) irgenb cine§ ®tnge§, unb jumol wenn ba§ gonjc folgenbe ®ing im crften S3egtnn, im erften ^rinjip, ber ^roft noc^ entgolten ift. . . . ^n biefer Sßeife nun tjei^t ber ©loube l^icr bie ©ubftonj ber ju t)offenben S)inge, weil ber erftc SBeginn ber ju tioffenben ®inge (bie ©ottfd^ouung) in un§ ift traft ber 3uftimmung be§ ®Iouben§, weld^er ber ^roft nod^ ofle§, voa^i wir boffeu, in fid^ enthält." 3u bem jweitcn Steile ber Definition bemertt er: „®tc ^ejie^ung be§ ©Iouben§atte§ jum Dbjette ber SScrnunft, infofern biefe§ Objett bc§ ©Iouben§ ift, wirb ou§gebrüdEt burdt) bie SBorte: 93ewei§ be§ 5Jiid^t»@rfd^einenben (argumentum non apparentium). Denn troft bc§ SSeweifeS l^öngt jemonb einer 2ßo^r^ett feft an; olfo bie fefte 3u= ftimmung ber SSernunft jur 2öa§r^eit be§ ©Iouben§ wirb 58ewei§ genannt. . . . SBenn bat)er iemonb jene SBorte (§ebr 11, 1) in bie gorm einer Definition bringen Witt, fo tonn er fogen: Der ©loube ift ein 3uftanb be§ ©eifte§ (habitus mentis), woburd^ in un§ bo§ ewige Scben begonnen wirb unb ber bo mod^t, ta'^ bie SSernunft feft juftimmt bem ^iid^t'Srfd^eincnben." Doburd^ unterfd^eibet fid^ noc^ i^m ber ©loube oomOJlcinen, 9)lutmo&en, 3tt»etfeln, in weld^en oflen feine fefte 3u' ftimmung ift, wie oud^ oom SSiffen unb SSerfte^en, bie fid^ auf etwoS @rfc^ei= ncnbe§ rid^ten. Durd^ ben 3ufQ^: ber ju l^offenben Dinge unterfd^eibet fic^ ber c^riftlid^e ©loube oom gewö^nlid^en, ber teinc ©e^ie^ng jur erl^offten «Seligteit l^ot. §terau§ ergibt fid^, boB noc^ 2:^omo§ ber ©loube ^ouptfä(^ac^ ein @rtcnntni§ott ift, an ber 2Ba^r|eit fein jpejififc^eS Dbieft l^ot, bann freilid^ oud^ ein 2ötllen§» att, fofern jener @rtenntni§att ein gebotener, freier, tcin notwcnbiger ift unb al§ ber SBiUe in ber ertonnten SBo^r^eit oud^ ein ©ut, bie ewige ©eligteit, ergreift. Dol^er ift ber ©loubenSott ein tomplegioer 3rtt. ©o urteilt oud^ »onoöen- turo (ügl. über i|n 3iefd^e o. a. O. 120 ff).

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52 ©inleitung. S^eiteS Kapitel. S)ie bogmatifci^en erlenntni§)3rtnjtpten.

Untet[(i^ieben tütrb ber ®Iqu6c in einfod^ göttlici^en ©louben (fides sim- pliciter divina) unb göttlid^en unb föt^olijd^en ©louben (f. divina et catholica), aud^ einfotS^ tatl^oüfd^er Äube genannt: fofern er [i(^ auf bie göttlid^e Offenbarung beäte^t, infDtt)eit biefe in ben DueUen erfannt niirb ; ober guglei^ auii) üon ber ^ir^e oflen ©laubigen al§ feftgu^altenbe borgelegt tt)irb.

äöeiter unterfd^eibet man leb enb igen (f. viva; f. formata; f. caritate formata) unb toten ©lauben (f. mortua; f. informis), je nad^bem er in 233er!en, in ber Siebe, tötig ift (®al 5, 6; 6, 15. 1 ^or 7, 19) ober nur leere 33erftonbe§überäeugung, toenngleic!^ feflc 3ufitt^tt^U"9 W 2ßa^r^eit bleibt Qa! 2, 14—26. mt 7, 20—23).

%u^ unterf(i^eibet man nod^ aftuellen unb ^obituellen ©lauben ober ®Iauben§a!t unb (S5louben§:§abitu§. Unb meiter nod^ augbrücflid^cn (f. explicita) unb eingefci^Ioffenen ©lauben (f. implicita). ^rfterer crfo^t bo§ ©loubenSobjeft al§ ein formett er!annte§; Ic|terer umfängt mit einem einjigen @Iauben§a!te alle SBal^r^citen : S(^ glaube afleS, tt)a§ ©ott geoffenbart ^at unb feine ^hä)t 5U glauben borfteflt. @nblid& unterfd^eibet man nod^ bon bem bi§^er in§ 5luge gefaxten fubjeftiben (Slauben (f. qua creditur) ben obje!tiben (f. quae creditur).

SSom fatl^olif^cn ©laubenSbegriff unterfd^eibet fid^ ber aIt^)roteftantifd^e, tt)el(^er qI§ ein 9Scr trauen ouf ©ottcS @rlöjung§» unb ^eiisroillen befd^rieben wirb, näl^erl^in ol§ ein SScrtrauen auf ß^rifti @rlöfung§tob, woburd^ unS bie ©ünben bergeben werben. 93on biefem eigentltd^en §cil§glauben untcrfd^eibct man ben l^ifto« rif(|en ober S3efenntni§glauben , ber al§ eine ©ad^e für fid^ neben bem anbern fielet unb bei ben cinjelnen einen größeren ober geringeren Umfang ^at. ®er Hb erole ^roteftanti§mu§ fe^t an bie ©teile be§ ®Iauben§, ben er bon allem „^ntcIIeftuaUS« mu§" reinigt, bie rcligiöfe ©rfal^rung ober hai religiöfc Erlebnis bc§ einjelnen.

2)ie ©d^rift fprid^t beutlid^ bom ©lauben aU bem f^^ürmo^r^alten bon SBa^r^eiten unb Slatfad^en Qo 2, 11; 6, 70; 9, 35—38; U, 10; 20, 31. mt 19, 20. mt 16, 16. 5tpg 8, 37. ^ihx 11, 1 3 6). 5II§ „Seigre" erfd^eint ber ©taubenSin^alt befonber§ in ben ^paftoralbricfen unb in ben jo^anneifd^en ©c^riften.

2)amit ift nid^t gejagt, ba| ber ©Iauben§o!t einfeitig bem Sntefleftc gugefd^rieben merben foll. 9tud^ in ber fatl^olifd^en 2:^eoIogie, befonberS in ber franjöfifc^en, gibt SSertreter einer ftar! boluntarij^ifd^en unb affe!tiben 5lufs faffung be§ ©laubenS. 9JJan betont, ba^ oud^ ba§ „^erj" feine eigenen ©iaubenSgrünbe ^aU, ba^ bie inneren pf^d^ologifd^en SBebürfniffc unb @r= fa^rungen im ®Iauben§a!te eine 9loIIe f^ielen, ba^ jubiet Sntelle!tuali§mu§ bem ©lauben felbft gefö^rlid^ merben !önne (bgl. Charles, La foi 19 ff). Mein nad^ ber !at^oIif(ien 5luffaffung be§ ß^riftentumS al§ einer 2Ba§r^eit mu^ ber ©laube immer ^uerft unb ^auptföd^Iid^ ein (5rfenntni§alt fein, er mu^ ein gfürma^r^alten be§ 2Ba:^ren fein, ein S3e!enntni§glaube. @r mirb ^auptfäd^Iid^ ©einSurteilc umfaf[en, nid^t einfeitig nur 2Bert urteile, menngleid^ biefe au§ jenen folgen, fall§ fie ma^re, ed^te SGßerturteile finb. 2Bic lann man aber merten, mobon man !ein @r!enntni§urteil bilben !ann?

2)ie ©d^rift betont ben 5Inteil be§ 2öiIIen§ am ©lauben ebenfo entfd^ieben mie ben ber ^rfenntniS (8f 8," 15; 13, 34; 24, 25. 3o 5, 40; 10, 38. mml, 5; 2, 8; 10, 16 21; 16, 26. ®al 5, 7). 9^ä§ere§ hierüber unten.

§ 10. ®er t^eologifc^e ©laufie an fiiiö. 53

IL ^rin3i|)icn be§ @Iau6cn§.

Um bie 9Zatur be§ ©lou&enS beffer fennen ju lernen, iji in ber nac^tribentinifc^en S^eologie übli^ geworben, i^n ouf feine berfc^iebencn ^ßrin^ipien ober Ur[ad)en jurücfäufü^ren (analysis fidei). loffen [i(!& aber folgenbe urfä(i^Ii(i^en 9JZomente be§ ®Iauben§ aufzeigen: 1. bie göttli(!^e ^aufalitöt ber @nabe; 2. bie menjiä^Iic^e ^oufolitöt ber ^rei^eit; 3. ber foi^Iid^e ©egenfianö be§ ©lQuben§ ober ba§ 3JioteriQlobie!t beSfelben; 4. ber formelle @runb be§ ®lQuben§ ober fein ^ormalobjeü.

5)er ©loube eine ©nobe.

®a§ SBatüanum nennt ben ©lauben eine „übernQtürIi(!^e Sngenb, m= hnxd) mir unter Eingebung unb Seibilfe ber ©nobe ©otteö ba§ Don il^m ©eoffenbarte al§ Söo^r^eit glauben" (sess. III, c. 3). ©elbft ber nic^t for= mierte, tote ©laube mirb öom ^onji! noci^ ein ©efc^en! ®otte§ unb fein 5lft ein ^eilfomer genannt (Fides ipsa in se, etiamsi per caritatem non operetur, donum Dei est, et actus eius est opus ad salutem per- tinens; Denz. 1789 1791 [1638 1640]). ®er ©laube an m, anö) mcnn er uo6) ni^t ein lebenbiger ift, bebeutet fci^on eine gemiffe SSerbinbung ber ©eele mit ©ott. (Sine ^ol6)t ift ober o§ne ©nobe nic^t möglich. 2)ie ^'nä^t ^at bie Übernatürlic^feit be§ ©laubenä unb bie 9^otmenbig!eit ber ©nabe baju gegen bie ^elagianer unb ©emipelagianer mie gegen bie Ülationoliften aöer Qtiitn energifc!^ berteibigt. 5)a biefe i^^age einge^enb in ber ®nabenle!^rc 5U erörtern ift, fo genügen l^ier menige Semerfungen. 2)ie ©d^rift le^rt flar, bofe ber ©laube ein göttliches ©efc^en! ift. ^a^ ß^riftuS !ommt feiner im ©lauben ju i^m, menn ber SSoter im ^immel i^n nic^t „äie|t" (So 6, 44). O^ne biefen (Snabeneinflu^ bermag ber Mtn]ä) nici^tS (So 15, 5). 5paulu§ mirb nic^t mübe, mie bie ©nabe überhaupt, fo bie fpesieHe ©laubenSgnabe ju betonen ((5p^ 2, 8. ^t)\l 1, 29 u. a.).

2)afe bie ©nabe notmenbig fei jum SInfange be§ |)eile§, bilbet bann fpöter ba§ gro^e S^ema, ba§ 5t u g u ft i n gegenüber ben (Semipelagianern auf= j^eüt unb berteibigt. ®a§ 5lraufifanumII (529) gibt biefer Se^re 5Iuguftin§ bie !ir(i^enamtli(|e ©anttion (Denz. 178 180 [148 150]). S)a§ 2:ri= bentinum befc^reibt bie SSorbereitung für bie 9te(i^tfertigung, inbem erÜärt: „S^x ©erec^tigfeit felber ober mirb man borbereitet, menn mon angeregt unb unterftü|t bon ber göttlici^en ©nobe ben ©louben ouS ber 5tn= Körung annimmt" (sess. VI, c. 6; Denz. 798 [680]). S)a§ bloBe 5rn= ^ören ber ©loubenSprcbigt !ann freilici^ ouc^ mit natürlichen prüften allein gef(^e^en. 5lber bie ^rebigt felbft ift fd^on eine öu^ere ©nobe, unb ber innere SeifaQ bei ©eifteS ju ber gehörten 2öo^r^eit ift fieser eine innere, über= notürlid^e, bon ber ©nobe eingeleitete unb unterftü^te Semegung be§ Sn= teflefte§ unb SBiüenS.

S)er ©loube aU freier @r!enntni§aft.

5)0$ ungeoci^tet ber ©nobe ©otteS ber ©loube ouci^ eine Seiftung be§ 9}^enf^en ift, unb ^mor bie ^öd^fte, moju menfd^lid&e ^röfte fä^ig unb be= rufen finb, ge^t fc^on genügenb au§ bem ^erbor, ma§ über ben Segriff beSfelben ausgeführt mürbe. 2)er menfd^li(|e Snte lieft ^ot bie SSorfrogen

54 Einleitung. S^eitcS ßapitel. S)ic bogmatifd^en erlenntniS^jrinsipien.

be§ ©iQubenä gu prüfen. (Sr ^at bann tüeiter unter bem S^npei^ium be§ 2BiIIen§ bo§ €)p\tx feiner felbji ä" bringen unb al§ SSol^rl^eit onjunel^men, tt)a§ er felBft ni(Jöt einfielet, wobon er aber föei^, ba^ bon einem l^ö^eren Sn= tefleit, bem göttlid^en, qI§ ma^r erfannt unb oeröürgt toirb. 2)er 2ßiIIe bel^errfd^t ben SnteKeft im ®Iauben§a!te fd^on in ber Prüfung ber ®Iaub= tt)iirbig!eit§motibe, inbem er benfelben jur ©e^ung feine§ eigenen (5rfenntni§= alie^ beftimmt (quoad exercitium actus); befonber§ ober bonn in bem formeflen ©loubenSofte felbft, inbem er eben ben 3lffen§ be§ 3ntefle!te§ ju jenen äöo^r^eiten erswingt, beren ßinfid^t \\^ biefem felbft entgiel^t, unb fo mit i^m in ben ©loubenSQÜ felbft eingebt unb i^n (quoad speciem actus) beterminiert unb ju einer freien, fittlid^en, t)erbienftli(!^en ^onb= lung mod^t.

S)a^ auä) bic ©d^rift ben ©laubenSoft al§ einen freien unb öerbienftlid^cn anfielet unb bic SSerweigernng biefe§ 51!te§ mit ber SSerbammniS bcbro^t, brautet faum nod^ gefogt ju werben. SJian öergleic^e nur haS ^ol^anneSeöangelium , in weld^em ber ©laube ba§ „Söerf ©otteS" tft, ha^ bic iDienfcIcn im 9icucn Xefto« mentc ftatt ber üielen SBcrfe im Uten 2;cftamcntc ju leiftcn babcn Qo 6, 28 f; ögl. 3, 18 f. 1 So 3, 23; h, 10. Tlt 16, 15 f. mm 1, 5 f; 10, 16. 2 ^or 9, 13; 10, 5. %\)Q 6, 7 u. 0.). Sluguftin fagt tro^ feiner bcfannten C)erüor= l^ebung ber ©nabc: „©loubcn fonn man nur freiwillig" (credere non potest nisi volens ; In loan. 26, 2). (gegenüber alten unb neuen |)räbeftinatianifd^cn Irrtümern l^ot ba§ Xribentinum (sess. VI, c. 6) hk freie SDlitwirfung be§ 3}icnfd^en fcier= lid^ gcforbert. S)a§ S3atifonum l^attc fein SJbfel^cn auf ben 9ktionaIi§mu§ unb (ScmirationaIi§mu§ gcrid^tct, wenn befiniertc : „SBenn jemanb fagt, bic 3uftimmung äum d^riftlid^cn ©lauben fei nid^t frei, fonbcrn werbe burd^ bie Seweife au§ ber menfc^lic^en SSernunft notwenbig bewirft ... ber fei au§gefci^Ioffcn (sess. IV, c. 3, can. 5; Denz. 1814 [1661]). ®cr ©laube tft ein erfcnntntSaft, aber fein notwenbiger, fonbcrn ein oom freien SSiUcn gebotener. §erme§ battc gwifd^cn „6rfenntni§glaubcn" unb „^erjcnSglauben" unterfci^ieben , erfteren für notwenbig, le^teren für frei crflört. ©aburd^ l^atte er ben 31nla^ ju ber ßrflärung be§ SSatifa» num§ gegeben.

5lber wenn ber SQ3iße ben Sfntctteft jum SlffcnS gcwaltfam beftimmt, bann ift ber ©laube gcrabe in feinem beften unb legten Gleite blinb? ^eine§weg§; bcnn ber SQßiHc treibt ben SnteHeft jur 3uftimmung, weil biefcr i^n belehrt, ba| bie 3u» fiimmung etwaS @ute§ unb 9iotwenbige§, bie SSerfagung ber Suftimmung etwa§ S3i3fc§ unb SSerberbIid^c§ ift. DoKäiel^en alfo SnteHeft unb Söille mit gegenfeitiger Unterftü|ung unb ^Ülitwirfung ben einen fomplesitien ©laubenSaft. 9)Zü^te ber freie 2BiIIe beim Sntettefte nid^t tntertienieren, fonbcrn würbe bicfer burd^ feine eigene 6infid)t gur ^uftimmung beftimmt, bann wäre biefcr 5ttft ein notwenbiger 6rfenntni§aft, fein freier ©laubenSaft, fein 5Iutorität§gIaube. ®cr SQSitte mu^ aber fd^on beim gewij^nlid^en menfd()Hd^cn ©lauben, 3. ©. an gefd^id^tlic^e unb geogra^^ifd^e S^atfad^en, mitwirfen, wieoiel me^r erft beim ©lauben an iene SSa^r« Reiten, bie nad^ bem SSatifanum ber menfc^Iid^en SSernunft toöttig unjugönglid^ finb unb wofür einjig bic göttlid^c 5Iutorität ha^ 5ölotio ift.

9lod^ in einer britten ^infic^t fann ber SBifle auf ben ©laubenSaft einwirfen. (5;briftu8 fagt bei Soba«ne§: „2Ber aber bic SBa^rbeit tut, fommt an ba§ Sid[)t" Qo 3, 21). Unb wieber: „SBenn jemanb feinen Sßillen tun wttl, wirb er öon biefer Se^re erfennen, ob fic au§ ©ott ift" (So 7, 17). 3lu§ ber öom SBillen mit üorläupger 6rfenntni§ tiottbrad^ten guten 2;at foll alfo bie öoEcre ©Iouben§et!enntni§ folgen. ift fein Sweifel, ha^ bic üom SBillen eingeleitete religiöfe (Srfabrung fowobi betw Einfang al§ bei ber SSottenbung be§ ©Iauben§ eine gro^e JÄoIIc fpielt. Wan glaubt leidster, waS man liebt, unb man liebt, wa§ un§ f^mpat^ifd^ unb Iicbcn§» mürbig crfd^eint. S)iefen ©ebanfen {)at wieber 5iuguftin ftarf betont. 6r mad^t

§ 10. Ser t^eologifd^e ©laube an fid^. 55

ha§ 9Kafe ber ®otte§ctfenntni§ öon her Siebe be§ 2BiIIcn§ abhängig unb fiettt fie mä) 390 fogor öor bic @rfenntni§, roa^ [a mit feinem ®otte§6cgriff (Deus summum bonum) jufammenpngt. ®ic ©eelc untcrttJirft fid^ jucrft ©Ott, längt il^m in ber Siebe an unb wirb baburd^ mit einem neuen @rfenntnt§Iid^te begabt unb bur(i^ftra!^It. S)a|er fein ^Ijiom: ^nfomeit ertennen wir ®ott, qI§ wir ibn lieben (Eique inquantum caritate cohaesit, intantura ab eo lumine illo intelligibili per- fusa [anima]; De div. quaest. 83, q. 46, 2; ögl. Conf. 7, 16). SSgt. D. 3änfer, S)er Primat be§ SBilIcn§ öor bem SfnteÜeft bei 5luguftin, ©üterSlo^ 1907; §. 2Bet« nanb, ®ie ®otte§ibee ber ©runbjug ber SBeltanjd^ouung be§ bl. 5luguftin, Sßaber» born 1910, 47—51.

brauti^t foum bemerft ju werben, ba| in biefer feinen t3ft)(|oIogif(|en 5)^Qtcric fic^ ni(i^t Qfle§ einer angcftelltcn äußeren $8ere(!^nung fügen will, unb ba^ in D^eben- frogen 9!)^cinung§üerfd^iebenVitcn gi&t- ®er ©laube ift ber Seginn cine§ neuen SebenS. SBie aber bie erften 5Infänge öon allen fingen fel^r fd^roer gu er» flören ftnb, fo befonber§ bie Slnfänge be§ SebenS.

©egcnftanb be§ @Iaubcn§.

^Ia6) bem, tüQ§ früher über ba§ Objeft ber ürci^Iid^en ^nfoHibilität gefagt tDurbe, öerfte^t el fid^ leici^t, ba^ ber ©egenjianb be§ ©Iauben§ alleS unb nur ha^ allein ift, tt3a§ (Sott geoffenbart tjat 2)enn nur für bicfe§, ober auä) für biefeS alles tritt bie göttlid^e 5Iutorität bire!t unb uns mittelbar al§ SBürgfd^aft ein. 2öa§ an 2Ba|r|eit nic^t auf ©ott felbfl al§ Ouelle bireft 5urücfäufü§ren ift, ba§ fann ni(^t mit göttlichem ©lauben geglaubt merben.

(£inc ÜJicinung§oerf(|iebenl^eit l^enf(|t, wie fd^on früher l^eröorgel^oben, jmar U- trcp ber tl^eologifd^en^onflufionen (virtualiter revelata), S)ie 2;|omifien leugnen, ba^ fte mit göttlid^em ©lauben feftgel^altcn werben fönnen (ogl. Salmant., De fide, disp. 1, dub. 4, § 4 7; van No ort a. a. O. 150 ff). 51(nbere beia'^en fd^Iec^tl^in (ögl. Melchior Canus, De locis theolog. 1. 12, c. 5); nod^ anbere belogen bebingungSweife (Dgl. Suarez, De fide, disp. 3, s. 3, n. 11; Lugo, De fide, disp. "l, s. 13, n. 261; Schiffini, De virt. inf. 218 ff) : nämlid^ folc^e ^onflufionen gel^örten bann ^um Dbjefte be§ göttlichen (SIauben§, wenn f:c bie Äird^e befinierte. Slber bic ©efinition ber ßird^e be! tariert nur, tDa§> ge= offenbarte SBol^rl^eit ift, fann aber ba§ S3er§ältni§ ber SBal^r^eit jur Offenbarung nt(|t öerönbern.

3Ran mad^t aber nod^ einen Unterfd^ieb jmifd^en ben OffenbarungSwal^r^eiten unb fagt: ba§ i)rimärc ©(aubengobjeft ift ©Ott felbft, an fid^, in feinem ge^eimniS» öoUen Söefen. 2)a§ f efunbärc Objeft finb bann feine jeitlid^en SBirfungen, wie bie ©rlöfung, ©nabc, ©eligteit. (5r felbft ift auä) be§|alb :primärer ©Iauben§gegen= ftanb, weil aller ©laube auf il^n oI§ ben Ie|ten ©runb jurürfgel^t.

3:f)oma§ unterfd^eibet ben ©Iauben§gegenftanb nod^ in anbercr 2Bcife. 6inige§ ift an unb für fic^ (secundum se) Dbjeft be§ ©Iauben§, Wie allc§ iene§, woburd^ wir jum ewigen Seben geführt werben (§ebr 11, 1). ®aju gel^ört bie 2;rinität, Sfnfamation unb öl^nlid^eS. 3Inbere§ aber wirb in ber Sd^rift ju glauben öorgefteüt, um ba§ an fid^ ^u ©laubenbe offenbar unb flar gu matten (revelata per accidens). ©al^in gcl^ören aUe |)rofanwiffenfd^aftIid|en S)inge (ogl. S. th. 2, 2, q. 1, a. 6).

5Rimmt man bie öortiergel^enbe Unterfd^eibung baju, fo ergibt ftd^ eine ®rei= tctiung be§ ©rauben§gegenftanbe§ : ba§ |)rimäre unb prinji^ale Objeft ift ©ott, ba§ fefunbäre Objeft bilben aüe SBa^rtieiten ber göttlid^en 2Bir!ung nad^ au^cn, um unfer ^eil gu ermöglicfien ; unb ha^ afaibcntelle Dbieft aflc jene SBa^r^eiten, bie nur mit ben foeben genannten m i t offenbort, mit berichtet werben, ol^ne bo^ fic eine Sßejiel^ung ^u unferem §eile |aben. ©ie werben aud^ nur mit ben anbern ge= glaubt, nid^t au§brüdlid§ (fides per accidens, non per se).

56 Einleitung. Sö^citeS ßopitel. ®ie bogmatifci^en @rfcnntm§^rinäi:|)icn.

5priöQtoffcnborungen, h.f). jold^c Offenbarungen, ml^ixiaä) htm o^ofto» lif^en Seitalter an cinjelne ©laubige t)erfönUd^ gcfd^c^en, Begrünben unb öerme'^ren tiid^t ben ®Iaubcn§gcgenftanb, fonbern „regeln nad^ 3:i^oma§ nur bie menfd^Iid^en Xötigfeiten" (S. th. 2, 2, q. 174, a. 6 ad 3). ^iur ber em|)fänQer W fie ju glauben (f. theologica) unb ju beobad^ten, nid^t anberc. ®ie fird^Iidfee ^ip^robation, bie i^nen bisweilen ^uteil h)irb, l^at nur bie negatiöe Sebeutung, bo& in il^nen nichts gegen ©loube unb ©Ute 5ßer[to^enbe§ enthalten ifl.

Ob aud^ bie bogmatifd^cn Definitionen (propositiones fidei) jum ®egen= flanbe beS göttlid^en ®Iauben§ gel^ören, ^ot man neuerbingS berneinen ju follen ge= meint (A. Lefebvre, L'acte de foi 276—278) mit Berufung auf %f)oma§. Mein wenn aud^ bie „gormein" an fid^ nic^t infpiriert unb reoelicrt, fonbern fird^= lieber Prägung finb, fo ifl bod^ if)r ©inn unfehlbare ®Iauben§Ie!^rc. Sm onbcm gattc öerlören bie gefamten fird^Iic^en @ntfd^eibungen i^ren bogmatifc^en SBcrt. ©ie Wären, mie Soifti fagt, ber „jeitgemäBe 5lu§brudf be§ fird^Iid^en ®Iauben§= bemu|tfein§, ber mit bem gortfd^ritt ber SCßiffenfd^aft unb Kultur flct§ neue 2Banb= lungen erlebt".

©er @Iouben§grunb.

S)er le^te unb einzige ©runb, m^^alh ber ©laubige bie SSo^r^citen ber Offenbarung annimmt unb feft^ält, ift nad^ bem SSatifanum ©otte§ untrüg= lid^e 5Iutorität (Deus revelans qui nee falli, nee f allere potest; sess. III, c. 3). ®o^er fagt bie ©d^ule, ba^ ©ott bQ§ t^ormolobjeft be§ ®Iouben§ (obieetum formale fidei) ifl ; bie göttliche 5Iulorität ifl gleic^f am bie ©ein§form in jebem ©loubenSafle, ba§ 53eflimmenbe, warum man bie einjelnen «StüdEe ober 5trlifel be§ ®Iauben§gegenflanbe§ (obieetum materiale fidei) annimmt, ßein ®Iauben§a!t o^ne biefe g^orm. 55ie göttlid^e 5Iuloritöt ifl ber cinjige ®Iauben§= grunb; gibt baneben ni(^t nod^ anbete @Iauben§grünbe. SBo^I gibt nod& entferntere 5)iotibe, bie un§ ä^^i" ©lauben in i^rer SBeife l^infü^ren, aUt im ®Iauben§a!le felbfl ifl ba§ t^ormalobjeü ©ott, feine Sluloritäl allein. S'lid^t elmo ge^en bie ©Iaubtüürbig!eil§grünbe (motiva credibilitatis) in ben ®Iaubcn§= a!t als i^orm mit ein ; benn fie finb nur natürlid^e. 5tud^ nid^t bie 5Iulorität ber ^ird^e (propositio eeclesiae); benn bie ^ird^c legt ben ©lauben im ^amtn ®otle§, nic^t in eigenem 9Zamen bor. %uä) gibt el unb gab t)oc unb au^er ber ^ird^c magren unb eigentlid^en erretlenben ©lauben. SBaS bie ^ird^e in eigener 5Iutorilöt borlegt, ifl eben ürd^üd^er ©laube (fides eccle- siastiea). 2)ie ütd^Iid^e $ßer!ünbigung ifl ©Iauben§ r e g e I (regula fidei), unb jtoar näd^fle; b. ^. fie ifl ba§ @r!enntni§mittel für ben ©loubenSinl^all, nid^t ber ©runb für feine 5(nna!^me.

5Iuc^ folfd^c Siuffoffungcn öom ©laubcnSgrunbe würben im Saufe ber Seit üorgetragen. <So l^ält ber 9ialionali§mu§ unb ©emiralionaliSmuS (§er= mefiani§mu§) bie eigene @infidf)t in bie SBal^rl^eit felbfl für ben ©laubenSgrunb. ©egen biefe 5lnfid^t ridfjtete ba§ SSotifanum feine grflörung öom ©laubcn (sess. III, c 3) unb feine ©efinition mit ber ?lnbro|ung be§ 5Inal5em§ (ebb. can. 2). ßine anbcre, weniger gefä^rlid^e, aber falfc^e, unhaltbare SJieinung Witt bie Autorität ber ^ird^e jum ©laubenSgrunbe machen (ScotuS, ©uranbuS, bc SJ^cbino). äßenn 5luguflin fid^ für ben ©louben an ,ba§ Stiongclium auf bie ^ird^e beruft, fo ifl ba§ im ©inne öu^erer Söejcugung unb Überlieferung äu öcrfle'^cn, ni(^t al§ innerer ©laubenSgrunb. 9)ian fann aud^ nid^t mit SJield^ior 6anu§, Sa^)reolu§, SSancj bie ©nabe al§ legten ©Iauben§grunb l^inftetten; benn bie ©nabe ifl milwirfenbc Urfad^e be§ ©laubenS, nid^l obieftiöcr ©runb beSfelben. (Somit bleibt bie götllid^e ^Kutorität ottein al§ ©Iauben§grunb.

§ 10. S)er t^eologifc^c ©laubc an ftd^. 57

Unb bicfc 2(utorität ttirb toieber öon ben S^cologen bo'^in tiä^cr beftimmt ha^ fte l^ergeleitct wirb bon (Sott jpcjiett al§ ber erfien SBal^rl^eit (veritas in cogno- scendo et dicendo), nid^t ettoa mit SBU^elm öon ^oriS oon ®ott al§ bcm ^ötJ^jicn §crrn, bem tttr ©e^orfam fc^ulben, nienn unb tt)a§ immer er un§ offenbart unb befiehlt, greilid^ ift biefer religiöfe ©e^orjam infoioeit mit ®Iauben§grunb, als ber SStHe feinerfeit§ ben (SIauben§aft mit öolljie^t. ©al^er tonnte au6) oben (©. 52) eine 3iei^e 33ibelftellen hierfür angeführt werben. S)o aber le^tlid^ unb formell ber ©laube ein 5lft be§ 3nteIIefte§ ift, momit ba§ SSal^rc feftgcl^alten toirb, fo mu^ auä) bcmentfpre(i§enb ®ott al§ S^nbegriff ber SBa^rl^eit (prima veritas) fein gormalobjeft fein.

Unnötig ftrcitet man barübcr, ob ba§ fo gu berflel^en fei, ha^ (Sott aud^ al§ effent teile SBa^r^eit (prima veritas in essendo; ipsum esse subsistens), al§ ba§ Urfetn babei in S3ctrad^t fommc, ober blo^ al§ Urmei^^eit unb Urioa^rl^aftigfeit. ®a§ göttliche ©ein ift allerbing§ ber le^te ontologifd^e ©runb für bic göttliche SBeiS^eit unb SSa^r^aftigfeit unb infofern bie le^te fac^Iid^e SSurjel unfereS ®Iau« ben§, aber ber nöci^ftc formelle ©runb ift nici^t fein abfoIute§ Sein, fonbern feine 2Bei§^eit, bie alle 2Baf)r^eit in fid^ befi^t (veritas in cognoscendo), unb feine SBa^r^aftigfeit , bie Weber lügen nod^ betrügen fann (veritas in dicendo). 3)iefe beiben 5IRomente fmb erforberlid^ unb l^inreic^enb , ben legten (SIauben§grunb ju bilben. ®iefe beiben allein fütirt ba^er aud^ ba§ SS a t i f a n u m an. 5)ie S^eologen fontroöertieren aud^ nod^ bie ö^^age, ob bie Satfad^e ber Offenbarung ein |) a r 1 1 a I e § inneres ®Iauben§motiö fei ober bie äußere 93ebingung beSfelben (conditio sine qua non), mag genügen, ju bewerfen, ba& manche 3:^eoIogen ber 5Inftc^t finb, eS feien bie beiben eben genannten OJ^omente, ®otte§ 2Bei8^eit unb SBal^r^aftigfeit, allein nid^t genug, ba ftc un§ wo^I t^coretifd^ jum (Stauben beftimmen fönnten, ober jum wir!Iid()en ©lauben gel^öre aud^ bie Söejic^ung ouf bie faftifd^e Offenbarung, woburd^ ©Ott eben feine 2Bci§ieit äu^erlid^ befunbet l^at (ogl. Pesch, Praelect. dogm. I^ 99 ff).

^Prafttfd^e g-olgerung. SCßeil bie Slutoritöt ©otte§ ba§ Sormolobieft bcS ©loubenS ift, beS^atb ift aud^ notwenbig, wenigftenS im|)Iijite unb im allgemeinen ben ^erfönlid^en (SIauben§aft auf ©ott ju bcjie^en. 93efonber§ foflen aud^ ^inber unb (Einfältigere angeleitet werben, ba^ fie in rechter 2öeifc biefen wichtigen 5lft üben. ift ®otte§ ?lutoritöt, worauf ber ©taube fid^ grünbet, nid^t bic 3Iutorität ber Äird^e ober be§ 9teUgion§Ie^rer§.

S)er 55ewei§ bafür, ba$ ©Ott allein ber le^te ©runb unfereS ©laubenS ift, lö^t ftd^ leidet au§ ber «Schrift führen. S^riftua ift gewohnt, fxd^ für feine Seigre, wofür er ©lauben forbert, auf feine eigene Autorität ober auf ©ott ju berufen (ü)tt 5, 17—48; 11, 25—27; 24, 35. ^o 3, 11 19; 8, 14 26). md} ^aulu§ ift 5Ibra^am ber %t)pu^ eine§ (Staubigen ; fein ©taube war aber ein öölliger SSerlo^ auf ©Ott gegen jebe eigene Sinfid^t (^öm 4). ®er 5Ipoftet tobt bic X^effatonid^er. ba^ fie feine ^jjrcbigt angenommen ^aben „nid^t at§ boa 2Bort t)on OJienfd^en, fon= bem wie wo^rl^aftig ift, al§ SBort ©otte§" (1 3:^eff 2, 13). pr biefc ?tuf= faffung fprcd^en aud^ bie S3eifpielc ber ©löubigfeit, wetd^e ber ^ebräerbricf {^ap. 11) onfü^rt. Über bie SSöter ügt. Siefe, S)er l^cilSnotwenbige ©taube 74 ff.

@ine befonberc ©(^tüierigteit ber ©loubenSannl^fc liegt öor, ttjenn man bie ^^^rogc aufroirft, toie ber ©töubige be§ foeben angegebenen testen unb einzigen ©taubenagrunbeS getoip tuirb. ?Jiimmt man für biefen lieber einen anbern äußeren ©runb an, bann fietlt fid^ bie ^yroge öon neuem in Sßejug auf biefen ein unb fo bi» in» Unenbtic^e. SöBt man i^n aber in unmittelbarer natürtic^er (Sinfid^t erfopt tuerben, bonn fäHt bic Über= natürtid^feit be§ @Iauben§ ba^in (Peiorem sequitur semper conclusio partem). (Sa tüürben bann bie ©laubtöürbigfeitSgrünbc (motiva credibilitatis) mit ben ©taubenigrünben (motiva fidei) äufommenfatlen. Ser ©taube

58 ©inleitung. 3toeite§ ßa^Ditel. ®ie bogmütif(i^en 6rfenntni§pnnat))ien.

toöre ein notürliii^e» Üläfonnement. 9loc^ ein britter 2öeg toörc ben!6or: bcr le^tc ®lQuBen§9tunb toirb o^ne treiteren onbcrn @runb tue gen [einer feI6[t geglaubt. 5l6er ba§ ift ein offener ^i'^^el ®amit finb bie ©(|)tt)ierig!eiten in ber (BlaubenSanoI^fe blolgelegt.

Sßir geben qu§ bcn longcn, einbringenbcn unb fdjioierigen 53er!^anblungcn, bie ]^QU|}tjä(i^Ud^ in bie nad^tribcntinifd^e Seit fallen, bie SöfungSöerfud^e furj an. ^ad) ©uarej wirb ba§ gormalobjelt (Deus revelans) wegen feiner felbft unb bire!t ge= gloubt ofine einen weiteren ©runb. ^n ein unb bemfelbcn ®Iauben§aftc glaubt man folgenbe 5!Jlomente: juerft unb unmittelbar bie 2:atfad^e ber Offenbarung, bafe ®ott f|)rid^t unb ba^ er wa^rl^aftig ift, bann mittelbar unb fonfequcnt, bafe ber Dom ©lauben erfaßte ^n^alt wabr fei. 91uf biefe SBcife ift bie Übernatürlid^feit be§ SlfteS geborgen, aber er entbehrt eben ber logifd^en tj^olgerid^tigfeit. ©uarej felbft antwortet auf bie grage, wie man ben erften ®Iauben§grunb wegen feiner felbft glauben fönnc, mit ber 51u§flu(i^t in§ „®e^cimni§".

Sugo, bem granselin unb anbere folgen, berfud^t bie Söfung in folgcnber SScife: S)ie eine SCßabrl^eit, ba^ ©ott wabrl^aftig ift, er!ennc iä) au§ bem ©otte§begriffe felbft unb unmittelbar, o'^ne einer anbern 33egrünbung ^u bebürfen. ®ie anbere SBa^r^cit, ba^ er biefe§ unb iene§ ®ogma geoffenbart l^at, erfennc iä) ebenfaES unmittelbar, wenn oud^ etwas bunfler. Sn ben bie eigentliche OffenbarungStatfad^e fortwäbrcnb bi§ auf unfcrc S;age bejeugenben 2ßunbcrtatcn unb fittlic^en SH^irfungen ergreift man biefe DffenbarungStatfac^e felbft noc^ täglid^. ®iefe Sejeugungen finb nad^ einem Silbe ffranjelinS ebenfoüiele 9labien, worin ba§ göttlid^e 2Bort oor un§ crglänjt unb feinen göttlichen Urf|)rung manifeftiert (De Trad. et Script. Append. c. 4 u. 5). SBie man ben §reunb an ber ©timmc, ben ?lutor an ben ©ctiriftjügen, ben dürften am ©e|)räge feineS ©iegelS erfennt, fo erfennt man bie Offenbarung al§ göttlich an ienen ^[atfad^cn.

^aä) biefer 2;'^eorie ift bann aber ber Ic^te ©laubcnSgrunb ntd^t fo febr ©ott an fid) al§ erfte SBal^rbeit, al§ bielmebr unfere natürlid^e ©inftd^t oon, t^m unb bem OffenbarungSfaftum. SSenn man fid^ aufbie®nabe beruft, um bie Übernatürlid^feit bc§ ?lfte§ ju retten, fo reicht ba§ ni(^t au§; ber obfeftiöe ©runb an fid^ mu^ über= natürlicb fein, ni(^t nur unfere ßrfenntnis jenes ©runbeS. ©aju ift bie ?lnnabme eine§ fortbauernben Offenbarung§faftum§ auc^ oiel ju mt)ftif(^ unb oerfd^wommen, unb wenn fie auc^ su 9lec^t beftänbc, fo erfännte man fie bod^ nid^t unmittelbar, fonbern mittelbar, nämltd^ in ben oben genannten wunberbaren SEßirfungen.

©ine britte, neuere, bon ^efd^, S3illot, ©d^iffini, üan9^oort unb anbern bertrctene Söfung lä^t fic^ nad^ bem le^tgenannten 5lutor in folgenbe ©ä^e faffen: 1. ®ie 5lutorität be§ fid^ offenbarenben ©otteS erfennen wir einjtg au§ bcn ®laub= würbigfeit§grünben, alfo mittelbar. 2. S)er ©laubenSalt ift fein biSfurfioer, feine logifd^e Schlußfolgerung, in weld^er bcr eine ©a^ um be§ oorbergcbcnbcn willen er« fannt unb angenommen würbe. (5r gebt fofort auf ben ganjen ©laubcnSgegenftanb in einem 5Iffen§, fo ha^ wer 3. 93. bie 3:rinität glaubt, nic^t erft an bie göttlid^e 5tutorität unb bann an \)a^ ®ogma bcr 2)reieintgfeit glaubt, fonbern in einem ein= fad^en 5lffen§ an bie S)reteinigfeit glaubt unb an bie Autorität ©ottc§, weld^e oorbcr fd^on in natürlid^er ©inftd^t erfannt würbe. Unb jwar wirb bie göttlid^c 5lutorität nid^t als materieller ©laubcnSgegenftanb fcftgebaltcn unb man ^abz beS^alb auä) nid^t ju fragen, warum man an fie glaubt , fonbern nur alS ©runb (ut quo, propter quod), Oon bem man fcbon anberweitig überzeugt ift. §ierburd) wirb ber fd^wierigfte ^-Punft auS ber ©laubenSanal^fc entfernt. 3. ®aS ©laubenSmotio ift bie Slutoritöt ©otteS, unb jwar an fid^, nid^t unfere ©rfenntniS oon ibm. SBenn wir biefe 5lutorität aud^ nur natürlid^ erfennen, fo erfennen wir fie bod^ in allen gällen als eine fold^c, ber an fid^ baS böd^fte moralifd^c 5lnfeben innewobnt unb ber wir fd^led^tbin unS ju beugen baben, wenn fie f^]ri(|t (SSatif. sess. III, c. 3). S)aber unterwirft ibr ber SB i 11 e ben Sntellcft audb f ofort unb ööötg. 6S fann alfo unfere „Suftimmung jum ©laubenSgegenftanbe eine über alleS fefte fein, obfd^on unfere Überzeugung oon ber SBabrbaftigfeit ©otteS unb ber Offenbarung§tatfadbe nur

§ 11. S)aS SBiffen in bem ©lauBen, 59

al§ einfadö gen)i| erfannt tüirb. Unb bennod^ ^at jener 3uftimmung§oft nur ©ott allein ium 3Roim. 4. ©aniit jc^eibet bte Q^roge, loo^er loir bie 3lutorität ®otte§ er» fennen, qu§ ber ganjen Serccä^nung au§ ; fte berührt nid^t mel^r ba§ ©loubenS m 0 1 i ü, fonbern bie SS or beb in gung be§ ®lQuben§. grage id^ jemanb: SBorum gloubft bu bie t;rinität? fo onttoortct er: SBeil ©ott geoffenbort §Qt, ber meiner 3u= ftimmung burc^au§ tuürbig ift. 6ine weitere ^roge, warum benn ©Ott ©lauben Derbient, ift in fid^ törid^t für ben, ber ©ott f e n n t. SBenn id^ aber frage : äöo^cr fcnnt man ©ott?,, frage id^ nic^t mc^r nad^ bem gormolobjefte, fonbern nad^ befjen SSorbebingung. ^^nlid^ öerl^ält fid^ au(i mit bem m e n f d^ H d^ e n ©lauben. 3d^ glaube eine %U]t, bie 5Iuguftin ober 3:i^oma§ ücrteibigt, auf beren ^lutorität, nid^t toegcn ber ©rünbe, bie öiefieidfit bie ^ritif für biefe Slutorität anführt.

3Iber mo^er ift bie Über na türlid^ feit be§ ©Iauben§motio§ abjuleitcn? ®le ©nabe üermag fie nid^t objeftib ju beroirfen. 3)^an antwortet : 2)ie 6rfcnntni§ ber Slutorität ©otte§ ift eine natürlid^e; bagegen ift bie 3Iutorität felbft, an fid^, ctroaS Übernatürlid^e§; benn bie Cffen6arung§tatfad^e unb bie ©eltenbmad^ung feiner SSa^r» l^eit unb SBa^rl^afttgfeit gebührt unjerer 9iotur nid^t, wie fic aud^ nidöt auf einen natürlid^en, fonbern übernatürlid^en 3wedf gerid^tet ift. Sgl. G. van Noort, De fontibus rerelationis necnon de fide divina (1906) 232 244; Pesch, Prael. dogm. VIII^ 144—162; Schiffini, De virt. inf. 195 ff.

Me übrigen fjragen über ben ©lauben faHen ber ü)?oraIt!^eoIogie 5U. S)ie 9? ot tuen big feit be§ ©Iauben§ wirb in ber 9ied^tfertigung§Ie]^re be^anbelt.

§ 11. ^aS Söiffen in bem ©lauben.

Stteratur. ßleutgen, S^eol. ber SSorjeit V^ 432 ff. ßu^n, Einleitung 117 ff 130 ff. ® ör^olt, Über bie (gntwicHung unb ben g^ortfd^ritt in ber 3:^eo= logie (1892). (5d{)eeben I 358 ff. C)einrid^ II 655 ff. J)urter I 500 ff. Pesch, Prael. dogm. VHP 87 ff. Lepicier, De stabilitate et progressu dogmatis (-1910). A. Palmieri, II progresso doramatico (1910). 5) er f., Theologia dogmatica orthodoxa (ecclesiae graeco-russicae, 1911) 31 ff. S)ie bogmengddf)id^tlidöen SEßerfe öon ßlee, 3obI, ©d^wane, 3:ijeront, ^arnadf, ©eeberg, 2oof§. Über SBifjen unb ©lauben fiefie bie Literatur bei © d^ a n 3 = ^ 0 d^ I * 66 ff.

2öie ein 2öif[en gibt, ba§ ben ©lauben borbereitet unb einleitet, jenes nömlid^, ba§ fid^ au» ber Prüfung ber ®Iaubtt)ürbig!eit§grünbc herleitet, fo gibt aud^ ein Söiffen nad^ ober in bem ©lauben, auf ©runb be§ ©lauben». S3eibe§ aber ift toefentlid^ berfd^ieben. 2)q§ erfte ift ein rein notür= Ii(^e§, bQ§ anbere ift ein übernatürlid^eS, tt)enigften§ infofern, qI§ feine ^rim jipien im ©lauben erfannt unb feftgel^alten werben muffen. (5§ gibt fomit, loie ba§ 93 atifanum ausführt, eine b 0 1) p e 1 1 e (5r!enntni§orbnung